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Sinnhaftigkeit stationäre Therapie

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Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« am: 01 Februar 2022, 19:53:28 »
Ergibt eine stationäre Therapie Sinn, wenn man nicht davon überzeugt ist?

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Offline Wolke 7

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #1 am: 01 Februar 2022, 20:12:41 »
Hey,

siehst du darin überhaupt keinen Sinn  oder hast du deswegen Angst? :

Zitat
ich habe gehört, dass eine stationäre Therapie 8 - 12 Wochen dauert. Grundsätzlich bin ich Willens eine zu machen, aber ich habe Angst, dass ich dann meinen Job verlieren würde bzw. meine Aufstiegschancen verbaue.

Wie habt ihr das beides vereinbart? Man kann ja nicht einfach 2 - 3 Monate von der Arbeit fernbleiben.

Hast du schon mal überlegt mit deinem Arbeitgeber zu sprechen? Kommt natürlich auch drauf an,welches Verhältnis du zu ihm hast und welchen Beruf du ausübst.......als Bänker würde ich dem Chef nix sagen.

Der Wille spielfrei zu werden muss von dir kommen. Wenn du von der Familie gedrängt wirst,wird es schwierig. Wenn es an der stationären Therapie liegt.......du kannst auch bei einem Therapeuten eine Therapie machen.....je nach Behandlungsweise 1-3 wöchentlich.  Ich war 1x/Woche da,hab dann was früher Feierabend gemacht,manchmal war es auch nach Feierabend.  SHGs finden oft abends statt.
Ambulante Therapien gibt es auch, aber wie die zeitlich und  täglich oder wöchentlich ablaufen,weiß ich nicht

Es gibt auch andere Mittel und Wege......du musst nur danach suchen.
Was hast du denn bisher unternommen?

LG Wolke

Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #2 am: 01 Februar 2022, 20:36:00 »
Hey, danke für deine Antwort.

Angst habe ich davor nicht. Ich sehe darin einfach nicht viel Sinn, weil es an den Rahmenbedingungen nichts ändert und diese machen mich kaputt.

Ich gehe mal davon aus, dass eine stationäre Therapie folgendes enthält: Sporttherapie (Sport kann ich auch ohnehin machen), Ergotherapie (damit kann ich nicht viel anfangen) und einige Gespräche mit Psychologen und Ärzten, welche die Rahmenbedingungen auch nicht ändern können.

Ich bin momentan dabei, den Antrag dafür einzureichen, stehe dort aber absolut nicht dahinter.

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Offline Wolke 7

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #3 am: 01 Februar 2022, 20:56:57 »
Ich weiß ,das dort Einzel- und Gruppengespräche stattfinden,was sonst noch.....keine Ahnung.  Vielleicht antwortet dir hier jemand, der das schon gemacht hat.

Was meinst du mit Rahmenbedingungen? Job der dich stresst,was in deiner Vergangenheit passiert, Streit mit Ehepartner,Spielsüchtige Freunde? Du musst darauf nicht antworten.  Ich möchte dir nur sagen,dass sich auch sowas ändern lässt. Mit viel Arbeit und Aufarbeitung, aber es lohnt sich am Ende. Schnell und einfach geht sowas nicht,aber das sollte dir dein Leben ohne Sucht wert sein.
Ich war fast 3 Jahre in Therapie und über 2 Jahre in einer SHG,also jede Woche 2 Termine......ich war am Anfang nervös ,hatte schiss,aber ich habe mich auf alles eingelassen, habe alles mitgemacht . Öfters saß ich danach heulend im Auto, es arbeitete in mir. Ich lernte dazu, ich lernte mich und mein Verhalten neu kennen,arbeitete an dem Auslöser der Sucht. Ich arbeite immer noch weiter an mir,jetzt ohne professionelle Hilfe,aber mit diesem Forum. Ich kann aber jederzeit auf die professionelle Hilfe zurückgreifen ich darf mich sofort melden,wenn was schlimmes passieren sollte bzw bevor was schlimmes passiert. 

