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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Nichts ist unmöglich

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Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #45 am: 28 August 2023, 03:06:23 »
Soo Leute, es ist der (mittlerweile ja nach 00 Uhr!) 28.08.2023…
Seit dem 16.07 spielfrei und fühlt sich gut an ohne den Stress und Verlust den Alltag zu verbringen! Gestern war für mich einer der wichtigsten Tage im Jahr! Die gamescom 😎 die weltweit größte Spielemesse der Welt und das auch noch gefühlt vor der Haustüre in Köln! Es war ein schöner Tag ..
mittlerweile merke ich aber die Anregung von Olli,  einen Plan zu haben für den Tag um beschäftigt zu bleiben
Seit Wochen bin ich nach der Arbeit gefühlt nur zuhause und die Decke fällt einem echt auf den Kopf, man merkt wie das Adrenalin fehlt, die Bilder die Geräusche vom Automaten klingeln in meinem Kopf an. Ich mach die Tür nicht auf und nach einigen Sekunden hab ich es wieder vergessen. Hab das Ziel immer vor Augen
Aber ich merke wie es mein Alltag geprägt hat
Hier wurde immer soviel geredet von Hobbys etc .. ich mache ja mittlerweile wirklich nichts außer vor der Konsole sitzen und ganz selten mal raus
Fußball spiele ich lange nicht mehr, ins Fitnessstudio gehe ich auch lange nicht und damals hab ich viel Musik gemacht mit Freunden im Studio, selbst das hab ich gelassen… überlege mir mal wieder mit Sport anzufangen und die Ernährung umzustellen, hab paar Kilos zugelegt und merke wie schlapp und ausgelaugt ich jeden einzelnen Tag bin, damals wo ich intensiv Sport gerieben habe war ich ständig aktiv und wach, mir fehlt nur ein kleiner Schub um von der Couch zu kommen :-D
Aber das kennen bestimmt viele …

*

SuchtkrankerMensch

Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #46 am: 28 August 2023, 11:35:53 »
Diese Worte zeigen mir, das es ebend doch nicht so einfach und "toll" ist wie viele gerne tun oder sich selbst was vormachen oder oder oder.

Eingangs schreibst du noch wie toll es sich anfühlt und keine 2,3 Sätze später liest man wie scheisse es dir eigentlich geht...

Was du nicht machen solltest, verlagern von zocken auf Pc oder Konsole das geht noch mehr nach hinten los denn damit isolierst du dich noch mehr und es ist ein seeeehr kurzer weg in die depression.

Ich hab mittlerweile mein Sportstudio gekündigt weil ich absolut nicht mehr in die gänge komme also bin ich der letzte der dir sagt komm in die Gänge und spar dir gedanken wie "ich überlege mal wieder mit sport anzufangen", DAS bringt dich nicht weiter  ;) :)

Ich hab innerhalb des letzen Jahres sooo viel für mich getan, NICHTS hat geholfen ausser das mein Umfeld immer wieder sagt, toll, klasse, weiter so, aber gefühlt für MICH sieht die welt ganz anders aus...

Selbstverständlich ist es nicht verkehrt sich abzulenken mit anderen Dingen aber ich bin und bleibe auf dem Standpunkt solange man den KERN der Ursache nicht kennt kann man machen was man will, es holt einen ein, irgendwann, irgendwo...

Was ich an der "Ablenkung" entscheident finde ,ist, es muss etwas sein was ebend EXAKT das gefühl "ersetzt" was das zocken bedient; alles andere ist ebend NUR ablenkung und man macht sich selbst was vor.

Im Prinzip ist das im weitesten Sinne das gleiche wie ebend diese Gesellschaft funktioniert, WEG SCHAUEN und funktionieren so wie es ERWARTET wird. Wo kommen denn auf einmal all die Burnouts und Depressionen her ? Weil es allen so gut geht ?

Weit gefehlt,....


Ich hoffe das das nun nicht wieder zu viel war, sich irgendjemand angegriffen fühlt oder sonstwas

*

Offline Olli

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Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #47 am: 28 August 2023, 14:31:34 »
Hi MrAnonym!

