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Ambulante Therapie - Befundbericht

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Ambulante Therapie - Befundbericht
« am: 09 April 2022, 01:24:27 »
Hallo zusammen,

seit einer Weile lese ich hier im Forum anonym mit.
Die Beiträge von anderen Betroffenen und von Ilona und Olli haben wesentlich dazu beigetragen, mir Hilfe zu holen und meine Spielsucht aktiv anzugehen.
Herzlichen Dank dafür und vielen Dank für euer Engagement.

Zu meiner Historie:
Ich bin Mitte 30, männlich. Seit ich 18 bin habe ich viele Jahre Sportwetten betrieben, online gepokert, irgendwann auch mal in den angeschlossenen online casinos Einsätze getätigt.
Meine Einsätze wurden nach dem Studium mit dem Gehalt größer. Aber waren in einem Rahmen, den ich mir ohne spürbare finanzielle Probleme leisten konnte. Auch hatte ich mehrere Wochen und Monate Spielpausen. In den frühen 30ern kamen dann Kontrollverluste (>1000€) dazu, allerdings mit zeitlichem Abstand und mutmaßlich "zur Vernunft kommen".
Natürlich habe ich über die Jahre zusammengerechnet trotzdem viel Zeit und Geld in online casinos verspielt.

Ende 2020 begannen für mich dann persönliche Krisen. Beziehung vorbei nach massiven Streits, ausgezogen, depressive Episode...
In der Zeit habe ich komplett die Kontrolle verloren, erspartes verspielt, Schulden gemacht.
Nachdem meine medikamentöse Therapie der Depression vorbei war, habe ich mir eingestanden, dass ich spielsüchtig bin und etwas machen muss.
Zunächst habe ich seit Ende 2021 versucht, allein Abstinent zu sein. Ich hatte zwei Rückfälle. Im Februar habe ich mich dann bei der Suchtberatung gemeldet, habe eine Spiel Block Software auf allen privaten endgeräten installiert (kann ich übrigens nach ersten Erfahrungen als unterstützende Maßnahme stark empfehlen für online spielsüchtige wie mich) und bin seitdem abstinent.
Der Schritt mir Hilfe zu suchen war enorm schambehaftet. Wie gesagt hat mir das Lesen hier im Forum bei dem Schritt sehr geholfen.

Inzwischen hatte ich mehrere Beratungen. In ein paar Tagen steht mein erster Besuch in der SHG an. Darauf freue ich mich echt sehr. Statt scham empfinde ich hierbei eher Vorfreude. Endlich ein Austausch mit Menschen, die meine eigenen Probleme aus eigener Erfahrung kennen.
Ich kenne ansonsten keine spielsüchtige Person.

Ich habe mich für eine ambulante Therapie entschieden, in der Beratung habe ich mich bei der Suchttherapeutin gut aufgehoben gefühlt. Hierfür muss ich jedoch den Befundbericht für die Rentenversicherung ausfüllen lassen.

Und hier beginnt meine nächste Herausforderung.
Einen Hausarzt habe ich nicht. Bei meiner depressiven Episode war das enorm schambehaftet einem fremden Arzt zu erzählen was mit mir los ist. Zumal das Verhältnis nicht das vertrauenvollste war. Daher würde ich zu einem anderen gehen.
Außerdem habe ich die schlechte Erfahrung gemacht, dass die Diagnose bei dem Arzt nicht gelöscht wurde, selbst nach Ende der Medikamentierung. Da ich Anfang  2021 auch in die private KK gewechselt bin und damals noch wahrheitsgemäß angegeben habe, keine psychischen Erkrankungen zu haben ist das echt problematisch. Habe daher zwei andere Arzt-Rechnungen selbst bezahlt.
Die nächste krankenakte mit spielsucht als Diagnose find ich daher nicht so toll.

