Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Es liegt an mir

  • 5 Antworten
  • 1749 Aufrufe
Es liegt an mir
« am: 27 Januar 2022, 01:41:32 »
Hallo zusammen...

nach nun 4 Jahren der heftigen Sucht und so vielen trockenen Phasen sowie Rückfällen, wird es nun Zeit, meinen Charakter herauszufordern.
Ich habe vieles versucht, Selbsthilfegruppen, Bücher, usw. aber nie hatte ich den gewünschten Langzeit-Effekt.

Wird es diesmal anders? Ich hoffe ja..
Heute habe ich den ersten Tag seit langem hinter mir ohne im OC gespielt zu haben. Selbst das, war extrem schwer.

Ich habe mir für das Jahr so viel vorgenommen und wollte clean sein.. bereits jetzt habe ich einiges verspielt im Januar.
Mir wurde ein hoher Gewinn aus dem OC nicht ausgezahlt, was mit fadenscheinen Gründen belegt worden ist. Ich wurde übers Ohr gehauen.

Aber wenn dies mich dazu bringt, noch mehr Abneigung gegen diese widerliche Branche zu entwickeln, habe ich mehr gewonnen als jeder Gewinn.

Eine Frage an die Experten im Forum:
Gibt es Chatmöglichkeiten oder andere Austauschbereiche wo sich süchtige unter sich unterstützen und Kraft geben? ich denke, das könnte mir gut tun.

Ich habe extrem Schiss, vor einem weiteren Rückfall. Das kennt wahrscheinlich jeder.
Mit Anfang 30, schaue ich in die letzten vier Jahre zurück und muss mich einfach nur schämen. Ich habe einiges verspielt, was aktuell mich weiterbringen würde.
Zudem ich meinen ersten Nachwuchs im Mai erwarte.
Soll mein Kind seinen Vater als Spielsüchtigen Zocker kennenlernen? Ich wünsche es mir nicht. Ich hoffe, das dies, Motivation genug für mich wird, endlich aus dem Kreislauf zu entfliehen.

Ich mache mir keine Traumschlösser - jeder Tag ohne OC, ist ein Gewinn, den ich feiern kann wie einen Hauptgewinn. Wieso schickt mir mein Gehirn dafür keine Glückshormone?
Vielleicht kommt dies noch.

Meine kommenden Ziele lauten somit:
1 Tag OC frei - ERREICHT!
3 Tage OC frei
1 Woche OC frei
2 Wochen OC frei
3 Wochen OC frei
4 Wochen OC frei

Danach werde ich schauen und einen weiteren Plan entwickeln. Ich muss definitiv an meiner Selbstdisziplin arbeiten - kennt da jemand etwas gutes?

Ich habe wirklich ein tolles Leben, ein Eigenheim, eine wunderbare Frau, eine tolle Familie und bald meinen gewünschten Nachwuchs.
Was soll mir dieses OC bieten, was ich nicht schon habe? RIchtig, blendende Glücksgefühle, die nichts wert sind.

Gerne könnt ihr mal eure Erfahrungen mit mir teilen. Ich würde mich freuen.



*

Offline Sepp

  • ***
  • 60
Re: Es liegt an mir
« Antwort #1 am: 27 Januar 2022, 10:01:11 »
Hi Karl,

ich bin absolut kein Experte - schon gar nicht, was OC´s angeht. Damit hab ich bisher absolut keine Erfahrungen.

Mein Rat an dich (weil er mir selbst bisher sehr gut geholfen hat): Wenn du das Gefühl hast, dass du alleine nicht von der Sucht weg kommst, vertrau dich jemandem an! Im Idealfall deiner Frau.
Klar wird die Überwindung zu Beginn sehr groß sein. Aber es wird dir auf Dauer helfen, da sie dann ein Auge auf dich werfen wird und dich damit indirekt vom spielen abhält

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Es liegt an mir
« Antwort #2 am: 27 Januar 2022, 11:23:02 »
Hi Karl!

Herzlich willkommen!

Zitat
wird es nun Zeit, meinen Charakter herauszufordern.