Was hältst du davon, wenn du die Therapie antrittst und das mindestens 2 Wochen durchziehst und du dann guckst, wie gut es dir tut,wie es dir hilft?
Mit deiner jetzigen Situation bist du anscheinend auch nicht zufrieden, also was hast du zu verlieren? Blödes Wortspiel für Zocker,aber ich hoffe, du weißt was ich meine.

LG Wolke

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Offline Wolke 7

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #4 am: 04 Februar 2022, 12:55:45 »
Hey Ferriel,

Wie geht's dir, was geht dir durch den Kopf?

LG Wolke

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Offline andreasg

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #5 am: 04 Februar 2022, 17:11:56 »
Hallo Ferriel,

Nein - eine Stationäre Therapie, von der man nicht überzeugt ist, ergibt keinen Sinn. Das Sinnbild ergeben die Straftäter, hie Hafterleichterungen - Hafterlass bekommen, wenn diese in eine Klinik gehen. Das tun die Täter aber meistens nur, um Hafterleichterungen zu bekommen. Wird der Häftling entlassen, und beantragt nun als freier Mensch eine klinische Therapie hat er gute Chancen auf Genesung und Heilung.

Soweit das fiktive Beispiel eines Straffälligen.

Persönlich - ich habe Selbstanzeige wegen meiner Spielsucht erstattet, bin wegen Familiensache nicht verurteilt worden, das hat mir aber den Schritt in die Selbsthilfegruppen ermöglicht. Nach 2 Jahren , das letzte davon spielfrei schickte meine Hausärztin mich im eine Psychosomatische Klinik wegen Depressionen.

Als ich vor 20 Jahren meinen Arbeitsplatz wegen Insolvenz und meine Ehe geschieden Wurde, bin ich in eine Fachklinik für Borderlineerkrankungen gekommen. 5 Jahre später - die nächte Insolvenz - ich ging in eine Suchtklinik, Schwerpunkt Essstörungen und Co - abhängigkeiten.

Eine Therapie wegen Spielsucht habe ich nicht gemacht, also auch kein "Wegsperren" um in Abstinenz zu gehen. Zu allen möglchen Anwendungen möchte ich hier keine Liste erstellen. Was mir am meisten geholfen hat - die Konfrontationstherapie, also mein Sein im Spiegel betrachten zu können, ich mich mit mir selbst anfreunden kann, und die Freiheit habe, auf andere Menschen zuzugehen.. Heute bin ich -spielfrei- 69 Jahre alt, würde gerne wieder in eine Klinik, mich dabei mit dem Älterwerden andreunden, habe aber im Rahmen eine REHA keine Chance mehr, ich werde ja schlicht und einfach nicht mehr gebraucht - in unserer Gesellschaft.

Und genau in dieser Polemik greift die Kerntherapie - die Konfrontation: Ich schaue mich im Spiegel an, und lerne mich dabei kennen, und Wert zu schätzen.

Ich wünsche Dir auch eine Entscheidung für Dein Leben, und ein Neues Kennenlernen.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Ilona

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #6 am: 04 Februar 2022, 18:47:23 »
Hallo Ferriel,

du hast natürlich Recht. Eine Therapie ändert nichts an den Rahmenbedingungen, in denen du aktuell lebst. Was sich allerdings ändern kann, ist deine Einstellung dazu. Wenn du in Ruhe - ohne Selbstvorwürfe und ohne Vorwürfe von außen - Raum hast, deine Situation anzunehmen, sie zu reflektieren und zu sortieren, kommst du vielleicht auf Ideen, die du zuhause unter dem täglichen Druck nicht hast. Du siehst evtl. etwas, was du selbst ändern könntest. An deiner eigenen Einstellung, an deiner Sicht auf andere. Es könnten sich Wege öffnen, die du jetzt nicht siehst bzw. nicht sehen kannst. Wenn man in einer schwierigen Situation ist, hat man oft einen Tunnelblick und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Du solltest aber schon ein kleines bisschen dafür offen sein. Sprich doch mal in deiner Selbsthilfegruppe mit Menschen, die schon eine Therapie gemahct haben. Oder hör hier zu, wenn andere erläutern, wie sie profitiert haben. Alles Gute!
LG Ilona

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Offline Olli

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #7 am: 05 Februar 2022, 08:07:02 »
Hi Ferriel!

