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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Ich bin neu hier und suche Tips

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Ich bin neu hier und suche Tips
« am: 15 Februar 2022, 10:50:03 »
Hallo,

bei mir hat es vor einigen Jahren aus Langeweile mit dem Glücksspiel begonnen. Ich habe damals einen Gewinn von ca. 3000€ gehabt. Allerdings habe ich danach ca. 4000€ verloren. Meine Frau hat mir damals aus der finanziellen Not geholfen. So das ich alles nochmal auffangen konnte, was durch meine Sucht nicht bezahlt werden konnte. Die letzten 3-4 Jahre ging alles gut. Ich wurde im November/Dezember 2021 wieder rückfällig. Darauf habe ich leider keine Erklärung warum. Denn in den letzten Jahren lief es ja gut. Ich hatte keine Probleme im Privatleben und im Beruf bin ich auch wieder an meiner Wunschstelle angekommen. Jeden falls sind in den beiden Monaten wieder ca. 1500€ mit dem Onlineglücksspiel draufgegangen und wieder musste mir meine Frau helfen. Momentan verfolge ich einen Leitspruch von ihr der besagt " Geld muss man durch Arbeit verdienen". Dieser hilft mir gerade sehr gut um mich vom spielen abzuhalten. Ich habe auch meine Accounts bei diversen Onlineportalen aufgelöst. Das habe ich zusammen mit meiner Frau gemacht.

Was könnte mir, eurer Meinung nach, denn noch helfen um nicht mehr zu spielen.

Momentan stelle ich mein Privatleben über alles andere. Aktuell will ich nicht mehr in so eine Situation kommen. Am meisten habe ich Angst davor, dass es irgendwann wieder zu einer solchen Situation kommt.

 

Viele Grüße

neubi211

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Offline Olli

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Re: Ich bin neu hier und suche Tips
« Antwort #1 am: 15 Februar 2022, 11:18:42 »
Hi und herzlich willkommen!

Zitat
Darauf habe ich leider keine Erklärung warum.

Die Suchtausübung übt eine Funktion aus. Die war bei Dir unbearbeitet. Ja, klar, das kann eine ganze Weile gut gehen, doch dann holt Dich die Sucht wieder ein.

Wieso spreche ich von Sucht ... es gibt Indizien in Deinem Beitrag. Wieso benennst Du den anfänglichen Gewinn? OK ... dies kann eine reine Tatsachenschilderung sein. Doch der Satz kommt sofort nach "Ich habe aus Langeweile begonnen". Zwischen der Langeweile und dem Verlust müssen aber auch ein paar Spielsessions vergangen sein - oder? Du hattest keine Reserven mehr und musstest Deine Frau bitten.
Du hast damals mehr verspielt, als Du hattest und es waren Dir die Konsequenzen während des Spielens vollkommen egal.
Ach ... mir schwirren gerade ein paar Assoziationen durch den Kopf ... die Ängste nach so einem Vorfall ... scheußlich ... und doch habe ich sie irgendwie auf eine ganz perfide Weise auch genossen ...
Zurück zu Dir ... Das, was Du da erlebt hast, das nennen wir Kontrollverlust. Sobald wir diesen Punkt in der Gewöhnungsphase an das Glücksspiel erreicht haben, fängt nicht nur die Problemphase an. Ab diesem Punkt haben wir im Spiel keine Kontrolle mehr und erlangen sie auch nicht wieder. So mancher kämpft gegen diesen Gedanken an. "Gestern habe ich aber nur genau das verspielt, was ich wollte ... " wird da heraus posaunt. Das ist nicht das Thema, sich einzelne Zeitpunkte heraus zu picken. Die Glücksspielsucht ist fortschreitend. Um den Kick zu erleben, müssen die Einsätze gesteigert werden, genauso wie die zeitlichen Frequenzen. Der Körper gewöhnt sich nämlich an die Endorphinausschüttung und passt sich an. Normale emotionale Ereignisse verlieren an Intensität, wodurch das emotionale Erleben sich weiter auf das Glücksspiel konzentriert und ... weiter reduziert ...

Das Mantra Deiner Frau ist nicht schlecht. Ähnliches habe ich gestern erst hier irgendwo nieder geschrieben. Doch an der Stelle muss ich ergänzen: Geld ist nicht alles!

Ich erinnere mich da immer an die alte Dame in den 90-ern. Sie saß in ihrem damals modernen Oma-Kittel vor ihrer Eingangstür und wartete darauf, dass ich ihr die Zeitung brachte. Sie drückte mir hier und da eine DM in die Hand und erfreute sich an meinem Lächeln: Hol´ Dir ne Schachtel Zigaretten, mein Junge!" - Sie kosteten zu der Zeit schon 4 DM ...
Aber ich sah ihr an, dass sie nicht viel hatte und trotzdem von dem Wenigen noch mir etwas abgab. Das zauberte mir das Lächeln ins Gesicht ... nicht das Geld.

