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Ich hab mich ruiniert

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Ich hab mich ruiniert
« am: 18 April 2009, 19:39:07 »
Ich denke mal, es ist schwer, sich in punkto Spielsucht irgend jemanden anzuvertrauen, weil eigendlich nur die, die es betrifft, wissen worum es geht, beim Rest der Welt triffst Du nur auf Verachtung! Ich hatte 1998 eine Therapie wegen Saufen(12 Wochen-Stationär)und bin bis heute trocken. Und nun habe ich mir,fast unbemerkt, ein Imperium von Schulden ca 60000,-€ aufgebaut(in den letzten 3 Jahren)durch die scheiß Daddelei aufgebaut, also eindeutig eine Suchtverlagerung. Warum haben bei mir aber die Alarmglocken nicht geklingelt, obwohl ich die Kriterien einer Sucht kannte(Realitätsverlust usw.)und erfolgreich bekämpft hatte? Ich hatte mein Leben so schön in den Griff bekommen und nun alles wieder(sogar schlimmer als vorher)versaut.Unter anderem Mietschulden mit fristloser Kündigung am Arsch, Gas und Stromzahlungsrückstände, Kreditrückstände ohne Ende usw.Nicht nur, das ich mein Geld verzockt habe und jetzt mit ner Schuldnerberatung versuche einen Vergleich oder eine private Insolvenz zu erlangen, nein es geht ja weiter-ich war als Betreuer für meinen Vater eingesetzt und hab von seinen Talers auch noch 9800,-€ verzockt(veruntreut,Diebstahl oder wie der Gesetzgeber auch nennen wird)und damit hab ich nicht nur Geld verspielt sondern mein Vertrauensverhältnis in der Familie kaputt gemacht! Und dieser Zustand macht mir so schwer zu schaffen. Ich weis nicht mehr weiter, möchte am liebsten Tod sein, die Gedanken daran werden immer intensiver. Ich kann nicht mehr schlafen, kann kaum noch essen, hab mich isoliert(Telefon abgeschaltet) weil meine Schwester mich laufend attakiert, was ich für ein Schwein bin usw. Für mich ist schon klar Therapie, Selbsthilfegruppe(wie hier z.B.),aber das Vertrauensverhältnis in der Familie ist im Arsch und das kriege ich nie wieder hin! Ausserdem dann wahrscheinlich eine Verurteilung, Folge: Arbeitsplatzverlust, Folge: Ich kann ja meinem Vater dann nicht einmal das Geld zurück zahlen, Folge: Ich bin im Arsch! Das hier geht nicht so glimpflich ab wie mit dem Saufen, da hatte ich nicht soviel Scheiße in meinem Umfeld aufgebaut, zwar gelogen, aber nicht betrogen und alles, weil man bei aller Daddelei nicht merkt(oder nicht merken will-siehe Realitäsverlust) das sich eine Sucht eingeschlichen hat, die sich nicht mehr steuern lässt(Kontrollverlust). Vielleicht hat ja hier jemand ähnliche Erfahrungen und kann sagen,wie und ob er den Familiensegen wieder hin bekommen hat. Ich danke Euch allen hier, ich kann nicht mehr...

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Offline Mike

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  • Es ist nie zu spät.
Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #1 am: 19 April 2009, 01:59:59 »
Hallo,

mit Deinem Nickname möchte ich Dich nicht ansprechen, den hast Du Dir entsprechend Deiner jetzigen Lage ausgesucht, davon geh ich jetzt mal aus. Deine Gefühle kann ich sehr gut nachvollziehen. Allerdings habe ich auch keine "schnelle" Lösung zur Hand. Aber ich hoffe u. denke, dass erwartest Du auch nicht.

Das Deine Schwester so reagiert, ist nicht erfreulich, aber teilweise verständlich. Zu Deinem Verständnis, ich selbst bin auch spielsüchtig. Game over ist mir durchaus bekannt u. mit Suchtverlagerung habe ich auch so meine Erfahrung.

Am "Arsch" sein ist eine Sache, aber dass reicht sicher nicht aus um etwas zu ändern. Was will ich damit sagen. Das Geschehene kannst Du nicht mehr ändern.....ein leichter Satz, aber mit sehr großer Bedeutung. Erst wenn Du selbst erkennst, dass sich wirklich was ändern muß, hast Du den Punkt erreicht, an dem Du wirklich was ändern kannst u. willst.

Das Dein Umfeld, Familie, Freunde-falls noch vorhanden-Dir erst einmal nicht vertrauen ist doch klar, oder? Deine Situation schilderst Du sehr klar u. fast schon "kühl". Ich weiß, es fühlt sich anders an!


Ohne absolute Offenheit wird es sehr schwer. Für Dich u. Deine Familie. Das ist bestimmt kein leichter Weg. Aber wie sollen Dich die Menschen in Deiner Umgebung verstehen, wenn Du nicht dazu bereit bist?


Du hast selbst genug Erfahrung mit einer Suchterkrankung u. kennst die nächsten Schritte ganz genau.

Was erwartest Du u. was genau möchtest Du in den nächsten Tagen u. Wochen erreichen? Diese Fragen solltest Du Dir selbst beantworten. Die Reaktionen aus Deinem Umfeld sind verständlich u. ich kann auch verstehen, dass es leichter ist wenn einem Verständnis entgegen gebracht wird. Aber das liegt erst einmal nicht in Deiner Hand. Was möchtest Du für Dich? Und wie würdest Du reagieren?

Gruß

Mike

Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #2 am: 19 April 2009, 09:43:36 »
Hallo Mike,
danke für die Antwort. Wenn meine Darstellung, wie Du sagst, etwas "kühl" klingt, liegt es wohl daran, das ich einfach nur erstmal die Fakten benennen wollte, was passiert ist. Hilfe und Verständnis erwarte ich aus meinem Umfeld(Familie)nicht, aber der fairnis halber wenigstens, mir die Möglichkeit und die Chance  einzuräumen, zu zeigen, das ich gewillt und bereit bin, etwas zu ändern und soweit es in meiner Macht steht, wieder etwas gut zu machen. Das Vertrauensverhältnis lässt sich ja nicht so einfach "reparieren". Ja und wie würde ich reagieren wenn der Fall andersrum währe? Ich denke mal, da ich mich nun durch die geschilderten Umstände mit Süchten und mit deren dazugehörigen Problemen und Ängsten, die dabei entstehen können, etwas auskenne(Betroffener), würde ich wahrscheinlich etwas anders mit diesen Menschen umgehen. Und das ist, was ich meine, was Selbsthilfegruppen und solche Foren hier ausmachen - Erfahrungen sammeln, austauschen, weitergeben und mit dem Wissen jedes Einzelnen eine Art Katalog zusammen zustellen, wie man dieses oder jenes Problem erfolgreich angehen kann. Und bei mir ist es im Moment so, durch mein Saufen damals habe ich, ausser mir selber, niemanden in meinem Umfeld so richtig Schaden zugefügt, das liegt nun hier mit der Daddelei etwas anders. Ich hab mich ja nicht nur in den finanziellen Ruin gebracht, ich bin auch kriminell geworden und dieser Umstand macht mir so zu schaffen, was ist in meiner Birne vorgegangen, das ich soweit gegangen bin? Also gehöre ich doch in die Klappsmühle, denn kein normal denkender Mensch macht sowas!

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Offline andreasg

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Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #3 am: 19 April 2009, 12:57:54 »
Hallo,

ich habe bisher aufmerksam mitgelesen und ich denke - kein Loser ist wirklich alleine.
Da sind die Zerwürfnisse mit der Ursprungsfamile ein Erkennen der tiefen Einsamkeit.
Schuldgefühle, die beim Saufen weggespült wurden treten auf, wenn die brutale Energie der Sucht offenbar wurde.
Wen schadet es schon, wenn ich Nachts die Familie mit Kotzgeräuschen wecke!. Aber wie schächlich, wenn ich mich der Exikutive beugen muß  und dadurch meine kriminelle sprich destruktive Energie offenbar wird. Spielsucht hat ein besanders hohes Maß an Schamgefühl.
Und es geht um mehr, als sich von Saufkumpanen zu verabschieden.
In der Genesung von der Spielsucht muß ich mich von meinem inneren Schweinehund befreien. Damit nichts mehr am Arsch ist.
Meine Angehörigen haben mir nie die 5 DM Stücke in die Hand gedrückt - die ich verspielte.
Ich übernehme selber Verantwortung für mein Leben! Für mich selber.
Ich habe bisher 3 Stationäre Therapien gemacht, 2 davon in Klinikewn für Menschen mit Suchterkrankungen und ich bin fast 20 Jahre in einer Spieler Selbsthilfegruppe.
Ich führe Heute ein spielfreies Leben.
Das wünsche ich Dir auch.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #4 am: 19 April 2009, 20:04:49 »
Hallo,

das Erwachen aus einem bösen Traum - aus einem so bösen Traum, aus dem man nicht aufwachen möchte, weil man genau weiß wie weh das tut. Und es tut sogar noch mehr weh, als man befürchtet hat. Und warum? Der Traum ist Wirklichkeit!!! Wirklichkeit, die nur noch als Traum erträglich war.

