Sonntag morgen, die Wäsche ist in der Waschmaschine und ich schwinge mich aufs Rad, um mir Brötchen zu holen. Seitdem sind 1 h 20 min vergangen und ich bin gerade erst die Tür rein gekommen. Boah ... bin ich platt ... hatte zwar die meiste Zeit die stärkste Unterstützung an, doch die brauchte ich auch ...
Dabei fing alles so harmlos an ... gegenüber vom Bäcker wieder hinab zur Hundewiese, Verzeihung ... Wildkräuterwiese ... dort über den Rad- und Fußweg Richtung Nordosten. Als es da nicht mehr weiter ging, über das Gelände der ehemaligen belgischen Schule.
Rechts das gepflegte Obdachlosenasyl, eingefasst jedoch von Lagerfläche des Bauhofes. Ordnung sieht anders aus, meine Damen und Herren von der Stadt! Auf der anderen Seite des Weges stehen ein paar alte Gebäude der Schule und keine 50 Meter weg von der Schande des Bauhofes ... "Wohnen am See" ... Da haben die Leute für die Eigentumswohnungen Massen von Schotter auf den Tisch lagen müssen. Ob sie das je wieder bekommen, wenn sie sie mal wieder verkaufen möchten? Vermutlich nicht. Das Umspannwerk direkt angrenzend wird ihnen da wohl einen Stich durch die Rechnung machen.
Von hier aus wieder nach Hause zu fahren, war mir denn doch zu kurz. Also kehrt gemacht und mich von zuhause entfernt ...
Ich bin dem Tal unseres kleinen Flüßchens stromaufwärts gefolgt. Im benachbarten Ortsteil, der sehr unter den Überschwemmungen gelitten hatte, bin ich wieder einem Fuß- und Radweg entlang des Flüsschens gefolgt.
Früher hatten die Anreiner große Gärten - heute gibt es dort überall Hinterlandbebauung.
Es dauert nicht lange, da muß ich eine Straße kreuzen. Über das Flüsschen führt hier eine befahrbare Brücke.
Auf der anderen Seite geht rechts am Flüsschen vorbei ein Sträßchen den steilen Berg hinauf. Als ich in der Lehre war, da wurde dort ein Kanal verlegt. Unser Büro hatte sich am Hang Fixpunkte gelegt, die regelmäßig beobachtet werden mussten. Sollte der Hang ins Rutschen gekommen sein, hätten wir den Baustop verhängt. Es wäre ja nicht nur Erdreich gewesen, der dann gerutscht wärem sondern auch die Häuser mit Einfriedungen, Zufahrten usw. Das wäre ein teurer Spaß für die damalige Gemeinde geworden.
Dort wo ich jetzt weiter fuhr, hatten wir unseren MessKW immer geparkt. Wir hatten gerade einen einen Tag alten Fort Transit erhalten, mit teuren Einbauten darin für all unsere Utensilien. Den ganzen Tag sind wir immer auf dieser Seite des Flüsschens hin und her gelaufen, dann wieder über die Brücke zu den Festpunkten am Hang, dann wieder zurück ... Es sei daher dem Ingenör , dem sonst nix zu schwör, verziehen, die Laterne beim Rückwärtsfahren übersehen zu haben ... Was musste die sich auch einfach in den Weg schmeißen?
Da die Anwohner die Straße durch den Kanalbau ja nicht nutzen konnten, wurde zudem noch eine Holzbrücke gebaut. Hierzu mussten wir eine Plangrundlage erstellen mit der gesamten Geländesituation. Das bedeutete auch, die Flußsohle höhenmäßig zu erfassen. Der Ingeneur hatte sich eine Anglerhose besorgt, die er bis unters Kinn hochziehen konnte. Es war echt gewagt, dass er sich da bis zur Flußmitte durchkämpfte, in der einen Hand einen Fluchtstab, um sich gegen die Strömung abzustützen und in der anderen Hand einen Reflekor für das Aufmaß ...
