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Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?

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Offline Ilona

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Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #30 am: 24 April 2008, 10:36:20 »
Liebe Dani,

für mich hört sich das so an, als bräuchte dein Freund eine Rückfallbehandlung. Eine zweimonatige Therapie hat er ja bereits gemacht. Jetzt ist er rückfällig, d.h. er muss nicht alles neu erlernen, sondern nur auffrischen. Da ihr ja jetzt zu zweit seid, kann es auch nicht schaden, wenn du ebenfalls daran teilnimmst (Angehörigengespräche oder Angehörigengruppe). Eure Erfahrung zeigt ja, dass es so wie ihr es euch vorgenommen habt nicht klappt. Es macht wenig Sinn, immer wieder aufs Neue einen Weg zu gehen, der nicht ans Ziel führt. Probiert doch mal einen neuen aus!

Alles Gute, Ilona
« Letzte Änderung: 24 April 2008, 12:52:28 von Ilona »

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Offline Chris

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Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #31 am: 24 April 2008, 11:07:12 »
Hallo Dani,

eine schöne Liebeserklärung. Ich hoffe, Du hattest nicht den Eindruck, ich würde Eure Liebe in Abrede stellen (war nicht meine Absicht).
Ich wollte Euch nur meinen Weg als Bespiel zeigen, wie man es machen kann.
Ich denke es ist wichtig, das er nicht nach Geld fragen muß, das ist entwürdigend. Besser ist, das Geld (Taschengeld) liegt immer am gleichen Ort und er kann es sich dann nehmen. Wenn er es täglich braucht, dann liegt eben "in der Tasse im Schrank" jeden Morgen der 10er oder 20er drin.
Wenn er sich unwohl fühlt, mit 30 Euro, dann sollte er vermeiden soviel Geld bei sich zu haben und wenn er noch 20 in der Tasche hat, dann kann er auch mal (mal ansprechen !) sagen, "Schatz, heute brauche ich kein Taschengeld !" Mal probieren, das macht auch ein gutes Gefühl, weil man sich dann sagen kann JA, wieder ein kleiner Schritt nach vorn !
Auf lange Sicht muß er aber lernen, auch etwas mehr Geld bei sich habe zu können....aber das wird kommen !

Zu Euren Alkoholhobby, ja mei, mir persönlich ist es egal, ich trinke fast keinen Alkohol weil ich es nicht mag, deshalb bin ich aber nicht auf einen Kreuzzug.
Aber ..nur mal so aus Spaß.... versucht doch beide mal, 14 Tage ganz auf Alkohol zu verzichten, schafft ihr das ? Wenn nicht, dann solltet Ihr Euch mal Gedanken machen.
Ausreden zählen dann nicht, egal wie wichtig es Euch schien, etwas (mit-)zutrinken !

Ist aber nur mal so ein Vorschlag von mir.... ;D

fürtie

Chris
 
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #32 am: 26 April 2008, 08:46:11 »
nächste woche bin ich ohne ihn unterwegs für 3 tage. das weiss er schon seit ca. 2 monaten. vorgestern meinte ich, wir müssten noch ein wenig shoppen gehen, damit genug zu essen zu hause wäre. er sagte: ach, da kann ich mir ja nach der arbeit schnell was besorgen. ich weiss ja nicht, was ich an dem und dem tag essen werden will! - AUTSCH - ist das wieder vorauskalkuliert von ihm? wie soll ich mich verhalten? wie schon gesagt: ich hab nix gegen einen längeren ausgang am abend oder treffen von freunden - ich hab nur angst vorm spielen! am liebsten würd ich den kühlschrank vollmachen, 1 stange zigaretten kaufen (über die grenze zu slowenien ist billiger und nur 15 min. entfernt :o) ), und ihm eben nicht sehr viel bargeld zu hause lassen. aber seine aussage irritierte mich wieder. HILFE!!!


liebe ilona:
ich würde ja gerne, leider ist er nach wie vor der meinung, dass das gerede alles nichts hilft. er wisse ja, worum es ginge und könne von den psychologen nichts neues mehr erfahren / lernen. da ist er leider sehr stur und blockiert immer wieder. vor kurzem riet ihm auch seine mutter einen psychologen aufzusuchen, den sie persönlich kennt - aber da ginge es eher um jobsuche - mittlerweile hat er ja wieder einen, also fiel das auch ins wasser.
damals, während seiner therapie, waren wir erst 2 monate zusammen - daher war ich bei keinem angehörigengespräch dabei. es wurde zwar vorgeschlagen, er hatte mich auch gefragt, aber dann wollte er lieber die eltern dabeihaben und ich hatte sowieso irgendwie 'angst'. immerhin war ich kein vollwertiger angehöriger und ich wusste ja noch nicht sooo viel über ihn und hatte auch keine idee von einer gemeinsamen zukunft. ich kannte ihn zwar zuvor schon ca. 3 jahre, aber halt nicht so intensiv. wie auch immer, jetzt bereu ich es, nie dabei gewesen zu sein.

ich glaube aber, dass seine neue arbeit schon sehr hilfreich ist...der rest wird sich ergeben.



lieber chris:
genau das mit dem nicht-danach-betteln war ja auch mein vorsatz - daher lagen auch täglich an der selben stelle die euro 10,-. genau wie du meintest wollte auch ich nicht, dass es ihm vielleicht 'peinlich' werden würde, nach taschengeld zu fragen. nur leider übersah ich genau in dieser routine, dass er geld ansammelte. das schrieb ich ja schon zuvor. während unserem gespräch erwähnte ich auch ihm gegenüber, dass er mir 'leid getan hätte', hätte er jeden tag nach geld betteln müssen. er aber sagte, besser so, als zu viel in der tasche zu haben. und es käme ihm nicht wie betteln vor, immerhin haben wir es so ausgemacht und er möchte nicht mehr geld haben, als für zigaretten und jause. umgekehrt mach ich mir da viel mehr gedanken (bin ja auch eine frau :o)):
1. was ist, wenn er mal einen kollegen einladen will?
2. was ist, wenn er mal mit einem freund/einer freundin auf einen kaffee gehen will?
3. den tank zahlt sein vater...ok
4. ...
das ist dann natürlich die volle kontrolle! aber wir sprachen darüber und er meinte, dass es zurzeit wohl nicht anders ginge und er kein problem damit hätte. er sei ja glücklich und habe alles...nun gut. abwarten.

und der alkohol: da hab ich mich wohl ein wenig falsch ausgedrückt: die 14 tage zb 'schaffen' wir locker. ich sprach da von 1x im monat wenn überhaupt. also bei irgendeinem event, einem geburtstag, einem kegelabend oder so. zu hause gibt es keinen alkohol. nur eben an solchen abenden fliesst halt dann öfter mehr - und dann besteht natürlich gefahr bei ihm. aber so täglich oder wochenendlich trinken wir gar keinen alkohol. die fussball-em wird wieder etwas verzwickter werden. er steht ja nicht so drauf, aber ich!! und wir wohnen nur 30km vom stadion entfernt. da juckt es mich schon sehr, da hinzugehen (höchstwahrscheinlich bekomm ich 2 freikarten) oder zumindest zu einem public-viewing. und warum sollt ich da nix trinken? klingt jetzt blöd, aber 1-2 bier wären da für mich schon drin. nur eben: wieso soll/wie kann ich ihm dann verbieten, da nix zu trinken? klar, ich könnte auch wasser trinken oder so. aber wie gesagt, ab und zu hab ich gern mal ein bier, und deswegen ohne ihn da hin zu gehen? naja, auch mal abwarten. war ja nur ein weiteres beispiel.

ok, bis bald mal und danke fürs lesen,
bb
dani

 



Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #33 am: 03 Mai 2008, 10:12:57 »
hallo,
bin wieder zurück von meinem 3-tätigen urlaub. für mich war es erholung pur, wenn auch nur kurz! ich glaube, dass es ok war für ihn. das geld, was ich ihm daliess, ist verbraucht, glaube aber, dass er nicht spielen war. obwohl er schon sagte, dass das geld ziemlich knapp war und er nix mehr hat. also entweder hat er alles am 1. tag verzockt/versoffen, oder er kam damit so grad und grad aus. wie auch immer. der kühlschrank wurde gar nicht angerührt und auch die süssen sachen und chips blieben unversehrt. ich weiss auch nicht.

