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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Ich bin wütend

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Ich bin wütend
« am: 06 Oktober 2022, 10:05:09 »
Hallo Forum,

habe ein paar Wochen nicht gespielt weil ich meinen Ausweis und mein Passwort fürs online Banking weggegeben habe.
Und jetzt habe ich das Passwort und meinen Ausweis wieder , eine kurze Zeit hat es trotzdem geklappt das ich nicht gespielt habe aber habe es ständig im Kopf. Und dann hab ich vor paar Tagen online gespielt. Dann am nächsten Tag in der spielo und gestern nochmal. Ich bin so sauer. Mir geht's auch scheise wenn ich spielen war . Irgendwie depressiv. Total sinnlos ist das, ich gewinne und verspielen es sowieso wieder am selben Tag. Ich sitz in dem dunklem Loch , alleine, rauche eine nach der anderen. Es kotzt mich an , ich will das nicht mehr in meinem Kopf haben. Will das nicht mehr in meinem Leben haben. Aber es klappt nicht . Die sucht sagt was anderes und ich komm nicht dagegen an. Irgendwas fehlt auch in meinem Leben und andscheind gibt mir das das spielen aber eigentlich geht's mir immer beschissener wenn ich spielen war also was soll das .

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Offline Olli

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  • 7.310
Re: Ich bin wütend
« Antwort #1 am: 06 Oktober 2022, 10:43:26 »
Hi und herzlich willkommen!

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

Das Glücksspiel bedient die Gefühle. Da ist es egal, ob das Suchtteufelchen in uns gute oder schlechte Gefühle erhält ... es ernährt sich von Beidem. Wenn Du Dich also nun über Dich selbst ärgerst, fütterst Du es nur wieder.

Zitat
Aber es klappt nicht

Das wird schon ... Kannst Du Dich noch erinnern, als Du Fahrad fahren gelernt hast? Das ging auch nicht mit einem Fingerschnippen und wenn Du damals schnell aufgegeben hättest, könntest Du heute immer noch nicht Drahtesel reiten.

Das Glücksspiel benötigt eine Gewöhnungsphase, um sich als Sucht zu entwickeln. Da wurde erst sporadisch gespielt, dann wurde der Takt erhöht. Da wurde erst mit kleinen Einsätzen gespielt, dann wurden diese erhöht. Tagsüber schlichen sich so langsam die Gedanken ans nächste Spiel ins Oberstübchen. Es wurde über die Suchtmittelbeschaffung sinniert und auf einmal wurden Kredite aufgenommen. Erst klein, dann immer größer ...
Und ja - das Glücksspiel erfüllt auch bei Dir eine Funktion - wie bei jedem anderen von uns auch. Die Frage ist nur ... welche?

Es reicht also nicht "ein paar Wochen" abstinent zu bleiben und zu hoffen, dass es das dann mit der Sucht war ...
Du brauchst eine Entwöhnungsphase, in der Du aber schauen und austesten musst, was Du zu Deinen Gunsten verändern kannst. Hilfreich sind die Gespräche mit Gleichgesinnten. Aus derren Erfahrungen, wenn ich meine, dass diese auf mich passen könnten, darf ich mich bedienen. Wenn es nicht passt, dann eben nicht. Auf der Suche nach der Funktion des Glücksspiels ist für mich der Weg dorthin das Ziel.

Du hast nun wichtige Erfahrungen gemacht. Aus "nix tun" erzielen wir keine Erfolge. Aber auch: Du kannst spielfrei sein und der Suchtteufel in Dir kann zur Ruhe gebracht werden!
Also schaue doch mal, ob es in Deiner Nähe eine SHG gibt und/oder eine Beratungsstelle. Ich sage es Dir gleich ... Scham ist hier fehl am Platze. Das ist nur etwas, was in Dir passiert.
Scham übt normalerweise eine Schutzfunktion aus, die dafür sorgt, dass Du die Regeln und Werte Deines sozialen Umfeldes einhälst. Hier aber schützt die Scham nur Deine Sucht, wenn Du Dich zurückziehst und versuchst alles mit Dir alleine auszumachen.
Sowohl die SHG-Mitglieder, als auch die Profis sehen etwas Anderes, wenn Du bei ihnen auftauchst: die Kompetenz sich Hilfe zu gönnen!

