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Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht

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Mami

Liebe Betroffene,
Spielsüchtige und Angehörige,

ich brauche Euren Rat.

Bin Mama eines lieben jungen Mann, welchen ich über alles liebe, was mich aber nicht hindert auch die "böse" ( in seinen Augen ) Mutter zu sein.

Mein Sohn saß 3 Monate in U-Haft, weil er Warenbetrug begangen hat, um seine Spielsucht zu finanzieren. Es war für uns Alle eine schlimme Zeit, aber
ich dachte, dass ist es, das wird die Lektion sein und er wird nie wieder spielen.
Wir haben die Opfer entschädigt, er kam auf Bewährung raus.
"Nie wieder, Mama! Nie wieder werde ich spielen, weil noch einmal Knast werde ich nicht überleben!"

ER HAT ES ABER WIEDER GEMACHT!

Ich überlege, ihn für halbes Jahr in ein kleines Dorf am Meer zu bringen, halbes Jahr ohne Handy (da gäbe es auch keine "gute" Freunde, die ihm dann doch ein Handy geben, oder Geld ausleihen), halbes Jahr ohne Alles, nur das blaue Meer, blaues Himmel, Sport und Meditation.
Er weigert sich und sagt, wenn er keine Option zum SPielen hat (wie damals in der U-Haft), hat er auch keine verlangen, er muss es hier schaffen, er muss ein Alltag haben und Erfolgserlebnisse. Das finde ich zwar eine Gute Ansprache, aber das hatten wir alles. Letztes Jahr war er in Reha Klinik, kam früher raus - Wegen Studium-, hat aber Nichts gemacht.

Er hat solche Angst vom Gefängnis, hat es aber trotzdem gemacht. Da kann man nicht mehr sagen, wenn man ihm etwas entzieht, wird er sehen, dass er sich ändern muss. Ihm war sein Leben für 3 Monate entzogen, und er weiß, dass er für längerem Zeitraum wieder da rein geht, wenn er der Sucht die Macht überlässt, ABER er hat es trotzdem gemacht. Deshalb, überlege ich ihn zu zwingen, d.h. -Entweder ziehst du aus der Wohnung oder du kommst mit-.

Was meint ihr? Ihn lassen, auch wenn er wieder hinter Gittern landet und wer weiß, ob er da überlebt, oder ihn als Mutter an die Brust packen, mitnehmen, viel joggen dem Strand entlang, in Tierheimen aushelfen, einen Personaltrainer zur Seite stellen, der ihn auch das Meditieren beibringen kann und in der Stadt (7 km entfernt), gibt es auch Selbsthilfegruppen und auch Psychotherapie, zwar kennt er die Sprache nicht zur 100%, aber zu 75%.

Ich danke Euch für Eure Antworten und wünsche Euch Allen vielen Kraft, Ausdauer und den Sieg gegen diese beschissene Krankheit!

Liebe Grüße von Mama eines tollen jungen Mann, welcher krank ist, aber noch nicht mit Symptomen rechtzeitig rausrückt, sondern erst dann wenn es FAST zu spät ist.




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will

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #1 am: 18 September 2022, 12:18:54 »
Ich halte von Gefängnissen gar nichts. Berichten zufolge werden viele durch das Gefängnis erst noch richtig asozial, wegen dem Realitätsverlust und der "Erziehung"... und viele finden nach dem Aufenthalt überhaupt keinen Boden unter den Füßen und werden dann wieder kriminell oder dergleichen.

Den Schaden wieder gutmachen mit Rückzahlung ist aber notwendig bzw. angebracht.






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Offline Olli

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #2 am: 18 September 2022, 12:48:15 »
Hi und herzlich willkommen!

Ich sehe einen jungen Mann, der das Spielen nicht sein lassen kann.
Ich sehe aber auch eine Mutter, die nicht loslassen kann.

Deine Idee ist gar nicht mal so schlecht. Doch was machst Du da ... am Strand? Du hast ihm alles beigebracht, was ihm beizubringen war. Nun wird es Zeit ihn seine eigenen Wege beschreiten zu lassen. Machst Du das nicht, dann siehst, Du, was passiert ... Du bist "die Böse".
Er ist erwachsen. Er muss für sein Handeln Verantwortung übernehmen. Er darf das aber scheinbar gar nicht ...