Es ist wie eine Wand vor mir wieder zu einem fremden Arzt zu gehen und von dem den Fragebogen ausfüllen zu lassen.
Ich bin familiär / im Freundeskreis gut sozialisiert, habe einen tollen Job, in dem ich erfolgreich bin und mit dem ich noch dieses Jahr sämtliche Schulden begleichen kann. Ich habe meinen Alltag außer der Spielsucht im Griff, habe Hobbies und bin nach der überstandenen depressiven Episode gesund.
Insofern kann ich mich sehr sehr glücklich schätzen. Aber die eher abwertenden Fragen auf dem Formular fördern meine Scham noch mehr und ich habe allein schon Horror davor, einen Termin zu vereinbaren. Zumal ich keine Ahnung habe, wie die / der Arzt damit umgeht.

Meine Hoffnung ist, dass ich hier Erfahrungsberichte von euch anderen erhalten kann oder ihr Tipps für mich habt, meine Angst zu überwinden. Zumal ich sicher bin, dass die Angst nicht ausschließlich rational ist.

Vielen Dank und schön, hier zu sein.




« Letzte Änderung: 09 April 2022, 01:32:12 von EarlHickey »

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Offline Olli

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #1 am: 09 April 2022, 06:43:54 »
Hi und willkommen!

Hmmm ... ich kenne den Fragebogen nicht. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er von vorneherein abwertend gemeint ist.
Wie wäre es, wenn wir ihn uns mal heute abend im Webmeeting anschauen? Es ist auch jemand da, der das schon kennt.

Ach ja ... auch ich bin erfolgreich im Beruf, habe immer Freunde gehabt, habe einen riesigen Bekanntenkreis - alles müsste toll gewesen sein. Doch da war diese eine Sache ... die mit dem Spielen ... meine Sucht. Was sage ich immer ... ich bin nicht meine Sucht. Ich bin weitaus mehr als das. Aber - es ist nun mal, wie es ist - die Sucht hat Auswirkungen auf meine Gedanken und mein Handeln - und das in alle möglichen Lebensbereiche hinein. Es ist also nicht alles so gut, wie ich mir das eigentlich denke. Gerade die Scham macht nun zwei Dinge: sie bagatellisiert den Umstand Sucht und sie katastrophisiert die Möglichkeit der Genesung.
 Damit wird sie zum Werkzeug der Sucht - ihr kleines Helferlein.

Welches Gefühl verbindest Du heute mit dem Umstand Dir bei der depressiven Phase Hilfe geholt zu haben?

Ist der Bogen hier dabei? : https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Formulare/DE/Formularpakete/01_versicherte/reha/_DRV_Paket_Rehabilitation_Med_Rehabilitation_Abhaengigkeitskranke.html
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #2 am: 09 April 2022, 07:23:57 »
Hallo EarlHickey,

ich war damals bei der Caritas, die haben teilweise mit Ärzten zusammengearbeitet.  Kann dir die Suchtberatung niemanden empfehlen?
Du könntest diese Frage auch in der SHG stellen.Wer einen vertrauensvollen Hausarzt kennt und welche Sorgen und Probleme du mit Ärzten hast . Ein Arzt bzw der eine gute vertrauensvolle Arzt ist natürlich immer Anlaufstelle Nr 1. Du wirst sehen,wie schnell dir die anderen SHG Mitglieder zustimmen werden und sie werden dir einiges dazu erzählen können.

Ärzte haben immer eine Schweigepflicht.  Manche kennen sich allerdings mit dem Thema Spielsucht nicht aus ,andere sind dagegen sund sehr in dem Thema drin . Ich habe diesen Vergleich, weil ich erst jahrelang einen HA hatte,mit dem ich  super reden konnte und dem ich als erstes überhaupt von der Sucht erzählt habe . Er ist allerdings gestorben.  Ich bin dann bei dem Nachfolger geblieben, als dieser allerdings einen Konsiliarbericht  für die Verhaltenstherapie ausfüllen sollte,war er etwas überfordert.  Obwohl er ja nur körperliche Schäden/Gründe ausschließen sollte.
Ich würde gerne auch den Arzt wieder wechseln allerdings haben hier in meiner Stadt alle ein Aufnahmestop . Ich höre immer nur : "wir sind voll" oder "wenn Sie im gleichen Viertel wie der Arzt wohnen würden,würde das gehen........"  Ich habe bisher bei 7 Ärzten angerufen.....
Ich hoffe,bei dir haben die Ärzte noch freie Kapazitäten
,es kommt ja auch immer auf die Stadt an. Aber vielleicht kann dir ja auch die SHG da weiterhelfen. 