Wenn meine Worte Dich noch nicht überzeugt haben, dann vielleicht Deine eigenen?

Zitat
Ich sitz in dem dunklem Loch , alleine, rauche eine nach der anderen. Es kotzt mich an , ich will das nicht mehr in meinem Kopf haben. Will das nicht mehr in meinem Leben haben.

Hier entscheidet es sich, ob Du wirklich etwas unternehmen möchtest oder lediglich den üblichen Kater nach dem letzten Spiel durchlebst.

Ich darf Dir verraten, dass Genesung gar nicht so schwer ist. So richtig schwer ist das Anfangen - die Entscheidung, vor der Du da gerade stehst! Werde aktiv ... Du hast Dich ja auch hier mitteilen können ... wieso nicht auch in Präsenz ...

Zum Schluss noch ... Gebe Deine Karte wieder ab und kündige das Onlinebanking. Mache ein gemeinsames Geldmanagement mit einer Person Deines Vertrauens. Die kann dann auch gleich die Software verwalten, die Dich vor dem Zugriff auf schädliche Seiten im Netz schützt (gamban, gamblock, txnogame, betfilter, betblocker und Viele mehr).

Denke immer daran ... Du hast bereits alles, was Du brauchst, um spielfrei zu sein in Dir. Es muss nur hervorgeholt und angewandt werden! Das lässt sich üben!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Phoenix_2022

Re: Ich bin wütend
« Antwort #2 am: 06 Oktober 2022, 11:08:02 »
"Dann am nächsten Tag in der spielo und gestern nochmal"

Bist du in OASIS gesperrt? Es ist kein ultimatives Schutzschild... Das Ausfüllen hat mehrere Wirkungen. Für mich ist die Wichtigste, dass eine aktive Auseinandersetzung erfolgt. "Ich habe ein Problem - ich muss mich sperren"

https://rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de/files/2022-03/musterantrag_auf_selbstsperre.pdf
Per E-Mail an spieleranfragenoasis@rpda.hessen.de, mit hoher Priorität und im Betreff Selbstsperre - Akute Gefährdung

Die wichtigsten Punkte, die mir beim Beginn meines Ausstiegs geholfen haben, hat Olaf schon beschrieben.
FAGS hat auch ein Akut-Telefon...

Was hat mir geholfen?
- Online-Banking abgeben
- Kreditkarten abgegeben
- Smartphone abgegeben (Am Anfang habe ich wieder ein Tasten-Handy genutzt)
- Falls du dein Smartphone nicht abgeben möchtest, wäre bestimmt das Löschen von Zocker-WhatsApp Gruppen / Telegram-Gruppen / Abos hilfreich
- starke Partner ins Boot holen / SHG
- mit Unterstützung medizinische/ psychologische Hilfe

« Letzte Änderung: 06 Oktober 2022, 11:12:13 von Phoenix_2022 »

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Wirbelwind

Re: Ich bin wütend
« Antwort #3 am: 06 Oktober 2022, 12:52:38 »
Aller Anfang ist SCHWER und doch völlig normal....

Fang halt von vorne an, gib  Deine Karte wieder ab, machs online banking wieder weg, lass dich sperren,...
Die üblichen Schritte halt

Was Du einfach mal BEGREIFEN  musst

DU schaffst es NICHT alleine und MUSST Dir zwingend reele HILFE holen und annehmen,...

Selbst ich hab das vor über 10 Jahren begreifen müssen und ich bin ein Bullterier wenns darum geht mich ALLEINE durch zu kämpfen ;)

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Offline Olli

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Re: Ich bin wütend
« Antwort #4 am: 06 Oktober 2022, 14:09:18 »
Zitat
DU schaffst es NICHT alleine und MUSST Dir zwingend reele HILFE holen und annehmen,...