Zitat
Wir haben die Opfer entschädigt

Wieso warst Du darin involviert? Wieso durfte er das nicht alleine machen? Worauf kann er jetzt stolz sein?

Zitat
er kam auf Bewährung raus

Weil die Mama sich vorbildlich verhalten hat?

Meine Liebe, ich will hier nicht auf Dir rumhacken ... ganz im Gegenteil. In einem Meeting habe ich jetzt erst noch mal erzählt, dass ich erst mit 43 Jahren bei meinen Eltern ausgezogen bin, Kurze Zeit darauf kam es zu einem massiven Streit. Ich hatte gebaut und der Generalunternehmer hatte viel Murx abgeliefert. Ich hatte genug Geld eingehalten und wollte nicht vor Gericht ziehen. Ich wollte einfach nur raus aus dem Vertrag.
Mein Vater aber wollte, dass ich kämpfe. Ich hatte mir das aber wohl durchdacht. Das Für und das Wieder erspare ich Dir an dieser Stelle aber.
Nun, mein Vater beleidigte mich massivst und machte dabei das, was er immer in solchen Situationen gemacht hatte - er griff mein Selbstvertrauen und auch meine Selbstwirksamkeit an. Zu der Zeit war ich schon gefestigt genug, sodass ich nicht daran zerbrach.
In einem Brief, und das ist nun der Punkt, auf den ich hinaus möchte, schrieb er mir, dass er mich eben bis zu meinem 43. Lebensjahr "versorgt" hatte.
Dabei habe ich für meinen Lebensunterhalt immer selbst gesorgt und auch fleissig Haushaltsgeld abgegeben - nicht zu knapp übrigens.
Nun wirst Du solche Worte sicher nicht Deinem Sohn gegenüber geäußert haben. Doch denkst Du nicht, dass er selbst das Gefühl hat, dass es genau  so ist?

Lasse ihn Fehler machen! Wenn das bedeutet, dass er nun für Länger in den Knast muss, dann ist das so. Er hat den Warenbetrug begangen, trotz der massiven Vorwarnung. Also muss er auch dafür die Konsequenzen tragen. Er alleine - nicht Du mit ihm!

Zitat
"Nie wieder, Mama! Nie wieder werde ich spielen, weil noch einmal Knast werde ich nicht überleben!"

Wer ehrlich zu sich selbst ist, der wird niemals dieses "nie wieder" äußern. Niemand kann wissen, wie die Zukunft wird und wie wir uns darin verhalten.
Gerade wenn wir in einer Sucht gefangen sind, möchten wir ja vor uns selbst rechtfertigen, wieso wir unsere Werte mißachten und sogar dagegen verstoßen. Die Werte, die Du ihm übermittelt hast, sind da - Werte sind unveränderlich! Wir fühlen uns gezwungen gegen sie zu verstoßen, wenn wir die Suchtausübung als Ziel aufrecht erhalten wollen. Manchmal belügen wir uns auch selbst, um uns zu motivieren - oder Eltern zu täuschen.
Um Dir den Unterschied nahe zu bringen ... ehrlich wäre es zu sagen: Ich versuche mein Bestes und wir werden sehen, ob es reicht!

Meine Bitte also an Dich: Lasse Deinen Sohn in Liebe los. Sei für ihn da, wenn er Deine Liebe braucht. Doch lasse ihn sein eigenes Leben bestimmen.
Erst wenn er merkt, dass seine Handlungen tatsächlich körperliche wie mentale Konsequenzen haben, wird er umdenken.

Du hingegen hast auch eine Verantwortung Dir selbst gegenüber. Und nein - sie steht nicht hinter Deinem Sohn an! Erst kommst Du und dann erst Dein Sohn. Dein Sohn hat nichts von einer - ich übertreibe hier hoffentlich maßlos - coabhängigen Mutter. Sie würde ihn nur noch mehr in die Sucht treiben. Das wird sie aber aus tiefstem Herzen gar nicht wollen!
Hast Du selbst Dir auch schon mal Unterstützung bei einer Suchtberatung oder einer SHG gesucht?

