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Glücksspielsucht - Entzugssymptome

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Re: Glücksspielsucht - Entzugssymptome
« Antwort #15 am: 08 März 2025, 21:41:29 »
Zitat
Ja da hast du recht. Heimlichkeit und lügen muss ich aber leider aufrecht erhalten. Meiner familie gegenüber kann ich das niemals öffnen. Da gibt es leider eine längere story. Da muss ich irgendwie alleine mit meiner Therapie durch und es selbst schaffen :(

Nur mal kurz, bevor ich weiter die Nachbarschaft wegen des Straßenbaus tyrannisiere ...

Die Meisten hier haben eine längere Geschichte. Die Meisten hier haben in der Vergangenheit Versprechungen gemacht, die sie niemals einhalten wollten. Die Meisten hier wollen es "alleine" schaffen ...

Weisst Du, was das Einzige ist, was Du mit "alleine" schaffst? Du schützt Deine Sucht!

Nun machst Du ja schon viel für Deine Genesung, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass Du, was die Glücksspielsucht betrifft, zwar alles mitnimmst, was Du kriegen kannst, aber vom Herzen her doch eher halbherzig ... oder irre ich mich da?

Als ich damals meinen Eltern mitteilte, dass ich nun endlich spielfrei sei und das aus eigenen Stücken ... was denkst Du, ist da passiert?
Ich bin rausgeworfen worden, weil erst einmal nur die Nachricht durchkam: Er hatte wieder gespielt!
Ich bin trotzdem weiter spielfrei geblieben, weil mir bewusst geworden ist, dass ich mir mehr schade als nutze mit dem Glücksspiel. Auch mehrfache schwere Zeiten konnte ich spielfrei durchleben, dabei aber lernen, mit den Krisen umzugehen.

Hast Du schon mit den Listen begonnen? Eigentlich müsstest Du das Thema ja schon kennen. Wieso nicht? Was hat Dich abgehalten? Was galt es zu beschützen?

Sage es Deiner Familie und höre auf mit den Lügereien. Wie rechtfertigst Du sie Deinem eigenen Gewissen gegenüber? Auch hier kann ich Dir nur meine Erfahrung wiedergeben ... seitdem ich nicht mehr lügen "muss", fühle ich mich freier, als ich es davor jemals gewesen war. Mein Selbstbild hat sich stabilisiert! Ich bin der geworden, der ich sein wollte. Dabei bin ich nicht perfekt und will es auch gar nicht sein. Doch es hat sich eine Zufriedenheit über meine eigene Person eingestellt. Nichts überkandideltes, versteht sich ... eine Zufriedenheit meine ich, die ich als "normal" empfinde, weil der innere Kritiker nicht mehr allzuviel laut wird.
Wie viel Zeit habe ich mit dem Ersinnen und der Aufrechterhaltung der Lügen verbracht ... uuaaahhhh ... #schüttel# ... dazu die Zeit für die Suchtmittelbeschaffung und und und ...
Da liege ich doch lieber heute mittag mal kurz auf der Couch und lasse Dich an meinen Erfahrungen teilhaben. Es hilft auch mir, meine inneren Hürden für das Glücksspiel zu stärken und abstinent zu bleiben.

Und nun gehe ich noch eine Nachbarin belästigen, bevor ich gleich zum ersten Mal ein Chilli con carne koche ... die ersten Inkredenzien sind bereits gefitscht und warten darauf im Topf zu landen.

Wenn das Wetter so bleibt, werde ich morgen wohl den Grill anwerfen. Hatte mir ein Rinder- und ein Lammpatty vom Fleischer mitgebracht. Eine Herausforderung wird das Gurkenrelish sein, welches ich dazu kochen muss. Für zwei kleine Burger extra den Grill anzuwerden, ist zwar etwa opulent, doch darüber mache ich mir heute keine Sorgen mehr ... dank Spielfreiheit!

