Hallo meine Liebe!
Da bist Du ja wieder ...
Vielen Dank, dass Du Dich erinnerst, wo Du Gehör findest!
Ich möchte ein wenig auf Deinen Vater eingehen. Schaue Dir auch mal den Film an, den Ilona eingestellt hat.
Erinnere Dich zurück, wie es bei Dir selbst war, als Du noch nicht problematisch getradet hast. Hast Du Dir irgend etwas unter Glücksspielsucht vorstellen können?
Man schnappt hier mal was auf und dort vielleicht auch noch mal. Das Wenige reicht dann aber schon für ein Bollwerk aus Vorurteilen.
Ach je ... der Klassiker: Na dann höre doch einfach auf!
Ja nu, wenn das denn mal so einfach wäre, nicht wahr? Einfach ist gar nichts, wenn es sich um eine Sucht handelt, gegen die Du Dich selbst ja noch gewehrt hast bisher. Einfacher wird es für Dich erst, wenn Du aktiv wirst und Dir Hilfe auch vor Ort organisierst.
Doch zurück zu Deinem Vater ... nein, gehen wir erst einmal zu meinem ...
20 Jahre habe ich gespielt und ca. 2 Monate, nachdem ich meine Abstinenzentscheidung durchgezogen habe, wollte ich mich meinem Vater gegenüber outen. Ich wollte es diesmal ... bisher gab es immer "Gründe" es zu müssen.
Also lenkte ich das Gespräch vorsichtig in die Richtung, bis er es schnallte. Was passierte ... ich flog raus.
Selbst nach 20 Jahren hatte er es nie für nötig gehalten, sich zu informieren, was Glücksspielsucht eigentlich bedeutet.
Da gab es irgendwo eine Blockade in ihm, sich dem zu stellen. Vielleicht hätte er dann über sein eigenes, jedoch nicht problematisches, Glücksspielverhalten nachdenken müssen? Er hat nie gelernt tiefgreifende Gespräche zu führen.
Selbst im letzten Jahr noch präsentierte er mir sein Vorurteil, dass die Spielfreiheit eine Frage des Willens und des Charakters wäre.
Wie üblich wurde ich nach 2 Wochen wieder aufgenommen. Damals sagte er dann das erste Mal: Suche Dir Hilfe!
Ich selbst sah diese Frage als einen Angriff gegen meine Person an, denn ich hatte ja auch meine Vorurteile. Doch er sagte mir mit den 3 Worten eigentlich: Ich kann Dir nicht helfen. Ich bin hilflos. Also suche sie Dir bitte dort, wo man Dir helfen kann.
Ich denke, dass Dein Vater hier ähnliche Motive hat. Gib ihm ein wenig Zeit sich zu aklimatisieren. Du kannst diese Zeit nutzen, um Dir Hilfe zu suchen. Und wenn Du ihm dann sagst, was Du bereits angeleiert hast, wird ihn das nicht nur beruhigen, er wird auch intuitiv stolz auf Dich sein. Auf diese Art kannst Du aktiv die Distanz zwischen Euch wieder aufheben.
Er ist Dein Vater - er wird es immer bleiben. Nicht nur Deine Mutter macht sich Sorgen - er auch! Sie sind aber auch keine jungen Hüpfer mehr. Ihnen fällt es etwas schwerer, sich der Situation zu stellen und sie anzugehen.
Ich glaube kaum, dass Deine Eltern für sich eine Suchtberatungsstelle aufsuchen werden. Es wird also in Zukunft Deine Aufgabe sein, ihnen über Dein Beispiel die Theamtik näher zu bringen. Es ist aber vollkommen normal, wenn Du jetzt hilflos denkst ... wie denn?
Du wirst auch dazu lernen. Du wirst das hin bekommen. Denn, wie heißt es doch so schön, alles, was Du benötigst, um spielfrei zu werden, steckt bereits in Dir. Du brauchst Dir nur helfen lassen, es heraus zu kitzeln.
Habe Geduld mit Deinem Vater - er wird auf seine Art das Beste versuchen, Dich doch noch zu unterstützen.
Du könntest ja am Samstag mit Deinen Eltern ins Webmeeting kommen? Why not?