Du hast ja schon einiges in die Wege geleitet.....cool..
Was du noch machen könntest ,wäre den OASIS Sperrantrag ausfüllen. Dann bist du in Casinos ,Spielhallen,OC und Wettbüros gesperrt.
Ein Freund ,mit dem du privat über deine Probleme reden kannst inklusive der Spielsucht  wäre auch sehr gut. Hilft sehr,wenn Suchtdruck kommt. Ein Freund ist immer und überall erreichbar und hilft sofort.  Und er merkt dann auch ,wenn du verändern solltest ,wenn was nicht stimmt und spricht dich dann schnell und direkt an. Vielleicht hast du ja einen besten Kumpel mit dem du schon über die Depression oder das Beziehungsende gesprochen hast. 

Ansonsten sehe ich dich auf einem sehr guten Weg,bei all den Dingen,die du schon angefangen hast und noch machen wirst.

Herzlich Willkommen hier im Forum und auf einen schönen Austausch mit allen hier.

LG Wolke


Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #3 am: 09 April 2022, 09:30:39 »
Hallo Olli, Hallo Wolke7,

Vielen Dank für eure Antworten.
Ich meine diesen hier:
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Formulare/DE/_pdf/S0051.html

Insbesondere so Fragen wie, ob ich noch selbst Entscheidungen treffen oder mich selbst versorgen und waschen kann find ich belastend in dem Zusammenhang.

Schwierig für mich ist, dass ich durch die Depression und die Spielsucht mein Selbstwertgefühl so ziemlich verloren habe. Und das gerade wie ein zartes Pflänzchen wieder aufbaue. So ein Arztgespräch mit einem, der da vllt nicht sehr sensibel ist, wäre für mich wie ein Hagelsturn.

Olli, der Punkt hat mich zum Nachdenken gebracht, was ich heute damit verbinde, mir Hilfe bei der Depression geholt zu haben. Heute weiß ich, dass es der einzig richtige Weg war und bin stolz, es gemacht zu haben. Danke dafür.

Vielen Dank für den Hinweis auf die online SHG und das Angebot. Ich bin heute Abend bei einem befreundeten Paar zum Abendessen eingeladen und möchte die nicht anlügen, warum ich spontan Absage.
Findet die Gruppe auch am Ostersamstag statt?

Wolke7, vielen Dank für deine Tipps und guten Worte. Das Thema OASIS gehe ich heute an.
Ich habe eine beste Freundin, der ich mich anvertraut habe. Falls du darüber sprechen magst, würde ich mich freuen, wenn du mir aus deiner Erfahrung berichten magst, ob du dich mehreren Leuten gegenüber geöffnet hast.

Ich werde das Thema Arzt in der SHG ansprechen. Mir wäre schon sehr geholfen, wenn ich einen Arzt finde, der das Thema (vllt von einem anderen Betroffenen) schon kennt. Hier auf dem Land nicht einfach, denke ich.


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Offline Olli

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #4 am: 09 April 2022, 12:00:23 »
Mahlzeit!

Zitat
Insbesondere so Fragen wie, ob ich noch selbst Entscheidungen treffen oder mich selbst versorgen und waschen kann find ich belastend in dem Zusammenhang.

OK ... ich versuche mal ein Beispiel ... Was macht die folgende Frage mit Dir: Hast Du Hämorrhoiden?
Das ist ein sensibles Thema - sehr intim. Und doch würde ich die Frage mit "Nein" beantworten und mich der nächsten Frage widmen.
Das Formular soll ja für viele verschiendene Diagnosen nach der ICD10 herhalten. Bei einigen Diagnosen ist es sicher von Belang, wenn Du die Fragen oben wahrheitsgemäß mit "Nein" beantworten müsstest.
Das bedeutet ja nicht, dass die Diagnose F63.0 - Pathologisches Spielen - die Möglichkeiten eröffnet, die Fragen irgendwann doch mit "Nein" zu beantworten.
So eine Frage würde ich beantworten und direkt wieder vergessen ...

