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Vorstellung und Fragen für die Zukunft

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Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« am: 02 Februar 2022, 05:33:02 »
Hallo zusammen,

ich bin 29 Jahre, seit 2018 stark spielsüchtig und wollte meine Geschichte sowie ein paar Fragen zur Zukunft mit euch teilen.

Angefangen hat alles 2018, ich bin der Spielsucht, speziell Slots und Roulette maximal verfallen und habe an die 120.000€ verzockt.
Ich arbeite als normaler Angestellter in einem sicheren Unternehm und habe einen durchschnittlich guten Verdienst von rund 3000€ Netto im Monat zur Verfügung.
Ende 2018 hatte ich dann die Idee, mich dem Thema Spielsucht zu öffnen und es meinen engen Vertrauten mitzuteilen und auch freiwiliig in eine ambulante Spielsuchttherapie zu gehen, welche ich 2020 dann (zu dem Zeitpunkt) erfolgreich beendet hatte.
Alle meine engen Vertrauten haben mir dazu auch ein gutes Gefühl gegeben und neben etwas Unverständnis, welches ich absolut nachvollziehen kann, mir doch gute Gefühle dazu zu kommen lassen.
Ebenfalls meine damalige Freundin hat mich so gut sie konnte unterstützt und ist bis Januar 2021 an meiner Seite geblieben.
Die darauffolgende Trennung hatte nichts mit der Spielsucht zu tun.

Um die 120.000€ abzufangen habe ich immer wieder Kredite über Plattformen wie Auxmoney, Smava, Maxda etc. aufgenommen und wenn möglich von einem zum anderen umgeschuldet.

Nun sieht meine Verteilung wie folgt aus :
Consors Bank : 5X.XXX€, Rate 7XX€
DSL : 4X:XXX€, Rate 5XX€
Auxmoney : 25.XXX€, Rate 6XX€
Postbank : 5.XXX€, Rate 75€
Sigma : 7XXX€, Rate 2XX€
Kreditkarte : 5XXX€, Rate 16X€

Jetzt bin ich im Dezember letzten Jahres das erste mal in Schwierigkeiten mit den Raten gekommen und wollte erneut umschulden um allgemein eine kleinere Gesamrate im Monat zu haben.
Leider lässt sich keine einzige Bank mehr auf irgendwelche Umschuldungen ein und mein Schufa.Score ist auch dementsprechend schlecht.
Negativ-Einträge gibt es bis dato aber nicht, da bis Stand jetzt, alles fristgerecht bezahlt wurde.

Trotzdem habe ich mir dann im Dezember letzten Jahres weiteres Geld von Freunden und Familie geliehen um die Raten der Kredite weiter fristgerecht zahlen zu können.
Dieser Teufelskreis und auch, da ich mich da auf keinen Fall rausreden will, mein eigener Wille haben mich wieder zu einem Rückfall verleitet und ich habe das Geld der Freunde und Familie wieder verzockt....

Jetzt stehe ich quasi wieder etwas am Anfang der ganzen Geschichte und weiß nicht weiter...
Ich würde sehr gerne meine Schulden eigenständig und komplett tilgen, da ich der Meinung bin, für meine fahrlässigen Fehler gerade stehen zu müssen.
Allerdings gibt mir keine Bank einen Kredit in der Höhe, um alle Kredite sowie die Schulde bei meinen Freunden und Familie, zusammenzufassen mit einer einzigen monatlich zahlbaren Rate in tragbarer Höhe von rund 14XX€-16XX€ verteilt auf 10 Jahre.

Ich würde deshalb jetzt doch den Weg der Privatinsolvenz angehen wollen, sehe da aber die Gefahr, dass diese mir nicht gewährt wird, weil ich ja direkt vorher noch Geld verzockt habe....
Klar habe ich auch einen Teil des Geldes dafür aufgewandt um die Raten der ganzen Kredite weiter pünktlich zahlen zu können, trotzdem habe ich Angst davor, dass es als Verschwendung angesehen wird und mir eine Restschuldbefreiung verwehrt wird.

Wie seht ihr das ?
Gibt es vielleicht doch noch irgendwo eine Anlaufstelle, welche einen vernünftigen Kredit, welcher auch wirklich monatlich tragbar ist, anbieten kann?
Ist Privat- bzw. Verbraucherinsolvenz hier überhaupt möglich?


Ich bedanke mich schon jetzt fürs Lesen!



« Letzte Änderung: 02 Februar 2022, 05:36:24 von Jake7 »

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Offline Olli

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  • 7.310
Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #1 am: 02 Februar 2022, 08:50:47 »
Hi und willkommen!

Wenn alle x-e nur eine 0 sind, dann tilgst Du momentan mit 2.235 €, wodurch Dir maximal 765 € zum Leben bleiben.
Du liegst also deutlich unter dem Selbstbehalt, der Dir in einer Insolvenz bliebe.
Anstatt Dir fiktive Rechenbeispiele aufzustellen, die gar nicht realisierbar sind, solltest Du zügigst in eine Schuldnerberatungsstelle gehen und Deine Inso angehen.
Und selbst wenn Du noch umschulden könntest ... möchtest Du Dich auf mindestens 10 Jahre mit ca. 1.400 € zufrieden geben? Für "nichts"?
Dann wärest Du 39 Jahre alt ... Wenn Du Dir dann noch etwas anschaffen möchtest, dann müsstest Du erst einmal ein paar Jahre weiter sparen, um Dir dann einen fetten Hausbaukredit aufs Auge zu drücken!?
Wenn Du in entsprechender Gegend ein Einfamilienhaus bauen möchtest, dann dauert es länger als bis zum Rentenantritt, bis der Kredit getilgt ist. Bei der derzeitigen Inflation von 4,5 % werden auch die Zinsen bald wieder ansteigen. Auch das muss einkalkuliert werden.
Ich selbst habe erst in dem Alter angefangen zu sparen und ich bin mit 43 Jahren in mein Häuschen gezogen. Es ist aber recht klein, ich teile mir die Heizung und die thermische Solaranlage mit meinem Schwager und ... ich bin handwerklich nicht unbedarft und konnte massenhaft Eigenleistung erbringen. Zudem hatte ich das Glück, dass bei mir die Zinsen gefallen sind und ich somit in 4 Jahren nun durch bin mit meinem Kredit ... da bin ich dann 58. Von dem Dussel des günstigen Grundstückskaufs,  des günstigen Flieseneinkaufs und dem Glück bei einem Baumarkt massig Prozentaktionen nutzen zu können, ganz zu schweigen.
Wozu hat der Gesetzgeber die Möglichkeit der Privatinsolvenz geschaffen? Damit Du Dir "beweisen" kannst, dass Du Deinen eigenen Mist wegkarren kannst?
Was ist denn, wenn Du in der Zeit einen neuen Deckel für Deinen Topf bekommst, und dann auf einmal zwei kleine Kesselchen dazu kommen? Sollen die auch Deinen Mist mit wegkarren?

Ich weiss, dass wir hier jemanden vom Fach haben, der sich mit dem Inso-Thema gut auskennt. Du kannst aber auch gerne mal hier schauen: https://schuldner-community.de/forum/forum-schuldenprobleme/

Wichtig ist nun, dass Du wieder den Weg in die Suchthilfe findest. Sie hat Dir ja schon mal gut getan.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Ilona

  • *****
  • 3.863
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #2 am: 02 Februar 2022, 09:48:59 »
Hast du auch darüber nachgedacht, parallel auch wieder zu deiner Suchtberatung zu gehen? Falls ja: schnapp dir dein Telefon und vereinbare direkt einen Termin!
LG Ilona

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #3 am: 02 Februar 2022, 10:32:33 »
Hey,
Du hast dich bereits bei den unseriösesten, gerade noch legalen Kreditgebern verschuldet. Da gibt es keine Chance in dieser Dimension umzuschulden.