Nachtrag: Siehst Du, was ich meine? Er hat Kompetenzen und er weiss auch, wie er sie anzuwenden hat! Hast Du ihm mal gesagt, wie stolz Du auf ihn bist? Weil er so ist, wie er eben ist? (Die Betrügereien darfst Du dabei gerne ausschließen ... ;) )
« Letzte Änderung: 18 September 2022, 12:50:12 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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will

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #3 am: 18 September 2022, 12:49:45 »
Du kannst aber Deinen Sohn nicht ständig von Gefahren entfernen... Das muss er selbst "Bewältigen". Eine Hilfe kann sein, dass man eben darauf hinweist, dass er Erwachsen ist und somit auf eigenen Füßen stehen muss. Du kannst ihn mit deiner Welt konfrontieren, und seine Fehler und sein unangebrachtes Verhalten aus deiner Sicht erläutern. Hilfe ist aber nicht jeden Fehler des Sohnes auszugleichen. Seine Fehler muss er selbst erkennen und nach Hilfe bzw. Unterstützung fragen. Mir scheint es eher so zu sein, dass Du aktiver bist als dein süchtiger Sohn...

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will

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #4 am: 18 September 2022, 14:45:18 »
Es gibt nun mal kein Patentrezept für eine "Heilung".

Aber wie schon geschrieben es ist ein Schaden entstanden, der beglichen werden muss (Von Deinem Süchtigem Sohn). Es warten Leute auf ihr Geld. Und wenn es ums Geld geht, gibt es keine emotionale Intelligenz, sondern die Leute wollen einfach ihr Geld.
Genauso ist es wenn man gegen Gesetze verstößt und erwischt wird. Egal ob es nun richtig oder falsch ist. Der Gesetzgeber interessiert sich auch null dafür ob derjenige eine große emotionale Intelligenz besitzt. Er wird bestraft werden.

Vielleicht solltest Du auch Deinen Sohn noch heute klar machen, dass Du in Zukunft nicht mehr helfen kannst, weil das SEIN SUCHTPROBLEM nicht löst.

Deswegen wäre mein Rat: Bezahlt den Schaden (Dein süchtiger Sohn muss das Geld zurückbezahlen-Konsequenz), umgeht das Gefängnis und kümmert euch (DEIN SOHN) um Abstinenz...

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Offline Olli

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #5 am: 18 September 2022, 15:59:08 »
Hi!

Gerade hatte ich einen ellenlangen Beitrag geschrieben ... und wieder gelöscht ... es wäre zu viel des Guten geworden.

Was ich Dir sagen möchte: Deine Kinder sind nicht Du. Deine Kinder haben ihre eigene Erfahrungen.
Das Leben hat Dich geformt, genauso, wie es das gerade mit Deinen Kindern macht.

Bevor ich hier weiter schreibe ... Eltern dürfen Fehler machen! Du auch!

Anscheinend wirft Dir Dein Sohn das mit dem Mäppchen hinterhertragen ja vor. Doch was genau stört ihn daran? Was hat ihn an der Situation verletzt?

Zitat
er dagegen lieb und ruhig

Hmmm ... weisst Du, was ich befürchte? Nach dem, was Du bisher über ihn geschrieben hast? Kann es sein, dass er eher introvertiert ist?
Lieber alles mit sich alleine aus macht? Niemandem, schon mal gar nicht der alles managenden Mutter, auf die Nerven gehen möchte?
Mir selbst wurde es tatsächlich eingetrichtert: "Störe und nerve bloß nicht Deinen hart arbeitenden Vater!" Hat er sich so etwas vielleicht selbst gesagt?

Zitat
ABER er denkt es könnte passen. Ich sage, mach doch Pause halbes Jahr,  es bringt nichts wieder was zu machen, wo du einmal hingehst und dann nicht mehr. Natürlich hat man dann das Gefühl, man ist Versager und das tut dem Selbstwertgefühl  nicht gut. Ich mische mich wieder ein, klar, weil er sich im Kreise dreht, und ich das Gefühl habe dass jemand das Rad stoppen muss, damit er zu Ruhe kommt, damit er Zeit hat nachzudenken-
"Wer bin ich, was will ich, was ist mein Ziel, wie komme ich dahin?"