Ja, nächste Woche biete ich das Meeting wieder an. Darauf die Woche bin ich auf einer Weiterbildung. Aber vielleicht übernimmt ja Chris ... ? Werde ihn heute abend mal fragen ... :)

Danke für den Link!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Wolke 7

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #5 am: 09 April 2022, 12:59:23 »
Hey Earl Hickey ,

es hat sehr lange gedauert bis ich mich jemandem anvertrauen konnte. Ich war im Hilfe suchen und anvertrauen nicht so schnell wie du. Habe es zuerst auch alleine versucht,dann habe mich meiner besten Freundin anvertraut.  Wir haben lange und viel geredet und ich habe ich dann meine EC Karte gegeben und ich habe Taschengeld von ihr bekommen.(  Ich habe nur in Hallen gespielt. )Ging eine zeitlang gut,dann habe ich rausgefunden,wie ich ohne Karte trotzdem an mein Konto komme. Also Ausweis auch der Freundin abgegeben. Ging wieder eine zeitlang gut. Dann habe ich mir Bargeld bei Freunden und Bekannten geliehen und es überwiesen. Ich sagte ihnen,dass ich Probleme mit meiner Karte habe, sie glaubten mir. Ich hatte kein onlinebanking, ging aber auch ohne Karte und konnte ihnen das Geld überweisen.  Manchmal habe ich auch am nächsten Tag meine Schulden von den Gewinnen bezahlt.

Mittlerweile war ich in einer Verhaltenstherapie und in einer SHG . Wir redeten da auch oft über Hintertürchen und ich dachte über meine nach. Ich habe mir da schon länger kein Bargeld mehr von Freunden geliehen und war schon einige Monate spielfrei. EC Karte und Ausweis hatte ich immer noch nicht. Bekam weiterhin Taschengeld und Gutscheinkarten,so dass ich mehr Freiheiten hatte und nicht für jede Kleinigkeit fragen musste,ich fühlte mich so wohler.
Meine Hintertürchen waren aber theoretisch noch offen.....Bargeld gegen Überweisung. Somit vertraute ich mich noch 2 Freunden an,von denen ich mir das meiste Bargeld geben ließ. Ich erzählte ihnen alles. Jetzt wussten es 3 Freunde ,die untereinander auch bescheid wussten und miteinander reden konnten.
So war es für mich fast unmöglich noch irgendwie an Geld zu kommen.
Ich schämte mich schon meiner besten Freundin von den Rückfällen zu beichten,es jetzt bei 3 Freunden tun zu müssen, wäre noch schlimmer,also habe ich ein Hintertürchen geschlossen und mir eine sehr sehr  hohe Hürde eingebaut,die bis heute gehalten hat.
Ich bin froh es getan zu haben, denn so kann ich mit 3 Menschen mehr als offen reden.

Eine Hintertür habe ich leider immer noch nicht geschlossen. Der Sperrantrag liegt hier,samt Kopie des Ausweises......ich bin seit über 4,5 Jahren spielfrei,es geht auch ohne Antrag......aber, ach ich weiß es selbst nicht so genau. Den Weg ins Casino frei halten und es aus eigener Kraft schaffen,da nicht hinzugehen ......diese Brücke nicht zu betreten ist einfacher, als sie abzureissen. Hört sich komisch an und ich weiß nicht ,ob das einer hier verstehen und nachvollziehen kann......

Therapie ist zu Ende und in die SHG gehe ich auch nicht mehr, da man dort therapeutisch begleitet wurde von der Caritas, war sie eh nur zeitlich begrenzt, bin  aber fast 2,5 Jahre da gewesen.  Sie tat sehr gut ,habe viel gelernt. Genieß die Zeit dort,du wirst viel über dich und die Sucht lernen. Du wirst daran wachsen und Lebenserfahrener werden und viele nette Menschen kennen lernen. 

LG Wolke



 



Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #6 am: 11 April 2022, 12:15:10 »
Hallo zusammen,

Danke für eure Antworten.