Was Du tun kannst: Schließe Dich der Suchthilfe an. Schaue nach, ob es in Deiner Nähe eine SHG und/oder eine Beratungsstelle gibt.
Hobiwan macht da gerade seine ersten Erfahrungen diesbezüglich. Schaue mal, was er dazu schreibt. :)

Und dann bitte Deine Frau um Folgendes: Sie soll Dir nicht die Verantwortung für Deine Handlungen nehmen! Ab sofort wird nicht mehr finanziell aus der Pasche geholfen! Was für einen Lerneffekt hast Du als Süchtiger denn da? ... Et hat noch immer jood jejange ...

Sperre Dich auch bei OASIS, bitte.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Ich bin neu hier und suche Tips
« Antwort #2 am: 15 Februar 2022, 18:38:15 »
Hallo Neubi,

was heißt denn in den letzten Jahren ging alles gut? Hast du gar nicht mehr gespielt oder hielten sich Gewinn und Verlust die Waage?
Wie lange hast du damals gespielt und konntest du einfach so aufhören? Wenn ja ,warum denkst du ,funktioniert das dieses Mal nicht ?

LG Wolke



Re: Ich bin neu hier und suche Tips
« Antwort #3 am: 18 Februar 2022, 20:15:16 »
Hallo,

erst einmal möchte ich auf den Beitrag von Olli antworten.
Du hast natürlich vollkommen recht das nach Langeweile und Gewinn so einige Spielsessions waren. Da ist auch ne ganze Menge Geld draufgegangen. Ich habe zu dieser Zeit definitiv mehr verspielt als ich konnte. Ich dachte immer, ach einmal geht noch und dann nochmal und nochmal usw.
Das ging damals so weit das meine Bank mir den Dispo von heute auf morgen gekündigt hat und ich mit leeren Händen dastand. Zu diesem Zeitpunkt setzte dann auch die Angst ein. Das war definitiv der Kontrollverlust. Da hatte ich über gar nichts mehr Kontrolle. Mein letzter Ausweg war dann eben meine Frau um Hilfe zu bitten.
Mir fällt es auch schwer darüber zu schreiben, aber hier habe ich die Möglichkeit mal alles los zu werden. Auch die letzten Jahre wo alles gut ging, rede ich mir mehr oder weniger schön. Ich habe in dieser Zeit schon gespielt. Was in dieser Zeit angefangen hat, waren die Sessions in der Spielhalle. Ich habe dann immer meiner Mittagspause in der Spielhalle verbracht.

Aktuell hilft das Mantra meiner Frau wirklich sehr gut. Ich halte es mir jeden Tag vor Augen. Ich denke aber auch jeden Tag daran, das wenn es nochmal vorkommt, ich alles verliere. Damit meine ich Frau, Wohnung , Auto etc.

Vielen Dank für Eure Antworten. Es hilft mir sehr.

Viele Grüße
neubi211

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Offline Olli

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Re: Ich bin neu hier und suche Tips
« Antwort #4 am: 19 Februar 2022, 05:31:26 »
Guten Morgen Neubi!

Zitat
Auch die letzten Jahre wo alles gut ging, rede ich mir mehr oder weniger schön.
Nennen wir es doch ruhig beim Namen ... wir beschei...en uns selbst nach Strich und Faden. :)
Wir schaffen uns unsere eigene Realität, mit der wir gerade noch so umgehen können. Ich nenne das "sich arrangieren".
Was Du jetzt gerade hier machst, ist daher sehr wichtig. Du schreibst offen und ehrlich über das, was Du denkst.
Du bist ehrlich nach Innen und nach Aussen.
Es geht ja nicht darum sich selbst zu kasteien, sondern seine Werte wieder in den Fokus zu stellen und ab jetzt Dinge so anders anzugehen, dass wir uns dabei wohl fühlen. Die Suchthilfe ist dazu da, uns dabei (gegenseitig) zu unterstützen.
Wir sind alle Individuen, doch wir machen nahezu alle die gleichen Sachen, um in die Sucht zu kommen und um dort zu verweilen.
Wieso sollen wir dann nicht auch den Weg aus der Sucht teilen? Jeder muss doch nicht für sich selbst alle Möglichkeiten ausprobieren. Wir können unsere Erfahrungen austauschen und diese Möglichkeiten dann nur im Geiste für uns abwägen.

Eines, was die Sucht massivst verschwendet, das ist Zeit. Pure Lebenszeit! Wenn wir uns nicht in die Suchthilfe begeben - oder uns nur niedrigschwellig um unser Wohl kümmern, dann machen wir das wieder - wertvolle Lebenszeit verschwenden.
Ich bitte Dich daher noch einmal: Suche Dir eine SHG und/oder gehe in eine Beratungsstelle. Es gibt keinen Grund sich zu schämen, denn der, der Hilfe sucht, der ist doch aktiv - der will weg von dem sich nicht Bewährtem - der will zu neuen Ufern aufbrechen - der darf stolz auf sich sein!

Belese Dich hier mal im Forum. Du wirst jede Menge Personen lesen, die sich erst einmal innerlich gesträubt haben, sich der Suchthilfe anzuschließen. Nach etwas, mal mehr und mal weniger, Überzeugungsarbeit gingen sie hin ... und holla ... all die einstigen Bedenken waren weg. Es wird sich regelmäßig gefragt, wieso sie das nicht bereits vorher gemacht haben.
So ist das nun mal mit dem schwersten aller Schritte, dem Beginnen! :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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