Du steckst aber ohnehin noch voll in der sucht und die Gefahr, dass weitere finanzielle Mittel wieder verspielt werden ist groß. Suchtberatung und idealerweise vorübergehende Abgabe der Finanzhoheit sind deshalb unbedingt angesagt

Versagung der restschuldbefreiung wegen Vermögensverschwendung kommt selten vor, die Risiken kann nur ein Fachmensch mit allen Fakten beurteilen.

Die Pfändungsfreigrenze für dich liegt bei ca 1.800,00. Davon kann man den Privatpersonen zusätzlich zur Pfändung raten zahlen

Also auf in die Beratungsstellen.

Viele Grüße

*

Alexander25840

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #4 am: 02 Februar 2022, 11:14:07 »
Sehe ich genauso wie mein Vorredner. Noch schlimmer sind nur Ve..sh und Fer..um. Umschulden bringt da auch nichts mehr. Im Nachgang war mein Glück, dass ich mir irgendwann aus Dummheit einen negativen Schufaeintrag geholt habe und ich dann keinen Kredit mehr bekommen habe obwohl ich auch 3k netto habe. Erst habe ich mich wahnsinnig geärgert heute weiß ich, dass ich sonst weit mehr als sechsstellig verschuldet wäre.

So bin ich im Juli endgültig mit meinen Schulden durch. Ich zahle zur zeit auch mehr als 1700€ pro Monat ab was man wirklich nur ein Jahr durchhalten kann.

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #5 am: 02 Februar 2022, 13:02:04 »
Erstmal möchte ich mich für die wirklich schnellen, ehrlichen und konstruktiven Antworten bedanken!

Die Suchtberatung habe ich direkt wieder aufgesucht und hatte bereits den ersten Termin.
Ich werde es allerdings wieder ambulant und nicht stationär machen, weil ich meinen Job nicht in Gefahr bringen möchte, da er mich quasi die ganze Zeit überhaupt über Wasser gehalten hat.

Zu euren Vorschlägen, bzw. klaren Linien bezüglich der Insolvenz, es ist so, dass ich definitiv am liebsten direkt los rennen würde oder mir auch einen Anwalt nehmen würde der das alles mit mir durch zieht.
Allerdings habe ich nach wie vor ganz klar starke Angst davor, die Insolvenz nicht durch zu kriegen aufgrund der Spielsuchtgeschichte.
Alle meine Kontoauszüge der letzten Monate zeigen ja eine deutliche Sprache hinsichtlich dem Umgang mit dem Geld was ich von Freunden und Familie bekommen habe...

Auch habe ich Angst vor den Gläubigern, da ich bei einigen Banken nicht immer 100% die Wahrheit gesagt habe um die Kredite schlussendlich zu bekommen.
Es handelt sich hier aber keinesfalls um gefälschte Papiere für irgendwas sondern lediglich bewusstes "nicht erzählen" von anderen Krediten und meiner persönlichen Lage.

Ich werde mal in dem Forum schauen was Olli hier verlinkt hat, ob mir dort jemand diese Angst nehmen kann.

Ich möchte es halt einfach wirklich komplett erledigen und nicht in der Insolvenz oder sogar noch beim einleiten dann einen erneuten Rückschlag bekommen, weil mir die Insolvenz bzw. die Restschuldbefreiung verwehrt wird.

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #6 am: 02 Februar 2022, 13:30:08 »
Auf der ganz sicheren Seite bist du leider erst, wenn seit der letzten Falschangabe bei der Selbstauskunft drei Jahre vergangen sind.
Gerade bei Sigma ist Stress zu befürchten.


Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #7 am: 02 Februar 2022, 14:32:42 »
Was für ein Stress bzw. was für Konsequenzen kann denn sowas mit sich tragen?
Ich mein, irgendeinen Ausweg muss ich ja wählen und kann schlecht 3 weitere Jahre "abwarten"  :D

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #8 am: 02 Februar 2022, 15:03:59 »
Ein Antrag des Gläubigers auf Versagung der restschuldbefreiung wegen vorsätzlich falscher Angaben um Kredite zu erhalten.
Das wird Sigma wahrscheinlich schon im Schreiben erwähnen wenn sie wegen insolvenz angeschrieben werden.
Das musst du in der Beratungsstelle besprechen, wenn tatsächlich in der Selbstauskunft falsche Angaben gemacht wurden.

