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Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel

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Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel
« am: 28 Juli 2023, 14:49:51 »
Hallo zusammen,

Es wird ausführlicher:
Ich habe seit kurzem beschlossen Glücksspiel sein zu lassen. Ich habe natürlich wie so oft mit kleinen Einsätzen angefangen, sodass ich das mit meinem Lohn auch decken konnte. Natürlich war es trotzdem ärgerlich Geld zu verlieren. In den letzten 2 Monaten dann komplett über meinen finanziellen Möglichkeiten gezockt und ins Minus gerasselt.

Soo… dachte ich mir bis hierhin und nicht weiter. Es hatte sich angebahnt und ich hatte schon oft zwischenzeitlich das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Meine Lösung: Erst Familie einweihen, leider hatte ich großen Respekt vor meinem Vater, sodass ich es erst vor meiner Schwester und Mutter gebeichtet habe und diese mir finanziell aushalfen, als ich vor 1 1/2 Monaten das erste mal richtig die Kontrolle verloren habe und 2.500€ an einem Wochenende verpulvert habe. Dann war ich 5 Wochen spielfrei und aus irgendeinem Impuls in meinem Gehirn habe ich dann ein weiteres Wochenende 3.300€ verzockt. Für mich in 2 Monaten fatal. Dabei hatte ich gerade wieder meine Finanzen im Griff. Nun meinen Vater auch eingeweiht und wir sind zusammen auch auf den Beschluss gekommen, dass finanzielle Hilfe auf keinen Fall das Richtige ist. Mir ist es unangenehm Geld von anderen, in diesem Fall meiner Mutter und Schwester, verzockt zu haben und so kann es nicht weitergehen. Wir sind jetzt zu dem Entschluss gekommen, dass ich mit der Bank in Kontakt trete und eine Umschuldung anstrebe. Hier habe ich noch Kredite wegen meinem Auto offen. Eine Frage hierzu: kann man im Thema Glücksspiel die Bank einweihen? Scheinbar ist das bei meiner Bank noch nie so richtig aufgefallen.

Und zweitens in die Suchtberatung zu gehen bevor es zu spät ist. Hier habe ich bereits einen Termin vereinbart. Mit welcher Form von Suchtberatung habt ihr Erfahrung gesammelt und welche Form hilft in welchen Fällen? Normalerweise bin ich ein sehr reflektierter Mensch, nun habe ich gedacht ich bekomme die Sucht selbst in den Griff, aber ich brauche doch jemanden, der mir hier und da eine Wachmachschelle verpasst. Einige Freunde wissen inzwischen auch Bescheid, die mir auch zugesichert haben, wenn Ihnen was auffällt mich darauf anzusprechen, weil ich Stand jetzt nicht weiß, ob ich zugeben würde, wenn ich wieder zocken würde. Mich hält es momentan vom Zocken ab, meine Familie und Freunde zu enttäuschen, obwohl Sie mir sagen Sie sind nicht enttäuscht, nur geschockt und besorgt. Ich will auch auf keinen Fall jemanden in die Co-Abhängigkeit reiten, das ist mir wichtig und natürlich will ich es schaffen meine Machtlosigkeit ggü. Glücksspiel zu akzeptieren und meine Persönlichkeit zu stärken und gefestigt im Leben zu stehen. Ich will auch auf jeden Fall wieder schuldenfrei leben können. Leider liegt der letzte Rückfall (3.300€) auch gerade mal das Wochenende zurück, danach habe ich alles Erwähnte in die Wege geleitet, aber es fällt mir momentan noch schwer einzuschätzen, ob es mich nochmal packt und ich einen Rückfall verursache.

Daher die letzte und wichtigste Frage: was ist eurer Meinung nach jetzt wichtig, um meine Ziele zu erreichen, gefestigt und selbstsicher zu sein und vor allem nie wieder mich von den Slots berieseln zu lassen?

Viele Grüße
M0rty

*

Offline andreasg

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Re: Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel
« Antwort #1 am: 28 Juli 2023, 18:29:30 »
Hallo Morty,

alles auf einmal, und  das bitte sofort.!

Dieser Gedanke ist so gut, wie der Gedanke verlorene Zeit und verlorenes Geld zurück zu gewinnen, es funktioniert nicht.

Die Suchtberatung funktioniert, wenn der Probant sich aufrichtig splitternackt dort einbringt. Ein guter Weg, den ersten Schritt anzufangen, sich darauf einzulassen.