Zitat
Ich gehe mal davon aus, dass eine stationäre Therapie folgendes enthält: Sporttherapie (Sport kann ich auch ohnehin machen), Ergotherapie (damit kann ich nicht viel anfangen) und einige Gespräche mit Psychologen und Ärzten, welche die Rahmenbedingungen auch nicht ändern können.

Das sind doch bloß Ausreden ... verständlich ... klar ... und doch nur Ausreden ...
Wie wäre es mal nach Gründen FÜR die Therapie zu suchen, anstatt dagegen? Welcher Teil von Dir sträubt sich wohl gegen die Therapie?
Sind diese Gedanken da oben eventuell durch Depressionen infiltriert?

Es wurde schon gefragt: Was sind denn das für Rahmenbedingungen, die sich nicht ändern lassen?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Wolke 7

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #8 am: 05 Februar 2022, 16:38:02 »
Hey,

Zitat
Es wurde schon gefragt: Was sind denn das für Rahmenbedingungen, die sich nicht ändern lassen?

Muss er ja nicht erzählen,ist vielleicht manches sehr privat,aber ich wollte einfach nur wissen ,wie es ihm geht,was er gerade denkt. Manchmal sieht man mit ein paar Tagen Abstand ja die Dinge etwas anders.....reflektiert noch mal alles für sich.

Ferriel, die Sucht,manche Umstände, zusätzlich Corona lassen das Leben etwas stagnieren.......ich bekomme von Corona langsam die Krise.....die Spontanität fehlt,die Freiheit, alles zu jeder Zeit unbeschwert machen zu können. Aber die Sucht,die Schulden ,die legen einem erst richtig die Fesseln an. Sie nimmt uns Zeit ,Geld ,Familie ,Freundschaften, die Gesundheit ,aber noch mehr Freiheit und Spontanität als Corona. 
Die Arbeit an der Sucht ,an dir selbst ist anstrengend, lässt dich aber auch wachsen und reifen, du lernst dich anders kennen. Der Schuldenberg ist groß, aber er wird ohne zocken stetig kleiner.  Man muss Schulden abbezahlen, aber ein kleines bisschen Geld muss man für sich zurücklegen, um sich davon was zu gönnen. 
Bei mir fing der Genuss, die Freiheit,mit einer Tasse Kaffee im Café an,  die ich mit Bargeld bezahlt habe und nicht mit einem Gutschein.
Ich genieße es doppelt und dreifach mit Freunden essen zu gehen......Konzerte und Theater wurden bisher durch Corona immer verschoben, aber die Karten hängen an der Pinnwand und ich freue mich drauf.
Ich kann mich mit Freunden entspannt treffen ,Spaß haben,wenn wir uns bei einem zuhause treffen und jeder bringt was zu Essen und Trinken mit......Früher hatte ich kein Geld dafür,auch wenn es dafür eigentlich nicht viel brauchte.  Es reichte für mich selbst grad so für Nudeln mit Ketchup oder Pfannkuchen. Alle Freunde zu mir einladen, daran war gar nicht zu denken.....aber diese Freude und Entspannung brachte mir die Spielfreiheit schnell wieder .

