Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Ich möchte wieder Leben und nicht Wetten!

  • 3 Antworten
  • 1825 Aufrufe
Ich möchte wieder Leben und nicht Wetten!
« am: 16 August 2023, 22:36:42 »
Ich habe in diesem Forum unter Glückspiel Allgemein bereits zwei Beiträge. Es fällt mir echt schwer hier weiterhin Worte einzutippen, aber nachdem Ich innerhalb von 10 Monaten nun 7500€ durch Sportwetten verzockt habe, möchte ich heute radikal und ohne zu zögern den Weg aus der Spielsucht finden. Ich hätte während dieser Zelt hohe Gewinne auszahlen lassen können und aufhören können, aber der Teufel in mir hat immer gesiegt. Ich bin leider nicht gut darin, die richtigen Worte zu finden, aber ich habe innerhalb dieser 10 Monate so viel gelogen und so viel Hilfe und Ratschläge von Angehöhrigen ignoriert, dass mich das schlechte Gewissen auffrisst. Ich befinde mich seit 3 Tagen (mein letzter Tag des Zockens und hohen Geld Verlustes) in einem Depressiven Zustand. Ich komme nichts aus dem Bett und habe keine Kraft mehr für nichts…. Die Gedanken, dass ich so oft hätte aufhören können oder es einfach wieder versuchen sollte, da Ich ja auch öfters gewonnen hatte treiben mich in den Wahnsinn! Ich würde gerne meine gesamte Geschichte und mehr über mich erzählen, aber habe echt keine Kraft mehr… wieso schreibe Ich dann dieses Tagebuch?! Weil ich ab heute jeden Tag hier her zurück kommen möchte und daran erinnert werden möchte, dass Glückspiele nichts weiter als deine Zeit und Lebensfreude schaden. Seit 10 Monaten bin ich unglücklich, habe das Vertrauen meiner Familie verloren und 7500€ in den Sand gesezt!
Heute ist TAG 1 meiner Wiedergeburt und Ich hoffe ich werde vom Tag zu Tag befreiter und glücklicher. Wie aber möchte ich gegen diese Sucht in meinem Kopf ankämpfen? Mich wieder meinen Hobby widmen, wieder arbeiten gehen, wieder Zeit mit der Familie verbringen, Sport machen, alle meine Finanzen meinen Eltern überlassen und nur das nötigste benutzen, nicht mehr spekulieren wer beim Tennis oder Basketball gewinnen könnte und vor allem immer dran denken, dass ich nur dieses eine Leben habe und es mir von einer sche** Sucht nicht kaputt machen lasse.
Die Herausforderungen (Sport Events, Sportwetten Werbung, Geschichten von Freunden wie sie beim Wetten gewonnen haben etc.) machen mir jetzt schon Angst…Aber, Herausforderung angenommen!
Ich hoffe einige von euch sind dabei und helfen mir auf diesem Wege, da ich die letzten 3 Tage nur damit verbracht habe mir die Geschichten anderer durchzulesen, es ist wie ein kleines Heilmittel, der Austausch mit gleichgesinnten.
« Letzte Änderung: 16 August 2023, 22:57:36 von oy26 »

*

Offline andreasg

  • *****
  • 2.083
Re: Ich möchte wieder Leben und nicht Wetten!
« Antwort #1 am: 16 August 2023, 23:34:38 »
Hallo und Herzlich Willkommen im Forum,

schön, daß Du Dich dem Spielen gegenüber stellst, und eine Vision für Dein Leben frei von Sportwetten und Glücksspiel hast. Es gibt viele gangbare Wege, spielfrei zu werden, ptompt denke ich an den Tag zurück, als ich in der Selbsthilfegruppe aufgeschlagen bin. Das hilft mir, mich in in meine damaige Situation wiederzufinden, ohne daß ein Drang in mir wächst, mich wieder dort in diese tötliche Falle zu begenen.

Das Schreiben ist ein wertvolles Werkzeug, auch ich schreibe - unregelmäßig - in meinem Tagebuch. Es hilft mir, den Kopf in Form zu bringen, so daß ich meine Tagesstruktur klarer erkennen kann. Zum Glück gibt es noch weitaus mehr Hilfsangebote. Was wünschst Du Dir, was könnte Dir helfen?

