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Re: Wir sind auch betroffen

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Re: Wir sind auch betroffen
« am: 15 Oktober 2008, 15:40:17 »
hallo,
ich weiss nicht mehr was ich tun soll. mein freund hat mir gestern gesagt das er spielsüchtig ist. und das schon seid über 10 jahre. wir sind jetzt 2,5 jahre zusammen und ich habe nie etwas gemerkt. naja ich erzähle alles mal von vorne. wir sind vor 2,5 jahren zusammengekommen und 2 monate später wurde ich schwanger von ihm. als ich ungefähr im 6 monat war,war er plötzlich so anders. er meldete sich ein paar tage nicht und war auch am handy nicht erreichbar. nach einer woche kam dann ein anruf, er müsse mit mir reden. er sagte er hätte in seiner vergangenheit ein paar probleme gehabt und habe ein paar tausend euro schulden gemacht. ich habe damals nicht so schlecht verdient und habe in das geld geliehen, damit er den kredit zurückzahlen konnte. nach neun monate kam unsere tochter auf die welt und es lief mit ihm relativ gut. als unsere tochter 9 monate alt war, wurde ich wieder schwanger, und wir beschlossen bei meinen eltern auszubauen. da ich ein wenig ersparnis hatte und mein freund nicht so schlecht verdiente kamen wir eigentlich gut voran.
vor 4 monaten verkaufte ich dann mein motorrad, da wir das geld eh brauchten. ich hatte das geld zuhause in einen kuver aufgehoben, da sowieso immer arbeiter zu bezahlen waren. als ich wieder mal geld rausholen wollte, waren da 400 euro weniger drin. ich sprach meinen freund darauf an, ob er das geld rausgenommen habe? er sagte ja, er hätte da eine sonderausgabe für die firma gebabt, und habe da nicht soviel auf den konto gehabt, und er gebe mir das geld in einer woche zurück. nach 2 wochen war noch immer kein geld da, und er vertöstete mich das er noch nicht zur bank gekommen wäre. ich glaubt ihm.
vor 4 wochen kam dann unsere zweite tochter auf die welt, und es war alles eitel wonne. bis vor zwei tagen. wir hatten uns gesritten und er kam an diesen tag erst nach mitternacht nachhause. wobei ich mir eigentlich nichts dabei dachte, da das eh öfters vorkam, und er mit seinen kumpels wahrscheinlich unterwegs war. dachte ich halt. bis auf gestern. er fragt ob er mit mir reden könne. er sagte er wäre spielsüchtig und es macht ihn fertig. er habe über 20000 euro schulden und habe auch den rest von meinen motorrad geld genommen. und am vortag war er spielen und hat auch noch von einen freund 1500 euro geborgt und verspielt. er meinte er wollte das geld gewinnen was er mir schudete. er hat mir gestern seine ec karte gegeben, und sagte auch ich soll sein konto verwalten. aber kann ich ihn vertrauen, das er sich nicht wieder geld ausborgen geht? er hat mich auch beklaut, und belogen! ich weiss nicht mehr weiter und bin total fertig mit den nerven. und vor allem wegen unseren kindern. was soll ich tun? ich liebe ihn und will ihn helfen.
liebe grüsse

*

Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Wir sind auch betroffen2
« Antwort #1 am: 15 Oktober 2008, 21:43:56 »
Hallo Sarah3,

herzlich willkommen in unserem Forum. Ich habe deinen Beitrag abgetrennt, damit du Antworten auf speziell deine Fragen bekommst. Leider hat sich die erste Antwort von Kiki nicht mit getrennt. Ich füge sie daher hier ein (sorry Kiki):
Hallo Sarah3,
das ist natürlich eine belastende Situation, besonders mit zwei so kleinen Kindern.
Wichtig ist das Dein Mann erkennt und anerkennt, das er ein Suchtproblem hat und gewillt ist etwas dagegen zutun.
Nur dann kannst Du ihn auch unterstützen!
Ansonsten kann ich Dir nur das gleiche raten wie schon Enomini und den beiden Steffis!
Vielleicht hast Du das ja gelesen.
Wenn Du noch Fragen hast, auch zu unserer Geschichte, nur zu!!!

Liebe Grüsse KIKI

Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #2 am: 16 Oktober 2008, 08:31:34 »
Hallo Sarah,