Du bist aufgewacht und hast große Schmerzen! Zumindest vorübergehend!? Schlaf' nicht wieder ein, tue es Dir nicht an, dann werden die Schmerzen allmählich vergehen!

Ertrage die Konsequenzen Deines Handelns und trotzdem wird der Schmerz nicht mehr so groß sein.

Wie pholemisch... und trotzdem wie wahr...

Könnte Dir hier Romane schreiben, gerade im Bezug auf die Familie. Aber was soll's? Wichtig ist einzig und allein, dass Du endlich ehrlich zu Dir bist, das ist schon die halbe Miete. Die andere Hälfte setzt sich aus Hilfe zusammen, die Du Dir holen kannst. Wie und wo weißt Du am besten aus Deinen früheren Erfahrungen. Einen Anfang hast Du bereits hier gemacht, was hält Dich davon ab, die nächsten Schritte zu unternehmen?

Stehe zu Dir und achte darauf, Dir in die Augen sehen zu können. Auch mit dem Gefühl "am Arsch zu sein" ist das möglich. Rede offen und ehrlich und stehe zu dem, was Du tust oder tun möchtest.

Viel Erfolg

Pünktchen

Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #5 am: 22 April 2009, 16:26:19 »
Ich sehe in den Spiegel, ich seh mir in die Augen, ich sehe einen Arsch, ich versuche irgendwas zu tuen, es gelingt mir nichts! Ich will keine drei Sonnen sehen, nur eine, wenn ich aus dem Fenster schau, nicht mal die erkenne ich mehr. Ich hab in dieser Welt nichts mehr verloren!

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Offline Ilona

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Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #6 am: 22 April 2009, 16:44:30 »
Hallo,

ich habe gerade deine Beiträge gelesen und frage mich, was dich hindert, dir aktiv persönliche Hilfe zu holen. Dieses Forum kann dich sicherlich unterstützen und die Mitglieder können dir nützliche Hinweise geben und den ein oder anderen Tipp. Ob dies allein ausreicht, wage ich allerdings zu bezweifeln. Raff dich doch mal kurz auf und ruf unsere Hotline an: 01801 776611 (3,9 Cent/dt. Festnetz)
Die Kollegin kann erste Schritte mit dir besprechen und dir auch eine Beratungsstelle in deiner Nähe nennen. Heute erreichst du dort noch bis 18 Uhr jemanden, morgen wieder ab 10 Uhr. Am besten rufst du jetzt gleich an!!!

Machst du das?

Alles Gute und viele Grüße, Ilona
« Letzte Änderung: 22 April 2009, 16:46:13 von Ilona »

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Offline Ilona

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Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #7 am: 23 April 2009, 09:27:38 »
Guten Morgen,

meld dich doch mal kurz und sag uns was los ist. Hast du dich gestern abend noch aufgerafft und angerufen? 

viele Grüße, Ilona

Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #8 am: 27 April 2009, 07:07:44 »
Ich war am Sonntag in der Beratungsstelle im Berliner "Cafe Beispiellos", Termin für den 12.05.2009 bekommen..., die Zeit läuft mir davon! Danke allen hier für die netten Beiträge, vor allen Dingen der Ilona, die wie ich glaube, gemerkt hat, wie am Ende ich bin. Ich krieg das nie wieder hin. MfG Klaus

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Offline Ilona

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Re: Ich hab mich ruiniert
« Antwort #9 am: 27 April 2009, 10:16:33 »
Hallo Klaus,

schön von dir zu hören. Im Cafe Beispiellos bist du gut aufgehoben. Versuch die Zeit bis zum Termin so sinnvoll wie möglich zu verbringen. du könntest z.b. heute abend in die Selbsthilfegruppe gehen. Soviel ich weiß trifft die Berliner GA Gruppe sich Montags. wie wär's?

Anonyme Spieler GA
  Cafe "Lichtblicke"
  Tempelhofer Damm 133 I.OG
  12099 Berlin-Tempelhof
  Tel: 030-28452893 Frank

Alles Gute und viele Grüße, Ilona

 

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