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #9 am: 02 Februar 2022, 15:09:05 »
Ist im 290 InsO geregelt

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #10 am: 02 Februar 2022, 15:35:11 »
Die Schulden sind aber nicht dein Hauptproblem. Ob du drei oder sechs Jahre mit 1800 Euro lebst ist nicht entscheidend.
Du hast ganz viel Energie für die Geldbeschaffung verwendet und dabei Grenzen überschritten. Das zeigt wie tief die sucht steckt. Eine stabile Abstinenz ist das was dir deine Zukunft wiedergibt

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #11 am: 02 Februar 2022, 16:51:43 »
Hm, verstanden Balduin.

Nur frag ich mich dann, wie bzw was ich sonst machen soll, wenn die Insolvenz höchstwahrscheinlich platzen wird.

Wenn ich das richtig recherchiert habe, können die ja ohne laufende Insolvenz auch einfach mein Konto auf den Mindestfreibetrag runter pfänden, sodass dann nur noch 1250€ monatlich bleiben, ohne eine Perspektive in eine Lösung.

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Offline Catia

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  • 81
Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #12 am: 02 Februar 2022, 17:00:57 »
Ich würde das alles nicht so negativ sehen. Ich möchte mal behaupten das die meisten Gläubiger keinen Versagungsantrag stellen. Was hätten Sie davon? Lieber ein geregeltes Insolvenzverfahren bei dem evtl. Quoten abfallen oder gar 35 % der Gesamtforderungen Gläubiger nach 3 Jahren befriedigt werden als ein Schuldner der durchgehend erfolglos gepfändet und vollstreckt wird. Ich hatte schon Schreiben von Verwaltern vorliegen die förmlich darum gebetelt haben das wir einen Versagungsantrag stellen, weil sie so pissed waren das die Schuldner ihren Obliegenheiten nicht nachkamen wie zum Beispiel monatliche Gehaltsnachweise nicht vorlegen oder umziehen und die Anschriften nicht fristgerecht mitteilen... Aber auch wir haben keine Versagungsanträge gestellt. Am Ende des Tages ist auch jedem Gläubiger klar das die Person finanziel am Ende ist.
Wenn du den außergerichtlichen Schuldenbereinigungsplan mit der Schuldnerberatung vorbereitest um damit die Insolvenz zu umgehen oder eben die Bescheinigung des Scheiterns für die InsO zu bekommen wirst du ja merken, ob ein Gläubiger bereits Ankündigungen oder Andohungen raus lässt.
Ich weiss nicht wie es einkommenstechnisch bei dir aussieht aber vielleicht könnt ihr einen guten außergerichtlichen Plan ausarbeiten womit alle Leben können und in 3 Jahren bist du dann raus aus den Schulden. Den viele der Schuldenbereinigungspläne haben ebenfalls eine Laufzeit von 3 Jahre sowie mittlerweile die Regelinsolvenz seit der Pandemie. Sollte nur 1 Gläubiger ablehnen kann auch ein gerichtlicher Schuldenbereinigungsplan versucht werden bei dem das Gericht die Zustimmungsersetzung wegen Kopf und Summenmehrheit beschließt.... Viele Wege wie du siehst... Net so negativ sein lieber direkt einen Termin bei der Schuldnerberatung machen👍

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #13 am: 02 Februar 2022, 17:13:57 »
Hm, verstanden Balduin.



Wenn ich das richtig recherchiert habe, können die ja ohne laufende Insolvenz auch einfach mein Konto auf den Mindestfreibetrag runter pfänden, sodass dann nur noch 1250€ monatlich bleiben,

Der Kontofreibetrag lässt sich per Gerichtsbeschluss auf das unpfändbare erhöhen. In deinem Fall auf ca 1800, 00.. eine gute beratungsstelle hilft dabei

Re: Vorstellung und Fragen für die Zukunft
« Antwort #14 am: 02 Februar 2022, 17:37:59 »
Wann genau hast du denn die Selbstauskunft für die Sigma unterschrieben?

 

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