Mal in die Runde gefragt ... wieso meint eigentlich fast jeder kämpfen zu müssen?
Oder verstehe ich da was falsch, Karl?
Ich frage, weil es bei einem Kampf immer einen Gewinner und Verlierer gibt. Im schlimmsten Falle gäbe es ein Remis ... was Dich ja auch zum Verlierer macht bei einer Sucht.
Bei einem Kampf werden Verletzungen zugefügt. Ein Kampf kostet Kraft, die woanders vielleicht sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Tja ... und der Kampf findet in Dir statt. Somit bist Du Gewinner und Verlierer. Du laugst Dich aus und verletzt Dich selbst.
Macht kämpfen da einen Sinn?

Zitat
Ich habe vieles versucht, Selbsthilfegruppen, Bücher, usw. aber nie hatte ich den gewünschten Langzeit-Effekt.
Mit dem "Problem" bist Du nicht alleine! Ich selbst war damals auch in einer SHG, habe sie aber, im Nachhinein betrachtet, lediglich als Alibi für meine Familie, vor Allem aber für mich selbst mißbraucht. 6 Jahre später hatte ich mich verändert und konnte dann die Unterstützung der Gruppe für mich annehmen.
Wie sieht das bei Dir aus? Was denkst Du, woran Du bisher immer gescheitert bist trotz Unterstützung?

Zitat
Heute habe ich den ersten Tag seit langem hinter mir ohne im OC gespielt zu haben. Selbst das, war extrem schwer.
OK ... was war daran so schwer? Was hat Dich getriggert?
Du bist SHG-erfahren. Welche Werkzeuge kannst Du nutzen, damit Du nicht getriggert wirst?

Zitat
Gibt es Chatmöglichkeiten oder andere Austauschbereiche wo sich süchtige unter sich unterstützen und Kraft geben? ich denke, das könnte mir gut tun.
Gehe weiter in Deine SHG ... :)
Dann aber auch hier (fast) jeden Samstag: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.0.html#new

Wieso hast Du Schiss vor einem Rückfall? Mal nicht böse, aber provokant gefragt: Planst Du ihn bereits insgeheim?
Sollte es zu einem Rückfall kommen, dann wirst Du ihn mit voller Absicht begehen! In diesem Moment, so lange er dann auch dauern wird, wirst Du weder Scham verspüren, noch Angst. Und sollte es doch anders sein, dann wirst Du beides verdrängen. Ist es also wirklich der Rückfall selbst, vor dem Du Angst hast?

Oder ist es doch "nur" die Angst gegen Deine Werte zu verstoßen? Dich dann schlecht zu fühlen und vielleicht sogar dadurch im Rückfall gefangen zu bleiben?
Ich möchte hier mal ein Gleichnis nutzen. Stelle Dir Deine Werte als einen senkrecht stehenden Baumstamm vor. Wenn er kippt, dann brauchst Du mehr Kraft ihn wieder aufzurichten, je größer der Kippwinkel wird. Ist es da nicht einfacher, ihn im senkrechten Zustand zu halten, wenn und falls etwas dagegen stößt? Soll bedeuten: Es ist einfacher seine Werte aufrecht zu erhalten, als Verstöße dagegen zu kitten.

Doch was tun, wenn das Verlangen Dich packt? Je größer die Resilienz, desdo besser funktioniert das "Aushalten". Suchtdruck ist ein Sprinter, kein Marathonläufer. Er vergeht also schnell wieder. Das Aushalten lässt sich trainieren und es lässt sich mit Skills besser umsetzen. Hast Du schon welche ausprobiert?

Noch etwas zu Deinem Zeitplan, bevor das hier zu lange wird ... :)
Nehme Dir einen Kalender und hänge ihn Dir sichtbar hin. Für jeden spielfreien Tag machst Du einen grünen Punkt an den entsprechenden Tag, für jeden nichtspielfreien Tag einen roten.
Was ist hier der Vorteil? Du denkst in 24 h. Wenn Du abends ins Bett gehst, dann machst Du den farbigen Punkt. Du bekommst sofort für diesen Tag Deine Belohnung! Du siehst Deinen Erfolg. Und wenn da in einem Monat 3 rote Punkte eingetragen werden, dann versuchst Du im nächten Monat eben weniger rote Punkte dort stehen zu haben. Bei roten Punkten sind die Grünen zudem auch nicht umsonst gewesen!