Gestärkt von eurem Zuspruch habe ich heute, nachdem ich das seit zwei Wochen vor mir her schiebe und seit zwei Wochen Angst davor habe, bei einer psychaterin angerufen, die Erfahrung auf dem Gebiet Spielsucht hat. Ich also von einer gewissen Sensibilität ausgehen kann. Ich habe meine Story erzählt und gefragt, ob ich den Befundbericht dort machen kann.
Nein, sie nehmen keine neuen Patienten. Ohne weiteren Hinweis an wen man sich wenden könne. Fand ich nicht besonders gut.

Das Frustrationslevel, nachdem das die 4. Person ist, der ich von meinem Problem erzählt habe, ist bei mir nun schon enorm.

Obwohl ich für mein Handeln allein die Verantwortung trage, bin ich doch echt etwas wütend, dass unsere Gesellschaft und Politik es ok findet, dass Glücksspiel 24/7 niederschwellig erreichbar ist (siehe Staatsvertrag) und man gerne an den Steuereinnahmen verdient.
Andererseits ist die Schwelle eine Therapie zu erhalten dann doch wieder hoch genug, dass ich drüber nachdenke, die Therapie einfach selber zu bezahlen. Chapeau.

Wolke7, vielen dank, dass du deine Geschichte mit mir geteilt hast. Es ist inspirierend, dass du die Hilfe deiner Freunde angenommen hast und deine scham überwunden hast.
Es ist toll, dass du so lange spielfrei bist. Du kannst so krass stolz auf dich sein. Ich bin stolz auf dich.
Es tut echt gut, zu lesen, dass den Weg so gegangen bist.

Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #7 am: 11 April 2022, 14:08:48 »
Update: Nachdem ich seit meinem Telefonat mit der psychiatrischen Praxis die Wand anstarre und depressiv verstimmt bin, habe ich beschlossen, die Kontrolle zurückzugewinnen und meine Therapie selbst zu bezahlen, statt von der Rentenkasse bezahlt zu bekommen.

Nachdem sich meine Angst, ich müsse noch mehr Leuten, die ich nichtmal kenne von der Sucht erzählen und dann abgewiesen werde bzw. Ich mich danach abgewertet fühle, bewahrheitet hat, ist die Angst für einen neuen Versuch nun immens gewachsen und lähmt mich.

Und nach meiner depressiven Episode weiß ich für mich, dass es kein Geld der Welt wert ist, ne Angststörung zu entwickeln, depressiv verstimmt zu sein oder Panikattacken zu haben.

Außerdem kostet die Spielsucht mehr als eine Therapie. Sowohl bei Geld als auch bei Zeit.

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Online Ilona

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #8 am: 11 April 2022, 14:10:41 »
Kurze Frage: Hast du in der Suchtberatung nachgefragt? Die haben in der Regel Kontakt zu Ärzten. Viele bieten ja auch ambulante Reha an, dann ist eh ein Doc an Bord.
LG Ilona

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Online Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #9 am: 11 April 2022, 14:12:18 »
Oh, jetzt haben wir fast gleichzeitig geschrieben. Ich hatte deinen letzten Post noch nicht gesehen, als ich antwortete.
LG Ilona

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Offline Wolke 7

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #10 am: 11 April 2022, 17:39:18 »
Hallo Earl,

Ich habe mich damals bei verschiedenen Therapeuten per Mail angemeldet, denn man kommt auf eine Warteliste.  Therapeuten, Psychologen sind sehr ausgebucht.
Nach knapp 5 Monaten hatte ich mein erstes Gespräch . Man hat 2-3 Gespräche, um sich besser kennenzulernen, ob die Chemie auch stimmt, aber das passte zum Glück sofort . Aber bei der Absprache des 1. Termins stand dann schon fest ,dass ich  da die ganze Therapie machen kann,egal wieviel Stunden ich von der Krankenkasse genehmigt bekomme.

Es tut mir sehr leid für dich ,dass dein Mut bisher nicht belohnt wurde .

Stimmt,die Caritas hatte auch einen "Stammarzt" für Spielsucht/Psychologe, wo man einen Termin haben konnte.

Ich hoffe ,du bekommst bald einen guten Arzt und kannst eine Therapie beginnen.

