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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Ich brauche dringend Hilfe :(

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Ich brauche dringend Hilfe :(
« am: 16 März 2022, 00:39:22 »
Ich brauche hilfe …

es ist 00:32

ich habe vorhin 500€ verspielt in der Spielothek.

Zu mir : ich bin 23 jahre alt , arbeite auf vollzeit und habe ein einkommen von 1,5 netto jeden monat.
Seit 5 jahren bin ich spielsüchtig. Ich habe Schulden bei verschiedenen Gläubigern in höhe von 20-25.000€ … bei Caritas war ich schon jedoch fühlte ich mich da nicht gut aufgehoben und nicht gut geholfen aber werde mich jetzt wieder dort melden.
bei der spielsucht therapie war ich 2 sitzungen ambulant und dann nicht mehr hingegangen.

es fühlt sich an als gebe es für mich keinen Ausweg , immer wenn ich geld bei mir habe denke ich nur ans spielen. Ich betrüge leute mit falschverkäufen und habe sehr viel mist gemacht um an geld zu kommen ..

Es muss ein ENDE geben ich kann psychisch nicht mehr , habe schwere depressionen und schlaflose nächte und Zukunftsängste..
meine freundin weiß das ich mal gespielt habe jedoch denkt sie ich habe aufgehört
meine 2 besten freunde denken ich habe aufgehört das verschweige ich ihnen auch ..

mein bruder und meine eltern leiden sehr dran da sie mir immer aus den finanziellen Krisen raushelfen wenn ich mir von jemanden geld leihe um zu spielen …

ich bin mega verzweifelt und weiß nicht was ich tun soll? Den Job hinschmeißen und zur stationären therapie ? was sage ich meiner freundin & meinen besten freunden? ich schäme mich so sehr für alles..

ich möchte raus aus der Spielsucht und wieder klar denken können .. 1 suizid versuch hatte ich bereits mit 20 aber das traue ich mir nicht zu und möchte meiner familie keinen schaden zurücklassen ..

ich möchte einfach diese Sucht besiegen und bin bereit alles zu tun !

bitte um hilfe und rat ;( 

*

Offline Olli

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  • 7.311
Re: Ich brauche dringend Hilfe :(
« Antwort #1 am: 16 März 2022, 06:55:14 »
Guten Morgen und herzlich willkommen!

Ich bin Olaf, 54 Jahre alt, habe 20 Jahre am Automaten gespielt und bin nun im 16. Jahr meiner Glücksspielfreiheit.
Was ich hinbekommen habe, das bekommst Du auch hin. Dazu musst Du einige Werkzeuge beachten und anwenden, die Du bisher ignoriert hast. Gesagt worden sind sie Dir bestimmt schon. Genesung ist aber nun mal kein Fingerschnippen, es ist ein Prozess.

Fangen wir an mit der absoluten Aufrichtigkeit nach Innen und nach Aussen. Jede Lüge, die wir nach aussen tragen, will von uns selbst geglaubt werden, damit wir sie auch als glaubhaft verkaufen. So irrwitzig das dann auch ist, irgendwann glauben wir tatsächlich daran. Also ... informiere Deine Freunde, Deinen Vater und Bruder. Sei ehrlich zu ihnen. Du verspürst Scham? Das ist doch ein gutes Zeichen! Dann weisst Du, dass Du gerade etwas machst, was nicht in Ordnung ist. Wenn es sich falsch anfühlt, dann ist es das wahrscheinlich auch - also ändere es.
Zur Diakonie ... Du hattest 2 Sitzungen und dann bist Du nicht mehr hin gegangen. Du behauptest aber, dass sie Dir nicht geholfen haben. Nun ja, wie konnten sie denn auch? Auch hier verkaufst Du Dir selbst gegenüber ein Lüge. Der Beweis ... Du möchtest wieder hin gehen! :)
Es war etwas vollkommen Neues für Dich und sicherlich war da ein Teil in Dir, der gerne der Sucht weiter gefrönt hat. Das ist vollkommen normal. Die Leute von der Diakonie kennen das. Gehe also gerne wieder hin und lerne mehr über Dich selbst.
Du hast schon viele Normen gebrochen - unter Anderem das Gesetz. Ich habe das auch einmal gemacht. In Grund und Boden habe ich mich geschämt und genau das hat mich davon abgehalten, es nie wieder zu tun. Allerdings habe ich mich dann mit meiner Sucht arrangiert und habe ab da an nur noch meinen Dispo malträtiert. Ich kam ja trotzdem an genug Suchtmittel durch Nebenjobs.
Du hast die Chance es besser zu machen als ich. Also ja - gehe wieder hin.
Solltest Du dort mit einem Berater oder Therapeuten keine vertrauensvolle Beziehung aufbauen können, die ist wichtig, damit Du Dich auf die Therapie einlassen kannst, dann sage es ganz ehrlich. Niemand wird es Dir übel nehmen. Ganz im Gegenteil. Es wird gerne gesehen, denn die Menschen, die solch einen Job machen, möchten helfen. Wenn sie es bei einer Person nicht können, dann aber bestimmt ein Kollege.