Denke klein!

Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen! - So mein Mantra, welches ich aus meiner SHG mitgenommen und für mich etwas abgewandelt habe. Es klingt nach blödem Deutsch, doch jedes einzelne Wort hat seine Berechtigung!
Ist die Zeitspanne bei Suchtdruck zu lange, dann verkürze sie auf eine Stunde oder 5 Minuten ... wenn es hilft ist alles erlaubt! ;)

Zitat
Ich habe wirklich ein tolles Leben, ein Eigenheim, eine wunderbare Frau, eine tolle Familie und bald meinen gewünschten Nachwuchs.
Was soll mir dieses OC bieten, was ich nicht schon habe? RIchtig, blendende Glücksgefühle, die nichts wert sind.
Recht hast Du, aber auch Unrecht! Die Sucht übt eine Funktion aus! Es gilt diese also zu finden und das "Defizit", welches dazu führt, zu beheben oder zu schmälern.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Es liegt an mir
« Antwort #3 am: 27 Januar 2022, 13:31:30 »
Hi Olli,

danke für eine ausführliche Antwort.
Wie du dir für jeden Süchtigen die Zeit nimmst und ausführlich antwortest ist wunderbar! Mach bitte so weiter, auch wenn du den Finger in die Wunde legst, mach dir immer klar: DU rettest hier grad jemanden auf einem sinkenden Schiff.
Vielen Dank!!!

Die Antworten auf deine Fragen findest du im Zitat.

VG!



Hi Karl!

Herzlich willkommen!

Zitat
wird es nun Zeit, meinen Charakter herauszufordern.

Mal in die Runde gefragt ... wieso meint eigentlich fast jeder kämpfen zu müssen?
Oder verstehe ich da was falsch, Karl?
Ich frage, weil es bei einem Kampf immer einen Gewinner und Verlierer gibt. Im schlimmsten Falle gäbe es ein Remis ... was Dich ja auch zum Verlierer macht bei einer Sucht.
Bei einem Kampf werden Verletzungen zugefügt. Ein Kampf kostet Kraft, die woanders vielleicht sinnvoller eingesetzt werden könnte.
Tja ... und der Kampf findet in Dir statt. Somit bist Du Gewinner und Verlierer. Du laugst Dich aus und verletzt Dich selbst.
Macht kämpfen da einen Sinn?

Karl: Nun, nach mehr als vier Jahren die ich massiv versuche aus dem Kreislauf zu entfliehen, ist vieles an Vertrauen an mir selbst verloren gegangen, aufgrund Vielzahl Rückfälle. Daher ja, es ist ein Kampf zwischen meinem gesunden Ich und dem krankhaften süchtigen Spieler. Momentan, hat der gesunde Kopf wieder die Oberhand gewonnen - mein Kampf wird es sein, den krankhaften keine Rolle in meinem Leben zukommen zu lassen. Daher meiner Meinung nach: Ja, es ist ein Kampf!

Zitat
Ich habe vieles versucht, Selbsthilfegruppen, Bücher, usw. aber nie hatte ich den gewünschten Langzeit-Effekt.
Mit dem "Problem" bist Du nicht alleine! Ich selbst war damals auch in einer SHG, habe sie aber, im Nachhinein betrachtet, lediglich als Alibi für meine Familie, vor Allem aber für mich selbst mißbraucht. 6 Jahre später hatte ich mich verändert und konnte dann die Unterstützung der Gruppe für mich annehmen.
Wie sieht das bei Dir aus? Was denkst Du, woran Du bisher immer gescheitert bist trotz Unterstützung?

