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Aaaaalso ...
Zunächst einmal ... ja ... ich habe über 20 Jahre an Automaten gespielt. Jeder Cent ging da hinein und es hat eben lange gedauert, bis aus dem Verstand die Tatsache in mein Bewusstsein eindrang: Ich verletzte mich damit nur selbst!
Ich bin derjenige, der das ändern konnte und musste - und ich habe es getan. Dabei wollte ich nicht in die SHG gehen, die ich allerdings Jahre vorher schon mal als Alibi besucht hatte. Ich ging denn irgendwann doch hin und siehe da, jetzt, wo ich was verändern wollte, verstand ich die Freunde auch. Von dem Tag an bin ich in der Suchthilfe tätig. Ich sehe bei Dir so viele blockierende Verhaltensweisen, die ich auch von mir selbst kenne.
Ich hatte später, als ich die SHG verließ und stattdessen ein Forum fand, einen Proteger, der mich unter seine Fittiche nahm. Mit ihm habe ich viel diskutiert und habe neue Perspektiven erhalten. Naja, wirklich neu waren sie nicht, nur standen sie für mich immer nur am Rand meiner Erkenntnisse. Ich musste mir erst erlauben sie auch zuzulassen.
Selbst heute noch sage ich mir so Sachen wie: Das klingt gerade aber ziemlich geschwollen. Ja, das tut es vielleicht ... es ist mir aber egal, denn es ist die Art und Weise, wie ich das alles auszudrücken vermag.
"Es reicht nicht einfach "nichts zu tun und abzuwarten", der Satz gibt mir tatsächlich zu denken. Ich kann es passiv über mich ergehen lassen aber das bringt nichts, erstmal alles gesperrt, denn ich habe heute wieder gezockt.
"Selbst ist der Mann!", "Von nix kommt nix!", "Das Rezept für Erfolg ist Tun!" ... all diese Weisheiten kommen nicht von ungefähr. Tatsächlich möchte das Gewohnheitstier in uns am Liebsten alles beim Alten lassen. Die Sucht unterstützt das mit aller Kraft.
Da stellst sich die Frage, was Du tun könntest. Aber auch, ob Du es überhaupt tun könntest. Wie solltest Du das schaffen, wenn Du gestern wieder gespielt hast, Dein Kalender Dir nie mehr wie 2 Tage ohne Glücksspiel anzeigt?
Die Antwort ist einfach: Habe Geduld mit Dir! Bleibe aber am Ball und werde aktiv. Einer von vielen Sätzen, die ich immer wieder gerne wiederhole: Alles, was Du für Deine Genesung benötigst, das steckt bereits in Dir und Du brauchst es nur hervor zu holen und anzuwenden!
Wieso wiederhole ich das? Immer und immer wieder? - Weil es stimmt! Es ist eine Tatsache! - Auch bei Dir! Auch wenn Du das jetzt nicht glaubst!
Habe Geduld mit Dir. Taste Dich heran an all die vielen Erkenntnisse, die da noch vor Dir liegen.
Da ist keine Lampe, an der Du reiben kannst - ein Geist erscheint und erfüllt Dir den Wunsch auf Abstinenz und ein erfülltes Leben. Kein Fisch, den Du wieder ins Wasser wirfst erfüllt Dir drei solcher Wünsche. Das musst Du schon selbst angehen.
Gehe in die SHG und stelle all Deine Fragen, die in Dir stecken. Wieso handele ich gerade so in dieser oder jener Situation? Die Anderen werden Dir ihre Erfahrungen schidern. Und wenn da einer ist, der zu geschwollen redet, dann frage nach ... das ist ausdrücklich erlaubt.
Wenn da etwas auf der Seele brennt, was die Schleusen öffnen könnte, wenn Du es ansprichst, dann lasse die Tränen laufen - aber spreche es ruhig an!
Auch wenn Du da den Eindruck haben solltest nur zu nehmen, wirst Du doch viel von Dir in die Gruppe einfließen lassen, was die Anderen z.B. inspiriert. Das Spektrum ist da riesengroß, denn Du hast in Deinem Leben - in Deiner Dir eigenen Realität - doch auch schon viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die andere so - so ähnlich - oder gar nicht gemacht haben.
Denke Dich also nicht klein ... das unterstützt nur die Sucht.