Zitat
Den Job hinschmeißen und zur stationären therapie ?

Mich wundert, dass Du die Therapie (ist es überhaupt schon eine?) ambulant machst. Mein Gedanke wäre es eher, Dich aus Deiner Umgebung heraus zu reissen in einen geschützten Rahmen hinein. Dort kannst Du Dich dann voll und ganz auf Deine Therapie konzentrieren und einlassen. Du brauchst den Job aber nicht zu kündigen - Du wirst krank geschrieben. Es erfährt auch keiner wieso Du evtl. 12 Wochen krank bist.
Die Stationäre wäre hier für Dich auch besser, da dann gleichzeitig und konzentriert Deine Depressionen mitbehandelt werden können.

Zitat
mein bruder und meine eltern leiden sehr dran da sie mir immer aus den finanziellen Krisen raushelfen wenn ich mir von jemanden geld leihe um zu spielen …
Das muss aufhören mit den finanziellen Zuwendungen. Das musst Du ihnen unbedingt sagen. Damit unterstützen sie Deine Sucht.
Das ist ihnen sicher nicht klar - daher ist es Deine Aufgabe es ihnen zu sagen.
Wie soll sich denn in Dir etwas ändern, wenn Du keine Konsequenzen erfährst? Im Bewusstsein, dass sie Dir helfen werden, ist es doch leichter sich Geld zu leihen - oder?
Ungewollt verhelfen sie Dir so zu Deinem Suchtmittel - Geld! Schau, was Du fühlst, wenn Du Geld in der Tasche hast. Das ist momentan ein gewaltiger Druck, dem Du noch nicht stand halten kannst. Was ist da also die logische Konsequenz? Du musst Dir den Zugang zu Deinem Suchtmittel verschließen! Frage sie also, oder Deine Freundin, ob sie mit Dir ein Geldmanagement machen.
D.h. Du bekommst Taschengeld und Du belegst Deine Ausgaben lückenlos. Es wird ein Haushaltsbuch gemeinsam geführt und es werden Ausgaben geplant. Es wird geschaut, wo Du Einsparungen machen kannst und wie viel Du für Deine Schuldentilgung zahlen kannst. Nicht zu vergessen ... auch für Dich müssen Belohnungen drin sein in der Planung. Also ... ein Kinobesuch mit Freunden - eine längst gewünschte Lederjacke - ein Fahrrad für den Sport.
Solch ein Geldmanagement sollte immer nur temporär sein. Daher nutze die Zeit um zur Ruhe zu kommen und an Dir zu arbeiten.

