Guten Morgen!
Ui ... das wird schwer ... Also, das meine ich für mich, Dir das, was nun folgt, so rüber zu bringen, dass Dich das nicht abstößt ...
Zwei Dinge ... Zeugen verändern ihre Erinnerungen, je mehr Zeit vergeht. Auch wir sind Zeugen, Zeitzeugen unserer eigenen Geschichte. Wir verändern unsere Erinnerungen also auch. Zum Anderen lebt eine Sucht von dem Gedanken sie durch eigene Kompetenzen zu beherrschen.
Nun schreibst Du, dass Du aus der Wurstbude immer mit Profit heraus gegangen bist. Da sage ich Dir: das stimmt so nicht! Du wirst garantiert Erfolge gehabt haben, doch nicht immer. Unser Gehirn behält das vermeindlich Gute und löscht das Schlechte, um wieder mehr Platz für das Gute zu haben.
So befindest Du Dich in einer Abwärtsspirale. Du erhälst Bestätigung - wo eigentlich gar keine ist ... Das brennt sich aber ein, dort im Oberstübchen.
Ja, es gab damals auch Automaten, die Programmierfehler besaßen und die man über Tastenkombinationen beeinflussen konnte. Doch das waren Ausnahmen und die Fehler wurden schnell behoben. Es gab sogar Urteile, wo die Spieler letztlich vom Vorwurf des Betruges freigesprochen worden sind.
Wurstbude ... Games ... die Wörter lösen Assoziationen bei mir aus. Ich hatte tatsächlich als kleiner Junge eines der ersten Telespiele. Da konnte man Tennis, Squasch und andere Lichtpunktspiele spielen. Bei uns machte ein Plattenladen auf, den ich fast täglich besuchte als kleiner Fetz. Da gab es nämlich auch ein Telespiel im hinteren Bereich. Im Freibad folgte alsbald ein weiteres Telespiel und in der besseren Frittenbude, da beziehe ich mich auf die Qualität der Mahlzeiten, gab es auch bald eines. Hier war sogar Platz für einen Geldspielautomaten. Wenn ich mich recht entsinne, warf ich hier dann pünktlich mit 18 Lenzen meine erste Mark hinein.
Bei den mesten Telespielen stand ich in der Rangliste meist ganz oben. Bei einem Spiel konnte ich stundenlang mit einem Credit spielen, man musste Geldsäcke in einem Bergwerk einsammeln.
Wenn ich heute so reflektiere ... was habe ich da für eine Zeit versemmelt ... unfassbar ...
Damals machte ich die Erfahrung ... die Bestätigungen, die ich dort erfuhr, wurden mir von meinen Eltern nicht gegönnt. Also ließ ich mich nicht beirren, weder an den Telespielen, noch später beim Thema Glücksspiel. Dass meine Eltern intuitiv sahen, dass ich mir schadete mit meinem Verhalten, kam mir erst Jahre später in den Sinn ... viele Jahre später ...
Es folgten viele heftige Verluste und auch mal seltene heftige Gewinne, die wie man kennt die Motivation wieder aufbäumen lässt. Seit einigen Jahren geht man ja gar nicht mehr in die Spielhallen, seit man an den Geräten umbuchen muss,
Interessant ... vorher und auch nach dem Zitat benutzt Du die Ich-Form. Wieso nutzt Du hier so oft "man"?
Zwischendurch hatte ich auch Phasen in denen ich Monate oder 1 Jahr mal gar nicht gespielt habe. Aber immer kam es zurück.
Das war bei mir genau so. Ich übertrieb es, wurde erwischt, schwor Besserung und riss mich zusammen. Dadurch hatte ich dann immer wieder die Chance schöne Reisen zu machen. Da ich aber innerlich immer nur Spielpausen einlegen wollte, der Wunsch nach Abstinenz also gar nicht existent war, fing ich dann auch immer irgendwann wieder an zu spielen.
Das änderte sich aber rigoros mit leider erst 39 Jahren. Seitdem bin ich auch spielfrei. Das ist etwas, was ich wirklich kontrollieren kann.
Anfänglich waren die 2€ bei Automaten schon extrem hoch, später wollte man immer das Max auf 2€ bei jedem Spiel mal holen. Bei den Online Slots natürlich schwer, weil da kann man dann immer höher setzen und vermeintlich auch Millionenbeträge gewinnen.
Da ist es wieder, dieses "man". Inhaltlich bestätigst Du hier, dass das Glücksspiel auch bei Dir progressiv ist, zumindest was den Geldeinsatz betrifft.
Der letzte Satz, vermutlich mit Ironie geschrieben, bestätigt wieder das Kontrollbedürfnis eines Glücksspielers.
"man kann gewinnen" ... hier ist "man" der aktive Part. Müsste es nicht eher heissen: "man lässt den Spieler gewinnen" ?
Der Automat mit seiner Software erkennt nicht die Person, die vor dem Automaten sitzt. Die hat auch keinen Einfluss auf die Gewinnausschüttungen. Da mag die Software durchaus mittlerweile auf Verhaltensweisen reagieren - aber nie auf die Person selbst.
Ob Du Person A oder Person B vor den Automaten setzt - wenn die Software sagt: "jetzt einen Gewinn ausschütten", dann ist das einfach so. Weder A noch B können das sogar verhindern.
Ein kanadischer Streamer behauptet immer, dass es auf die Microsekunde ankommt, wenn man den Startknopf bedient. Was für ein Bullshit ... es suggeriert nur eine Beeinflussbarkeit der spielenden Person auf den Automaten.
Wenn nun ein Spieler regelmäßig spielt, dann löscht das Gehirn all die Verluste und behält dann nur die Gewinnszenen in Erinnerung.
Was folgt sind dann Gedanken wie: "Ich habe es geschafft" - "ich habe ein Händchen gehabt" - es entstehen vermeindliche Kompetenzen - die gar keine sind.
Was ich aber definitiv weiss - jeder hat die Kompetenzen spielfrei zu werden bereits in sich - sie müssen nur bewusst gemacht und abgerufen werden!