Fast 1,5 Monate sind rum, ohne dass Du gespielt hast. Das ist doch schon mal prima und ausbaufähig mit weiteren 24 h! :)

Zitat
Seit Wochen bin ich nach der Arbeit gefühlt nur zuhause und die Decke fällt einem echt auf den Kopf, man merkt wie das Adrenalin fehlt, die Bilder die Geräusche vom Automaten klingeln in meinem Kopf an. Ich mach die Tür nicht auf und nach einigen Sekunden hab ich es wieder vergessen. Hab das Ziel immer vor Augen
Aber ich merke wie es mein Alltag geprägt hat

Schau mal, wie Du auf einmal darauf achten kannst, wie es Dir geht! Du kannst intervenieren und das klappt dann auch noch!
Aber ... Du bist noch längst nicht über den Berg. Im Gegenteil kann sich der Druck in Dir noch weiter steigern. Weisst Du wieso? Weil Du Stress suchst, anstatt Dir etwas entspannendes zu gönnen.
Stress auf der Arbeit --- Stress im Nebenjob ...
Als Ausgleich Stress vor der Konsole ...

Mir sagte jetzt jemand, dass er gerne spazieren geht und dabei einen broadcast auf den Ohrenstöpseln laufen lässt. Das ist doch auch Stress pur ... oder nicht?
Konzentriere ich mich auf den Broadcast oder auf den Spaziergang? Kann ich die Geräuschkulisse im Park auf mich wirken lassen, wenn z.B. im Broadcast gerade heftigst diskutiert wird?

Und nein, es geht nicht darum, dass Du das Glücksspiel mit irgend etwas Vergleichbarem ersetzt. Es geht darum das "normale" Leben wieder wertzuschätzen.
Dein Körper kann derzeit immer noch nicht die normalen körpereigenen Glücklichmacher auch wirklich genießen. Daher gibt Dir dies derzeit das Gefühl, dass Dir die Decke auf den Kopf fällt. Vielleicht fällst Du auch erst einmal in ein tiefes Loch, bevor es besser wird. Habe Geduld mit Dir ... das wird schon.

Und ich unterstütze Ralf da absolut, der Dir u.a. zu verstehen gibt, dass Du Dir etwas Gutes tun sollst - Du alleine weisst, was Dir da gut tut! Und wenn nicht, dann teste Dich aus ...
Fange den Sport doch noch mal an und frage Dich dann, was genau er Dir bringt. Was daran macht Dir Spaß?
Und verdammt noch mal gehe in die SHG! Die ist viel wichtiger als Nebenjobs. Sie gibt Dir einen Ankerpunkt in Deinem Leben - so lange Du sie nutzen möchtest. Du siehst ja hier auch schon, dass diese Gruppe Dir hilft. Alleine das Bewusstsein nicht unbedingt alles erklären zu müssen und trotzdem verstanden zu werden ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #48 am: 28 August 2023, 18:52:47 »
Ich gebe Olli und Wirbelwind recht, ich hatte auch nicht vor die sucht zu ersetzen, denn das habe ich damals oft getan und es war immer das gleiche Ende. Das hab ich in meinem Kopf eingebrannt und möchte es definitiv nicht machen, ich hab schon immer viel PlayStation gespielt, das ist auch nicht das Problem, aber ich hab das Gefühl ich hab vergessen zu leben..
Ich möchte euch das mal genauer erläutern
Bzw ein Beispiel nennen
Ich hab durch die ganzen Überstunden auf der Arbeit die ich mache momentan einen Nettolohn von 4000€
Ich hab jahrelang 1800 verdient im alten Job und bin mir bewusst wieviel Kohle das ist für 27 Jahre ..
und von den letzten 2 Löhnen hab ich kein Cent gespielt, im Moment ist das Spielen auch im Hintergrund
Mich beschäftigt es ‚ wieso ich nicht glücklich werde
Damals hatte ich in meinem alten Job mit Weihnachtsgeld 2400! Netto
Wir sind mit den Kollegen durchgedreht haben das richtig gefeiert waren happy und und und
Mittlerweile hab ich das Gefühl das ganze zicken und die Gefühlsausbrüche währenddessen, haben mir an Lebensqualität genommen
Ich weiß nicht woran es liegt und das ist es was mich runter zieht
Mich würde interessieren was ihr in solchen Situationen gemacht habt bzw. wie ihr gehandelt habt
Und ja mit der SHG , da drücke ich mich immernoch vor
Wie ein kleines Mädchen ..

Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #49 am: 28 August 2023, 18:59:13 »
Ich hatte zb immer den Traum mal viel zu reisen
Nach New York kurz vor der Weihnachtszeit oder nach Tokio, aber durch die Schulden und den minus den ich über die Jahre gemacht habe wurd ich richtig geizig zu mir selbst
Obwohl es finanziell möglich wäre
Ich hab es vermisst wie ein normaler Mensch zu denken, denn ich hab das Gefühl das ein Spieler alles andere als normal denkt

*

SuchtkrankerMensch

Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #50 am: 29 August 2023, 02:10:05 »
Ich hatte zb immer den Traum mal viel zu reisen

dann MACH es !

Schau mal, nach dem ich wusste das die Reifen von dem Auto meiner Frau runter sind hab ich nicht lange gefackelt und gesagt wir machen JETZT den Tüv ( Sie hätte noch etwas Zeit gehabt) von Deinem Auto und da Sie mich lange genug kennt diskutiert sie auch nicht mit mir wenn ich ne "klare Ansage" mache. Gesagt getan,..

Mein Auto ist auch Tüv fällig, das Geld ist da, aber was soll ich sagen ? Rational bin ich voll auf der Höhe, es lohnt einfach nicht.

Emotional ist es das erste was ich mit meiner frau angeschafft habe - umso schwerer los zu lassen, zu mal noch dazu kommt das wir eigentlich 2 "brauchen". Nun finde ich keine "akzeptable" Lösung für MICH selbst das es mal wieder soooo weit geht das ich mir mitlerweile "eingeredet habe" ich bin es nicht wert dieses Auto weiterhin zu haben.

Das hat auch absolut nichts mit geiz zu tun zocken gehen zu können oder so, nein überhaupt nicht. ICH bin es MIR einfach nicht wert, es gibt mir nichts...

Sucht hin sucht her, geld ist nunmal nicht alles im Leben und DU musst für DICH raus finden was dir eigentlich fehlt....

Mit der Shg seh ich das etwas anders als Olli, mach DIR keinen druck, ob du dich nun "drückst wie ein kleines Mädchen" oder nicht, Dein WILLE Dein TEMPO....

*

Offline andreasg

  • *****
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Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #51 am: 29 August 2023, 09:52:32 »
Hallo MRANONYM,

schön wieder von Dir zu lesen, und noch besser, daß Du von Deiner Spielfreiheit berichten kannst. Ich habe Deine Berichte gelesen, und die Statements der Forenfreunde dazu. Nun gebe ich noch meinen Senf dazu:

Die Lebensphilosophie: Als ich einmal Reportagen über den Apalachian Trail gesehen habe, war ich total begeistert. Mein Gedanke, die Määdels und Jungs , die diese monatelange Extremwanderung durchstehen, wenn überhaupt, die erreichen ihr Ziel, eine Neue Lebensform zu finden schon, bevor sie das Ziel in den Nord - Staaten erreicht haben. Da ich immer wenig verdient habe, kam ja so etwas für mich nicht in Betracht. Am Tag meiner Kapitulation, dem Eingeständnis meiner Spielsucht, hielt ich mich in Hamburg auf. Dort sah ich am Elbuferweg die Fähre nach Harwich in England stromabwärts fahren. Da gelobtie ich mir, wieder nach England zu fahren, gerade weil meine ältere Schwester dort verheiratet wohnt. Dort auf der Insel gibt es ein Symbol, das "Gilbert White Haus" das Anwesen eines bedeutenden Naturforschers, daß wir beiden Geschwister ferner besuchten, , und ich daran erkennen konnte, wie sehr Visioen Wahrheit werden. Also nicht die Große Reise, sondern kleine , aber gangbare Ziele erwägen, und sie auch umsetzen.

