Hallo zusammen,
nach einiger Zeit des stillen Mitlesens möchte ich mich gerne vorstellen und hätte auch die eine oder andere Frage in Bezug auf mein seit letzter Woche begonnenes Insolvenzverfahren.
Die klassischen Anfänge möchte ich euch ersparen und starte 2016: Genau als wir im Zocker-Freundeskreis immer seltener in die Spielo gingen; eröffnete sich mir die Welt der Online Casinos. bis zu meinem ersten Job Mitte 2017; redete ich mir das Ganze schön, da ich nur rel wenig zockte, was hauptsächlich den Grund des fehlenden Einkommens hatte. Mit steigendem Einkommen jedoch erhöhten sich auch die Summen und ich war mittendrin im Teufelskreis.
Als die Rückzahlungen der Studienkredite begannen, war ich schon in dem Modus, dass ich mir einredete, ich könne nächsten Monat einfach 2 Raten zahlen und die Raten verzockte. Dieser "nächste Monat" kam nir relativ selten und so folgten Kredite bei "den üblichen verdächtigen"; um angehäufte Raten und natürlich auch die Sucht zu bezahlen. So hangelte ich mich irgendwie bis Ende 2019 durch.
Als ich mir insg. ca. 70.000€ Schulden angehäuft hatte (ca. 55K davon Studienkredite; hauptsächlich KfW und deutsche Bank); versuchte ich auch aus privaten Gründen in Form einer gegen die Wand gefahrenene Beziehung einen Schlussstrich in Form vom Sperren des Online Bankings und dem Sperren auch so vielen Seiten wie möglich zu ziehen. Schufa und Kreditwürdigkeit waren hier natuerlich schon kein Thema mehr.
Parallel dazu erstellte ich einen Rückzahlungsplan für die Gläubiger und lies mir diese Absegnen.
In den Monaten war das Spielen eher kein Thema und ich blickte hoffnungsvoll in eine finanziell und privat bessere Zukunft. Bis Corona und Kurzarbeit mich aus diesen Träumen rausholten. Durch fehlende 7-800€ monatlich konnte ich natürlich den Plan nicht einhalten. Zu einer Ratenreduzierung waren die meisten Gläubiger nicht mehr bereit. So folgte ziemlich bald auch die Gehaltspfändung --> noch weniger Gehalt.
Nichtsdestotrotz versuchte ich irgendwie alles ins Lot zu bringen; spielte nicht und erstellte relativ blauäugige und übertrieben optimistische Zahlungspläne, da ich auch die Hoffnung hatte, dass sich das mit der Kurzarbeit.
Als sich bis August 2021 nichts in die Richtung tat, wechselte ich den Job; verdiente auf einen Schlag 5-600€ netto mehr (trotz weiterhin laufender pfändung) und schaltete einen Anwalt bzgl. der Privatinsolvenz ein. Inzwischen hatten sich so voele Raten angehäuft; dass auch die 5-600€ keine Rettung waren.
Hier hätte alles endlich eine positive Wendung nehmen können/sollen; bis ich anfang 2022 durch einen anwaltlich geratenen Kontowechsel wieder über Online-Banking verfügte und mir dachte "ach komm einmal 20€ wird schon gehen. Dabei bleibts auch." Bliebs natürlich nicht. Trotz OASIS Sperre fanden sich immer irgendwie Seiten zum Spielen,
sodass ich bis vor zwei Wochen nach jedem Gehaltseingang (ca. 1800-2000€) erstmal 3-400€ verspielte und so in diesem halben Jahr auf 2-2,5K Minus komme.
Nachdem die außergerichtliche Einigung gescheitert ist; folgte nun vor zwei Wochen der Anstrah auf Verfahrenseröffnung und ich habe am Dienstag meinen ersten Termin beim Insolvenzverwalter.
Parallel dazu habe ich auch beschlossen hier aktiv zu werden und mir auch privat Hilfe zu holen, damit diese Spielfreien Zeiten keine Phasen bleiben. Denn unabhängig von der Höhe ist jeder einzelne Cent, der in irgendeinem Casino landet; einer zu viel.
So viel zu mir. Irgendwie tat es gut, dass alles zu schreiben. Ich hoffe, ich werde in Zukunft öfter positive Gründe haben, hier zu schreiben.
Nun würde mich noch eine Frage brennend interessieren: Wie oben erwähnt, lief das mit dem Spielen bis zum Antrag auf Insolvenz und RSB weiter. Der Verwalter will nun beim ersten Treffen die Kontoauszüge der letzten drei Monate sehen.
Diese sprechen eine ziemlich deutliche Sprache (eingezahlt; ca. 2000€; ausgezahlt 800€) und im
Internet liest man allerlei bzgl. 290InsO und der Versagung der RSB wegen Vermögensverschwendung.
Hat jemand Erfahrung in dem Zusammenhang? Ich habe immer vom
unpfändbaren Teil (Gehalt wurde bis September geofändet) gespielt und per se kein "Vermögen verschwendet". Sehen das die Verwalter anders?
Und wie wahrscheinlich ist es, dass ein Gläubiger (speziell das Bundesverwaltungsamt/KfW) da einen Antrag auf Versagung stellen?
Auch wenn mir zu 100% bewusst ist; dass ich mit meinem Verhalten eine Versagung verdient hätte, habe ich doch ordentlich Angst vor einer Versagung.
Vielen Dank für eure Geduld und Aufmerksamkeit und bis bald