Dieser letzte Satz ... genau meine Devise ... :)

Aber ... welche Erwartungen hast Du in ihn? Möchtest Du, dass er es seiner Schwester nachmacht und studiert? Denkt er vielleicht nur, dass Du das von ihm erwartest? Er hat ja bereits negative Erfahrungen gemacht und befürchtet, dass es wieder nichts wird. Wieso will er es trotzdem wieder versuchen? Was ist mit einer Lehre als Alternative? Welche Fachrichtungen interessieren ihn und kommt er da auch ohne Studium hin?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Ilona

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #6 am: 18 September 2022, 19:49:00 »
Hi,

willkommen auch von mir. Ich bin gerade über diesen Satz von dir gestolpert: "Er wird in allem unterstützt, nur die Krankheit, die würde ich so gerne abschießen!"

Da taucht bei mir reflexhaft die Frage: Möchte dein Sohn denn auch mit der Krankheit abschließen? Bzw. sie erst mal als Krankheit annehmen? Das wäre schon die Voraussetzung. Es gibt einfach Dinge, die kann man nicht für andere machen. So gern man es auch möchte. Dazu gehören: Fahrradfahren oder schwimmen lernen. Oder den Führerschien machen. Da muss man selber ran. Anfangs ist es für einige mühsam mühsam. Aber mit Üben und Ausdauer kriegt man es hin. Genau so ist es auch, wenn man glücksspielfrei werden will. Was hat dein Sohn dazu aktuell ganz konkret getan?

LG Ilona

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #7 am: 18 September 2022, 20:41:42 »
Hey,

bevor ich über mich berichte, möchte ich dir sagen, dass du eine tolle Mutter bist. Du hast alles in deiner Macht stehende getan um deinem Sohn zu helfen.

Jetzt möchte ich dir aber erzählen, was Hilfe von anderen bei mir gebracht hat. Nämlich nichts. Meine Familie stand immer hinter mir und hat mir finanziell ausgeholfen. Ich musste nie die Konsequenzen selber tragen. Ich musste mir keine Sorgen darüber machen, dass ich mal für mich allein stehe und meine Probleme alleine lösen muss, weil andere mir helfen.

Nachdem ich vor ca. 10 Jahren zum ersten Mal so viel Geld verzockt hatte, dass ich kein Geld mehr für Miete und co hatte und Schulden angehäuft hatte, half mir mein Bruder aus der Patsche. Ich sagte ihm, dass ich das nie wieder machen werde. Das Geld wollte er auch nicht wieder haben.

Jahre später fing ich wieder an und es eskalierte genau wie damals. Die Einsätze wurden höher und die Schulden auch. Dieses Mal half meine Mutter mir finanziell aus der Patsche. Eine Therapie fing ich nicht an, weil niemand es wirklich als „Krankheit“ sah, sondern eher als dumme tat.
Ich schwörte, dass ich es nie wieder machen werde und demnächst viel Geld verdiene um meine Schulden zu bezahlen.

Ich hatte einen erneuten Rückfall und dieses Mal half die Familie meiner neuen Freundin. Sie leihten mir eine Menge Geld und ich dieses Mal war es mir wirklich peinlich. Ich wollte nie wieder spielen. Das Geld an die Schwiegerfamilie übrigens zahlte ich mit einem weiteren Casino Gewinn mehrere Monate später wieder zurück.

Irgendwann wurde ich kriminell um Geld zu beschaffen. Ich fälschte einen Brief, worin eine Forderung gegen mich bestünde und ich zahlen müsse. Meine Freundin nahm einen Kredit für mich auf und auch diesen verspielte ich. Ich musste wieder mit der Wahrheit rausrücken, weil ich erneut keinen Ausweg mehr hatte. Dieses Mal drohte mir der Vater mit Anzeige wegen Betrugs. Ich hätte meinen Beruf verlieren können. Meine Freundin schmiss mich raus und ich schlief in meinem Auto und musste mit Ende 20 zu meinem Bruder wieder ziehen für mehrere Monate. Mit Mühe hatte ich das Vertrauen meiner Freundin wieder zurückgewonnen. Haben uns verlobt und haben geheiratet und ein Kind bekommen. Aber auch das hinderte mich nicht zwei Jahre später wieder zu spielen.

