Hi und herzlich willkommen!
Ich sehe einen jungen Mann, der das Spielen nicht sein lassen kann.
Ich sehe aber auch eine Mutter, die nicht loslassen kann.
Deine Idee ist gar nicht mal so schlecht. Doch was machst Du da ... am Strand? Du hast ihm alles beigebracht, was ihm beizubringen war. Nun wird es Zeit ihn seine eigenen Wege beschreiten zu lassen. Machst Du das nicht, dann siehst, Du, was passiert ... Du bist "die Böse".
Er ist erwachsen. Er muss für sein Handeln Verantwortung übernehmen. Er darf das aber scheinbar gar nicht ...
Wir haben die Opfer entschädigt
Wieso warst Du darin involviert? Wieso durfte er das nicht alleine machen? Worauf kann er jetzt stolz sein?
er kam auf Bewährung raus
Weil die Mama sich vorbildlich verhalten hat?
Meine Liebe, ich will hier nicht auf Dir rumhacken ... ganz im Gegenteil. In einem Meeting habe ich jetzt erst noch mal erzählt, dass ich erst mit 43 Jahren bei meinen Eltern ausgezogen bin, Kurze Zeit darauf kam es zu einem massiven Streit. Ich hatte gebaut und der Generalunternehmer hatte viel Murx abgeliefert. Ich hatte genug Geld eingehalten und wollte nicht vor Gericht ziehen. Ich wollte einfach nur raus aus dem Vertrag.
Mein Vater aber wollte, dass ich kämpfe. Ich hatte mir das aber wohl durchdacht. Das Für und das Wieder erspare ich Dir an dieser Stelle aber.
Nun, mein Vater beleidigte mich massivst und machte dabei das, was er immer in solchen Situationen gemacht hatte - er griff mein Selbstvertrauen und auch meine Selbstwirksamkeit an. Zu der Zeit war ich schon gefestigt genug, sodass ich nicht daran zerbrach.
In einem Brief, und das ist nun der Punkt, auf den ich hinaus möchte, schrieb er mir, dass er mich eben bis zu meinem 43. Lebensjahr "versorgt" hatte.
Dabei habe ich für meinen Lebensunterhalt immer selbst gesorgt und auch fleissig Haushaltsgeld abgegeben - nicht zu knapp übrigens.
Nun wirst Du solche Worte sicher nicht Deinem Sohn gegenüber geäußert haben. Doch denkst Du nicht, dass er selbst das Gefühl hat, dass es genau so ist?
Lasse ihn Fehler machen! Wenn das bedeutet, dass er nun für Länger in den Knast muss, dann ist das so. Er hat den Warenbetrug begangen, trotz der massiven Vorwarnung. Also muss er auch dafür die Konsequenzen tragen. Er alleine - nicht Du mit ihm!
"Nie wieder, Mama! Nie wieder werde ich spielen, weil noch einmal Knast werde ich nicht überleben!"
Wer ehrlich zu sich selbst ist, der wird niemals dieses "nie wieder" äußern. Niemand kann wissen, wie die Zukunft wird und wie wir uns darin verhalten.
Gerade wenn wir in einer Sucht gefangen sind, möchten wir ja vor uns selbst rechtfertigen, wieso wir unsere Werte mißachten und sogar dagegen verstoßen. Die Werte, die Du ihm übermittelt hast, sind da - Werte sind unveränderlich! Wir fühlen uns gezwungen gegen sie zu verstoßen, wenn wir die Suchtausübung als Ziel aufrecht erhalten wollen. Manchmal belügen wir uns auch selbst, um uns zu motivieren - oder Eltern zu täuschen.
Um Dir den Unterschied nahe zu bringen ... ehrlich wäre es zu sagen: Ich versuche mein Bestes und wir werden sehen, ob es reicht!
Meine Bitte also an Dich: Lasse Deinen Sohn in Liebe los. Sei für ihn da, wenn er Deine Liebe braucht. Doch lasse ihn sein eigenes Leben bestimmen.
Erst wenn er merkt, dass seine Handlungen tatsächlich körperliche wie mentale Konsequenzen haben, wird er umdenken.
Du hingegen hast auch eine Verantwortung Dir selbst gegenüber. Und nein - sie steht nicht hinter Deinem Sohn an! Erst kommst Du und dann erst Dein Sohn. Dein Sohn hat nichts von einer - ich übertreibe hier hoffentlich maßlos - coabhängigen Mutter. Sie würde ihn nur noch mehr in die Sucht treiben. Das wird sie aber aus tiefstem Herzen gar nicht wollen!
Hast Du selbst Dir auch schon mal Unterstützung bei einer Suchtberatung oder einer SHG gesucht?
Nachtrag: Siehst Du, was ich meine? Er hat Kompetenzen und er weiss auch, wie er sie anzuwenden hat! Hast Du ihm mal gesagt, wie stolz Du auf ihn bist? Weil er so ist, wie er eben ist? (Die Betrügereien darfst Du dabei gerne ausschließen ...
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