Außer meiner Spielsucht habe ich eine Essstörung, eine Adipoditas, einen sogenannten JoJo -Effekt. Auch dort bin ich in der Selbsthilfe aktiv, mehr noch als in der Selbsthilfe für Spielsüchtige. Zur Zeit setze ich mich und sicher auch andere unter Druck, sich für diese Gruppen zu begeistern. Auch das muß ich nicht mehr tun. Wenn ich eine Wertschätzung geben wollte, dann käme ein Geistlicher daher, und würde mich mit 5 Silbersäcken beschmeißen. "Sie haben in Ihrem Leben schon genug geleistet"!, so die Antwort. Wenn ich also meine Minderwertigkeitsgefühle mit Beflissenheit bekämpfen wollte, dann hätte es keinen Wert. Meine Leidenschaft, - Meetings mit schweren Themen zu leiten, kann und darf nicht aufgezwungen werden. Jede, jeder , die / der sich darauf einlässt, sollte es aus rein freiem Wunsch tun. Wer diesen Weg nicht gehen will, und z.B. eine Suchtverlagerung in Kauf nimmt, der sollte seine Entscheidung auch ausleben dürfen. Für mich, - den "Helfer" ist das sehr schwer zu verstehen, aber jetzt und hier beim Schreiben, merke ich wie sehr mir dieses kostbare Werkzeug meiner Genesung auch als Waffe nützt, wenn ich anfange zu manipulieren.

Bitte, gehe Deinen Weg, es hilft mir, wenn ich Deine Berichte lesen kann. Ich wünsche Dir, daß Du Dein Glück wieder zurück gewinnen kannst.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

SuchtkrankerMensch

Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #52 am: 29 August 2023, 12:36:38 »
Tolle Worte die ich sehr vermisst habe Andreasg  :)


Jede, jeder , die / der sich darauf einlässt, sollte es aus rein freiem Wunsch tun. Wer diesen Weg nicht gehen will, und z.B. eine Suchtverlagerung in Kauf nimmt, der sollte seine Entscheidung auch ausleben dürfen. Für mich, - den "Helfer" ist das sehr schwer zu verstehen, aber jetzt und hier beim Schreiben, merke ich wie sehr mir dieses kostbare Werkzeug meiner Genesung auch als Waffe nützt, wenn ich anfange zu manipulieren.


Das Thema hatte ich mit meiner Suchtberaterin und ich sagte ihr klar und deutlich ehrlich ins Gesicht das das Sperren meiner Person überhaupt nicht von MIR gewollt war sondern ich das letzenendes aufgrund des DRUCKS von außen getan habe. Es gab damals Hallen da hab ich mich intern selbst gesperrt als ICH es WOLLTE und das war für mich vollkommen Ok.

Diese "endgültige" entscheidung traf weder der suchti in mir noch ich, ergo war es eine Frage der Zeit (meine Meinung)...
Ich hatte schon immer den Wunsch (keine Ahnung wo der her kommt) in ein richtiges Casino gehen, dieser wunsch besteht bis heute und ich werde diesen immer haben bis ich Ihn mir erfülle... Was danach ist ? Keine Ahnung.....

Was will ich damit sagen MRANONYM, Lebe DEIN Leben so wie DU es möchtest -jeder andere tut das auch- ACHTE auf DICH selbst und schade weder Dir noch anderen, dann ist die Chance recht groß das du nicht irgendwann hier sitzt wie manch anderer  -mich eingeschlossen mit nun fast 50- und Du denkst...

FUCK wo ist mein Leben hin,...

*

Offline Olli

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Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #53 am: 29 August 2023, 12:55:46 »
Zitat
Wie ein kleines Mädchen ..

Auch kleine und große Jungs dürfen Angst vor dem Unbekannten haben ... ;)

Zitat
Ich hab es vermisst wie ein normaler Mensch zu denken, denn ich hab das Gefühl das ein Spieler alles andere als normal denkt

Damit hebst Du Dich selbst aus der breiten Masse ab und das im negativen Sinne.
Frage Dich doch mal, was Deine Vorstellung von einem "normalen Menschen" ist. Wie denkt der denn?