Du hast einen Arsch voll Probleme und Sorgen,da weiß man nicht wo man anfangen soll. Ist wie mit ner Wohnung, wo das absolute Chaos herrscht. Wo fängt man an,was ist effektiv?
Fang mit kleinen, aber stetigen Schritten an. Mit dem Wichtigsten.....der Suchtbekämpfung . In der Klinik helfen sie dir auch bei den Problemen, die da dranhängen und die ,die die Sucht ausgelöst haben könnten. Du wirst auch nach der Klinik noch betreut,du hast Ansprechpartner, wirst nicht alleine gelassen. 

Hol dir dein Leben zurück,du bist noch jung ,hast alles noch vor dir.

Alles Liebe

Wolke

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Offline Olli

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Re: Sinnhaftigkeit stationäre Therapie
« Antwort #9 am: 05 Februar 2022, 17:24:07 »
Hi Wolke!

Klar muss er das nicht ... hatte aber gesehen, dass er Deinen Beitrag heute morgen wohl gesehen hat und wollte eigentlich motivieren, dass er sich mal äußert. Reden hilft ja bekanntlich ... ;)

Ferriel ... wieso nutze ich wohl den Begriff Ausreden?
Es ist doch ähnlich wie beim Auto. Ich habe einen Führerschein und kann Auto fahren. Das heißt aber nicht, dass ich einen Motor reparieren kann. Wasser nachkippen, Reifen oder Batterie wechseln kein Problem ... sogar tanken bekomme ich gerade noch so hin ... doch die Federn ausbauen? Die Elektronik prüfen? Das sind alles böhmische Dörfer für mich.

Eine Psychologin berichtete auf einer Jahrestagung von fags innerhalb eines Workshops, dass sie Geocashing als Terapiewerkzeug einsetzt. Wenn Du Dich ein wenig mit einem solchen Hobby, dem Geocashing, beschäftigst, bekommst Du das hin. Aber das ist ja nicht das Ziel der Therapie ... Das könnte sein, Deine sozialen Kompetenzen zu prüfen, indem gebildet werden, die gegeneinander antreten.
Ich habe hier auch schon mal von einem Workshop berichtet, wo in Kleingruppen kleine Holzpuzzle gelöst werden sollten. Jeder bekam die gleiche Anzahl Teile und musste sein Puzzle zusammensuchen, indem er, wenn er an der Reihe war, ein Teil abgab in die Mitte und von dort aus eines an sich nahm. Das Problem: Es durfte dabei nicht gesprochen werden.
Das Lösen des Holzpuzzles, war nicht die Schwierigkeit. Mich zurück zu halten aber sehr wohl! Denn ich sah, wer mein Puzzlestück hatte ... und es rundenlang nicht heraus rückte.
Meine Mitspieler waren allesamt Therapeuten ... und sie verstießen alle gegen die Schweigepflicht ... :) Trotzdem war ich der Erste, der fertig war ... ;)

Siehst Du, was ich da mit Ausreden meine? Du hast Angst vor dem, was Du nicht kennst. Aber ist das denn wirklich schlimm?
Man wird Dir helfen wollen und nur das ist wichtig! Nein, da ist noch etwas, ohne das die Therapie zum Scheitern verurteilt ist: Deine Fähigkeit Dich auf die Therapie einzulassen ... Wagnisse einzugehen, indem Du Dich öffnest und wirklich die Person zeigst, die Du bist.

Ja, ich weiss ... ich kenne Dich doch gar nicht und aus ein paar Deiner Worte solche Schlüsse zu ziehen ist ziemlich gewagt.
Vielleicht treffen sie auf Dich zu ... vielleicht aber auch nicht. Wenn ja, dann nimm Dir, was Du gebrauchen kannst, wenn nicht, dann lasse den Beitrag einfach für Andere liegen ... ;)

Ach ja ... Rahmenbedingungen lassen sich immer ändern. Das heißt nicht, dass man sie immer komplett ändern kann - man kann sie aber für sich verbessern - z.B. indem man seine eigene Einstellung ändert!
« Letzte Änderung: 05 Februar 2022, 17:26:40 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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