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Wie lange kann man es aushalten?

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Wie lange kann man es aushalten?
« am: 19 Oktober 2008, 14:53:55 »
Hallo,

mein Mann spielt jetzt seit letzter Woche Donnerstag nicht mehr. Soweit ich es weiß jedenfalls nicht.
Er war am Dienstag bei seinem ersten Beratungsgespräch und er sowohl auch ich haben uns da viel von erhofft. Es ging ihm danach auch wesentlich besser ( sagt Er ). Er schien auch viel fröhlicher und hat sich auch wieder uns zugewannt.

Seit ein zwei Tagen ist es allerdings so, daß er sich sehr zurück zieht. Er lächelt mich zwar an, aber das kommt nicht von innen. Auf mein Nachfragen ob es ihm gut geht oder er einen Spieldruck oder sonstiges verspürt, verneint er dieses und wendet sich dem Thema gleich ab. Er ist sehr still und ich glaube das er sehr mit sich kämpft.
Er spricht nicht mit mir über seine Gefühle und sagt mir auch nicht was ihn beschäftigt.

So wächst in mir die Angst, daß er entweder schon gespielt hat und mich wieder anfängt zu belügen oder es mir verschweigt, oder daß es nicht mehr lange dauert bis er wieder anfängt. Er verändert sich .... ja man sagen fast stündlich zu dem Menschen der der vor dem großen Kanll war.
Genervt, zurückgezogen und kalt.
Wie gesagt, er lächelt aber es ist nicht echt.
Er nimmt mich nicht mehr in den Arm, obwohl ich ihm gesagt habe, daß ich seine Nähe vermisse. Kein freiwilliges in den Arm nehmen. Sporadisch Küsschen und das wars.

Weiß jetzt auch nicht ob ich es stillschweigend hinnehmen soll und erst mal abwarten soll oder ob ich was sagen soll.
Das Bescheid sagen wo er hin fährt und wann er los fährt lässt seit gestern auch wieder nach.
Das alte Bild schleicht sich wieder ein.

Wenn ich was sage wird es in einem Krach enden und ich weiß nicht ob er dann nicht wieder ganz dicht macht.

Gruß Steffi

Re: Wie lange kann man es aushalten?
« Antwort #1 am: 19 Oktober 2008, 16:37:51 »
Liebe Steffi,
Ich kann Deine Angst nachfühlen, ich kenne diese zwei Menschen auch.
Bei meinem Mann ist es ähnlich, es gibt Phasen, da sind wir uns unglaublich nah und dann wieder Phasen, wo er sich in eine andere Welt zurückzieht, wo jedes Gespräch im Steit endet, kaum noch Nähe spürbar ist.
Er fühlt sich dann bei allem was ich sage angegriffen und aus einer Mücke wird ein Elefant.
Okay, wie geht man damit um, wie lange hält man es aus???
Ich denke jeder hat da seine Grenze, die er für sich finden muss.
Ich gehe damit immer so um, das ich meinem Unmut Luft mache, das ich ihm sage was ich denke und das ich merke das er wieder in alte Verhaltensweisen verfällt und das ich es nicht toleriere.
Meistens gibt es dann eine riesen Krach, aber meistens ist dann auch ein Nachdenken bei ihm zu spüren und eine Änderung seines Verhaltens.
Er wehrt sich zwar in dem Moment heftig, auch mit oft sehr ungerechten, verletzenden Aussagen (ich hab ein dickes Fell), aber ich weiss , das er weiss , das ich Recht habe.
Und meistens ist auch wirklich irgendein Vorfall passiert, der die Veränderung ausgelöst hat. zuletzt z.B. Hat er jemanden getroffen, der ihn ziemlich massiv daran erinnert hat, das er ihm noch Geld schuldet! Er wurde von Dingen eingeholt, die er endlich hinter sich lassen würde und zum Teil auch verdrängt hat.
Das dann wieder mir zu Beichten, so nachdem Motto: Schatz, da ist noch was, was ich Dir sagen muss, hat Ihn innerlich aufgefressen!
Bei dem was Du schreibst, denke ich, also könnte es doch sein, das das Beratungsgespräch nachwirkt. Er war am Anfang euforisch, mit dem Gefühl, ich habe was getan, aber Steffi, ein Gespräch ist kein Gespräch und ausserdem ist die Auseinandersetzung mit sich selbst, das sich öffnen, der eigendliche Kampf.
Das er sich so von Dir zurückzieht, Dich anlächelt, dann weggeht, hört sich für mich sehr nach Scham an.
Kann es sein, das er nachdem Beratungsgespräch, in sich gegegangen ist und sich jetzt schämt für das was er seiner Familie angetan hat?
Das er Angst hat vor dem Weg der vor ihm liegt , das Angst hat zu versagen?
Ich würde meinen Mann darauf direkt ansprechen, nicht fragen: was ist mit Dir, sondern konkret sagen: Kann es sein das...
Ich weiss das es bei meinem funktioniert, wie es bei deinem ist, weiss ich nicht.
Hat er eigendlich einen weiteren Termin in der Suchtberatung?