"Ich höre jetzt auf" ist ein Vorsatz, ich kenne das von mir und anderen, wenn es real ums Rauchen gejt. Als ich merkte, ich schaffe das nicht aus meiner Willenskraft, habe ich mich auf einen geplanten Klinikaufenthalt konzentiert. Es ist 20 Jahre her, aber die Therapie dort, gab mir den Impuls direkt micht dem Rauchen aufzuhören.
Glücksspiel im weiten Begriff ist keine stoffliche, sondern kann eine seelische Abhängigkeit bewirken. Das ist sogar viel komplizierter als  das, was unsere einst so starke Willenskraft noch fordern kann.

Ich will sagen, mit geballten Fäusten werden wir den Spielteufel nicht los. Es braucht gangbare Ziele, und da gehört Geduld und Vertrauen dazu. Beides will erlernt werden.
Ich nenne einmal ein Beispiel: die Zahl 7.500. Sagt die Dir etwas, etwas was Du umsetzten kannst, etwas, was Dir hilft?
Für mich ist es wichtig, mein Haushaltsbuch zu schreiben, jeden Tag, gewissenhaft, immer schön in einer Excel - Tabelle. Das befreit mich zunehmend vor der Angst vor wirtschaftlicher Ungewissheit. Und wenn es Dir gelingen sollte, mit seriösen Geldgebern Lösungen zu finden, und Du spielfrei wirst, mindert sich die Last, und die Höhe des Debets.

Ich wünsche Dir viel e Anregungen Tatkraft und auch Freude in Deinem spelfreien Leben.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

Offline Rokk

  • **
  • 43
Re: Ich möchte wieder Leben und nicht Wetten!
« Antwort #2 am: 17 August 2023, 03:33:52 »
Hi Oy26

Ich kenne das was du schreibst und momentan fühlst nur zu gut, hab es geschafft in nur einem Tag 9000.- mit Sportwetten zu verbrennen.

Jetzt denkt man sich, so ein Vollidiot, der muß dumm sein, einfach aufhören, aber das ist halt nicht so einfach, wie wir alle wissen.

Habs mir auch zigmal vorgenommen aufzuhören, bei mir warens vor Allem die LiveWettten im Sport, bin sehr sportbegeistert und natürlich allwissend was als nächstes passiert. Hab so ne Menge Geld verbraten, mich selbst und noch viel schlimmer meine Liebsten belogen, bin nächtelang wach gelegen, keinen Antrieb mehr, würde sagen fast depressiv.

Habe meinem engsten Umfeld alles erzählt, das hat mir sehr geholfen, auch dieses Forum hier ist sehr wertvoll, auch weil man sieht das man nicht alleine steht mit seinen Problemen.

Gehe kleine Schritte, fülle dein Leben mit Sport,Familie usw. und nicht so wie ich fast 2 Jahre mit Sitzen vorm Fernseher um mitzufiebern wer das nächste Tor erzielt, ob es noch den 9ten Eckball gibt und ich weiß nicht was.

Und am wichtigsten, versuch niemals das Geld zurückzugewinnen, die Einsätze würden höher werden und du stürzt endgültig in diese Abwärtsspirale aus Selbsthass,Hilflosigkeit und finanziellen Nöten....

Ich wünsch dir alles Gute, gib niemals auf, es lohnt sich, jeder Tag ohne diesen Sch....ist ein Guter, glaubs mir, hab das auch alles erlebt.... lg Rokk




*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Ich möchte wieder Leben und nicht Wetten!
« Antwort #3 am: 17 August 2023, 07:05:20 »
Hi Oy!

Heute zitiere ich Dir aus dem Script des AS "12 Schritte, aber wie?", den ersten Schritt. Die Interpretation ist nur EINE von Vielen. Jeder darf die Schritte nämlich für sich interpretieren. Diese hier soll nur eine kleine Unterstützung dabei bieten:

Schritt 1:

"AUFHÖREN ZU KÄMPFEN, ZUGEBEN, DASS WIR DEM SPIELEN GEGENÜBER MACHTLOS SIND"