ich finde es erstmal sehr gut, dass dein Mann dir jetzt endlich gesagt hat, dass er spielsüchtig ist. Ich denke, dass ist schon mal der erste Schritt. Kann aber auch sein, dass er zur Zeit einfach ein schlechtes Gewissen hat, weil er dir soviel Geld geklaut hat die letzte Zeit und einfach nicht mehr wußte wie er es dir anders erklären soll. Jedenfalls weißt du jetzt was Sache ist und wieviel Schulden dein Mann hat.
Das er sagte du sollst das Geld verwalten finde ich gut, mach das auch auf jeden Fall erst mal und leih ihm auf keinen Fall mehr Geld.
Erkundige dich doch mal wo bei euch in der Nähe eine Beratungsstelle ist und mach dort einen Termin für dich.
Rede mal mit deinem Mann was er jetzt gegen seine Spielsucht tun will. Vielleicht will er ja auch mal zu einem Beratungsgespräch gehen.
Das dein Mann sich wieder irgendwo Geld leihen geht, dagegen kannst du eigentlich nichts tun. Solange die betreffenden Personen nichts von der Spielsucht deines Mannes wissen...Aber irgendwann wollen die ihr Geld ja bestimmt auch wieder zurück haben und dann wird es wohl nicht mehr so einfach sein sich Geld zu leihen.
Ich kann verstehen, dass du deinen Mann unterstützen willst. Er muß aber auch mitarbeiten. Ich habe bei meinem Mann auch schon oft versucht ihn von der Sucht wegzubringén, leider bis jetzt ohne Erfolg. Vielleicht hab ich mich auch falsch verhalten, ich weiß es nicht. Aber es liegt ja auch nicht nur an den Angehörigen.
Wünsch dir noch nen schönen Tag.
Gruß steffi


Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #3 am: 16 Oktober 2008, 08:58:40 »
Liebe Steffi,
ich muss Dir jetzt mal den "Kopf waschen"  ;)

Was heisst hier vielleicht hast Du Dich falsch Verhalten!
Was heisst es liegt nicht nur an den Angehörigen!

Wie kommst Du darauf, das Du eine Mitschuld trägst an dem Suchtverhalten Deines Mannes!
Kann man überhaupt von Schuld sprechen???
Wenn man Sucht als das sieht was sie ist, eine Krankheit, wer hat dann Schuld?
Bist Du schuld wenn Du krank wirst?

Nein, Steffi, ganz sicher nicht!!!

Du kannst Deinen Mann auch nicht von der Sucht wegbringen, das kann er nur selber!
In dem er erkennt, das er eine Suchtkrankheit hat und den Willen aufbringt etwas dagegen zu tun!
Du kannst Ihn nur auf seinem Weg begleiten, wenn Du denn willst, aber finden muss er ihn selbst!
Solange er diese Einsicht nicht hat, hast Du keine Chance, irgendwas für Ihn zu tun!
Also kannst Du Dich auch nicht falsch Verhalten!

Was Du tun kannst und auch solltest ist, Dich abzugrenzen, für Dich selbst Sicherheit schaffen (vorallem finanzell), Dir Hilfe holen in einer Beratung oder SHG, auch ohne Ihn!

Aber gib Dir nicht die Schuld für sein Verhalten!!!

Liebe Grüsse KIKI

Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #4 am: 16 Oktober 2008, 10:05:11 »
Guten morgen zusammen,

ich finde es sehr erschrecken wie gleich die einzelnen Geschichten sind. Ich könnte meinen Bericht nehmen und ihn auf irgendeinen anderen Angehörigen setzen und der Inhalt ist fast identisch.
Vor allem bin ich echt geschockt wie viele betroffen sind.
Mein MAnn spielt jetzt seit einer Woche nicht mehr und ich merke wie er suich verändert. Er spricht und interessiert sich viel mehr für die Kinder. Und vor allem öffnet er sich ir gegenüber wieder. Ich freue mich sehr darüber, auch wenn ich weiß das es noch lange nicht überstanden ist.

Gruß Steffi

Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #5 am: 16 Oktober 2008, 15:26:32 »
Hallo Kiki,

du hast Recht in dem was du sagst. Ich habe mich etwas falsch ausgedrückt. Ich habe einmal in einem Streit, den ich mit meinem Mann hatte wegen seiner Spielsucht, zu ihm gesagt, dass ich ihn verlassen werde, wenn er keine Therapie macht, weil ich das so nicht weiter mitmachen will. Er ist auch zur Beratungsstelle gegangen, hat es aber dann nicht weiter durchgezogen. Ich habe ihn dann nicht verlassen, weil ich es ja eigentlich nicht wollte, ich hatte es damals nur aus Wut im Streit gesagt und nicht so gemeint. Ich denke, dass war schon ein Fehler von mir, das überhaupt zu sagen. Ein paar Monate später ist er dann wieder zur Beratungsstelle gegangen, diesmal ohne das ich ihm das angedroht habe, hat es dann aber wieder aufgegeben. Ich verstehe halt nicht so ganz "warum".
Aber für die Krankheit meines Mannes kann ich natürlich nichts und ich kann ihm ja auch nur helfen, wenn er das will. Da hast du vollkommen Recht. Leider ist das zur Zeit nicht so. Ich kann es halt nicht so ganz nachvollziehen.Er kann ja nicht für immer so weiterleben. Aber es stimmt, ich kann ihn nicht davon wegbringen.
Das Einzige was ich zur Zeit machen kann ist, wie du sagst, an mich denken und an die Kinder.
Es tut mir halt manchmal leid, weil ich ihm gerne helfen würde.
Aber danke das du mir das gesagt hast.

Viele Grüße Steffi

*

Offline Chris

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Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #6 am: 16 Oktober 2008, 17:43:22 »
Hallo,

nunja, manchmal könnte es natürlich auch ein Anreiz für den Süchtigen sein, wenn er sieht das seine Partnerin zu einen Therapeuten (für Angehörige) geht.

Den Süchtigen drängen, bringt gar nichts.

Gruß

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #7 am: 17 Oktober 2008, 01:24:27 »
Hallo Steffi,
ja, das kann man nicht verstehen, als gesunder Mensch!
Bei uns war es so, das mein Freund, ziemlich schnell nach der Entdeckung seiner Spielerei, das Spielen aufgegeben hat, aber wirklich angefangen etwas dagegen zu tun, hat er erst vor ca. zwei Monaten.
Er hat zwar einiges versucht, aber nicht weitergeführt und erst nach einigen Rückfällen hat er eingesehen das er Hilfe braucht.
Er hat dann sebstständig den ersten Termin gemacht seither geht er regelmässig in die Beratung und unregelmässig in die SHG.
Auch sein Verhalten ist noch sehr unbeständig.
Nachdem er wochenlang sehr ruhig und ausgeglichen wirkte, ist er momentan wieder sehr agressiv, unzuverlässig, unruhig, unzufrieden mit sich selbst und wir streiten oft, weil ich mir das natürlich nicht gefallen lasse.
Eine unschöne Situation, die Nerven liegen blank, auf beiden Seiten.
Es liegt auch viel an der angespannten finanzellen Situation, denn aus seiner Spielphase, sind uns einige Schulden erhalten geblieben, die wir versuchen zu bezahlen.
Als ich heute aus dem Geschäft kam hat es wieder gekracht, ziemlich heftig ( ich habe eine CD nach ihm geschmiessen ) ::) sowas ist eigendlich gar nicht meine Art.
Wir haben seit einem Jahr kaum Geld für uns, es reicht meist kaum bis zum Monatsende, es fehlen die Atempausen, (Spielsuchtfreie Momente) wo man einfach mal wieder loslassen kann und einfach nur leben.
Aber wie gesagt, es hat niemand gesagt es wäre ein einfacher Weg und ich habe mich entschlossen ihn mit Ihm zu gehen.
Es wird auch wieder besser.
Nächste Woche hat er zwei Termine bei der Beratung und ich hoffe das er jetzt bald eine ambulante Therapie beginnen kann, um die Dinge die Ihn belasten und immer wieder einholen aufarbeiten kann.

Ich wünsch euch noch eine gute Nacht!

Eine etwas genervte KIKI
« Letzte Änderung: 17 Oktober 2008, 01:27:23 von Kiki.69 »

Re: Wir sind auch betroffen
« Antwort #8 am: 17 Oktober 2008, 21:52:00 »
Hallo Kiki!

Ich drücke dir die Daumen, dass sich diese Phase bei deinem Mann bald wieder legt und er wieder etwas ausgeglichener und ruhiger wird. Das ist bestimmt sehr anstrengend, kann gut verstehen, dass du da auch mal die Nerven verlierst.
Im Übrigen habe ich heute auch wieder erfahren, dass mein Mann ziemlich viel Geld verspielt hat. Es war nicht das Geld das wir zum leben brauchen, das verwalte ich ja, es war Geld das er nebenher verdient hat, aber trotzdem sehr ärgerlich, weil wir es eigentlich schon anderweitig verplant hatten.... Ich werde jetzt auch wieder versuchen mal mit ihm zu reden und ich muss ihm irgendwie klar machen, dass ich das so nicht akzeptieren kann. Nur wie? Das ist immer sehr schwierig.
Wie Chris gesagt hat, es bringt nichts jemanden zu etwas zu drängen.
Aber wie kommt man von selbst darauf, das frage ich mich. Bedarf es da nicht irgendeinem Schlüsselerlebnis? Ich glaube ja, dass es bei Einigen ein Anreiz ist zu einem Therapeuten zu gehen (als Angehöriger) oder das Konto leer zu räumen, aber ich denke bei meinem Mann bringt das nicht viel. Zu einer Angehörigengruppe gehe ich schon und Konto leer räumen?
Was soll ich dann mit dem Geld machen? Die Kinder brauchen ja was zu essen usw..... Das weiß mein Mann auch, das ich es nicht nur für mich ausgeben würde. Ich weiß was du meinst Chris, du hast ja auch schon gesagt, dass deine Ratschläge nicht auf jeden zutreffen. Bin trotzdem für jeden Ratschlag dankbar.
In der Beratungsstelle sagen sie immer ich soll Konsequenzen setzen. Aber der Alltag holt einen schnell wieder ein, so dass es auch nicht so einfach ist die richtige Konsequenz zu finden.
Wie du sagst Kiki, es ist kein leichter Weg.
Ich denke oft ich müßte irgendwas tun, kann aber eigentlich nichts tun und muß mich damit abfinden. Das ist auch sehr schwierig.
Wünsche noch einen schönen Abend.

Viele Grüße Steffi


 

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