Karl: Die SHG habe ich in der Vergangenheit genutzt und nach meinem ersten Treffen, drei Monate keinerlei OC besucht. Mein persönlicher Rekord seit vier Jahren! Großartig. Ich war fleißig dabei und habe min. einmal im Monat teilgenommen. Nach meinem Rückfall, habe ich das Vertrauen in die SHG verloren. Ich weiß, völlig zu unrecht, aber eine Motivation weiterzumachen in der SHG ist momentan nicht vorhanden. Kannst du mir einen Rat geben, wieder mich selbst dafür zu motivieren?

Zitat
Heute habe ich den ersten Tag seit langem hinter mir ohne im OC gespielt zu haben. Selbst das, war extrem schwer.
OK ... was war daran so schwer? Was hat Dich getriggert?
Du bist SHG-erfahren. Welche Werkzeuge kannst Du nutzen, damit Du nicht getriggert wirst?

Zitat
Gibt es Chatmöglichkeiten oder andere Austauschbereiche wo sich süchtige unter sich unterstützen und Kraft geben? ich denke, das könnte mir gut tun.
Gehe weiter in Deine SHG ... :)
Dann aber auch hier (fast) jeden Samstag: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.0.html#new

Wieso hast Du Schiss vor einem Rückfall? Mal nicht böse, aber provokant gefragt: Planst Du ihn bereits insgeheim?
Sollte es zu einem Rückfall kommen, dann wirst Du ihn mit voller Absicht begehen! In diesem Moment, so lange er dann auch dauern wird, wirst Du weder Scham verspüren, noch Angst. Und sollte es doch anders sein, dann wirst Du beides verdrängen. Ist es also wirklich der Rückfall selbst, vor dem Du Angst hast?

Oder ist es doch "nur" die Angst gegen Deine Werte zu verstoßen? Dich dann schlecht zu fühlen und vielleicht sogar dadurch im Rückfall gefangen zu bleiben?
Ich möchte hier mal ein Gleichnis nutzen. Stelle Dir Deine Werte als einen senkrecht stehenden Baumstamm vor. Wenn er kippt, dann brauchst Du mehr Kraft ihn wieder aufzurichten, je größer der Kippwinkel wird. Ist es da nicht einfacher, ihn im senkrechten Zustand zu halten, wenn und falls etwas dagegen stößt? Soll bedeuten: Es ist einfacher seine Werte aufrecht zu erhalten, als Verstöße dagegen zu kitten.

Karl: Das Problem liegt dabei auf meiner Vergangenheit. Ich habe gefühlt x-Mal mir vorgenommen "Jetzt werde ich clean", hatte ein gutes Gefühl, doch dennoch konnte ich mein Ziel nie erreichen. Jeder Rückfall hat mich innerlich zerbrochen und naget bis heute an mir. Es ist schwer, sich von dem verspielten Geld aus der Vergangenheit gedanklich zu verabschieden und nach vorne optimistisch zu schauen. Ich habe definitiv Angst vor Trigger-Situationen, wo ich wieder schwach werden könnte. Analysiere ich die letzte Zeit, kann selbst mein Sicherheitsgefühl extrem hoch sein, allein ein Trigger reicht und ich werde schwach. Die bekannten Tricks (Ablenkung, Anvertrauen, etc.), wirken leider nicht mehr bei mir, bzw. werden von meinem Spielsuchts-ICH geblockt (Anvertrauen).Ich habe vielleicht sogar Angst vor mir selbst, weil ich mich klar in die Verantwortung nehme, wenn es zu einem Rückfall kommt. In der Vergangenheit habe ich es für selbstverständlich gehalten, wenn ich clean geblieben bin. Das ändere ich diesmal. Jeder spielfreier Tag ist ein GEWINN/SIEG für mich. Das zelebriere ich.

Doch was tun, wenn das Verlangen Dich packt? Je größer die Resilienz, desdo besser funktioniert das "Aushalten". Suchtdruck ist ein Sprinter, kein Marathonläufer. Er vergeht also schnell wieder. Das Aushalten lässt sich trainieren und es lässt sich mit Skills besser umsetzen. Hast Du schon welche ausprobiert?