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich beim Bezahlvorgang komplett suchtgeleitet agiere und eine ganz kleine Stimme sagt mir, dass ich doch eigentlich aufhören wollte aber die wird ignoriert.
Das ist so ein Punkt, wo ihch Dir nun sage: Dein Kontrollverlust hat bereits viel früher begonnen! Wenn Du Dich rückwirkend noch mal beobachtest, wirst Du mir sicher Recht geben und Dich mit der flachen Hand auf die Stirn klatschen ... wieso habe ich das vorher nicht gesehen? Na klar!
Darauf wärest Du die nächste Zeit erst mal nicht von alleine gekommen. Dies ist aber ein wichtiger Punkt, denn zum Zeitpunkt der ersten schädlichen Gedanken, die sich dann bis zur Suchtausübung steigern, hast Du die Möglichkeit viel einfacher zu intervenieren ... Dir Selbst ein STOP zu geben!
Spielsucht ist wie Drogensucht, ich kann nicht ich selbst sein ohne??
Man unterscheidet zwischen stoffgebundener und stoffungebunder Sucht. Die psychische Komponente ist bei beiden identisch, bzw sehr ähnlich.
Bei stoffgebundenen Süchten kommt dann noch die physische Komponente hinzu.
Ich finde Deine Frage eigentlich sehr interessant. Ich würde einmal behaupten wollen, dass Du nur Du selbst sein kannst, wenn Du abstinent bist. Gefällst Du Dir selbst besser mit Suchtausübung? Deine Frage bestätigt meinen Ansatz, dass das Glücksspiel bei Dir eine Funktion inne hat - wie bei uns anderen ja auch. Finde es heraus ... die ersten Schritte dazu stehen ja schon in Deinem Post und die anderen haben Dir da schon Ansätze geliefert, was Du in Deinem Leben verändern könntest. Sind das unlösbare Aufgaben? Nicht gleich abwinken ... Finde es heraus.
Zum Thema andere ins Boot holen habe ich meine Zweifel, dass schädigt in der ersten Zeit bestimmt nur das Vertrauen und ich möchte damit keinen belasten.
Oh Mann ,,, #kopfschüttel# ... das war doch genau mein Denken damals ... und ich lag sowas von daneben ...
Allerdings habe ich es mir selbst gegenüber - nicht nach außen - anders ausgedrückt: Ich war zu beschissen ... Ich wollte mich nicht selbst demütigen. Wollte von Anderen nicht hören, wie blöde und scheiße ich doch bin. Ich wollte mir nicht meine Fehler vorhalten lassen. Ich steckte voller Scham und voller zerstörtem Selbstvertrauen.
Ja natürlich ist solch eine Offenbarung erst einmal mit Scham verbunden. Doch die verfliegt schnell. Vielleicht wird Dir auch erst einmal Enttäuschung entgegen gebracht. Doch Deine Freunde und Deine Familie brauchen auch erst einmal ein wenig Zeit das zu verarbeiten und sie werden Dir dann ihre Unterstützung anbieten und sie auch gerne geben. Wofür hat man denn Familie und Freunde? Um zu protzen und zu prahlen? Um die Weihnachts- und sonstige gemeinsame Zeit tot zu schlagen?
Lasse Dich überraschen. Du wirst es nicht herausfinden, wenn Du versuchst alles mit Dir selbst auszumachen. Auch hier ... taste Dich heran ...
Du schaffst das schon ...
Eine der Ängste bei mir war: Was erzähle ich denn, wenn nach dem Wieso und Weshalb gefragt wird? Oder nach dem "Wie konntest du nur?".
Die Antwort ist ganz einfach: Wenn ich die Antworten wüsste, hätte ich kein Problem!
Also mache Dich auf den Weg sie herauszufinden. Einer aus meiner alten SHG sagte dazu immer: Du wirst auf Deinem Weg auf Antworten stoßen, zu denen Du noch nicht einmal die Fragen kennst!
Es bringt nichts hier groß reden zu schwingen
Doch! Es bringt Dir etwas, sonst hättest Du es nicht getan! Also ... weiter machen ...
Zur bösen Glücksspielindustrie ... Du hast da vollkommen Recht ... das ist derzeit aber nicht Deine Baustelle. Wenn Du Dich da mal engagieren möchtest, wird die richtige Zeit schon für Dich kommen. Jetzt aber bist erst einmal DU an der Reihe ...