Ich verrate Dir ein Geheimnis: Wir sind alle normale Menschen!
Dazu möchte ich Dir eine kleine schematische Zeichnung erläutern. Du hast von links nach rechts eine horizontale Zeitschiene. Ab einem gewissen Punkt fängst Du mit einer Tätigkeit an. Von Deinem Zeitstrahl biegt nun eine Gerade in einem stumpfen Winkel ab. Je höher die Linie geht, desdo intensiver nutzt Du das Glücksspiel. Obwohl die Fläche zwischen den beiden Achsen immer größer wird, bedeutet das noch nichts. Die Fläche nenne ich Gewöhnungsphase. Ganz individuell gibt es jedoch einen Zeitpunkt, bei dem das problematische Spielen beginnt. Ab diesem Zeitpunkt entstehen die ersten Probleme durch die Sucht. Das Konto wird permanent überzogen, die Liebsten werden angelogen, die Arbeit wird vernachlässigt ... Auch hier liegen die Grenzen vollkommen individuell. Gehst Du auf dem Zeitstrahl weiter nach rechts, dann kommt irgenwann die Grenze zur pathologischen Spielsucht in all ihren Ausprägungen.
Denkst Du, dass dieses Schaubild einfach nur für "Suchtmenschen" gilt? Nöööö ... absolut nicht! Es gilt für alle Menschen! Der eine besitzt mehr Resilienz als der andere, also verschieben sich die Balken zur Sucht einfach weiter nach rechts. Der nächste wird in einer dysfunktionalen Familie groß und lernt so Vieles nicht oder falsch, was die Balken zur Sucht deutlich nach links verschiebt. Und dazwischen gibt es unzählige andere Möglichkeiten.

Zitat
aber durch die Schulden und den minus den ich über die Jahre gemacht habe wurd ich richtig geizig zu mir selbst. Obwohl es finanziell möglich wäre

Das ist wohl der Suchtteil in Dir, der sich lieber mit Ungünstigerem zufrieden gibt, damit auch ja die Sucht bedient werden kann. Das habe ich heute auch teilweise noch ... nach 17 Jahren Abstinenz.
Aber es ist nur "eine" Entscheidung!
2003 hatte ich mir ein Fahrrad für 750 € gekauft. Es steht jetzt bei den Mülltonnen und wartet darauf vom Sperrmüll mitgenommen zu werden. Vor 3 Wochen habe ich mir ein E-Bike für 4.500 € gekauft - incl. ein wenig Zubehör. Ich habe da lange mit mir gerungen. "Schaue Dir mal die Preisdifferenz an ... sind die Gehälter etwa auch so gestiegen?" oder "Da verdienen viele Leute viel zu viel Geld mit!" und so Gedanken haben mich blockiert. Manchmal ist aber auch eine "Sch...s-egal-Stimmung" ganz hilfreich.
Also bin ich ab in den Laden und habe mir das Bike gekauft. Wenn es 5.500 gekostet hätte, hätte ich es auch mitgenommen.
Jetzt fahre ich fast täglich durch die Gegend und erkunde meine Heimat. DAS ist UNBEZAHLBAR!
Also husch ... ;) ... ab ins Reisebüro ... der Gang steht mir auch noch bevor ...
Bin bald 15 Jahre nicht mehr in Urlaub gefahren ...

Zitat
Wir sind mit den Kollegen durchgedreht haben das richtig gefeiert waren happy und und und
Mittlerweile hab ich das Gefühl das ganze zicken und die Gefühlsausbrüche währenddessen, haben mir an Lebensqualität genommen. Ich weiß nicht woran es liegt und das ist es was mich runter zieht
Mich würde interessieren was ihr in solchen Situationen gemacht habt bzw. wie ihr gehandelt habt

Geld macht nicht glücklich! Für kein Geld der Welt kannst Du Dir echte Freunde kaufen ... oder eine echte Familie!
Und seien wir doch mal ehrlich ... so mal eben über den Kamm geschert ... das Glücksspiel ist entgegen seinem ersten Wortteil doch vollkommen vorhersehbar ... oder nicht? Selbst die eigenen Gefühlsausbrücke, mal in die eine, dann in die andere Richtung, sind vorhersehbar.
Wir werden älter und reifer ... wir verändern uns. Und so viele Updates, neue Spielvarianten usw. auch immer auf den Markt geworfen werden ... im Kern bleibt das Glücksspiel immer gleich.
Also entsteht eine Diskrepanz, die wir spüren. Wir haben Lebenszeit vergeudet. Wir haben im Vergleich zu anderen vieles verpasst, wenn wir dazu unsere Gefühle befragen.
Aber hier bringt der Blick in die Vergangeheit nichts, wenn ich dadurch die Gegenwart an mir vorbeilaufen lasse. Dann mache ich doch das Gleiche wie vorher!
Also nimm Dir einen Termin vor, in dem Du ins Reisebüro gehen möchtest - und dann mache es ... ;)

Genau wie bei der SHG ... ;)

Sei es Dir selbst wert mindestens eines davon zu machen!
« Letzte Änderung: 29 August 2023, 14:43:56 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Offline Rubbel

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Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #54 am: 29 August 2023, 13:54:59 »
Hallo :)

Zitat
aber durch die Schulden und den minus den ich über die Jahre gemacht habe wurd ich richtig geizig zu mir selbst. Obwohl es finanziell möglich wäre

Ich denke, dass wir Spieler*innen schon vorher 'geizig zu uns selbst' waren - jedenfalls ist das, wenn ich auf mich sehe, so. Es gab eine Zeit, ich war Ende 20, da dachte ich, ich hätte meine Ursprungsfamilie und Abhängigkeiten von anderen Menschen überwunden und wäre frei. Ich war geschieden und hatte eine toxische Beziehung hinter mir. Das hab ich gefeiert, die Unabhängigkeit. Ich war einer der letzten Gäste in der Disco, hab mir viele Klamotten gekauft, war immer 'top' unterwegs und auch 'spielen', das war 'Lifestyle' für eine Weile. Bis ich schwanger wurde in der nächsten Beziehung. Bis zur Geburt hatte ich alles wieder im Griff und war schuldenfrei. Und glücklich. Das war auch das 1. und einzige Mal in meinem Leben, an dass ich mich erinnern kann, dass meine Mutter, die sonst seit vielen Jahren nix mehr von mir wusste, sagte: 'Ich ziehe den Hut vor Dir, dass Du so mutig bist, Dein Kind allein großzuziehen'.

Kurz darauf, als meine Tochter 5 Monate alt war, hat einer meiner Brüder sich das Leben genommen. Ich habe mich damals u.a. gefragt, warum er - und nicht ich? Warum kann ich weiterleben? Hab ich das 'verdient'? Plötzlich war alles wieder da, die ganze scheiß Erziehung. Insbesondere wir beide, und ich als Mädchen sowieso (weil meine Mutter in voller Abhängigkeit von meinem Vater lebte) hörte von ihr bei guten Schulnoten, auf die ich stolz war: 'Na, bilde Dir bloß nichts ein darauf'. Hatte ich schlechte Noten, sagte sie: 'Ich prophezeie Dir: Du wirst es niemals zu was bringen, nie auf einen grünen Zweig kommen im Leben. Du hast nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel verdient'. Das hatte mich geprägt.

Und nun war mein Bruder nicht mehr da und ich hatte ein Baby - und der Vater war ... nicht da, hatte gesagt: Entweder treibst Du ab oder Du siehst mich nie wieder - ich kann nicht mal Verantwortung für mich selbst übernehmen ... für ein Kind schon gar nicht.
Dann hab ich gemerkt, was in mir steckt, was ich schaffen kann, sogar ohne Hilfe. Klar war das sehr anstrengend, aber ich wollte es noch immer beweisen, vor allem mir. Dass ich es sehr wohl auf grüne Zweige schaffe. Mein Verantwortungsgefühl für meine Tochter hielt mich am Leben.

Und dann waren es letztlich die Versuche, mich auf neue Beziehungen einzulassen, die mir 'das Genick gebrochen' haben,  die mich nach 8 Jahren Spielfreiheit wieder zurück geführt haben in die Sucht damals. Ich war zu einem wirklich unfähig: Mir einen Partner auszusuchen, der mir gut tut. Ich hatte keine Orientierung und kein Gefühl dafür, was mir gut tut.

Und ich bin der Überzeugung, dass schon bei den zwischenmenschlichen 'Fehlentscheidungen' die 'Selbstbestrafung' beginnt. Und mit Schuldgefühlen. Und ich bin so froh darüber, dass ich meine Psychoanalytikerin kennen gelernt habe, die mit mir so Vieles aufgebröselt hat und mir u.a. zu bedenken gab: 'Sie werden so lange Schulden haben, wie Sie Schulgefühle haben'. Und ich denke auch, dass ich aus Schuldgefühlen nach dem ersten mich völlig irritierenden Erlebnissen mit dem Zocken in HH (mein Ex-Mann hatte mich dahin mitgenommen; er war Spieler) mit dem Spielen überhaupt anfing. So tief jedoch, wie die lagen, meine Schuldgefühle, hätte ich selbst niemals Zugang bekommen zu den Gründen - ohne Analyse. Letztlich habe ich mir mein doch aus eigener Kraft besseres Leben, als ich es als Kind erfahren habe, nicht gegönnt, gefühlt, was meine Mutter damals sagte: 'Bild Dir bloß nichts darauf ein ... und ... Du kommst nie auf einen grünend Zweig, das prophezeie ich Dir'.