Hi,

danke dir für deine Zeit. Freut mich zu hören das du es in den Griff bekommen hast  :). Du bist auf jeden fall da stärker als ich.
Die Liste habe ich direkt gestern schon gemacht und natürlich sehe ich da wie viele vorteile man ohne das spielen hat. Man hat nämlich mit dem spielen, garkeine vorteile. Es ist einfach das dümmste was man mit sich machen kann. Und dennoch hat man es so lange gemacht, verrückt. Ich arbeite gerade daran den tag zu finden es meiner gesamten familie zu öffnen. Das wäre der letzte und wahrscheinlich wichtigste schritt für mich, aber bis jetzt der schwierigste. Ich schaff es irgendwie nicht deren gesichter zu sehen wenn ich mich öffne. Oder den alltag danach zu erleben, wie keiner mehr mir vertraut oder sonst was. Ich denke mir immer wieder wie bin ich eig damals aufs zocken gekommen und warum, wieso habe ich das verdient....

Aber um es aktuell zu halten. Heute fühle ich mich wieder top fit, gott sei dank. Die Symptome sind weg. Die sucht bleibt aber. Habe aber dennoch nicht gespielt und werde es auch nicht. Will das einfach für immer los werden.

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Offline Olli

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Re: Glücksspielsucht - Entzugssymptome
« Antwort #16 am: 09 März 2025, 06:38:08 »
Hi Onex!

Benutze bitte unten die Schaltfläche "antworten" und nicht immer "Zitat"! Da wir hier ja flüssig aufeinander antworten, brauchen wir nicht jedes Mal das wiederholen, was der Vorgänger gesagt hat. Möchten wir auf eine spezielle Passage antworten, dann zitieren wir eben den einen Satz, manchmal auch Absatz. Weniger "Vollzitate", wie ich sie nenne, machen das Lesen einfacher, da den Thread erheblich kürzer.

Zitat
Du bist auf jeden fall da stärker als ich.

Entschuldige, das ist ein vollkommen unnötiger Vergleich. Sicherlich wolltest Du hier freundlich sein, Du setzt Dich selbst aber damit herab.
Was bedeutet denn "stark" sein? Ist der Begriff hier überhaupt anzuwenden? Viele benutzen hier auch schon mal den Begriff Willensstärke. Doch eigentlich ist dies eine Wortwahl von Personen, die keine Ahnung von Sucht haben. Es ist ein bekanntes Vorurteil.
Ganz im Gegenteil besitzen die meisten Spieler sogar unwahrscheinlich viel Willensstärke, setzen sie nur falsch ein. Schaue Dir Deine Person an. Wie viel Energie hast Du bisher fürs Spielen eingesetzt? Das, obwohl Du diese psychosomatischen Symptome entwickelt hast? Wie viel Energie setzt Du bisher permanent ein, um Dein Spielen zu verheimlichen? An Geld zu kommen und und und ...?

So sei Dir gewiss, dass ich keinesfalls "stärker" bin als Du. Vielleicht habe ich in meinem Leben ein paar mehr Erkenntnisse entwickelt oder erarbeitet. Doch Du kannst Dich auf dem Weg dahin sehen. Nenne es ruhig den "Altersvorteil" ... :)

Nein, nein, mache bitte nicht solche Vergleiche. Du bist ein wertvolles Wesen und brauchst Dich nicht zu vergleichen. Wie siehst Du Dich denn in Deiner SHG? Als Bittsteller? Auch hier bist Du Einer unter Vielen. Auch die in Abstinenz geübten "alten Hasen" profitieren von Deinen Erfahrungen! Hier herrscht ein permanentes Nehmen und Geben!

Von zwei Dingen bin ich absolut überzeugt: 1. Jeder ändert irgendwann seine Einstellung zum Glücksspiel und beendet es! 2. Alles, was Du dafür brauchst, steckt bereits in Dir! Es braucht nur ans Tageslicht gebracht werden,

Zitat
Es ist einfach das dümmste was man mit sich machen kann.

Auch hier ... bist Du nun folgerichtig der dümmste Mensch auf Erden? Nöööö ...
Denken, Fühlen und Handeln sind untrennbar miteinander verknüpft. Das Glücksspiel wird gerne als Störung der Gefühlsregulation gesehen. Damit ist die Störung nicht logisch. So mancher nutzt das Glücksspiel als vermeindliche Selbstmedikation. Es ist positiv besetzt und erfüllt damit einen Zweck.
Doch es macht tatsächlich ja nichts besser ... es verdrängt nur die problematischen Themen zeitweise und schafft dafür neue.
So, als ob Du einen Reifen, in dem ein Nagel steckt, immer wieder neu aufpumpst. Das Aufpumpen löst nicht das Problem des Nagels. Und da der Nagel nicht entfernt wird und die Luft immer wieder entweicht, leidet die Karkasse des Reifens unter Belastung.