bis jetzt brauchte er immer eine gewisse zeit, um mir seine rückfälle zu beichten, vielleicht kommt da noch was und wenn nicht, dann passt ja alles. wenigstens ging er jeden tag zur arbeit...
ach, ich weiss ja auch nicht, aber klar, dass ich meine gedanken darüber mache. mal sehen, wie es weiterläuft,....bin froh, dass es dieses forum gibt.
lg
dani

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Offline Chris

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Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #34 am: 03 Mai 2008, 18:50:21 »
Hallo Dani,

ich denke auch, etwas vertrauen ist nicht schlecht. Geh davon aus, das er sich ein paar ruhige Vatertagstage gemacht hat  ;)

Ein schönes WE wünche ich

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #35 am: 24 Juni 2008, 10:36:20 »
liebe ilona, lieber chris, liebe alle anderen zuleser,

nun ist einige zeit vergangen und mein schatz hat noch immer denselben job. mittlerweile sind wir zusammengezogen / ist er zu mir gezogen (seit 2 wochen) - und möchte auch ab juli die miete usw. mit mir teilen.

nun sind wir an dem punkt angelangt, wo er ein eigenes konto eröffnen möchte. bisher verhielt ich mich ruhig und liess ihn mal machen. er erkundigte sich bei einigen banken, liess sich angebote ausdrucken... konto hat er bisweilen aber noch immer keines. jetzt ist aber bald juli und er erwähnte, dass er die zeit übersehen hätte, ein eigenes konto zu eröffnen...
dann fragte ich endlich, ob er das für gut empfinde und ob er überhaupt schon bereit dazu wäre...

heraus kam, dass er irgendwie schon noch ziemliche angst vor einem girokonto hätte, das ja wieder einen gewissen überziehungsrahmen haben würde...

ich schlug ihm einen vorübergehenden mittelweg vor, sein gehalt auf mein giro überweisen zu lassen und mein bestehendes sparkonto (mit bankomatfunktion) als derzeitiges monatliches einkommenskonto zu führen. da hätte er 'hausnummer: euro 400,-' im monat zur verfügung und könne damit anstellen, was er wollte...
leider bekam ich bisher noch keine klare antwort, wie: ja, das klingt gut, machen wir das. oder: nein, das habe ich ganz anders eingeplant oder vorgesehen.
viel zeit bleibt ihm ja nicht mehr.
die frage ist jetzt natürlich, ob er wirklich mit einem eigenen konto zurechtkommen würde, was er ja auch vorhat, oder ob das erste gehalt gleich wieder in der spielhalle landen würde...

wenn das schlechtere passieren würde, weiss ich natürlich nicht, wie ich und wie er, also wie wir uns verhalten werden. leider ist er da nach wie vor schlecht darauf ansprechbar.
da er jetzt bei mir wohnt hat er natürlich weniger ausweichmöglichkeiten (er zog übrigens freiwillig zu mir ;o) ). sollte ein rückfall bei eigenem konto dennoch passieren, ich möchte mir gar nicht ausmalen, was dann geschehen würde...ich liebe ihn doch!
wie gesagt, er meinte ja, dass er selbst noch angst vor einem eigenen konto hätte, warum sagte er dann nicht gleich meinem vorschlag zu?

lg von einer wieder mal sehr verwirrten
dani

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Offline Chris

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Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #36 am: 24 Juni 2008, 12:05:56 »
Hi Dani,

ja wieso.....mmmhh vielleicht hat sein Unterbewustsein schon nen Schlachtplan entwickelt wie man nen 50 er abzweigen kann zum zocken und jetzt macht Dein Vorschlag ihm einen Strich durch die Rechnung....aber das wäre jetzt nur eine Vermutung.

Übrigens gibt es auch Guthaben-Girokonten, muß man nach fragen !

Gruß

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #37 am: 15 September 2008, 08:33:45 »
hallo chris - und der rest -
natürlich gehst auch du jetzt grad vom schlechtesten aus. dieses doppelleben muss für einen spielkranken ja wirklich anstrengend sein.
nun, er hat noch kein eigenes konto, arbeitet 'brav', trinkt gar nichts mehr und hat so seine eigenen zukunftsvisionen. in vielen bin ich auch mit einbedacht :o). alles, was er zuvor durch die zockerei und die sauferei nicht erreichen konnte, hat er sich nun als fixes ziel gesetzt. = neue perspektiven, von denen so viele therapeuten sprechen.
alles in allem gehts uns jetzt sehr gut und ich hoffe, dass es weiterhin so bleiben wird.
endlich haben wir auch unseren eigenen urlaub geplant - es geht doch auch mit 'wenig' geld.
besser, als das 'viele' geld zu verzocken.
ich hoffe, es bleibt so!
lg und danke
dani

Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #38 am: 22 Januar 2009, 11:27:50 »
hallo, wollte mich mal wieder melden, weil ich
1. denke, dass doch sehr viele passiv betroffene mittlerweile gepostet haben...
2. dieselben bestimmt auch hier ein paar antworten finden werden...
3. ich in meiner beziehung mittlerweile sehr glücklich bin.

es dauert(e) wirklich sehr lange...ein eigenes konto gibt es immer noch nicht - worüber ich allerdings froh bin, aber dennoch nicht (mehr) darüber nachdenke. es hat sich einfach so eingependelt, ich führe ein kassabuch und alles läuft bestens. früher waren 20 euro 'taschengeld' noch zu viel, jetzt funktioniren auch schon 50-99 euro. einen 100er trau ich mich nach wie vor noch nicht herzugeben, aber es wurde auch nie danach gefragt, bzw gab es keinen grund dazu.
wir gehen beide unseren hobbies nach, auch getrennt, freunde gibt es nicht nur gemeinsame, d.h. er oder ich sind auch oft alleine unterwegs, aber, wie schon so oft erwähnt, die liebe steht über allem. damit meine ich vertrauen und auch das wissen, was der andere macht, bzw wo er ist.

wie auch immer, es klappt grad sehr gut und ich möchte allen betroffenen dadurch mut zusprechen, da ich aus eigener erfahrung sagen kann, dass es wirklich BESSERUNG gibt. solange man daran glaubt und der süchtige seine krankheit einsieht. natürlich ist keiner vor rückfällen gefeit (?). aber irgendwann werden diese immer weniger wenn die zukunftspläne und perspektiven kontinuierlich verfolgt werden und die einsicht da ist...
ich zB 'leide' an 'fresssucht' und habe mittlerweile durch ernährungsumstellung bereits 8 kg abgenommen - wollte nur sagen: wo ein wille, da ein weg. es funktioniert! auch wenn es ein paar rückfälle gibt, man vergisst ja nicht das bereits erlernte!

abwägen, und tun!

lg
dani

Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #39 am: 16 Februar 2009, 13:51:33 »
ANdreas,

könntest DU mur erklären was Du mit krnakhafter Mutti-Ersatzbeziehung meinst?

Du würdest mir sehr damit helfen.

Danke

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Offline andreasg

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Re: Wie helfe ich meinem spielsüchtigen Bruder?
« Antwort #40 am: 27 Juni 2009, 23:28:56 »
Hallo Marria, hallo ihr Lieben,

ich habe Deinen Beitrag erst jetzt gelesen und ich bin ein wenig mit meiner Mutter beschäftigt: Mit krankhafter Mutti-Ersatzbeziehung sehe ich Beziehungen in denen ich meine Mutter reflektiere. Auch durchaus Verhaltensweisen, die ich von ihr übernommen habe.
Ich habe ja sehr lange im "Hotel Mama" gelebt und brauchte daher auch nicht erwachsen wereen. Es reichte ja völlig aus, alles zu tun, was die Mutter abverlangte. Also schon Einkaufen, Saubermachen, das eigene Zimmer und ihr zuhören bei ihren Geschichten. Ich konnte mich in der Mutter - Beziehung nicht selber entwickeln. Ich war auf sie fokussiert. Das habe ich mit in meine Ehe hineingenommen und es zeigte ich als devotes Bild eines Mannes.
Gerade Heute erlebe ich meine Mutter mit 81 Jahren als hilfsbedürftig. Nur, in der Distanz und in meinem eigenen sebstbestimmten Wesen als Mann kann ich ihr im Alter ein guter Sohn sein. Das geschieht zum Beispiel: Sie ist umgezogen und ich bringe meinen Freund mit, um ihr zu helfen. Der packt nun in seiner Unbefangenheit unbeschwert zu - und erkennt aber auch, daß ich noch immer am Rockzipfel von ihr klebe, auch wenn ich es nicht wahr haben will.
Es ist so schwer. Mein Therapeut sagt: "Jede Sucht ist eine Muttersucht."
Ich hoffe ich bleibe mir aber treu.
Gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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