Es ist eigentlich nicht so furchtbar mysteriös. Von Seiten des Casinos wird hinausgezögert, wo es nur eben geht, z.B. mit Terminabsagen und –verschiebungen (Standard auf beiden Seiten, da ist nichts Ungewöhnliches dran) und vor allem eben Berufungen, wenn die erste Instanz verloren geht. Das kann auch bei kleineren Summen (z.B. 10K) passieren – wenn der Laden 50 oder mehr solcher Klagen vor der Brust hat (bei den Großen nicht ausgeschlossen), wären wir schon bei 500K in Summe. Da könnten die Anwälte durchaus noch mehr Geld wittern und von Vergleichen abraten. Der Abschreckungseffekt (“Klagen ist teuer, dauert ewig und es gibt keine Garantie auf Erfolg”) kommt als sehr gravierender Faktor hinzu.
Wir sind nur Kleinvieh für die Glücksspielindustrie. Sollte es doch irgendwann mal ein Grundsatzurteil vom BGH geben, sind bis dahin so viele berechtigte Forderungen verjährt, dass man auf der anderen Seite trotzdem den Champagner öffnen wird.
Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Gesamtsumme der Forderungen in aktuell anhängigen Klagen über alle Anbieter hinweg ist, aber diese Info fand ich zur Einordnung ganz interessant:
Die Entain-Gruppe (da gehören einige auch in DE tätige Läden dazu) hat von der UK Gambling Commission ein Bußgeld auferlegt bekommen. Grund: Verstöße gegen Spielerschutz und Geldwäscherichtlinien. Höhe: ... bitte festhalten: 17 Millionen englische Pfund.
Quelle: Newsletter Oktober 2022 der Forschungsstelle Glücksspiel, Seite 6:
http://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/newsletter-glueck0Muss man mehr sagen?