Persönlich: ich habe mein "Spielgeld" von meiner Mutter geklaut, , und mich innerhalb meiner Ursprungsfamilie strafbar gemacht. Die Staatsanwaltschaft hat nur vor dem Verwandtschaftsverhältnis aus, das Verfahren gegen mich geschreddert.

Das wichtigste Ziel auf dem Genesungsweg ist der aufrichtige Wunsch, Wiedergutmachungen zu leisten. Also für mich, Spielfrei zu werden, mich zu stabilisieren, und ein Konzept zu erarbeiten. Hier, bei der Schuldenfrage also offen und frei mit den Angehörigen
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel
« Antwort #2 am: 28 Juli 2023, 18:33:46 »
Hi Morty,
du kannst mich hierzu gerne privat anschreiben!

Re: Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel
« Antwort #3 am: 28 Juli 2023, 18:54:53 »
Hallo Morty,

alles auf einmal, und  das bitte sofort.!

Dieser Gedanke ist so gut, wie der Gedanke verlorene Zeit und verlorenes Geld zurück zu gewinnen, es funktioniert nicht.

Die Suchtberatung funktioniert, wenn der Probant sich aufrichtig splitternackt dort einbringt. Ein guter Weg, den ersten Schritt anzufangen, sich darauf einzulassen.

Persönlich: ich habe mein "Spielgeld" von meiner Mutter geklaut, , und mich innerhalb meiner Ursprungsfamilie strafbar gemacht. Die Staatsanwaltschaft hat nur vor dem Verwandtschaftsverhältnis aus, das Verfahren gegen mich geschreddert.

Das wichtigste Ziel auf dem Genesungsweg ist der aufrichtige Wunsch, Wiedergutmachungen zu leisten. Also für mich, Spielfrei zu werden, mich zu stabilisieren, und ein Konzept zu erarbeiten. Hier, bei der Schuldenfrage also offen und frei mit den Angehörigen

Hallo Andreas,

vielen Dank für deine Erfahrungen und deine Geschichte. Wie sieht’s bei dir denn inzwischen aus? Hast du die Spielsucht inzwischen überwunden und konntest du deine Wiedergutmachungen leisten?

Ja diese Gedanken mit dem Sofort hatte ich auch nur zu oft, aber jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich realisiert habe, du gewinnst nicht und hast keine Macht über Glücksspiel. Also ist für mich klar, dass ich meine Schulden langfristig begleichen muss. Gottseidank sind diese noch überschaubar. Aber man holt seine Verluste niemals auf. Das alles ist mir jetzt auch egal. Mir gehts nur noch darum spielfrei zu werden und auch zu bleiben und dazu gehört auch sich zu fragen, warum habe ich das getan und was habe ich mir davon versprochen oder ggf. was hat mir im Leben gefehlt. Das alles muss feinsäuberlich aufgearbeitet werden. Vor meinem Suchtberater werde ich komplett die Hosen runterlassen, da verspüre ich keine Scham. Die kennen solchenGeschichten schließlich nur zu genug.

VG
Morty

*

Offline Rubbel

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Re: Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel
« Antwort #4 am: 29 Juli 2023, 10:44:53 »
Hallo Morty,

***Normalerweise bin ich ein sehr reflektierter Mensch, nun habe ich gedacht ich bekomme die Sucht selbst in den Griff, aber ich brauche doch jemanden, der mir hier und da eine Wachmachschelle verpasst.***
Eine 'Wachmachschelle' von jemand anderem? Wie soll jemand anderes erkennen, wann er Dich warnen soll? (scheinbar weißt Du es selbst doch nicht?)

***Einige Freunde wissen inzwischen auch Bescheid, die mir auch zugesichert haben, wenn Ihnen was auffällt mich darauf anzusprechen, weil ich Stand jetzt nicht weiß, ob ich zugeben würde, wenn ich wieder zocken würde. ***
Hier ähnlich: Wenn Du im Zweifel nicht zugeben würdest, dass Du wieder Geld verzockst - ob Dein eigenes oder das von anderen Menschen - wie sollen Freunde Dich darauf ansprechen? Verlangst Du da nicht etwas zu viel von Deinem Umfeld? Ihr seid ja nicht 24/7 zusammen, und bis Du anfängst zu zocken am Abend oder so, hast Du es vllt. gut vermeiden können, entsprechende 'Hinweise zu geben'.

***Mich hält es momentan vom Zocken ab, meine Familie und Freunde zu enttäuschen, obwohl Sie mir sagen Sie sind nicht enttäuscht, nur geschockt und besorgt.***
Hier bin ich rigoros: Du hast Deine Familie schon enttäuscht. Hilft Dir denn, dass sie 'geschockt' und 'besorgt' sind?
Hier behaupte ich mal: Nein! Das ist nicht böse Dir ggb. gemeint, sondern DU SELBST solltest besser schauen, was Dich Dir selbst ggb. enttäuscht, schockiert und besorgt. Denn es geht ja um Dich. Löst Du Dich von der Sucht, hat niemand um Dich herum weiterhin Veranlassung, sich z.B. zu sorgen.

***Ich will auch auf keinen Fall jemanden in die Co-Abhängigkeit reiten, das ist mir wichtig ...*** - das halte ich auch für selbstverständlich!

*** und natürlich will ich es schaffen meine Machtlosigkeit ggü. Glücksspiel zu akzeptieren und meine Persönlichkeit zu stärken und gefestigt im Leben zu stehen. Ich will auch auf jeden Fall wieder schuldenfrei leben können. ***
Generell steht Dir dafür nichts im Weg. Das sind allerdings große Ziele, und nicht alles wird sich gleichermaßen, schon gar nicht parallel und auf Dauer erreichen lassen. Und das müsste vorab sogar erst mal definiert werden - was Du damit meinst, z. B. *gefestigt im Leben zu stehen* - das ist etwas, was nicht statisch ist, eigentlich ist nichts davon statisch. Das Leben an sich ja auch nicht.

*** Leider liegt der letzte Rückfall (3.300€) auch gerade mal das Wochenende zurück, danach habe ich alles Erwähnte in die Wege geleitet, aber es fällt mir momentan noch schwer einzuschätzen, ob es mich nochmal packt und ich einen Rückfall verursache.***
Das ist schon klar, weil Du noch 'nass' bist, da gibt es 'Forschungsbedarf', wie es überhaupt ist, nicht zu spielen, länger nicht zu spielen als ein paar Wochen.

***Daher die letzte und wichtigste Frage: was ist eurer Meinung nach jetzt wichtig, um meine Ziele zu erreichen, gefestigt und selbstsicher zu sein und vor allem nie wieder mich von den Slots berieseln zu lassen? ***
Das sind wieder gleich 3 Dinge, die Du wissen möchtest, um Lebensfragen/-aufgaben ein für allemal schon beantwortet zu haben. Das ist aber nicht für jeden Menschen gleich. Und es ist für jeden Menschen immer ein Auf und Ab.

Ganz ehrlich? - mir kommt der Gedanke: Setz' Dich doch mal hin, ruf Dir die letzten Zock-Erlebnisse noch mal ins Gedächtnis zurück und damit auch die unmittelbare Zeit davor und auch danach. Du könntest dann schauen, ob Du Dich an Deine Gefühlslagen erinnern kannst. Ruf Dir die Menschen in den Kopf, die Dir am nächsten sind und schau mal, welche Verbindung Du zu ihnen hast. Ist es Angst, erzeugen sie Druck in Dir wie vielleicht Schuldgefühle? Hast Du mit jemandem Dir nahestehenden Menschen Mitleid, verurteilst Du Situationen oder Menschen?
Ich will damit sagen: Du kannst von anderen Menschen nicht erwarten, dass sie Dich besser kennen als Du selbst, und Du solltest evtl. auf die Suche danach gehen, was Dich in 'Zwickmühlen' bringt. Zwickmühlen verlangen nach Entscheidung - und wenn die sehr schwerfällt, ist Aufschieben und Nicht-dran-Denken mit Suchtausübung gut zu unterstützen. Guck doch vielleicht mal, ob Du 'Gutes' an der Sucht findest, das ist sicher so.
Und guck auch, welches für Dich Deine 'guten Seiten' sind - und auch Seiten an Dir, die Du vielleicht unterdrückst?
 ... aber nimm Dir Zeit, denn das dauert sicher sehr lange.

