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Verluste als Teil der Sucht akzeptieren

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Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« am: 21 Dezember 2021, 14:15:59 »
Hallo zusammen,

nur kurz einmal meine Gedanken zu den ganzen Chargeback-Threads hier im Forum:

Ich habe meine Verluste einfach akzeptiert. Akzeptiert als Teil der Konsequenzen meines Handelns.
Die Casino sind nicht diejenigen gewesen, die immer wieder Geld von meiner Kreditkarte gebucht haben, das war ich. Ich ganz allein.

Klar, ich könnte es mir zurück holen, aber dann hätte meine Sucht wieder keine ganzen Konsequenzen gehabt. Ich weiß, dass einige hier im Forum sogar 100.000 Euro verloren haben...da weht der Wind vermutlich schon anders. Bei mir waren es über die Jahre bestimmt einige 10.000.

Aber unterm Strich würde sich für mich nichts ändern. Finanzielle Verluste sind ja nur ein Teil des Rattenschwanzes einer Sucht.

Das ist nur meine persönliche Meinung.

LG

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Alexander25840

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #1 am: 21 Dezember 2021, 14:31:52 »
Ich bin 40 Jahre spielsüchtig. das was ich versuche zurück zu bekommen sind nicht einmal 5% von meinem Gesamtverlust. Meine Sucht hat unendlich viele Konsequenzen gehabt. Am Ende habe ich einen Großteil meiner Lebenszeit mit dem Scheiß verbracht. Also was soll daran nicht in Ordnung sein, wenn man das Geld was man beim "ILLEGALEN GLÜCKSSPIEL" verloren hat zurück zu holen?

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Offline Sepp

  • ***
  • 60
Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #2 am: 21 Dezember 2021, 15:13:34 »

Finanzielle Verluste sind ja nur ein Teil des Rattenschwanzes einer Sucht.


Klar, Verluste gehören dazu. Aber ich sehe es als gutes Recht an, sein Geld zurückzufordern, wenn die Betreiber illegal gehandelt haben! Wenn dann wirklich was zurückkommt, kauft man sich von dem Geld einfach was schönes oder fährt drei Wochen in die Karibik.
Aber kampflos auf das Geld zu verzichten, würde ich definitiv nicht!

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #3 am: 21 Dezember 2021, 15:34:41 »
Sehe das wie Anthrazit.

Verluste akzeptieren und es als Lehrgeld verbuchen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Cashback ohne weitere Beratung/Hilfe/Therapie auch böse nach hinten losgehen kann.
Weiterhin hat nicht nur das Casino, sondern man selbst illegal gehandelt.

Seine illegalen Gewinne würde man ja auch nicht zurückgeben.


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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #4 am: 21 Dezember 2021, 15:53:29 »
Na klar, das haben wir hier mehrfach ausführlich beschrieben. Man sollte so weit spielfrei sein, dass man sich selbst wieder über den Weg traut, sich den Stress dieser Auseinandersetzung  zutraut und mit anderen offen und ehrlich über die SAucht, den Aussteig und auch über die Rückforderung sprechen kann.
LG Ilona

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #5 am: 22 Dezember 2021, 07:09:09 »
Also erstmal danke für die Antworten und Ansichten. Ist ja wie gesagt nur meine Meinung in meinem persönlichen Fall.

Können denn die Verfechter des Chargebacks vielleicht mal erläutern, was genau sich für sie geändert hat dadurch? Ich meine nicht, dass man finanzielle Verluste teilweise wieder zurückgeholt habe, das ist mir ja klar.

Ich meine und sehe das so: Wenn unser Handeln nur reversible (rückgängig zu machende) Konsequenzen hat, dann läuft man Gefahr das man sich immer wieder denkt "ach das kann ich ja wieder zurückholen". Mir ist schon klar, dass man das höchstens einmal macht, aber mich interessiert euer Antrieb dahinter.

Nicht falsch verstehen, ich stelle die Meinungen ja nicht in Frage.

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #6 am: 22 Dezember 2021, 07:19:01 »
Mehrere Punkte:

1. Es ist für mich ein Teil der Suchtbewältigung. Mich mit dem Thema und den Verlusten zu beschäftigen, führt mir immer wieder vor Augen, was ich mir angetan habe. Das ist für mich heilsam und unterstützt mich bei meiner Abstinenzentscheidung.

2. Diesen Themenstrang zu bearbeiten, hilft mir, mit dem Thema abzuschließen. Wenn das alles durch ist, kann ich auch hieran einen Haken machen und kann frei nach vorne schauen. Es verhindert auch, dass ich dem Geld auch noch in Jahren hinterhertrauere und damit vielleicht einen Rückfall auslöse.

3. Es ist eine Möglichkeit, einen Teil der Schulden zu tilgen.

Und zur moralischen Frage: Es ist illegal und das wusste ich zum Zeitpunkt des Spielens nicht. Wenn mir jemand meine Geldbörse oder mein Auto klaut, dann bin ich doch auch an einer Rückgewinnung interessiert. Ich kann die moralischen Bedenken nachvollziehen, aber auf der anderen Seite gibt es Recht und Gesetz. Sich darauf zu berufen, darf in einem Rechtsstaat nicht moralisch vorwerfbar sein.

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #7 am: 22 Dezember 2021, 08:45:53 »
Und zur moralischen Frage: Es ist illegal und das wusste ich zum Zeitpunkt des Spielens nicht. Wenn mir jemand meine Geldbörse oder mein Auto klaut, dann bin ich doch auch an einer Rückgewinnung interessiert. Ich kann die moralischen Bedenken nachvollziehen, aber auf der anderen Seite gibt es Recht und Gesetz. Sich darauf zu berufen, darf in einem Rechtsstaat nicht moralisch vorwerfbar sein.

Müsstest du dich dann nicht konsequenterweise wegen Teilnahme an illegalem Glücksspiel selbst anzeigen?

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #8 am: 22 Dezember 2021, 08:54:01 »
Das ergibt aus meiner Sicht keinen Sinn. Ich wusste nicht, dass es illegal ist und es ist mittlerweile ja auch ganz überwiegende Rechtssprechung, dass durch die offensive Bewerbung von Glücksspielangeboten und die vorgegaukelten Lizensierungen nicht davon auszugehen ist, dass das man wissen muss (Einzelfallprüfung natürlich weiterhin erforderlich). Es fehlt somit am für eine Strafbarkeit notwendigen Vorsatz.

Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #9 am: 22 Dezember 2021, 09:10:15 »
Unwissenheit schützt aber vor Strafe nicht. Darum wäre es nur konsequent, wenn du dich deswegen selbst anzeigst. Wie es dann später entschieden wird obliegt anderen.

Versteh mich nicht falsch: Wer meint sein Geld zurückholen zu müssen, der soll das tun. Es sind für mich nur oft scheinheilige Argumente (Moral etc.). Und wie viele holen sich das Geld wieder und spielen trotzdem weiter? Darum bin ich auch der Meinung, man soll seine Verluste akzeptieren und das als Warnung für die Zukunft nehmen.


Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #10 am: 22 Dezember 2021, 09:25:00 »
Hiddenaction,

ich gebe Dir völlig Recht. Aber das ist nicht mein Punkt.

Wieso hat man als noch aktiver Spieler nicht hinterfragt, ob ein Angebot legal ist? Im Grunde ist es einem Süchtigen doch egal, wo er spielt.

Erst wenn man verliert kommt man auf solche Gedanken, etwas zurückholen zu müssen. Ich war mir zum Beispiel total bewusst darüber, dass einige Angebote nicht legal waren.

Ich meine ja nur, dass ich für mich den Verlust akzeptiert habe. Ich möchte mich von nun an mit anderen wichtigen Dingen beschäftigen.

Aber das ist ja jedem selbst überlassen.

Aber nochmal: ich verstehe deinen Standpunkt und zweifel den auch gar nicht an. Mich interessieren ja genau die Sichtweisen.


Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #11 am: 22 Dezember 2021, 09:28:46 »
Unwissenheit schützt aber vor Strafe nicht. Darum wäre es nur konsequent, wenn du dich deswegen selbst anzeigst. Wie es dann später entschieden wird obliegt anderen.

Unwissenheit kann gem. § 17 StGB sehr wohl vor Strafe schützen, wenn die Einsicht zum Unrecht unvermeidbar fehlte. Der von Dir zitierte Grundsatz ist prinzipiell richtig, aber eben nicht ausnahmslos anwendbar. Gerade im Fall von illegalem Glücksspiel, das sich bis 1.7. dieses Jahres in einer unerträglichen Grauzone befand, ist der Spruch aus meiner Sicht nicht ganz zutreffend.

Ich weiß nicht, wie viele sich das Geld wiederholen und trotzdem weiterspielen. Was ich weiß, ist, dass das bei mir nicht so sein wird. Ich habe ein umfangreiches Netz an weiteren Maßnahmen zur Suchtbewältigung eingeleitet. Wenn ich mir meiner Abstinenzentscheidung nicht sicher wäre, würde ich den Weg der Rückforderung auch nicht gehen. Hier stimme ich Dir zu, dass der Weg unter Umständen Gefahren birgt. Pauschal zu sagen, dass die Mehrheit damit nicht umgehen kann, halte ich allerdings für falsch.

Wieso hat man als noch aktiver Spieler nicht hinterfragt, ob ein Angebot legal ist? Im Grunde ist es einem Süchtigen doch egal, wo er spielt.

Mir ist das erst beim Durchforsten einiger Foren zur Kenntnis gelangt und zwar, nachdem ich die Abstinenzentscheidung getroffen und die Sucht als solche erkannt hatte. Und wieso soll ich im Vorfeld, wenn ich doch gar keine Zweifel an der Legalität habe, nachforschen, ob es nicht illegal sein könnte? Wenn ich überlege, dass große Anbieter seit Jahren mit prominenten Gesichtern zur besten Sendezeit geworben haben und diese letztlich bis vor kurzem alle illegal waren, bin ich schon irritiert.
« Letzte Änderung: 22 Dezember 2021, 09:32:31 von HiddenAddiction »

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Offline Wolke 7

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Re: Verluste als Teil der Sucht akzeptieren
« Antwort #12 am: 22 Dezember 2021, 23:33:30 »
Hallo zusammen,

wären die OC Verluste gering oder würde man leichte Gewinne einfahren und dann bemerken, oh ,ist ja illegal was ich hier mache,welcher OC Spieler würde dann genau deswegen aufhören ?? Ich glaube niemand. Geschweige denn,seine illegal erworbenes Geld ans Casino zurückzahlen.

So ist es bei allen illegalen Sachen.....geht es gut, macht man weiter,geht es schief oder man wird erwischt, holt man nen Deal raus.

LG Wolke

 

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