Hallo
aber durch die Schulden und den minus den ich über die Jahre gemacht habe wurd ich richtig geizig zu mir selbst. Obwohl es finanziell möglich wäre
Ich denke, dass wir Spieler*innen schon vorher 'geizig zu uns selbst' waren - jedenfalls ist das, wenn ich auf mich sehe, so. Es gab eine Zeit, ich war Ende 20, da dachte ich, ich hätte meine Ursprungsfamilie und Abhängigkeiten von anderen Menschen überwunden und wäre frei. Ich war geschieden und hatte eine toxische Beziehung hinter mir. Das hab ich gefeiert, die Unabhängigkeit. Ich war einer der letzten Gäste in der Disco, hab mir viele Klamotten gekauft, war immer 'top' unterwegs und auch 'spielen', das war 'Lifestyle' für eine Weile. Bis ich schwanger wurde in der nächsten Beziehung. Bis zur Geburt hatte ich alles wieder im Griff und war schuldenfrei. Und glücklich. Das war auch das 1. und einzige Mal in meinem Leben, an dass ich mich erinnern kann, dass meine Mutter, die sonst seit vielen Jahren nix mehr von mir wusste, sagte: 'Ich ziehe den Hut vor Dir, dass Du so mutig bist, Dein Kind allein großzuziehen'.
Kurz darauf, als meine Tochter 5 Monate alt war, hat einer meiner Brüder sich das Leben genommen. Ich habe mich damals u.a. gefragt, warum er - und nicht ich? Warum kann ich weiterleben? Hab ich das 'verdient'? Plötzlich war alles wieder da, die ganze scheiß Erziehung. Insbesondere wir beide, und ich als Mädchen sowieso (weil meine Mutter in voller Abhängigkeit von meinem Vater lebte) hörte von ihr bei guten Schulnoten, auf die ich stolz war: 'Na, bilde Dir bloß nichts ein darauf'. Hatte ich schlechte Noten, sagte sie: 'Ich prophezeie Dir: Du wirst es niemals zu was bringen, nie auf einen grünen Zweig kommen im Leben. Du hast nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel verdient'. Das hatte mich geprägt.
Und nun war mein Bruder nicht mehr da und ich hatte ein Baby - und der Vater war ... nicht da, hatte gesagt: Entweder treibst Du ab oder Du siehst mich nie wieder - ich kann nicht mal Verantwortung für mich selbst übernehmen ... für ein Kind schon gar nicht.
Dann hab ich gemerkt, was in mir steckt, was ich schaffen kann, sogar ohne Hilfe. Klar war das sehr anstrengend, aber ich wollte es noch immer beweisen, vor allem mir. Dass ich es sehr wohl auf grüne Zweige schaffe. Mein Verantwortungsgefühl für meine Tochter hielt mich am Leben.
Und dann waren es letztlich die Versuche, mich auf neue Beziehungen einzulassen, die mir 'das Genick gebrochen' haben, die mich nach 8 Jahren Spielfreiheit wieder zurück geführt haben in die Sucht damals. Ich war zu einem wirklich unfähig: Mir einen Partner auszusuchen, der mir gut tut. Ich hatte keine Orientierung und kein Gefühl dafür, was mir gut tut.
Und ich bin der Überzeugung, dass schon bei den zwischenmenschlichen 'Fehlentscheidungen' die 'Selbstbestrafung' beginnt. Und mit Schuldgefühlen. Und ich bin so froh darüber, dass ich meine Psychoanalytikerin kennen gelernt habe, die mit mir so Vieles aufgebröselt hat und mir u.a. zu bedenken gab: 'Sie werden so lange Schulden haben, wie Sie Schulgefühle haben'. Und ich denke auch, dass ich aus Schuldgefühlen nach dem ersten mich völlig irritierenden Erlebnissen mit dem Zocken in HH (mein Ex-Mann hatte mich dahin mitgenommen; er war Spieler) mit dem Spielen überhaupt anfing. So tief jedoch, wie die lagen, meine Schuldgefühle, hätte ich selbst niemals Zugang bekommen zu den Gründen - ohne Analyse. Letztlich habe ich mir mein doch aus eigener Kraft besseres Leben, als ich es als Kind erfahren habe, nicht gegönnt, gefühlt, was meine Mutter damals sagte: 'Bild Dir bloß nichts darauf ein ... und ... Du kommst nie auf einen grünend Zweig, das prophezeie ich Dir'.
Da mein Vater - als Gegengewicht sozusagen - schon so früh starb, hatte ich kein weitere Orientierung als diese Aussage. Er war immer stolz auf mich, weil ich so schnell lernte. Es waren andre Zeiten. (Meine Eltern waren jung, als sie den 2. Weltkrieg miterleben mussten. Und es hat auch lange gedauert, bis Frauen z.B. ohne das Einverständnis ihrer Männer z.B. arbeiten gehen durften.)
Was ich damit sagen will nach diesem ganzen 'Roman': Es ist wichtig, sich die Frage zu stellen, was wir uns selbst wert sind und ggf. daran zu arbeiten, das zu ändern zu unserem Wohl.
Ich bin der Überzeugung, dass jeder Spielende schon während des aktiven Spiels sich selbst gegenüber 'geizig' ist. Mit Selbstliebe und Selbstachtung. Kein Menschenleben ist mit Geld aufzuwiegen. Jede/r weiß vorher, dass dadurch nichts gewonnen ist oder wird. Und zehrt sich selbst aus. Je mehr, desto größer die Selbstzweifel und desto größer der Verlust. Geld ist auch da nur das Mittel, sich immer mehr zu bestrafen. Das ist meine ganz eigene Überzeugung.
Therapie oder Analyse ist daher das, was ich am wichtigsten finde. Selbsthilfegruppen schulen das Sozialverhalten und den Austausch und das Anderen-Zuhören und Sich-Selbst-Öffnen. Von daher würde ich immer beides empfehlen.
Und dann stimmt auch: Nichts ist unmöglich.
Viele Grüße
Rubbel.