Liebe Grüsse KIKI

Re: Wie lange kann man es aushalten?
« Antwort #2 am: 20 Oktober 2008, 00:02:08 »
Hallo Kiki,

ja er hat in zwei Wochen sein nächstes Gespräch.
Das er sich schämt kann sein. Er hat heute abend meinen Bericht gelesen und hat mir eine sms geschickt ( ich war arbeiten), daß er für seine Begriffe alles tut. Er sagt mir was er in der Firma macht, was er mit den Kindern redet, wohin er fährt u.s.w. . Aber nicht wie er sich fühlt, wie es ihm wirklich geht.
Ich habe ihn dann als ich nach HAuse gekommen bin direkt angesprochen. Und das was von ihm kam war:
WAs willst Du von mir ? ich gehe nicht spielen und mir geht es gut. Mir geht es nicht schlecht wenn ich nicht spiele und mir geht es nicht schlecht wenn ich spiele. So das waren seine Ausagen.
Und zu der Zuneigung die mir fehlt meinte er, er hätte sich nicht verändert und da hätte ich auch vorher schon was dran auszusetzten gehabt.
Das ist richtig. Er hatte immer die Phasen, wie du schon sagtest, mal ganz "normal" und dann wieder so als wären wir Bruder und Schwester. DA hat er aber auch schon gespielt.
Ich sagte dann nur das er sich doch mal bitte Gedanken darüber machen sollte ob da bei ihm noch Liebe ist oder nur noch Gewohnheit.
DAs wollte ich nicht sagen platze mir aber dann so raus.
Ich weiß das er mich liebt. Vielleicht wäre das alles auch kein Thema, wenn sich nicht den ganzen Tag die scheiß Gedanken um spielen oder nicht spielen, geht es ihm gut oder leidet er u.s.w. anhäufen würden.
Es ist halt doch ziemlich schwer. Er vermittelt mir, daß ich die Sache aufpusche. Ich habe aber das Gefühl er spielt seine Sucht runter.

Gruß Steffi

Re: Wie lange kann man es aushalten?
« Antwort #3 am: 21 Oktober 2008, 14:50:11 »
Hallo Muchi 1997,

ich hab gesehen das du heute im Chat warst, schade, das wir uns verpasst haben.
Vielleicht probierst du es nochmal, ich versuche Morgen so um 13,00 uhr dort zu sein.

Die Wahrnehmungsverschiebung , das er denkt ich pusche hoch und ich denke, er redet sich die Dinge weniger schlimm, die gibt es bei uns auch.
Ich denke das ist ganz normal. Weil der Betroffene erst lernen muss mit der "Schuld" umzugehen und der "nicht Betroffene" es nicht versteht, wie so was passieren kann.
Bei uns hat sich die Lage wieder beruhigt.
Wir haben eine gemeinsam eine gute Lösung gefunden, wie wir den finanzellen Engpass, den wir haben milden können und das beruhigt auch die Nerven.
Ausserdem tun die Gespräche in der Suchtberatung Ihr übriges.
Gestern wurde ein Psychotest gemacht, bei dem heraus kam, das er hochgradig Suchtgefährdet ist, aber noch keine 100% Abhängigkeit besteht.
Ich habe auch nicht so richtig verstanden wie man so was feststellt, er hat versucht es mir zu erklären, aber gut, ich nehm es mal so hin.
Er hat sich sehr gefreut über das Ergebnis, kam heim und hat mich geküsst und gesagt, Danke das Du es so schnell gemerkt hast und so konsequent versucht hast mich von dem Weg abzubringen.
Das hat mich dann gefreut...
Er jedenfalls ist jetzt noch motivierter, dran zu bleiben und es zu schaffen, seine alten Verhaltensweisen abzulegen.
Und das Ergebnis zählt für mich.

Liebe Grüsse KIKI

Re: Wie lange kann man es aushalten?
« Antwort #4 am: 22 Oktober 2008, 00:15:55 »
Hallo Kiki,

es freut mich riesig für Dich. Du bist ja dann wohl mitihm auf dem richtigen Weg.
So große finanziellen Probleme haben wir auch nicht.

Bei uns ist eher das Zwichenmenschliche zur Zeit sehr in Unruhe.

Versuche morgen in den Chat zu kommen.

Liebe Grüße Steffi

Re: Wie lange kann man es aushalten?
« Antwort #5 am: 22 Oktober 2008, 11:11:12 »
Hallo Mucki,

Danke für deine Worte!
Ich denke das Zwischenmenschliche, gehört da auch dazu!
Es ist nicht zu trennen, das sich ein Mensch zurückzieht, wenn er sich mit sich nicht wohlfühlt oder meint dem geliebten Partner nicht gut zu tun.
Ich würde das nicht überbewerten, in der momentanen Situation.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es für Ihn das erstemal, das er sich mit dem Thema Sucht und das es Ihn betrifft auseinandersetzt.
Damit hat er dann natürlich viel zutun, innerlich.
Verstehst Du, wie ich meine?
Mein Freund hat sich auch oft zurückgezogen von mir, was ich als Ablehnung empfand, bei Ihm aber aus dem Gefühl heraus entstand, für mich nur eine Belastung zu sein, mich nicht glücklich machen zu können.
Lass Ihm etwas Zeit, nur wenn dieser Zustand länger anhält, solltet Ihr Euch Gedanken machen, ob es nicht noch andere Ursachen dafür gibt.
Das mit dem Chat wird heute leider nicht klappen! Tut mir leid, aber ich denke das wir uns in nächster Zeit mal dort treffen werden.
Montags ab 17.00 ist übrigens offizelle Chatzeit, wo auch jemand von der Fachstelle anwesend ist und Sonntagabend sind auch oft viele da.
Vielleicht schaust Du da mal rein.

Liebe Grüsse Kiki

 

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