Da mein Vater - als Gegengewicht sozusagen - schon so früh starb, hatte ich kein weitere Orientierung als diese Aussage. Er war immer stolz auf mich, weil ich so schnell lernte. Es waren andre Zeiten. (Meine Eltern waren jung, als sie den 2. Weltkrieg miterleben mussten. Und es hat auch lange gedauert, bis Frauen z.B. ohne das Einverständnis ihrer Männer z.B. arbeiten gehen durften.)

Was ich damit sagen will nach diesem ganzen 'Roman': Es ist wichtig, sich die Frage zu stellen, was wir uns selbst wert sind und ggf. daran zu arbeiten, das zu ändern zu unserem Wohl.
Ich bin der Überzeugung, dass jeder Spielende schon während des aktiven Spiels sich selbst gegenüber 'geizig' ist. Mit Selbstliebe und Selbstachtung. Kein Menschenleben ist mit Geld aufzuwiegen. Jede/r weiß vorher, dass dadurch nichts gewonnen ist oder wird. Und zehrt sich selbst aus. Je mehr, desto größer die Selbstzweifel und desto größer der Verlust. Geld ist auch da nur das Mittel, sich immer mehr zu bestrafen. Das ist meine ganz eigene Überzeugung.

Therapie oder Analyse ist daher das, was ich am wichtigsten finde. Selbsthilfegruppen schulen das Sozialverhalten und den Austausch und das Anderen-Zuhören und Sich-Selbst-Öffnen. Von daher würde ich immer beides empfehlen.
Und dann stimmt auch: Nichts ist unmöglich.

Viele Grüße
Rubbel.
« Letzte Änderung: 29 August 2023, 16:53:10 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Nichts ist unmöglich
« Antwort #55 am: 29 August 2023, 18:37:17 »
Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten! Es freut mich immer wieder von euch zu lesen und ist gleichzeitig eine Motivation für mich!
Wo soll ich anfangen? Ich gebe Wirbelwind recht mit - das man erst die richtigen Schritte macht WENN man es selber möchte
Mir wurde von außen auch oft eingeredet und gesagt wie ich vorgehen soll. Aber sobald es bei einem selber in der Birne nicht klickt, passiert rein garnichts. Leider muss man bis dieser Zeitpunkt erscheint, ne ganze Menge scheisse erleben. Aber so ist das Leben halt!
Auch dir danke Andreas, mich motiviert es ebenfalls wenn ich von euch lese; weiter am Ball zu bleiben und den Fokus nicht zu verlieren.
Beim Text von rubbel wird man ja richtig traurig :-( denke grad an den so bekannten Spruch: nach dem Regen kommt die Sonne
So blöd wie er auch klingen mag, was wahres ist doch dran
Jeder hat wohl sein Päckchen zu tragen, ob nun Spieler oder nicht, das blende ich meistens aus und rede mir unbewusst ein das ich nicht „normal“ bin, das wird es sein
Aber mit der Kurve ist das schon echt gut beschrieben. Ich versuche auch diese“sxheiss drauf“ einstellung anzuwenden, zwar nicht immer, aber wenn es etwas ist was ich gerne machen würde oder haben will. Ist halt alles schwierig weil es ja noch so frisch ist, aber wenn ich lese das man das nach 17 Jahren immernoch irgendwo verankert hat, puuuh… schon übel wie sich Charakterzüge festsetzen in einem… hätte vermutlich (eigentlich sehr wahrscheinlich) genau so gedacht bei dem
Thema bike kaufen. Dabei ist es doch für einen selbst, was man täglich nutzen kann und auch Spaß dran hat! Eigentlich so verrückt das man sich da soviele Gedanken drum macht! Aber wie gesagt, ich lerne und lerne jeden Tag immer mehr !
Wünsche euch schöne 24h !

 

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