Im ersten Teil von Schritt l kommt der Spielabhängige zum alles entscheidenden Punkt, wenn er bereit wird, zuzugeben, dass er dem Spielen gegenüber machtlos, d.h. vom Spielen abhängig ist. Dieser Schritt sieht so einfach aus, Ist aber doch für die meisten Spielsüchtigen so ungeheuer schwer, weil soviel daran hängt:
Dieser Schritt ist so schwer, weil der Abhängige die Illusion für sich braucht, das Spielen zu beherrschen, um mit ihm weitermachen zu können. Ohne die Aussieht des Spielens scheint ihm das Leben keinen Sinn zu haben. Deshalb hält er, trotz aller gegenteiligen Erfahrungen an der Vorstellung fest, dass er das Spiel meistern kann, auch wenn es immer nur für "ein Spiel" ist, er in die Kneipe, die Spielstätte, Spielothek oder in das Casino geht, um sich dann nach Stunden oder Tagen in einem fürchterlichen Zustand wieder zu finden.
Er glaubt jedes Mal, dass dies nur ein momentaner Unfall gewesen ist und dass es das nächste Mal anders sein wird, bzw. dass seine Stabilität kurz vor der Tür steht.
Solange er diese Hoffnung noch hat, kann er das Spiel weiter gebrauchen, mit ihm experimentieren, mit ihm kämpfen. In diesem aussichtslosen Kampf gleicht ein Spieler einem Laienboxer, der gegen Cassius Clay in den Ring steigt. Nach wenigen Augenblicken ist er von den Füßen und liegt ohnmächtig im Ring, aber jedes Mal steht er wieder auf, um weiterzumachen, weil er sich weigert, das Handtuch zu werfen und zu kapitulieren.
Dieses Kapitulieren ist so schwer, weil es als Eingeständnis des eigenen Versagens erlebt wird. Unterstützt wird dieses Missverständnis durch die Vorwürfe und Ermahnungen, die der Spielabhängige von sich selbst und auch aus seiner Umgebung erfährt, dass sein Verhalten Ausdruck von Willensschwäche und Charaktermangel sei. Hat er nicht immer wieder versprochen, sich zu bessern und seine Versprechungen nicht eingehalten?  Aber Machtlosigkeit dem Spielen gegenüber ist keine Willensschwäche und kein Charaktermangel (denn Abhängige sind oft sehr willensstarke Menschen). Zugeben der Machtlosigkeit ist der Ausdruck der Erfahrung, dass da etwas stärker ist als ich, das ich nicht kontrollieren kann.
Das Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, weil manche Machtlosigkeit als Ohnmacht und Hilflosigkeit verstehen, missverstehen - wie wir meinen. Sie erleben Schritt 1 damit als Zumutung, sich als klein und hilflos darzustellen.
Zugeben der Machtlosigkeit ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet, dass ich aufhöre zu jammern und zu klagen und mich für das Opfer der Umstände, einer Erziehung oder sonstiger Widrigkeiten zu halten. Zugeben der Machtlosigkeit ist eine mutige Tat, dass ich mich meiner Realität stelle und sie nicht mehr beschönige.
Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, well dieses unseren Stolz trifft, die Einbildung, unser Leben völlig zu kontrollieren und in der Hand zu haben.
Das trifft die Größtphantasien des Spielsüchtigen, der glaubt, es alleine schaffen zu können und keine Hilfe von anderen zu gebrauchen. Dieser Schritt fällt so schwer, weil wir nicht wissen, wie es dann weitergehen soll. Das kämpfen gab uns wenigsten noch die Illusion, dass wir noch mitbestimmen, noch kontrollieren können. Wenn wir kapitulieren, geben wir uns auf. Was bleibt uns dann?
Dieser Schritt ist so schwer, weil er uns erinnert an die Erfahrungen in Grenzsituationen unseres Lebens, wie zum Beispiel bei Geburt und Tod, und auch beim Orgasmus in der sexuellen Vereinigung mit einem anderen Menschen.
In diesen Situationen haben wir nicht die Kontrolle des Geschehens in unserer Hand, sondern wir erleben, dass hier etwas stärker ist als wir selbst, dass hier etwas mit uns geschieht. Und davor haben wir alle Angst, der Abhängige offenbar in besonderer Weise (siehe Schritt 3). Um diese Angst zu vermelden, kämpft er gegen die Realität, bringt sich selbst in äußerste Gefahr und verbindet zugleich, dass Wachstum In Ihm geschieht.
Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb nicht nur angstvoller Abschied von Altem und Vertrautem, mit dessen Hilfe wir bisher unser Leben zu meistern versuchten, sondern auch der Anfang von etwas Neuem, durchaus einer Geburt vergleichbar.
Aufhören zu kämpfen schafft Raum für neues Leben, das ich bisher gerade durch mein Bemühen, nicht aufzugeben, verhindert habe. Das Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb eine ungeheure Befreiung die Erfahrung einer neuen Erlaubnis zum Leben:
- Ich brauche nicht mehr zu kämpfen!
- ich brauche nicht mehr mich selbst zu zerstören, indem ich beweise, dass ich es doch schaffe!
- Ich darf leben, stabil leben!
 Viele, die den ersten Schritt vollzogen haben, berichten, dass nach dem Auf und Ab von Angst, Trauer und Zweifeln ein starkes Gefühl der Freude, der Erleichterung und der Ruhe in ihnen Platzt ergriffen habe.