Du möchtest Deine Sucht besiegen, sagst Du. Wenn das im Sinne von kämpfen gemeint ist, dann vergiss es ... Bei Kämpfen gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Beide tragen Blessuren davon. Deine Sucht ist aber ein Teil von Dir.
Hartmut, unser Selbsthilfereferent, hat letzte Woche in einem Meeting einen schönen Vergleich gebracht. Die Sucht ist wie ein Fluss. Sie schafft sich im Laufe der Zeit ein immer größeres Flussbett. Wenn wir die Sucht zum Stillstand bringen - das sollte Dein Ziel sein - dann trocknet das Flussbett aus. Es bleibt aber immer dort bestehen, bereit neues Wasser aufzunehmen. Je mehr Zeit vergeht, in dem das Flussbett trocken bleibt, desdo mehr wird es von der Natur neu geformt. An Plätzen mit Windschatten wird sich Saharasand fangen - es werden Pflanzen das Aussehen des Bettes komplett verändern. Aber das Flussbett bleibt vorhanden.

Waren Deine Depressionen schon vor dem Glücksspiel vorhanden? Oder sind sie dadurch erst bei Dir entstanden?

Bei mir ist jetzt 6 Uhr 54 ... es wird Zeit fürs Frühstück ... ich hoffe, wir lesen uns ... :)

PS: Kleiner Nachtrag ... ich habe Deinen doppelten Post gelöscht. Ein Thread reicht ja auch, oder nicht? ;)
« Letzte Änderung: 16 März 2022, 07:04:29 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline andreasg

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Re: Ich brauche dringend Hilfe :(
« Antwort #2 am: 16 März 2022, 09:50:49 »
Guten Morgen,

ich habe Deinen Hilferuf gelesen, und entnehme ihm, daß es sehr ernst ist, was Du schreibst. Die Reise geht Richtung Klinikaufenthalt, entnehme ich Olafs Feedback. Bei einem Suizidversuch ist das Ausleben Deiner Spielsucht keine Kleinigkeit.

Du bist 23 Jahre als, und da geht das alles Zack, Zack, Zack, aus und vorbei, und die Hände an der Schürze abwischen. Als ich 23 Jahre war, ich hatte einen guten Job im Maschinenbau, ich war motiviert mich nach meinem Wehrdienst in der Gesellschaft zu etablieren, kam die Ölkrise daher: Kündigung, die vielen Wege zum Arbeitsamt, warten auf die Stütze, und wenn dann die Kohle da war, gleich in die Kneipe und ins Stadion. Es wurde wieder eine Flucht vor mir selber , vor der Realität meines Lebens. Eine Freundin hatte ich nicht, aber davor habe ich meine Sehnsucht nach Partnerschaft ersäuft, verfressen, verzöckt, (dieses blöde Lied mit "..es ist mitten im Winter), das brachte mich in die Selbstverwerfung, in den Hass, die Selbstverletzung.
Ich habe 3 Klinikaufenthalte gehabt.: Im November 1991 der erste. Ich saß nur noch heulend im Bad eingeschlossen, immer mein verfuschtes Leben vor mir, und bei einem Besuch bei der Ärztin heulend im Wartezimmer. Sie erstellete eine Direkteinweisung in eine Klinik für Menschen mit Burn Out und Depressionen. Ich hatte wieder einen Job gefunden, es war in der Firma sehr belastend für mich, ich fühlte mich unwohl, wurde schlecht bezahlt, hatte einen cholerischen Chef! Ich bin 23 Jahre in der Firma gewesen, Ich war froh, wenigstens irgendwo einen Ort gefunden zu haben, an dem ich angenommen, und nicht weggeschickt wurde. . Daß das Leben Veränderungen braucht, war mir noch nicht Gegenwärtig Meinem damaligen Chef habe ich meine Spielsucht gebeichtet, er hatte Verständnis für mich, und ich konnte beruhigt in die Klinik fahren. Diese lag mitten im Wald, und dort kam ich langsam zur Ruhe, und - ich tat so, als wäre es normal, mich einfach mit Menschen sensitiv auszutauschen. Ich war kein Fremder, kein Allien mehr. Nach dem Klinikaufenthalt legte ich einen Beruflichen Aufstige hin, bekam Gehaltserhöhung, bekam Anerkennung,  Ich will mich nicht bei Dir zu weit verzetteln, aber nur sagen: Heute fängt Dein Leben an, jetzt und gegenwärtig. Nimm bitte alles zur Hand, was Dir weiter helfen kann, und Sorge für Dich und Dein Leben.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas

Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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