Mit dem Unterschied, dass mir niemand finanziell geholfen hat und ich selber die Konsequenzen tragen musste. Ich habe selbst für mich eingesehen, dass ich Krank bin und das ich mich nicht kontrollieren kann. Ich kann niemanden versprechen nie wieder zu spielen. Daher habe ich für mich beschlossen mein Online Banking in die Hände meiner Frau zu geben. Ich nutze meine Bankkarte eigenständig, aber was ich dir mit meiner Geschichte mitteilen möchte ist lediglich.

Wenn du deinem Sohn vorschreibst was er zu tun hat und wenn du ihm immer wieder aus der Patsche hilfst, wird er nie sich ernsthaft Gedanken über seine Krankheit machen. Auch der Therapiewille muss von ihm kommen. Hätte mich meine Familie vllt damals „fallen“ lassen, hätte ich eventuell nicht so häufig Rückfälle gehabt. Doch ich wusste, dass ich für mein Handeln keine Konsequenzen zu tragen habe, weil ich immer auf Menschen zählen konnte aus meiner Umgebung.

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Offline Olli

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #8 am: 18 September 2022, 21:51:05 »
Hi "Mami"!

Ja, das hatte ich wohl falsch verstanden und ich muss flute zustimmen ...

Zitat
bevor ich über mich berichte, möchte ich dir sagen, dass du eine tolle Mutter bist. Du hast alles in deiner Macht stehende getan um deinem Sohn zu helfen.

Ich hoffe, dass ich nicht einen gegenteiligen Eindruck erweckt habe.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Phoenix_2022

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #9 am: 18 September 2022, 23:36:41 »
Hallo:
Ich bin kein Experte. In einem derartigen psychischen Notfall würde ich umgehend Hilfe organisieren. (Zwangseinweisung?)

Sollte tatsächlich Gefahr im Verzug (Beschaffungskriminalität) vorliegen, Bewährungsauflagen aufgrund der Glücksspielsucht missachtet werden, liegen schon dramatische Folgen in der Luft.

Viel Kraft für die kommende Zeit!

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Phoenix_2022

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #10 am: 19 September 2022, 00:22:42 »
Unter bestimmten Umständen soll es möglich sein. Ich würde hier eng mit dem langjährigen Hausarzt und Suchtberatungsstellen zusammenarbeiten…

Für mich klingt es so, als wäre das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen und bei aktiver Mitarbeit Deines Sohnes könnte das Licht hinter der riesigen dunklen Wolke sichtbar werden…

Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten.
Ich hatte während meiner Glücksspielsucht nie etwas mit Beschaffungskriminalität oder dramatischen Finanzproblemen zu tun.

Es klingt für mich aber nach der letzten Stufe der Glücksspielsucht. „Mir ist alles egal“… der Glücksspieler (die zweite Persönlichkeit) entfaltet sich voll und ganz… die Persönlichkeit (ICH) (Interessen, Fähigkeiten, Werte usw.) geht komplett verloren.

Bei mir hat sich aber die letzte Stufe durch tägliche Selbstmordgedanken geäußert. Betäuben konnte ich meine Situation nur mit immer höheren Wetteinsätzen … nicht um Geld zu gewinnen, sondern um in einen Trance-Zustand zu verfallen.

Aus der Situation bin ich nur mit Hilfe meiner Geschäftspartner und meiner Familie gekommen… indem ich ihnen das Häufchen Elend in mir (den Glücksspieler, den ich lange versteckt habe)  gezeigt habe… Ich kann nicht mehr , ich brauche Eure Hilfe, ich will leben …

Ich wünsche euch viel Kraft und hoffe, dass Dein Sohn sich öffnet….
Meistens verbergen sich hinter dem Glücksspiel-Problem/ Glücksspieler-Persönlichkeit, die die volle Kontrolle hat, weitere Probleme… bei mir waren es geplatzte Deals und eine überfordernde Arbeitslast (ein EGO-Problem)

Wenn sich dein Sohn öffnet, kommt auch wieder die Persönlichkeit zurück, die du liebst!

Es wird aber ein langer Weg und viel Arbeit (das ganze Leben lang). Der Glücksspieler in mir , ist inzwischen zu einer riesigen Narbe geworden, die noch immer ab und zu sehr schmerzhaft ist.
« Letzte Änderung: 19 September 2022, 00:53:52 von Phoenix_2022 »

Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #11 am: 19 September 2022, 10:53:46 »
Hallo:
Ich bin kein Experte. In einem derartigen psychischen Notfall würde ich umgehend Hilfe organisieren. (Zwangseinweisung?)



Hi Phönix,

geht das auch?

Ich denke, das geht nur bei Suizidgefahr? Deshalb dachte ich auch, ich übernehme das, bringe ihn in ein kleines Dorf, kein Internet, keine gute Freunde wo er Handy und Geld bekommt, dafür aber viel Natur, Sport, Mediation, SHG und Psychotherapie.

Hey,
Zwangseinweisung geht nicht und das ist auch gut so!
Gegen den eigenen Willen geht freiheitsbeschränkend nur in extremen Fällen etwas (Gefahr für sich oder andere). Und da geht es nicht um Vermögensschäden, sondern um körperliche Unversehrtheit.

Was möglich ist: Betreuung mit Einwilligungsvorbehalt. Dann sind alle Rechtsgeschäfte zustimmungsbedürftig. Man kann alle Portale infomieren, die sperren ihn und er kann wenigstens keinen Betrug machen und auch über sein Konto nur mit Zustimmung verfügen.
Aber auch das muss er wollen.
Anträge sind beim Vormundschaftsgericht zu stellen.

Viele Grüße
« Letzte Änderung: 19 September 2022, 10:55:22 von Balduin »

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Offline Ilona

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #12 am: 19 September 2022, 11:02:18 »
Hi „Mami“,

für Selbsthilfegruppen (SHG) gibt es in der Regel keine Wartezeit. Weißt du, warum dein Sohn nicht schon diese Woche hingeht?
Und noch ne Frage: kommst du aus NRW? In der Gütersloher Bernhard Salzmannklinik gibt es nämlich so eine Art stationäre Akutbehandlung. Das wäre auch ein erster Schritt aus der aktuellen Krise.

LG Ilona

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Offline Olli

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #13 am: 19 September 2022, 11:59:09 »
Hi!

Die meisten SHGs wollen nur eines sehen: Den aufrichtigen Wunsch mit dem Spielen aufzuhören!

Oben links auf der Seite findest Du zwei Links zu Webmeetings, die Du Deinem Sohnemann geben kannst. Erscheinen, und zwar pünktlich, ist einzige Vorraussetzung ...

(☞゚ヮ゚)☞ ☜(゚ヮ゚☜)
« Letzte Änderung: 19 September 2022, 12:02:03 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Offline Wolke 7

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Re: Trotz Bewährung und Angst vor Gefängnis, überwiegt die Sucht
« Antwort #14 am: 19 September 2022, 15:02:27 »
Hallo Mami,

da hat dich dein Sohn leider angelogen.....

Zitat
Er meinte, in die SHG kommt man nicht rein, wenn man vor kurzem noch gespielt hat.

Man kann immer zu jeder Zeit , egal in welcher Phase man steckt, in eine SHG gehen. In meiner SHG haben einige sogar noch ne Stunde vorher gespielt. Die waren noch richtig Nass und das passierte denen öfters . Man sollte dann aufrichtig sein und das zum Thema in der Gruppe machen. Da haben alle Verständnis für und niemand wird blöd angemacht, weil er einen Rückfall hatte oder weil er immer noch durchgehend spielt. Die Gruppe hört demjenigen zu und dann wird darüber gesprochen, wie man helfen kann,was ihm helfen kann.

LG Wolke


 

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