Nehme Dir einen Augenblick Zeit und frage Dich:
- Wo habe ich in meinem Leben Machtlosigkeit
dem Spielen gegenüber und auch sonst erfahren?
- Wie habe ich mich gegen das Zugeben der Machtlosigkeit gewehrt?
- Welche Ängste, welche Trauer und welchen
Ärger spüre ich, wenn ich zugebe, dass ich machtlos bin ?

"... UND UNSER LEBEN NICHT MEHR MEISTERN KONNTEN"

Der zweite Teil von Schritt 1 weist darauf hin, dass Spielsucht/Spielabhängigkeit keine isolierte Sache ist, sondern immer etwas mit unserem ganzen Leben zu tun hat.
Nicht wenige Abhängige sagen am Anfang Ihrer Stabilität: "Sonst ist alles in Ordnung bei mir...... wenn nur das Spielen nicht wäre." - Sie wehren sich damit ihr Leben näher anzusehen und halten die Meinung aufrecht, es genüge, nur nicht mehr zu spielen.
Aber das hilft erfahrungsgemäß nicht weiter, wenn wir nur etwas weglassen, von dem wir uns sehr lange viel versprochen hatten. Die zwölf Schritte zielen auf eine Neuordnung unseres Lebens hin, und darum ist es wichtig zu wissen, wie unser gesamtes Leben mit dem Spielproblem verflochten ist.

Frage Dich deshalb?
- Was sind meine Probleme im Beruf?
- Wie komme ich mit mir selbst zurecht?
- Bitte darüber hinaus Deine Angehörigen, Deine Freunde und Kollegen am Arbeitsplatz um Rückmeldungen, was sie mit Dir erlebt haben und wie sie sich dabei fühlten.
- Wenn Du in einem Kuraufenthalt oder in einer Therapie bist, lasse Dir von den Betroffenen Briefe schreiben, bzw. gehe gemeinsam mit Deinen Angehörigen in ein Familien- oder Partnerseminar, wo diese Fragen bearbeitet werden können. Wenn Du bereit bist, diese Untersuchungen vorbehaltlos zu machen, wirst Du wahrnehmen, dass uns das Spielen unfähiger machte, mit unseren Problemen umzugehen.
- Vielleicht hatten wir uns mal versprochen, bestimmte Probleme durch das Spielen zu lösen (wie z.B. mehr als 10 Stunden zu arbeiten, besser zu schlafen, ruhiger zu argumentieren, gefälliger zu sein, uns von den Sorgen und Problemen des Alltags abzulenken); aber letzten Endes hat das Spielen doch nicht das gehalten, was es versprochen (was wir uns davon versprochen haben), denn die Probleme die wir hatten, sind am Ende größer geworden, anstatt kleiner.

Das ist die eine Seite der Bedeutung dieses Satzes, die besagt: Dann, wenn das Spiel in unser Leben kommt, können wir unser Leben nicht mehr meistern.
Schon lange bevor das Spiel sichtbar in unser Leben getreten ist, haben wir unser Leben nicht mehr meistern können. Dieser erweiterte Ansatz macht deutlich:

- dass es nicht nur darum geht, das Spielen aufzugeben, sondern, dass eine Neueinstellung unseres Lebens nötig Ist.
- dass Grundprobleme und Engpässe in unserem Leben vorhanden sind, auf die ich eine Antwort finden muss, um weiterhin stabil zu leben.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums