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Wie schaffe ich es wieder rauszukommen, aus der Sucht und aus der Deppression

  • 5 Antworten
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Hallo liebes Forum,

ich hoffe ich bin hier richtig um mal runterzuschreiben was mir auf dem Herzen liegt. Es geht dabei nicht nur um Glückspiel, ich hoffe aber trotzdem das sich das jemand durchließt und sich meldet.


Vielleicht kurz etwas zu meiner Person, ich bin 23 Jahre alt und Spiele seit ich 18 bin. Angefangen hat es mit 10 Euro am Hauptbahnhof Café, die Leiter bei der ich 140 Euro aus einem 10 Cent gewinn geholt hab, haben mich in den Bann gezogen.
Am Anfang war alles übersichtlich, ich habe im Monat vielleicht 50€ verspielt, jetzt ein paar Jahre später sind es meistens 500-800€, in manchen Monaten auch mal über 1000€.

Ich wurde über die Jahre leider schwer Depressiv, weil ich mit 19 von meinem damals besten Freund verarscht wurde. Ich hatte durch ihn Schulden von über 11.000€, gehört habe ich danach nie wieder was von ihm und wurde damit Quasi alleine gelassen. Dadurch bin ich abgerutscht, in ein Loch, habe mich nur noch zugedröhnt und auf alles geschissen. Meine Familie extrem vernachlässigt, was auch heute noch der Fall ist, dadurch habe ich auch kaum Bindung zu meinen Kleineren Geschwistern, geschweige denn überhaupt einen Kontakt zu ihnen.

Ich bin mit genau 18 Jahren nach meinem Geburtstag ausgezogen, weil ich es bei meiner Stiefmutter nicht mehr ausgehalten habe (sie hat mich damals mit 7 adoptiert, weil meine Mutter mich geschlagen hat, überfordert war und mich dann auch irgendwann nicht mehr haben wollte). Mir wurde so gut wie alles verboten, mein Handy wurde mir noch mit 17 abgenommen, obwohl ich ein wirklich anständiger Junge war, immer in der Schule gewesen, nie geschwänzt, meinen Realschulabschluss gemacht habe und eine Lehre als Koch erfolgreich bestanden hab. Ich habe zu dem Zeitpunkt bis nach meiner Ausbildung weder Geraucht, Getrunken oder jeglichen Kontakt mit Drogen gehabt. Ich war Fleißig, Sportlich und voller Tatendrang und durchweg ein positiver Mensch. Von meiner Stiefmutter kam aber nie die Anerkennung oder eine Art von Freiheit, alles lief immer darauf hinaus mich in irgendeiner Art und Weise zu unterdrücken... Meine kleine Schwester, ihrer leiblichen Tochter ging es besser, Freiraum, sie kann selbst bestimmen was und wann sie wo macht, ich hatte unter der Woche sowie Freitag und Samstag um 20 Uhr Zuhause zu sein. Mit Freunden wegfahren war nicht, Geburtstags Einladungen musste ich immer absagen. Natürlich gabs dann von vielen Freunden oder auch Freundinnen dumme Kommentare, gemobbt wurde ich auch Jahrelang in der Schule.

Mein Vater war leider immer betrunken und ich hatte mit dem alter von 8 bis ich 21 Jahre alt wurde so gut wie kaum ein Verhältnis mit ihm, er war da, er war Papa, aber mehr auch nicht. Als ich 21 Jahre alt wurde hat sich das dann etwas geändert,. Seitdem sind wir beide recht gut befreundet wenn man das so nennen kann. Dadurch bin ich aber mit seinem Alkohol mitgegangen und trinke seitdem auch, was mir vorher eigentlich nie ein Gedanke war. Auch das habe ich schubweise nicht unter Kontrolle.

Über die Jahre hatte ich oft Selbstmordgedanken, was ich aber nie jemandem gesagt habe. Mit 21 habe ich dann Antideppressiva genommen, nach Anweisung von meiner Hausärztin, was mir relativ gut geholfen hat. Mein Vater hat mir aber immer wieder eingeredet ich soll es lassen bis ich die abgesetzt habe.

Jeder der Antidepressiva genommen hat weiß wie schwer der Anfang und das Ende damit ist, ich bin also wieder am Anfangspunkt gelandet. Ehrlich gesagt auch noch schlimmer als vorher, weil es immer Rückfälle gibt, auch was die Selbstmordgedanken angeht. Ich war so oft alleine zuhause zusammengebrochen in mir selber und wollte einfach nicht mehr, bin alleine spazieren und jedes mal in meinen Selbstmitleid verfallen. Habe mir die ganzen Arme aufgeritzt.
Ich hatte oft Tage wo ich an Brücken gesessen habe oder mich bewusst an die Gleise neben unserer Stadt gestellt, dieses Gefühl so nah an der Freiheit zu sein hat in diesem Moment sehr gut getan.

Was mich davon aber abgehalten hat zu Springen, war mal ein Gespräch mit einem Ex Chef. Er hat gemeint den Schmerz den du gerade in dir trägst, möchtest du das dein Vater oder Menschen die dich lieben diesen Schmerz auch empfinden?
Immer wenn ich fertig bin oder an der Schneide sitze, denke ich daran. Ich glaub es hat mir mein Leben gerettet. Wissen tut es außer meinem Ex Chef niemand, ich wollte nie jemandem darüber erzählen.

Die Selbstmordgedanken kommen und gehen, auch wenn ich nicht spiele am Automaten. Meine ganze Situation, Kindheit und das was ich durchgemacht hab machen mich einfach fertig.

Das Problem dabei ist auch, das wenn ich mich alleine fühle zuhause ich mich dann anziehe und in eine Bar fahre, anfange zu trinken oder auch was anderes nehme und dann ist mir alles egal. Ich spiel bis ich kein Geld mehr in der Tasche habe, ich finde da meinen Frieden und die Ablenkung. Zwischenzeitlich gehe ich auch zur Bank, wie gestern. Ich hab alles verspielt was ich eigentlich noch bis zum ende des Monats für essen und ticket zur Arbeit haben sollte.

Jedenfalls sitze ich jeden tag auf der Arbeit und bin unkonzentriert, ständig abgelenkt und leiste nicht das was ich sollte. Mein Chef hat das auch gemerkt und angesprochen, nur ist seinerseits kaum Einsicht da, was ich auch verstehen kann da es mein Privates Problem ist.

Momentan kämpfe ich damit meinen Alltag zu bewältigen, es einfach über den Tag zu bringen. Mein Apartment sieht aus wie bei einem Messie, ich habe keine Kraft aufzuräumen, Körperpflege leidet dementsprechend auch. Ich schäme mich für das was aus mir geworden ist und erkenne mich einfach selbst nicht mehr wieder.

Ich hoffe das mein Text Lesbar war und falls fragen bestehen, bin ich bereit alles zu beantworten.

Es ist das erste mal das ich  mich auch in einem Forum angemeldet habe. Ich bin froh wenigstens das geschafft zu haben.

Ich freue mich auf eine Rückmeldung,

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Offline Olli

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Hallo junger Mann und herzlich willkommen!

Natürlich bist Du hier richtig in diesem Forum. Hier kannst Du Dir alles nieder schreiben und zur Not auch selbst noch mal nachlesen. Das I-Tüpfelchen ... Du bist nicht alleine und bekommst garantiert auch Resonanzen.

Vielen Dank, dass Du uns einen Blick hinter Deine Kulissen gewährst. Wie mir scheint, war das nicht einfach. Doch genau da ist der Knackpunkt ... Du musst reden ... mit ganz vielen Leuten ... Sehe das Forum also ruhig als eine Form der Übung an. Du kannst nichts Falsches sagen. Wenn Dich mal die Scham überkommen möchte ... einfach raus damit.
Du hast viel mitgemacht und auch viele Glaubenssätze übernommen.

Nun, Du bist zwar jung, doch Du bist auch längst kein Kind mehr. Du bestimmst heute selbst über Dein Leben - und niemand sonst.
Das hat zur Konsequenz, dass Du Alteingefahrenes und Erlerntes zuerst auf den Prüfstand und dann eventuelle auch über Bord werfen musst und sogar darfst.