Dabei hilft Dir viel: eine Selbsthilfegruppe, eine Therapie beim Psychologen, Zeiten, die Du nur mit Dir selbst verbringst, Auszeit vom Zocken natürlich, jedes wirklich offene Gespräch mit Dir Vertrauten ... und vergiss bitte bei allem Forschen nicht, Dir auch Zeiten zu nehmen, in denen Du ganz viel Spaß hast, rumalbern kannst oder Dinge tust, die nicht unbedingt 'vernünftig' sind (außer s.o. 'Zocken', aber das ist ja klar:) ).

Mehr fällt mir gerade nicht ein.
Es sind nur meine ganz persönlichen Gedanken. Sie sollten für Dich das Ziel beinhalten können, ein Gefühl der 'Freiheit' für Dich zu erarbeiten. Verlerne das Lachen deshalb auch nicht!

Alles Gute!
R

--Meist ist Geist geil--

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Offline andreasg

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Re: Wie schaffe ich es für immer ohne Glücksspiel
« Antwort #5 am: 03 August 2023, 21:09:40 »
Hallo Morty,

ich schulde Dir noch eine Antwort, und ich freue mich, ferner von Dir zu lesen:

Eine schwierige Frage: einer meiner Lieblingsmusiker hat einmal einen Song geschieben, mit dem Titel: "Somebody saves me" - i thank you my friend. Den Titel hat es im Jahr 1982 heraus gegeben, als er seine Heroinsucht überwunden hatte. Damals fing meine latent vorhandene Spielsucht an, sich exessiv zu entwickeln, ich spielte jeden Tag - bis in die Nacht hinein.

Mein Spielgeld bezahlte ich damit, daß ich meine Mutter bestohlen hatte... weil mein Gehalt als Kaufmann schon lange nicht mehr reichte. Im August 1989 konnte ich meine Spielsucht nicht mehr verbergen, ich mußte Farbe bekennen. Es war sehr kritisch für mich, die Gedanken kreisten um Suizid. Ich ging zur Kripo, und erstattete Selbstanzeige. Das liest sich einfach, aber das Spektakel, daß ich mir zusammen reimte war gigantisch fast grenzenlos.
Meine Mutter nahm es jedenfalls gelassener als ich, denn sie konnte die Situation meiner Ursprungsfamilie besser einschätzen als ich , der ich ja in der Selbstabwertung war, und diese auch massiv auslebte. Ich fand den Weg in die Selbsthilfe, wurde nach 10 Monaten in meinen Gruppen spielfrei, und ich setzte um, was ich in den Meetings gelernt habe. Das hieß auch, gewissenhaft den Betrag zu ermitteln, den ich verspielt habe. Das konnte und kann ich nicht perfekt klären, oder gar regulieren. Meine Mutter hat nach einer ganzen Weile die Restschuld storniert.. Als sie Pflegebedürftig wurde, bin ich ihre Vertrauensperson gewesen, also Verantwortlich für ihre Betreuung. I
In der Therapiel habe ich mich Jahre - jahrzehntelang mit meiner Konstillation in der Ursprungsfamilie beschäftigt, auch mit alternativen Therapieformen, wie Familienaufstellungen und der Dynamischen Meditation. Das Ergebnis war und ist, ich habe keine andere Chance gehabt, als spielsüchtig zu werden, aber eine Chance zu bekommen, spielfrei zu werden und stabil zu leben. Ich bin jetzt seit 34 Jahren in der Selbsthilfe aktiv, bin jetzt 33 Jahre spielfrei, immer Einen Tag zur Zeit, . Geholfen haben mir die vielen Meetings, der direkte Austausch mit ebenso Betroffenen, und die Therapien, darunter drei Aufenthalte in Psychosomatischen Kliniken.

Ich mußte es lernen und Akzeptieren, daß Wiedergutmachung keine einmalige Angelegenheit ist, sondern bildlich wie ein Brunnen, bei dem stetig frisches Wasser geschöpt werden will, daß er nicht versiegt. Ich weiß, ich habe noch "alte Gefagene in meinem Keller" denen ich die Ketten abnehmen muß. Oft sind das Begebenheiten aus meinerSchulzeit, und ich denke auch aus meinem Arbeitsleben. Was weniger zutrifft, ist der Freundeskreis, ich war einmal "der einsamste Mensch auf der Welt" wie "der Eitle auf seinem Planeten" im Buch: "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint Exupery, , nun denn, ich bin Heute lebensfroher geworden, und pflege meine Beziehungen, auch wenn mich manchmal die Ruhe und Stille ruft, um inne zu halten.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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