Zitat
Oder den alltag danach zu erleben, wie keiner mehr mir vertraut oder sonst was.

Auch hier wieder ein "Nein" von mir und die Bitte: Verdrehe nicht den Kontext! Die Ereignisse, die den Vertrauensverlust begründen, die liegen bereits in der Vergangenheit! Es ist nicht die Offenbarung, die Vertrauen zerstört ... im Gegenteil! Sie ist es, die wieder Vertrauen aufbaut! Jeder Tag, an dem Du schweigst, ist ein Nagel zu Deinem (Vertrauens-)Sarg! Lasse Dich von Deiner Familie überraschen. Vor allem aber kann sie Dich im Anschluss unterstützen ... z.B. mit einem gemeinsamen Geldmanagement, bei dem Du auch wieder Vertrauen aufbauen kannst.

Zitat
Ich schaff es irgendwie nicht deren gesichter zu sehen wenn ich mich öffne.


Also verspürst Du Scham und Schuld? Das ist doch prima! Dann weisst Du, was richtig und was falsch ist! Die Scham soll helfen die soziale Gruppe zusammen zu halten. Der eine macht etwas, was die Scham auslöst und die anderen reagieren darauf. Zunächst vielleicht mit Ablehnung, doch auch das wäre doch eine Schädigung der Gruppe. Also wird Unterstützung angeboten. Etwas Gemeinsames ... zur Stärkung der Gruppe.
Scham ist leider ein Blocker. Er hindert uns oft daran, das Richtige zu tun. Doch Scham kann überwunden werden!

Zitat
Will das einfach für immer los werden.

Das will doch jeder ... Leider sieht die Realität anders aus. Die Sucht wird Dich Dein Leben lang begleiten, Doch mit Achtsamkeit und vielem Weiteren kannst Du die Sucht zum Stillstand bringen. Auch als Ziel ist Deine Aussage viel zu hoch angesetzt. Du "erlebst" den Erfolg der Zielerreichung nun mal nicht mehr.
Wir Spieler bescheißen Gott und die Welt ... am meisten aber uns selbst. Wieso dieses eine Mal diese "Kompetenz" nicht zu unserem Wohle nutzen? Denke in 24 h. Sage Dir: "Ich erlaube mir nur für heute abstinent bleiben zu dürfen."  Morgen und jeden weiteren Tag Deines Lebens machst Du das wieder und wieder. Der Vorteil hier: Du erlebst täglich Deine Erfolge!
Um Dir dies "vor Augen" zu führen, drucke Dir einen Jahreskalender aus und mache Dir an den spielfreien Tagen einen grünen Punkt. Hänge den Kalender dort auf, wo Du ihn immer siehst. Solltest Du rückfällig werden, dann mache einen roten Punkt.
Sei hier aber bitte konsequent bei der Umsetzung und auch ehrlich!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Glücksspielsucht - Entzugssymptome
« Antwort #17 am: 09 März 2025, 08:33:16 »
Guten Morgen Olli,

hoffe dir geht es heute gut.
Danke für den Tipp mit dem Kalender, habe ich direkt gemacht jetzt. Finde ich ist ein guter punkt weil man es jeden tag vor seinen augen hat.
Das einzige was mich momentan killt ist diese Angst. Ich weiß das diese Angst nicht real ist und ich diese Angst selber mir einjage. Anfangs hatte ich gute kontrolle darüber, jetzt aber seit dem letzten rückfall irgendwie nicht. Fällt mir sehr schwer die kontrolle wieder darüber zu gewinnen. Weiß nicht was ich da machen kann. Hab jetzt mal ne email geschrieben am therapheut mir vorher ein termin zu geben....

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Offline Olli

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Re: Glücksspielsucht - Entzugssymptome
« Antwort #18 am: 09 März 2025, 09:04:42 »
Hi!

Prima ...

Was bei Suchtdruck funktioniert, hilft vielleicht auch gegen die Angst ... das Wellenreiten ...

Das ist eine Suggestionsübung, die Dir helfen kann, die Angst in den Griff zu bekommen und gleichzeitig Dir hilft, Dich besser zu verstehen. Google einfach mal danach. Wenn Du einen Termin hast, spreche Deine Erfahrung dort dann auch unbedingt an.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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