Meines Erachtens solltest Du Dich sofort um eine Tagesklinik bemühen, wo du einfach mal Deine Sorgen los werden kannst. Dort wirst Du dann auch neu auf Antidepressiva eingestellt. Wenn ein Alkoholentzug von Nöten ist, werden hier auch die ersten Schritte gemacht. Dann wirst Du der Suchthilfe zugeführt und Du kannst Deine Süchte und all die anderen Probleme angehen.
Deine Suizidgedanken sind nicht gesund. Auch die müssen mit Profis thematisiert werden.

Mein erster Eindruck ist der, dass Du unbedingt erst einmal aus Deinem Umfeld und Deinem Alltagstrott herausgerissen werden solltest.
Das geht am Besten, wenn Du eine Therapie ansteuerst - und zwar eine stationäre. So um die 8 Wochen einfach mal nur um Dich kümmern - mit der Option 4 Wochen zu verlängern (Die Zahlen können je nach Bundesland differieren.).

Nun, was denkst Du über meine Antwort?
« Letzte Änderung: 10 Januar 2023, 18:29:04 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Wirbelwind

Ich komme gerade HOCHmotiviert aus meiner Therapiestunde zurück und bitte dich nichts persönlich zu nehmen  :)

Das war JETZT erstmal deine geschichte und es ist GUT das du es dir mal von der Seele geschrieben hast, aller Anfang ist schwer...

Nun geht es aber direkt weiter, was machst DU zur Zeit für DICH ?

Hast du irgendwelche Diagnosen, bist du spielsüchtig, traumatisiert oder ähnliches, Depressionen leicht, mittel,schwer  beim ARZT abgeklärt ?

Soweit ich das "beurteilen" kann würde ich Dir raten das DAS dein nächster Schritt sein sollte, zum ARZT gehen, krank schreiben lassen und dich mal ordentlich DURCHCHECKEN WAS bei Dir los ist denn DANN kannst du erst mit der arbeit an dir selbst anfangen.

Ich bin weder ein kumpel, freund noch deine Eltern, ich bin SELBST massiv betroffener -mittlerweile 48- und kann Dir nur RATEN, fang damit so FRÜH wie möglich an du bist noch so jung und hast fast dein ganzes Leben vor dir, VERSCHWENDE deine zeit nicht mit dem GEDANKEN mach ich MORGEN sondern fang an DEIN EIGENES LEBEN zu regeln, du hast nur eins...

Hmpf der Olli ey, dabei hab ich mich so beeilt XD...kurz mal lesen...
ja so kenn ich Ihn und geb ihm recht, wobei das mit der Tagesklinik ist mal was neues so früh, DA geb ich ihm vollkommen recht,

RAUS aus deinem Chaos rein ins sortieren  ;)




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Offline Wolke 7

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Hallo und herzlich Willkommen,

Ich schließe mich meinen Vorrednern an,du solltest in eine Tagesklinik gehen,ein Termin bei einem Psychologen für eine Therapie dauert wahrscheinlich jetzt zu lange.  Denn bekommst du wahrscheinlich nach der Tagesklinik automatisch.  Ein Psychologe darf dir dann auch neben der Therapie, die du dann mit ihm machst ,auch Medikamente verschreiben.  Wenn du damit richtig eingestellt bist  wird es dir schon sehr viel besser gehen und du kannst dann mit ihm über die Spielsucht und deine Kindheit reden .

Werde stabil und vermeide den Kontakt zu deiner Stiefmutter und deinem Vater erstmal,denn sein Rat mit der Absetzung der Tabletten war echt fatal.

Schön ,dass du den Weg hier ins Forum gefunden hast. Schreib dir alles von der Seele, hier ist immer jemand, der dir antwortet. 

LG Wolke

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Wirbelwind

meinst du Psychiater/Neurologe wolke ?

Psychologen dürfen keine medis verschreiben...

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Offline Wolke 7

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Sorry,Psychiater......es sei denn ,es geht über den Hausarzt.

Mirtazapin habe ich über den Hausarzt bekommen, durch die Therapeutin.......

 

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