Karl: eine Vielzahl! Geholfen hat meist nur eins: Anvertrauen an meine Frau! Meist ist es allerdings so, dass dieses Verlangen mich so unter Druck setzt bzw. mir so das Verlangen entsteht, dass ich diesen Mut nicht mehr aufbauen kann, um meine Frau ins Boot zu holen. Dies würde mir in Zukunft nicht mehr passieren, da ich meiner Frau alle Details gebeichtet habe. Sie hat Verständnis, was für eine tolle Frau. Sollte ich spielfrei werden, ist meine Frau auch definitiv der Grund dafür, dass zu schaffen.

Noch etwas zu Deinem Zeitplan, bevor das hier zu lange wird ... :)
Nehme Dir einen Kalender und hänge ihn Dir sichtbar hin. Für jeden spielfreien Tag machst Du einen grünen Punkt an den entsprechenden Tag, für jeden nichtspielfreien Tag einen roten.
Was ist hier der Vorteil? Du denkst in 24 h. Wenn Du abends ins Bett gehst, dann machst Du den farbigen Punkt. Du bekommst sofort für diesen Tag Deine Belohnung! Du siehst Deinen Erfolg. Und wenn da in einem Monat 3 rote Punkte eingetragen werden, dann versuchst Du im nächten Monat eben weniger rote Punkte dort stehen zu haben. Bei roten Punkten sind die Grünen zudem auch nicht umsonst gewesen!

Karl: Ist gemacht! Ein grüner Kreis strahlt alleine im Januar-Blatt, heute um 0.01, hoffe ich, diesen auf einen zweiten zu erweitern. Der Gedanke klein zu denken, halte ich für durchaus sinnvoll.

Denke klein!

Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen! - So mein Mantra, welches ich aus meiner SHG mitgenommen und für mich etwas abgewandelt habe. Es klingt nach blödem Deutsch, doch jedes einzelne Wort hat seine Berechtigung!
Ist die Zeitspanne bei Suchtdruck zu lange, dann verkürze sie auf eine Stunde oder 5 Minuten ... wenn es hilft ist alles erlaubt! ;)

Zitat
Ich habe wirklich ein tolles Leben, ein Eigenheim, eine wunderbare Frau, eine tolle Familie und bald meinen gewünschten Nachwuchs.
Was soll mir dieses OC bieten, was ich nicht schon habe? RIchtig, blendende Glücksgefühle, die nichts wert sind.
Recht hast Du, aber auch Unrecht! Die Sucht übt eine Funktion aus! Es gilt diese also zu finden und das "Defizit", welches dazu führt, zu beheben oder zu schmälern.

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Es liegt an mir
« Antwort #4 am: 27 Januar 2022, 17:37:34 »
Hi Karl!

Bevor ich antworte, mal kurz etwas Organisatorisches ...
Bitte nutze nicht die Vollzitatefunktion. Schau mal, wie lange Deine Antwort jetzt ist. Wenn ich nun auch noch mit der Vollzitatefunktion antworte ... verliert jeder das Interesse mitzulesen ... :)
Ich nutze immer die Sprechblase und kopiere dort hinein die mit der Maus markierten Wörter und Sätze. Oder ich baue den Sinn Deiner Worte als Einleitung in meinen Satz ein.

OK ... dann mal los ...

Thema ... Finger in die Wunde legen ... Es geht mir nicht darum dies zu tun, sondern darum Schwachstellen, wie Potentiale aufzudecken. Dazu bin ich "direkt". Wenn ich sadistische Züge hätte, dann hätte Ilona mich schon längst raus geschmissen ... :)