Nein, nein ... es gibt dort draussen eine große Masse an Selbstaussteigern, die den Absprung ohne jede SHG oder Beratungsstelle oder Therapie schaffen. Die Frage ist nur ... wenn ich schon mal gescheitert bin und mich schwer tue (oder im Vorfeld befürchte dass ...), wieso sollte ich da nicht Hilfe einfordern / mir gönnen?
Wenn ich etwas alleine mache, dann kann ich nur auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Ich mache also überwiegend das, was ich schon immer gemacht habe. Mit Unterstützung aber erhalte ich andere Blickwinkel und auch für mich neue Informationen. Ich brauche nicht alles selbst ausprobieren - muss nicht Gefahr laufen zu scheitern. Ich nehme mir einfach das mit, was am erfolgversprechensten ist.

Ich habe es oben schon beschrieben ... wer sich Hilfe sucht, der verfügt über eine Kompetenz!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Wirbelwind

Re: Ich bin wütend
« Antwort #5 am: 06 Oktober 2022, 14:12:02 »

Nein, nein ... es gibt dort draussen eine große Masse an Selbstaussteigern, die den Absprung ohne jede SHG oder Beratungsstelle oder Therapie schaffen.

Echt ?

Ok, Erfahrungswert aufgrund der höheren Beschäftigungsquote deinerseits mit der Thematik nehm ich mal an,...

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Offline TAL

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Re: Ich bin wütend
« Antwort #6 am: 06 Oktober 2022, 16:11:23 »

Wenn jemand sich keine Hilfe sucht, wird er auch nicht 'erfaßt' - nichtmal (oder eher: 'erst recht nicht') von denen, die sich mit der Thematik beschäftigen (denn sie sind ja die 'Helfenden'). Manchmal gesteht er es sich sogar selbst nicht ein - auch Jahre später noch nicht. Vergessen. Ist nie passiert.
Man kann also im Höchstfall genau eine Person 'kennen', die zu dieser Dunkelziffer gehört - sonst wäre es ja keine Dunkelziffer mehr.

Von daher denke ich eher, daß das eine Schätzung war, und kein Erfahrungsbericht.
Oder zählt dieses (oder andere) Forum in diesem Kontext noch nicht als 'Hilfe'?

Ansonsten stimme ich meinen Vorrednern zu. Mit Hilfe ist es ganz besonders auf die 'lange Sicht' wahrscheinlich deutlich nachhaltiger. Denn bei Diskussionen mit sich selbst kommt man bekanntlich ja eher selten zu neuen Erkenntnissen.

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Phoenix_2022

Re: Ich bin wütend
« Antwort #7 am: 06 Oktober 2022, 16:28:00 »
@TAL
Ich kann aus meiner Erfahrung berichten:

Nach meinem Abitur bin ich in ein Loch gefallen. Der Wechsel zwischen Schule und Studium war schwierig (die Leistungen in den ersten Semestern (was nicht untypisch ist) waren schlecht.). Da habe ich zum ersten Mal mit dem exzessiven Spielen angefangen. (Ersparnisse komplett verzockt) Das wurde damals aber von mir als Jugendsünde, ein Ausprobieren abgestempelt.
Dann lief das Studium sehr gut, es gab spannendere Themen (Partys, Urlaube, Jobs, usw...)

Nach 7 Jahren (ohne das irgendjemand davon wusste) bin ich während Corona und heftigen beruflichen Auseinandersetzungen mit großen Unternehmen wieder in ein Loch gefallen. Dieses Mal nur viel exzessiver, da viel mehr Geld im Spiel war und die Probleme (erste Suchterfahrung war schon vorhanden, rechtliche Auseinandersetzungen mit großen Unternehmen, nicht-bezahlte Aufträge) viel größer waren. Wieder ein EGO-Problem!

Dieses Mal musste ich mich öffnen und mir Unterstützung suchen... ich muss aber auch sagen, wenn ich viele Schicksale hier lese, dass ich einen riesigen Schutzengel hatte. Beinah hätte ich wirklich mein Leben verzockt ...

Ich weiß jetzt, dass wenn ich im Leben arg unter Druck gerate Hilfe brauche ... da ich ein Spieler bin bzw. das bei mir die größte Wirkung hat, um Probleme zu verdrängen.

