Hi Hendrick!
Herzlich willkommen! Nun, ich habe noch nie von Erektionsstörungen und schlaffen Waden im Zusammenhang mit Glücksspielsucht gehört.
Du kannst also aufatmen und weiter wetten. Die Erscheinungen kannst Du ja bei Bedarf mal bei einem Arzt checken lassen.
Entschuldige, dass das ziemlich sarkastisch gemeint ist. Dabei mache ich mich nicht über die körperlichen Beschwerden lustig, sondern über Deine Argumentationskette nu ja nicht mit dem Glücksspiel zu brechen.
Also nun ernsthaft: Ich habe tatsächlich noch nie von solchen "Nebenwirkungen" gehört. Ich denke, Du solltest mal zunächst mit Deinem Hausarzt sprechen, dann mit einem Kardiologen, einem Lungenspezialisten und einem Urologen.
Nun aber mal zu dieser Argumentationskette. Sehr schön hast Du Deinen Einstieg in Deine Sucht beschrieben. Alles machte Spaß und die Welt sah auch irgendwie in Ordnung aus. Aus den reinen Fußballspielen, die hierzulande stattfinden, hast Du ein globales Ereignis gemacht, welches bis nach Japan reicht. Hier möchte ich Dich darauf aufmerksam machen, dass bereits vor Jahren vor solchen Wetten in kleineren ausländischen Ligen gewarnt worden ist. Da sind etliche Betrugsfälle aufgetaucht.
Deine investierte Zeit in das Glücksspiel reiht sich nicht nur nahtlos an Deine Arbeits- und Freizeit an, beide werden bereits durch das Glücksspiel beeinträchtigt.
Deine Aufmerksamkeit widmet sich mehr und mehr dem Glücksspiel. Es nimmt immer mehr Raum in Deinem Leben ein.
Dann hast Du auch bereits angefangen zu lügen - Deiner Frau gegenüber verschweigst Du das Ausmaß Deiner Sucht. Du beschützt die Sucht bereits.
Irgendwie möchte ich schon aufhören,aber ich kriege den Dreh nicht. Weil ich Angst habe, dann in Zukunft gar keine Freude mehr an Fußballspielen zu haben. Bin auch Dauerkarteninhaber eines Bundesligavereins.
Und dass ich dann in der Freizeit zu viel Langeweile habe bzw. die Routine komplett ad adsurdum geführt würde, wenn man von jetzt auf gleich komplett aufhört.
Lasse den ersten Satz einfach mal so stehen! Das ist - auch Dir selbst gegenüber - absolut ehrlich! Der Rest ist ein wenig ungeschickt ausgedrückt, zielt aber in die Richtung, dass Du Angst davor hast, dass das Glücksspiel, wenn Du es einstellst, ein riesiges Loch in Deinem Leben hinterlässt.
Da sage ich nur: Willkommen im Club! - Darüber brauchst Du Dir aber keine Gedanken zu machen.
Ich rede immer wieder davon, den Blickwinkel zu ändern. Betrachte Dein altes Leben. Es war wie das berühmte Glas, in welchem man Steine und Sand gefüllt hatte und dann fragte, ob es voll sei. Das Glücksspiel kam dann in Form einer öligen Flüssigkeit noch obendrauf. Es passte noch in das Glas. Der Nachteil - je mehr davon im Glas landete, desdo öliger wurden auch die Steine und der Sand.
Entfernst Du nun das Glücksspiel, wird Dein Leben immer noch ausgefüllt sein. Doch der Ölfilm braucht ein wenig sich von dem Sand und den Steinen zurück zu ziehen. Vielleicht braucht es auch einen Jutsch Späli (SHG/Beratungsstelle/etc.), damit auch der letzte Rest wieder entfernt wird. Wer weiss ...
Wenn Du das Glücksspiel als Gewohnheit ansehen möchtest ... würdest Du dann tatsächlich einen langsamen Entzug propagieren, bei dem Du Dich doch eigentlich nur selbst quälst? Wenn ich eine Gewohnheit ablegen möchte, dann lasse ich das Verhalten weg - komplett!
Für Dich auch noch mal: Als ich in der Raucherentwöhnung war, da habe ich gefragt, ob ich meinen Dampfer ohne Nikotin weiter verwenden dürfe. Die Antwort lautete: NEIN! Breche mit Allem, was auch nur annähernd mit den Ritualen rund um das Nikotin zu tun hat.
Wenn Du meinst fußballinteressiert zu sein, so frage Dich mal, ob dem HEUTE immer noch so ist, oder ob mittlerweile die Sucht das Heft in die Hand genommen hat.
Es braucht ungefähr ein dreiviertel bis ganzes Jahr - mit permanenter Arbeit an sich selbst, ansonsten dauert es länger, bis Du stabil spielfrei bist.
Dann kannst Du immer noch überlegen, ob Du Dich wieder für Fußball erwärmst. Sollten dann Gefühle, wie zu den Suchtausübungszeiten aufkommen, dann kannst Du es sofort wieder einstellen, ansonsten langsam wieder ausweiten.
Lasse Dich bitte nicht von "nur" 150 € pro Monat blenden, Wir Menschen arrangieren uns gerne mit unserer Sucht. Und so kann es wie hier vorkommen, dass die Höhe der Einsätze NOCH überschaubar sind (ist natürlich relativ und soll nichts bagatellisieren!). Doch auch dies kann sich bei Dir schnell ändern.
Spreche doch mal mit Deiner Frau und teile ihr mit, dass Du jetzt die Reißleine ziehen möchtest, bevor das Ganze bei Dir auch finanziell komplett aus dem Ruder läuft. Vielleicht unterstützt sie ja Dein Vorhaben? Dann hast Du den zweitwichtigsten Menschen in Deinem Leben schon mal auf Deiner Seite. Ist das nicht ein berühigender Gedanke? Dann muss nur noch der wichtigste Mensch in Deinem Leben überzeugt werden - Du selbst!