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Glücksspielsucht | Meine Geschichte

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Offline M7

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Glücksspielsucht | Meine Geschichte
« am: 01 Dezember 2021, 23:59:26 »
Hallo Leute

Ich (männlich/20) habe heute meine letzte Einzahlung (50€) im online Casino gemacht, ich bin fertig, will aufhören.

Alles begann als ich mit 17 das erste mal Sportwetten begann. Ich zahlte 10€ ein, nutzte die cashout funktion, 3,5€ blieben mir. Die ganze nacht zockte ich mit diesen 3,5€. Im endeffekt verlor ich alles, es machte aber riesen Spaß.

Wenige Tage darauf entdeckte ich, dass diese Anbieter auch Online Casinos anbieten. Ich zahlte 20€ ein, verloren. Einzahlung, Verlust, Einzahlung, Verlust. Bis auf eine Strecke von Gewinnen kam nie Gewinn raus.

So ging das alles weiter, ich zahlte immer so 30-50€ ein, bis ich 4000€ verspielt hatte (erspartes). Meine Eltern bemerkten es, sprachen mich darauf an, ich gab es zu. Seither spielte ich über ein Jahr nichtmehr. Von 0 auf 100, nichtmehr gespielt.

Durch Nebenjobs konnte ich 6000€ verdienen. Ich bin rückfällig geworden, das Geld ist weg.

Außerdem habe ich von dem Konto, welches mir und meinem Bruder gehört, ca 3000€ (Dies ist der Anteil der mir zusteht) verspielt. Ich bin nun dabei mir erneut einen job zu suchen, um diese 3000€ wieder abzubezahlen, da ich natürlich nicht möchte, dass mein Rückfall auffällt.

Das sind meine einzigen "Schulden", wenn man dies so nennen darf.

Ich kann leider mit niemandem darüber reden, da ich keine Freunde habe, die eng genug sind, um ihnen meine Sucht anzuvertrauen.

Meine Eltern möchte ich nicht wieder enttäuschen.

Mein Plan: Ich möchte von heute an mit dem Spielen aufhören. So wie damals. 0 auf 100. Niewieder. Da ich nicht wirklich große "Schulden" habe, kann ich das Geld innerhalb 6 Monaten zurückzahlen.

Ich schreibe mir hier einfach den Frust von der Seele.

Ich bitte um Rückmeldung, falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Ich möchte unbedingt, dass dieses Thema geheim bleibt.

Lg

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Offline Olli

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Re: Glücksspielsucht | Meine Geschichte
« Antwort #1 am: 02 Dezember 2021, 06:19:15 »
Guten Morgen und herzlich willkommen M7!

Du befindest Dich in einer Abwärtsspirale und da ist es prima, dass Du Dich hier meldest. Schaue Dir einmal genau an, auch wenn es nicht angenehm ist, wohin Dich Dein Erimitsein bisher gebracht hat. Du hast Erspartes verspielt ... Du hast Verdientes verspielt ... und Du hast ein gemeinsames Konto angepackt, welches Du sicherlich nicht alleine anpacken durftest.
Nun versuchst Du zu retten, was zu retten ist. Du machst Pläne, wie Du schnellstmöglichst das Geld zurück zahlen kannst und das alles, ohne dass es auffällt.

So funktioniert das aber nicht. Das ist typisches Suchtverhalten und -denken. Daher ist es eben gut, dass Du Dich hier gemeldet hast. Hier kannst Du Deine Gedanken sortieren und dann Deine Entscheidungen überdenken und/oder ausführen.

Wieso möchtest Du mit niemandem reden? Komme mir bitte nicht mit: Ich will niemanden belasten! - Das ist Blödsinn - Du hast eine Familie - sie ist dafür da auch Sorgen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Es ist die Scham, die Dich abhält und die Schuld gegen Normen verstoßen zu haben. Beides zeigt aber doch, dass Du sehr wohl weisst, was "richtig" und was "falsch" ist.
Trotzdem hast Du Deinen Willen, auf den Du jetzt pochst, dazu eingesetzt zu spielen und an das Geld zu gehen.
Ohne den Willen klappt eine Genesung nicht. Doch er ist auch ein Fähnchen im Winde. Wenn der Suchtdruck zu groß wird, dann wird sich der Wille für die Abstinenz wandeln in den Willen zu spielen.
Es muss also mehr her. Du solltest herausfinden, wieso Du so handelst, wie Du handelst. Ich gehe davon aus, dass Du es nicht weisst. Woher denn auch?! Auch das ist Dir bewusst und ein Grund sich nicht zu outen - Du müsstest zugeben, dass Du nicht weisst, wieso Du spielst. Die Antwort ist für ein Outing aber irrelevant. Dabei geht es um andere Dinge.
Das Fundament für die Genesung ist die absolute Aufrichtigkeit nach Innen und nach Aussen! Ja, Deine wohl beginnende Sucht verleitet Dich auch Dich selbst zu belügen ... einfach um Wege einfacher für Dich zu machen oder sie erst gar nicht zu gehen.
Wenn Du Dich aber selbst belügst, dann trägst Du diese Lügen auch nach aussen.
Da ist es ein probates Mittel, die Lügen nach aussen bewusst durch die Wahrheit zu ersetzen, damit die Lügen nach Innen verschwinden.
Ist es leicht sich zu outen? Definitiv nicht! Doch es muss sein!
Damit Du das Warum für Dich heraus findest, solltest Du zudem eine SHG besuchen. Das ist eine wertvolle Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Genau wie hier brachst Du Dich nicht zu schämen. So viele Ecken haben die Meetingräume einfach nicht ... :)
Jeder hat das Ähnliche und weit mehr durchgemacht, als Du bisher. Wenn Du genau zuhörst, dann hat jeder erst versucht es "alleine" zu regeln. Und alle sind gescheitert. Ein mögliches Ergebnis auf Deine Situation übertragen wäre z.B., dass Du in naher Zukunft auch das Geld Deines Bruders verspielst. Du im Elternhaus an das Bargeldversteck gehst und Dich bedienst. Freunde um Kohle anbettelst und es dann nicht zurückzahlst. Um alles zu retten, wirst Du Kredite aufnehmen ... klein ... die Summe, die Du schuldest und noch ein Schäufelchen mehr ... zur Sicherheit! Nur werden damit die Schulden nicht reguliert. Das Geld wird verspielt.
Also muss ein weiterer Kredit her, der den ersten abdeckt und die Schulden auch. Ein weiteres Schäufelchen mehr wäre auch hier nicht verkehrt ... und schon hat die Sucht wieder gewonnen.
Es bleibt Dir gar nichts anderes übrig, als Dich zu outen, wenn Du diese Abwärtsspirale JETZT verlassen möchtest.
Wovor hast Du denn Angst? Sind Deine Eltern denn soooooo schlimm? Gab es beim ersten Mal Versprechungen, die Du nicht eingehalten hast? Was genau blockiert Dich da gerade?
« Letzte Änderung: 02 Dezember 2021, 06:23:00 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline M7

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Re: Glücksspielsucht | Meine Geschichte
« Antwort #2 am: 02 Dezember 2021, 10:08:24 »
Hey Olli,

Ich danke dir erstmal sehr herzlich für deine Antwort und möchte dir Recht geben. Du hast sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet.

Das Problem dabei ist, dass ich in einem sehr sensiblen Umfeld stehe und einen sehr guten Ruf genieße.

Mein Studium absolviere ich derzeit in Mindestzeit, ich bin professioneller Handballspieler (dies bringt jedoch noch kein Einkommen).

Ich sollte mich jedenfalls meinen Eltern anbertrauen, allerdings geht es nicht in meinen Kopf. Ich denke andauernd "ach die Situationnist doch nicht sooo schlimm, das schaffst du noch".

Ich bin auch fest überzeugt es zu schaffen.

Angesichts dessen, dass ich gestern meine letzte Einzahlung machte, kann man die Erfolgschancen wohl noch nicht einschätzen.

Ich werde mich jedenfalls zumindest (online?) in Therapie begeben, wie und wo weiss ich noch nicht.

Wenn du Tipps für mich hast, wäreich dir dankbar.

Lg

Re: Glücksspielsucht | Meine Geschichte
« Antwort #3 am: 02 Dezember 2021, 10:18:46 »
Hallo M7,

du kannst dich auch erst einmal über den OASIS Sperrantrag ganz bequem in allen lizenzierten online casinos sperren lassen. Da du nicht mehr spielen willst, wäre das doch der erste Schritt :-)
Entweder hier: https://rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de/files/Musterantrag_auf_Selbstsperre%20V2_.pdf (Kannst du auch einfach ausfüllen, einscannen und per Mail schicken) oder einfacher: Du sperrst dich bei deinem Glücksspielanbieter aufgrund von Spielsucht und wirst automatisch eingetragen!

Überzeugt es zu schaffen waren und sind wir alle. Aber wie du gemerkt hast, kann die Sicherheit trügen.

Es gibt in jeder Stadt bzw in jedem Kreis eigentlich eine anonyme, kostenlose Suchtberatung. Diese kannst du einfach kontaktieren und zum Gespräch hin.

Viel Erfolg damit.
« Letzte Änderung: 02 Dezember 2021, 10:21:54 von Somewhere87 »

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Offline Olli

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Re: Glücksspielsucht | Meine Geschichte
« Antwort #4 am: 02 Dezember 2021, 11:39:51 »
Hi M7!

Zitat
Ich denke andauernd "ach die Situationnist doch nicht sooo schlimm, das schaffst du noch".

Es gibt viele Formen der Diskussion mit der Sucht! Sie spricht da nämlich aus Dir. "Huuuuaaa ... bloß nicht offenbaren, damit könnte mir ja der Zugang zum nächsten Spiel verbaut sein."
Stelle Dir aber mal vor, dass Du derjenige bist, der von einem Süchtigen sein "Schweigegelübte" zu Ohren bekommt. Was würdest Du, mit gesundem Menschenverstand, dieser Person wohl ans Herz legen?

Es ist doch egal, ob Du Profisportler bist oder nicht ...
Gehst Du zu einer Beratung, dann ist die kostenlos und anonym! Suchst Du Dir einen Therapeuten, darf der keine Informationen über Dich rausrücken. In der SHG ist es das Gleiche. Dort gilt als goldene Regel: Was in der Gruppe geschieht und gesprochen wird, das bleibt in der Gruppe. Ohne dieses Vertrauen kann eine Gruppe nicht funktionieren.

Deine Eltern sind nicht von der Presse. Sie sind nicht Dein Arbeitgeber. Sie sind die Menschen, die Dich gezeugt haben, Dich lieben bis ans Ende ihrer Tage. Sie sind diejenigen, die wissen wollen, wie es Dir geht, damit sie die Möglichkeit haben Dich zu unterstützen.
« Letzte Änderung: 02 Dezember 2021, 11:41:31 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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