Was ich dazu sagen will:
Viele junge Leute fangen mit dem Zocken an. Das Spielen wird als Fehler / als ein Ausprobieren abgestempelt. Die Sucht schläft nur... Der Entwicklungsschritt zwischen Teenager und Erwachsener ist sehr gefährlich (bei den jungen Leuten liegt die größte Dunkelziffer … die später gefährlich werden kann)...

Für mich ist das der Grund, warum die Glücksspiel-Lobby das Spielen ab 16 als Ziel ausruft.
« Letzte Änderung: 06 Oktober 2022, 16:35:51 von Phoenix_2022 »

Re: Ich bin wütend
« Antwort #8 am: 06 Oktober 2022, 17:52:56 »

Ich weiß jetzt, dass wenn ich im Leben arg unter Druck gerate Hilfe brauche ... da ich ein Spieler bin bzw. das bei mir die größte Wirkung hat, um Probleme zu verdrängen.

Genau das ist der Punkt denn du angesprochen hast, wenn die Sucht einmal in dir ist dann schlägt sie immer wieder zu, wenn du im Leben mit den üblichen Problemen (Job,Familie usw.) konfrontiert wirst.
Und dann brauchst du professionelle Hilfe sonst schafft man es nie raus aus dem Teufelskreis. Das Rückfall Risiko ist sehr groß wenn der Spielteufel einmal im Kopf ist.
Ich habe es von vielen Menschen gehört, auch von Menschen die über 10 Jahre Spielfrei waren das bei kleineren bis größeren Problemen die man im Leben so hat und sich damit auseinander setzen muß damit und ne Lösung finden sollte. Das Mann es nicht schafft und den einfachen Weg nimmt und in die Spielsucht wieder reinfällt.
Diese Erfahrung musste ich leider auch machen.
Und diese Frage hab ich mir oft gestellt, wenn ich mir professionelle Hilfe geholt hätte wäre es vermeidbar gewesen.
Der Kopf und die Psyche sind etwas unberechenbares in uns. Leider   :'( :'( :'(

Re: Ich bin wütend
« Antwort #9 am: 06 Oktober 2022, 20:11:36 »
Hi Glühbirne,

Schön, dass du den Schritt gemacht hast und dich hier im Forum angemeldet hast.

Wie meine Vorredner gesagt haben, schau das du dich mit den verschiedenen Hilfeangeboten auseinandersetzt und dann das was dir zusagt aufsuchst.

Vielleicht am Anfang auch mal eine Beratungsstelle bei der du mal alles loswerden kannst und eine Richtung gezeigt bekommst.

Mit Sicherheit stimmt es was Olli sagt, dass es Menschen gibt die da alleine rausgekommen sind.

Es gibt wahrscheinlich ungleich mehr die es nicht alleine schaffen und immer wieder in die Denkmuster kommen, dass sie es alleine schaffen würden. Ich zähle mich zu der zweiten Gruppe.

Ich wünsche dir einen guten Neustart.



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Offline TAL

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Re: Ich bin wütend
« Antwort #10 am: 08 Oktober 2022, 17:38:23 »
Vielleicht sollte man diesen Teil des Threads (ab dem Beitrag vom Wirbelwind) 'abschneiden' und gesondert einstellen, da wir gerade diesen quasi 'kapern'. Denn eigentlich sollte es hier ja in erster Linie um den Threadersteller gehen.


Eins erstmal vorweg: Ob mit oder ohne Hilfe - 'rausgekommen' bin ich erst, wenn ich tot bin. Und zwar genau deswegen:
Zitat
Ich weiß jetzt, dass wenn ich im Leben arg unter Druck gerate Hilfe brauche ... da ich ein Spieler bin bzw. das bei mir die größte Wirkung hat, um Probleme zu verdrängen.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Genauso ist es bei mir auch. Nur war mir das damals gar nicht bewußt. Ich dachte einfach, ich wäre nicht mehr ganz dicht.

