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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Kompletter Kontrollverlust - habe ich noch die Chance auf ein normales Leben ?

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Grüßt euch,

ich lese hier schon etwas länger anonym mit aber nach den letzten Wochen habe ich mich dazu entschlossen auch mal über meine Spielsucht offen und ehrlich zu sprechen bevor der Zug abgefahren ist..

Kurz zu mir;

Ich bin der Fabi 27 Jahre alt und vom Beruf her Minijobber was wahrscheinlich auch der Auslöser für meine Zockerei ist. Aufgrund meiner Leberbeschwerden habe ich die letzten Jahre ziemlich abgebaut und verbrachte die meiste Zeit zuhause. Durch Corona habe ich dann meinen Job verloren bzw. musste auf 450€ runter ansonsten hätte mich mein Chef gekündigt, da ich noch in Probezeit war. Das Geld wurde knapper und von meinen Ersparnissen wollte ich nicht leben also habe ich nach Möglichkeiten gesucht Online schnell Geld zu machen. Ich habe 50% meiner Ersparnisse (5000€) in zwei Kryptowährungen investiert und im Sommer 30000$ in der Wallet gehabt, daraufhin folgte der Crash und meine Profits waren futsch... Im Herbst/Winter ging es dann zwischenzeitlich wieder hoch aber genauso schnell stürzten die Währungen auch wieder ab und meine Investments waren am Ende keine 6000€ mehr wert gewesen. Ich habs dann im Online Casino versucht, zuvor habe ich 6 - 8 Jahre in der Spielhalle gedaddelt also das Glücksspiel an sich ist für mich nichts neues aber da hatte ich mich noch einigermaßen unter Kontrolle gehabt und konnte mit den Verlusten einigermaßen gut umgehen aber im Januar wurde es dann richtig schlimm. Meine erste Einzahlung im OC betrug 1000$ und innerhalb von kürzester Zeit konnte ich mich auf 6500$ hocharbeiten und für den Moment habe ich gedacht, dass ich vom Glücksspiel leben konnte aber dem war nicht so. Ich habe innerhalb einer Stunde meine kompletten Profits + meine Einzahlung verzockt und war danach sowas von fertig gewesen, dass ich dachte das wars jetzt - nie wieder werde ich einzahlen ! Ich habe daraufhin einen Monat lang pause gemacht und habe die Verluste akzeptiert aber als ich damit fast abgeschlossen habe kamen zwei Freunde mit ihren Big Wins an und das hat mich irgendwie verleitet wieder im Casino einzuzahlen... Kurz und knapp, seit Montag habe ich satte 6000€ verzockt - 4,5k von meiner Wallet + 1500€ vom Giro die ich vor ein paar Stunden verdreht habe... Ich kann es nicht in Worte fassen wie ich mich gerade fühle... Anscheinend hatte ich eine Panikattacke denn als ich realisierte, dass ich mein ganzes Geld verzockt habe verkrampfte sich meine gesamte Muskulatur und mir wurde Schwarz vor Augen, dachte ich krieg gleich einen Herzinfarkt  :-\ Jetzt sind ein paar Stunden vergangen und mir geht es etwas besser aber wenn ich gerade in die Transaktionen blicke könnte ich einfach nur noch losheulen, am liebsten würde ich mein restliches Geld einzahlen aber wir alle wissen wo das ganze enden wird also lasse ich es bleiben. Im Wettbüro meinte jemand mal zu mir "Never chase your losses", hab nie verstanden was er damit meinte aber jetzt verstehe ich es. Mir fällt es gerade so schwer die Verluste zu akzeptieren gerade weil ich einiges in diesem Jahr vor hatte u.a wollte ich für einen Monat einfach mal nach Spanien um einfach mal abzuschalten aber unter den jetzigen Umständen kann ich das komplett vergessen... Meine berufliche Situation belastet mich zwar auch arg aber meine Psyche hat momentan allerhöchste priorität und ich habe sehr großen bammel davor, dass ich komplett abstürzen werde. Suizidgedanken habe ich zwar keine aber trotzdem erscheint gerade alles so aussichtslos und weiß nicht wohin mit meinen Gedanken. Meine Eltern bzw. meine Mutter möchte ich da nicht mit reinziehen da mein Vater ebenso stark spielsüchtig war und das soll meine Mutter kein zweites mal mitmachen müssen.

Ich habe jetzt noch knappe 1400€ auf meinem Giro also Kreditkarte und Giro wurden ein Glück nicht ausgereizt, dadurch bleibt mir schonmal einiges an ärger erspart aber nichtsdestotrotz fehlt eine Stange Geld und bei meiner aktuellen beruflichen Situation wirds schwierig werden wieder ein Polster aufzubauen.

Habt ihr vielleicht einen Rat oder Tipp wie man mit Verlusten besser umgehen kann ? Im Endeffekt kann ich da nicht viel machen außer das ganze so hinzunehmen aber ist halt leichter gesagt als getan :) Eine Therapie schließe ich erstmal aus zumal die Wartelisten völlig überfüllt sind und bei mir kein Suizidrisiko besteht und finanziell kann ich mich einigermaßen über Wasser halten also brauche ich da auch keine Hilfe seitens der Diakonie.

Meine Idee war jetzt nach 3 Jahren Trainingspause wieder das Sportstudio aufzusuchen, da kann ich meinen Frust ablassen und mein Selbstbewusstsein stärken  8) Nebenher werde ich mich nach einem Vollzeitjob umschauen aber vorher werde ich meine jetzige Firma fragen, ob ich wieder Vollzeit arbeiten kann dann habe ich auch wieder meine 2 Netto raus und kann mir problemlos was ansparen.

Sorry für den langen Text und den grottigen Satzbau aber mir fiel es wirklich schwer diese Nachricht zu schreiben wenn gleichzeitig im Kopf ein Gedankenchaos herrscht.

Es tut aber auch irgendwie gut mal über seine Probleme zu sprechen auch wenn ich hier niemanden kenne  :D

Wünsche euch allen ein angenehmes Wochenende !
« Letzte Änderung: 19 März 2022, 01:02:09 von rizah »

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Offline Olli

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Hi und herzlich willkommen!

Natürlich kennen wir Dich! Ich sehe Dich morgens im Spiegel. Im (Web)meeting sehe ich Dich auf den anderen Stühlen sitzen.
Du möchtest einen Beweis? OK ... "Ich möchte es nicht meiner Mutter sagen, weil ..." bla bla bla . "Eine Therapie und SHG und sonstige Hilfen schließe ich aus, weil ... " bla bla bla ...
Eines dieser blas finde ich besonders interessant: "weil ich nicht suizidgefährdet bin".

Weisst Du, wofür diese blas alle stehen? Sie stehen für Scham und Schuld! Jedes bla ist eine Ausrede, damit Du Dich der Scham und der Schuld nicht stellen brauchst. Was sagst Du selbst jemandem, wenn Du erkennst, dass er mit Ausreden Zeit schinden möchte? "Bla ... bla ... bla ... komme mal zum Punkt!" - Oder nicht?

Dein Verhalten ist aber bekannt und es ist auch vollkommen legitim! Es gibt einen Prozess in die Sucht hinein und genauso gibt es einen Prozess aus der Sucht heraus. Da gibt es keine Zeichentrick-Glühbirne-Erkenntnis und die Welt scheint wieder in den hellsten Farben. Da gibt es einen Wiederstand in uns, der uns das teils ziemlich schwer macht.

Die Glücksspielproblematik hat immer einen Grund. Mag bei Dir der Auslöser in Deinem Vater zu finden sein? In Deiner Krankheit? Wer weiss ... das ist Deine spannende Aufgabe es heraus zu finden! Es sei Dir auf jeden Fall mal gesagt, dass Du nicht Dein Vater bist!
Ich kenne seine Geschichte nicht, doch eigentlich lässt das wenig Erzählte über ihn durchscheinen, dass Deine Mutter durch ihn selbst einen langen Leidensweg erfahren hat. Du hast die Chande das anders zu machen. Du kannst Dich dem stellen und aktiv dagegen etwas unternehmen!

Höre also auf Ausreden zu suchen! Was macht das sonst mit Deinem schönen Beitrag hier? Würde er dann nicht deklassiert zu einem "Wasch´mich, aber mache mich nicht nass!" ? Nein, Du hast mit Deiner Anmeldung hier eine große Chande erhalten es anders zu machen, wie Dein Vater. Aber nicht etwa für ihn oder für Deine Mutter - für Dich ganz alleine! Du bist aktiv geworden und Du hast Dich schon deutlich besser gefühlt, während des Schreibens.

Also traue Dich ... gehe "Risiken" ein und suche eine SHG auf. Du wirst schnell merken, dass das gar kein Risiko war. Dort sitzen Menschen, wie Du und ich! Sie sind alle Individuen und doch sind sie unsere Spiegelbilder! Und Du wirst auch dort merken, dass das Reden und das Lernen Dir gute Gefühle bringen.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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