Von all dem war längst nichts mehr zu sehen. Auch die Mauer nicht, die uns damals so Probleme bereitet hatte. Wir hatten keine Sichten für Orientierungen, die man beim Messen mit einem Tachymeter nun mal braucht. Wir durften dort, dank des Anwohners, EINEN Stein aus der Mauer entfernen. Nun ratet mal, wer den Stein später wieder einsetzen durfte?
Leider ging dieser Weg irgendwann auch nicht weiter. Hier konnte ich mich aber auf eine Straße begeben, die mich weiter das Flußtal hinauf brachte.
Ich erinnerte mich, dass ich letztens Waldwege auf einer Karte gesehen hatte, die von hier irgendwie in Richtung meines Büros führen mussten. Also bin ich hier und da einfach mal Sträßchen reingefahren, um dann unverrichterter Dinge wieder kehrt zu machen.
Einmal lagen 2 Bäume übereinander quer über dem Weg. Da war vielleicht 80 cm Luft zw. Trampelpfad und Holz ... neee ... da musste ich nicht ausprobieren, ob ich es mit Rad unten drunter her schaffe. Als ich kehrt machte, da kam mir ein Pärchen auf Moutenbikes entgegen. Ob die es versucht haben?
Kurz bevor ich zur Landstraße kam, die ich auch hätte hoch fahren können, sah ich die Schilder ... Ein Fahrrad ... super ... "Bensberg" ... noch besser ... also hier entlang ...
Der erste Kilometer hatte seine 100 % Steigung und so folgte ich den Serpentinen, schnaubend wie ein Ackergaul ...
Wie zum Teufel "gehen" die Leute, die hier in teils wunderschönen Häusern wohnen, einkaufen? Wie kommen die im Winter hier weg?
Es ging eine ganze Zeit immer weiter bergauf. Allerdings nur am Hang zum Flußtal ...
Hier kann man erahnen, wie hoch es hinauf ging. Auf der anderen Seite des Flüsschens ist die Driving Range des Golfplatzes auf dem Berg zu erkennen. Am Hang kann man die Bälle wohl weiter schlagen ...
Auf einmal ging es recht schnell ... und ich war im Wald. Nun orientierte ich mich anhand der Autobahn in der Ferne und bog hier und da mal nach Gefühl ab. Eigentlich dachte ich, dass ich in Richtung Bensberg stetig ansteigend fahren müsse, doch der Berg, den ich zuerst hochfuhr, scheint tatsächlich um Einiges höher zu liegen.
Nun denn, über Stock und Stein ging es ... einmal steil nach unten und dann wieder ebenso steil nach oben. Eigentlich wollte ich auch von dem Siefen ein Photo machen, doch dann hätte ich unten anhalten müssen. Neeee ... dann lieber weiter, weiter, weiter ...
Einmal fragte ich grob nach der Richtung und siehe da, dieses mal war meine Intuition richtig ... sie wich nur rund 100 m ab. Die kam ich nämlich oberhalb des bereits bekannten Parkplatzes im Wald raus.
Ich querte also die Landstraße und fuhr erneut gegenüber in den Wald. Diesmal wollte ich nicht der Landstraße folgen. stattdessen wollte ich zur ehemaligen Bahntrasse, die ja fast zu mir nach Hause führt. Anscheinend habe ich sie aber wohl irgendwo mal gequert, ohne es zu bemerken, denn ich musste irgendwann wieder meinen Weg ein wenig korrigieren.
Irgendwann jedoch war ich auf dem alten Bahndamm.
Es ist auf dem Photo schwer zu erkennen, doch so um 1890 hat man hier bestimmt 15 m aufgeschüttet für die Sülztalbahn, wie sie einst hieß. Für die damalige Zeit ist das beachtlich.
Jetzt sollte ich erst einmal die Brötchen essen, um wieder ein wenig Kraft zu tanken. Immerhin waren das auch schon wieder 25 km, die es in sich hatten.