Meine 'Karriere' endete mit einer Reisetasche voller Klamotten an einer Bushaltestelle. Kein Geld, keine Freunde, eine Familie, die nicht mehr mit mir sprach, und nun auch kein Dach mehr über dem Kopf. Der nächste Schritt war alternativlos - und nur deshalb war ich überhaupt in der Lage, ihn in Erwägung zu ziehen.
Für mich war das Thema dann damit durch. So sagte ich mir jedenfalls. Auch wenn gerade der Anfang zeitweise sehr schwer war, habe nie mit jemandem darüber gesprochen. Wirklich mit niemandem. Kein Freund, kein Bekannter, keine Partnerin, kein Suchtberater oder Therapeut. Was hätte ich auch sagen sollen? Hab das ja selbst nicht verstanden.
Und es konnte nicht sein, was nicht sein durfte.
Irgendwann schrieb ich dann doch anonym im Internet. Und selbst das war eher Zufall, auf die Idee, nach sowas zu suchen, wäre ich nichtmal von selbst gekommen.

Ich hatte so einige sehr knappe Phasen. Die Letzte sorgte dann dafür, daß ich mir Hilfe holte. Ich brauche also Input von Außen - von jemandem, der sich mit dem Thema auskennt. Auch wenn es dabei um den Auslöser für meine Gedanken ging, und nicht die Sucht an sich. Diese ist immernoch ein inneres Tabuthema.
Aber genau das habe ich zumindest gelernt, seit ich das nicht mehr ignoriere - ich schaffe es nicht allein, die Knoten in meinem Kopf zu lösen. Stattdessen drehe ich mich nur im Kreis, bis es nicht mehr geht...

Ich bezweifle daher gar nicht, daß es solche Leute gibt - denn auch ich war nachdem ich mit 25 aufgehört hatte (ich hatte während meiner Schulzeit angefangen - also auch die hier passende 'Zielgruppe') noch immer eine Dunkelziffer - und bin es eigentlich immernoch, wenn man von anonymen Foren und einer fremden Person, die 700km weit wegwohnt (eine Situation, die mir gezeigt hat, daß das Sprechen darüber noch immer sehr schwer ist, und die Scham immernoch sehr mächtig), absieht.
Es ging mir in meinem vorigen Beitrag daher eigentlich eher darum, daß es keine Statistik über etwas geben kann, das sich ja gerade dadurch 'auszeichnet', daß es nie nach außen getragen wurde. Also eher um einen Logikfehler, als eine vermeintlich falsche Ansicht.

Daher sollte es beim gesetzlichen Schutz der Bürger gegen Spielsucht auch nicht darum gehen, bereits abhängigen Spielern zu einer erneuten 'Finanzspritze' zu verhelfen, die sie dann zukünftig aber bitte nur noch in monatlichen 'Tausender-Häppchen' verspielen dürfen, sondern eher darum, sie auf eigenen Wunsch komplett ausschließen zu können, und Nicht-Spielern, insbesondere Jugendlichen, den Einstieg nicht noch unter die Nase zu reiben.
Hier wirkt es nämlich mitunter so, als seien diese Ziele eher zweitrangig - auch wenn sie immer mal wieder, meist mehr schlecht als recht alibimäßig in Nebensätzen eingebaut, erwähnt werden.

'Wir' sind jedenfalls schon mehr als genug. Das ist kein Spaß... und selbst wenn man es schaffen sollte, im Hier und Jetzt einen Schlußstrich zu ziehen... hat man für den Rest seines Lebens weiterhin was davon.
Das gilt es hauptsächlich, zu vermeiden - bei denen, für die es noch nicht zur Realität geworden ist.
Und den Ausstieg zu erleichtern für die, die dies auch möchten.
Der Rest ist nicht viel anders als das, was ich zu meiner aktiven Zeit getan habe. Da gebe ich Wirbelwind recht. Ich habe solche Threads auch lange gemieden... wenn auch aus anderen Gründen.
Inzwischen nerven sie mich einfach nur noch.


Sorry für die Ausschweifungen. Im Moment ist alles ein wenig wirr bei mir. Ich mag es nicht, wenn mir Dinge 'zuviel werden' - das passiert nur leider recht häufig, und dieses Mal ist es mal wieder etwas schwieriger, da rauszukommen.
Was soll's. Das wird schon. Guten Abend allen.

 

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