LG Wolke


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Offline Olli

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #11 am: 11 April 2022, 20:05:31 »
Gerade während der Gewöhnungsphase an das Glücksspiel investieren wir immer mehr Lebenszeit darin. Die Beschäftigung mit der Sucht nimmt immer mehr Raum ein. Trotzdem bleiben die anderen Verpflichtungen ja erhalten - auch sie beharren darauf ihre eigene Zeit in Anspruch zu nehmen. Was passiert ... wir setzen uns unter Stress. Stress ist ja teilweise dazu gedacht besser zu funktionieren.
Was nutzt einem die Muße das Kätzchen erst mal streicheln zu wollen, wenn dem Löwen schon das Wasser im Munde zusammen läuft. Dem nun bereits vorhandenen Stress folgt der, der die Verluste und die Verschuldung auslösen. Von alltäglichen weiteren Stressfaktoren mag ich gar nicht sprechen.
Was löst dieses Verhalten an Verhalten aus: Alles muss sofort erledigt werden. Da man ja schon am Anschlag ist emotional, birgt dies die Gefahr des schnellen Aufgebens.
Ist dies hier nicht eigentlich eine schöne Übung wieder Geduld zu üben? Dazu vielleicht auch eine Spur Gelassenheit?
Fakt ist doch nun mal, dass die Therapeuten und Psychologen, genauso die Kliniken, auf ca. ein halbens Jahr ausgebucht sind.
Mal dauert es länger ... mal geht es aber auch deutlich schneller. Diesen Umstand kannst Du, werter TE, nicht ändern.
Das ist auch jetzt in Deinem Stadium gar nicht Deine Aufgabe. Jetzt ist Deine Genesung das Maß aller Dinge - es gibt nichts Wichtigeres!
Also telefoniere Dir die Finger wund. Mache Listen, wo Du bereits angerufen hast. Nehmen sie Klienten auf? Gibt es eine Wartezeit und wie lange ist die?
Diese Liste beschreibt Deinen Aufwand - Deine Arbeit, die Du bereit bist in Deine Genesung zu stecken.
Irgendwann wirst Du schon fündig werden.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #12 am: 18 April 2022, 18:56:00 »
Hallo zusammen,

Vielen Dank für eure Anregungen.
Ich muss sagen, dass mein Problem tatsächlich darin liegt, dass ich mich noch zu sehr schäme, die Sucht vor anderen zu artikulieren.
Und die Geduld. Geduld und Achtsamkeit mit selbst gegenüber.

Am vergangenen osterwochenende am Samstag an der online Gruppe teilgenommen zu haben hat mir sehr gut getan. Allein schon wieder mit zwei Menschen über die Sucht zu sprechen. Das hat gut getan bei der Arbeit mit der Scham.
Danke dafür.

Ich freue mich schon auf die nächste Gruppe, an der ich teilnehmen kann.

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Offline Olli

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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #13 am: 19 April 2022, 06:39:33 »
Ich weiss nicht, ob Du es gelesen hattest ... nächsten Samstag starte ich doch noch das Meeting und den Samstag darauf übernimmt Chris. War meiner Zeit ein wenig voraus bei der Verabschiedung ... :)



Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Ambulante Therapie - Befundbericht
« Antwort #14 am: 16 Mai 2022, 10:54:03 »
Hallo zusammen,

heute habe ich meinen Befundbericht für die ambulante Therapie von meinem früheren Hausarzt ausfüllen lassen.
Habe also die Scham überwunden. Es war ganz angenehm. Der Arzt ist auf all meine Sorgen eingegangen und hat auch davon berichtet, dass hundert andere seiner Patienten eine Suchterkrankung haben.

Der Arzt möchte mich auf meinem Weg begleiten. Bei der Caritas kann ich nun bald im dir ambulante Reha starten.
Toll ist, dass ich seither auch schon wöchentlich Beratungstermine wahrnehmen kann. In denen haben wir auch schon viel aufgearbeitet. Und ich bin sicherer als je zuvor, dass die ambulante Reha das richtige für mich ist.
Nach wie vor spielfrei bin ich auch.

Vielen Dank für eure Unterstützung. Das war für mich ein wichtiger Teil des Prozesses. Inzwischen gehe ich auch viel offener mit meiner Spielsucht um.

Ich freue mich drauf, mal wieder bei der online SHG mit euch zu quatschen.

 

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