Thema ... vier Jahre ... Vertrauen in Dich selbst kaputt gegangen ...
Sagen wir es doch mal anders ... Du hast Dir bereits nach ein paar Jahren Hilfe organisiert - ich habe es erst nach 20 Jahren gemacht. Wer von uns Beiden hat also eher versucht seine Kompetenzen zu nutzen?
Es klingt einfach abgedroschen, doch es ist wahr - es bewahrheitet sich immer wieder aufs Neue! Alles, was wir benötigen, steckt bereits in uns! Wir brauchen nur lernen es abzurufen!
Wenn Dir hier die SHG nicht gereicht hat, dann suche Dir doch weitere Hilfen. Beratungsstelle, Therapeut ... was auch immer Dir zusagt.
Nein, zu kämpfen ist nicht ratsam! Weisst Du, wozu es führt? Zu den Diskussionen mit der Sucht. Sobald der gesunde Teil in Dir sich darauf einlässt, hast Du verloren.
Ein anderes Beispiel liefert das Script "12 Schritte, aber wie?". Hier wird der Spieler als ein Laienboxer beschrieben, der gegen Mohammed Ali antritt. Er landet immer wieder auf den Brettern und weigert sich doch das Handtuch zu werfen. Somit ist er permanent damit beschäftigt hinzufallen, wieder aufzustehen, einen klaren Kopf zu bekommen, sich das Blut abzuwischen. Vielleicht sogar macht er sich Vorwürfe, wieso er den Profiboxer nicht aus den Socken haut. Er versucht dies ... er versucht jenes ... und ärgert sich permanent über sich selbst.
Es gibt aber eine Alternative - die Kapitulation! Wir geben zu, dass da etwas stärker in mir ist, etwas, was mich selbst machtlos macht.
Die Machtlosigkeit bezieht sich aber nur auf den Kampf! Du hast jederzeit die Macht das Handtuch zu werfen! ... oder heute hier einen Beitrag zu verfassen!
Ich weiss, zunächst klingt es paradox ... Ich sehe die Sucht al einen Freund an! Auch Freunde sind nicht immer perfekt - sie können manchmal ganz schön nervig sein mit dem Stuss, den sie von sich geben. Gehst Du bei einem Freund auf Konfrontationskurs? Oder lässt Du ihn sich austoben, während Du ihn innerlich belächelst und abwartest, bis er Ruhe gibt?
Was macht dieser Freund, wenn er merkt, dass er bei Dir mit dem Thema nicht mehr durch kommt? Er schweigt ... oder?
Was denkst Du, wie viel Energie im Vergleich zum Kampf benötigt wird?
In meinen Augen gibst Du entgegen Deinen Worten erst mit dem Kampf der Sucht Gewicht in Deinem Leben!

SHG ... einmal im Monat? Das ist zu wenig! Meine Erfahrung damals war, dass mir einmal die Woche gut getan hat. Ich konnte dann mit Hausaufgaben nach Hause gehen und hatte Zeit darüber nachzudenken, was in der Gruppe gesagt wurde. Dabei türmten sich bei mir Fragen auf, die beantwortet haben wollte.
Ich bin nach einem dreiviertel Jahr der Gruppe fern geblieben, weil ich mich durch Neue ausgebremst gefühlt hatte. Die Gruppe war mitten in Köln und Du kannst Dir denken, was da für eine Fluktuation herrschte. Ich habe dann aber ein Forum gefunden, in dem ich mich vertiefter austauschen konnte, hatte also eine Alternative. Zu dem Zeitpunkt war ich aber auch schon gefestigt.

Zitat
Nach meinem Rückfall, habe ich das Vertrauen in die SHG verloren. Ich weiß, völlig zu unrecht, aber eine Motivation weiterzumachen in der SHG ist momentan nicht vorhanden. Kannst du mir einen Rat geben, wieder mich selbst dafür zu motivieren?

Den ersten Satz verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Du hast Dich einfach geschämt der Gruppe Deinen Rückfall beichten zu müssen - oder etwa nicht?
Die Gruppe trifft nicht Deine Entscheidungen! Die triffst Du selbst. Sie kann Dich nur unterstützen, die für Dich richtigen Entscheidungen zu treffen!
Das kann sie aber auch nur tun, wenn Du von Deinem Rückfall berichtest! Zu schämen brauchst Du Dich dabei überhaupt nicht! Rede frei darüber!
Niemand wird Dir Vorwürfe machen. Wir konzentrieren uns doch lieber darauf eine Lösung, in diesem Falle, für Dich zu finden, mit der Du gut leben kannst.
Im Gegenzug feiern wir Deinen Erfolg ... oder suchen weiter ...
Das absolut auf Dich Passende kannst ja sowieso nur Du alleine für Dich finden!

Zitat
Jeder Rückfall hat mich innerlich zerbrochen und naget bis heute an mir.
Negative Gefühle erzeugen vermehrte negative Gefühle. Wie wäre es denn mal mit einem Perspektivwechsel? Anstatt Dir Vorwürfe zu machen (als Teil der Diskussion mit der Sucht) suchst Du nach Ansätzen, was Du besser machen kannst.

Zitat
Es ist schwer, sich von dem verspielten Geld aus der Vergangenheit gedanklich zu verabschieden und nach vorne optimistisch zu schauen.
Klassisch ... Wieso hast Du wohl Probleme mit dem Verlust klar zu kommen?
Splitten wir es doch mal auf ... auf die rationale und die emotionale Ebene.
Die Rationale ist eigentlich schnell erklärt ... wer Glücksspiel betreibt, verliert immer, selbst wenn der erhoffte, aber nie erwartete, riesige Gewinn eintritt. Es ist das Geschäftsmodell der Glücksspielindustrie eine Gewinnerwartung zu schaffen, die aber eigentlich nie eintritt.
Was ist aber mit den Verlusten? Ganz ehrlich ... werden sie tatsächlich geringer, wenn ich weiter spiele? Ich hätte mir mein Häuschen direkt hierhin setzen können, ohne einen Kredit aufzunehmen. Aber ... ich habe eine Dienstleistung eingekauft und habe sie auch bekommen! Wieso soll ich mich also aufregen?
Nun kommen wir zur emotionalen Ebene ... Selbst ein Automatenspieler denkt sich, er könne irgendwie die Kisten beeinflussen. Durch Zuhalten der Walzen ... Koordination von Bild und Ton bei der Risikoleiter ... durch Streicheln oder Schlagen des Automaten ... die Liste der Beispiele ist lang. Der Spieler glaubt also an seine Fähigkeiten beim Glücksspiel. Wenn das aber nicht klappt, sind die Schulden dann nicht ein Spiegel für das eigene Versagen?
Die Sucht hat aber auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wenn sie aufrecht erhalten werden möchte, dann muss auch auf die Schulden geschaut werden, damit die miesen Gefühle wenigstens für den Moment im Gklücksspiel ertränkt werden können!
Schulden/Verluste werden nur geringer, wenn wir uns vom Glücksspiel fern halten!

Zitat
Meist ist es allerdings so, dass dieses Verlangen mich so unter Druck setzt bzw. mir so das Verlangen entsteht, dass ich diesen Mut nicht mehr aufbauen kann, um meine Frau ins Boot zu holen. Dies würde mir in Zukunft nicht mehr passieren, da ich meiner Frau alle Details gebeichtet habe. Sie hat Verständnis, was für eine tolle Frau. Sollte ich spielfrei werden, ist meine Frau auch definitiv der Grund dafür, dass zu schaffen.

Mit Deiner Frau zu reden ist super! Doch Du weisst auch, dass Du als Spieler durchaus auch manipulativ sein kannst. Daher gehe wieder in Deine SHG!
Skills sind Dinge, die Dich mental oder körperlich vom Verlangen (craving) abhalten! Das kann eine eiskalte Dusche sein, das Extremtreppensteigen, das Flitschenlassen eines Gummiringes am Handgelenk, ein Noppenknetball, Chilligummibärchen oder oder oder ...
Das Verlangen geht ja immer vorbei - es gilt also nur die Zeit des Extremen zu überbrücken.

Zudem erscheint es mir so, dass Du bis heute immer noch Zugriff auf Geld hast. Wieso nutzt Du hier nicht die Hilfe Deiner Frau bis zur vollkommenen Stabilität Deiner Person? Gebe die Kontovollmacht ab. Führe ein Haushaltsbuch. Besprecht Einnahmen und Ausgaben ... macht ein Geldmanagement!






Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Es liegt an mir
« Antwort #5 am: 16 Februar 2022, 15:50:44 »
Hallo Karl

Willkommen.
Leider habe ich nix mehr gelesen seit deinem Start. Wie ergeht es Dir? Konntest Du weitere Ziele  erreichen?

Alles Gute.
Devilslady

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums