Edit Olli: Vollzitat entfernt
Ich kann es einfach nicht glauben wie weit es gekommen ist. Mein Mann ist eigentlich der liebenvollste Mann, den ich je kennengelernt habe. Er ist der letzte Mensch von dem ich denken würde, dass er so handelt, ohne über die Konsequenzen zu denken. Erst vor 2 Wochen überweiste er wieder 1000 Euro, weil er damit etwas Geld machen wollte. Als es rauskam, fragte ich ihn ob er auf unser Konto geschaut hat, und sich gefragt hat was wenn er das Geld verliert. Er meinte er hat garnicht aufs Konto geschaut, er hat nur eine Gelegenheit in der Aktie gesehen und das Geld auf das trading Konto überwiesen. Ohne nachzudenken. Ich war und bin so sprachlos. Er beredet das garnicht mehr mit mir, er tut es einfach.
Er ist auch nicht einer der sich weigert. Er hat es gleich selbst zum Verständnis genommen, dass er süchtig ist, als ich mit ihm geredet habe. Es wird kein Problem sein, wenn ich die Finanzen übernehme.
Wissen Sie, meine Kindheit war nicht leicht. Meine Eltern hatten, solange ich denken kann, Geldprobleme. Wir sind aus Polen nach Deutschland gekommen, und ich war immer dafür verantwortlich, die Rechnungen für mein Vater zu schreiben, sich das Weinen meiner Mutter anhören, die mir immer erzählt hat was für Probleme wir hatten. Ich war damals 12 Jahre alt und bin mit meinen Eltern Abends immer zu Arbeit gefahren, mit ihnen Büros geputzt und nebenbei für die Schule gelernt. Ich wollte ihnen immer aushelfen, irgendwann war es meine Pflicht ihnen zu helfen, auch wenn ich was anderes vor hatte. Als ich dann volljährig war, war mein erster Gedanke auszuziehen und endlich sorglos sein, problemlos. Ich wollte einen Mann, der ehrlich ist, auf den ich mich verlassen kann, der dann unsere gemeinsamen Finanzen übernimmt, weil ich entlastet sein wollte, da ich als Kind mich damit schon beschäftigen musste. Mein Vater hat es nie gemacht, meine Mutter musste es immer alleine bewältigen, und mich zu Hilfe genommen. Ich wollte es anders, ich war egoistisch. Ich habe ihm womöglich zu viel auf die Schultern gelegt.
Ich werde aber versuchen die Finanzen zu übernehmen, das Konto regelmäßig prüfen. Ich habe diesen Monat freiberuflich angefangen zu arbeiten, und werde mir dafür ein eigenes Konto anlegen.
Was so sehr wehtut, ist der Gedanke, dass es uns doch schon gut ging. Wir sind damals aus den Schulden gemeinsam rausgekommen. Wir hätten anfangen können zu sparen, uns endlich Urlaub gönnen. Und dann hat er ohne mich zu fragen beschlossen, uns wieder ins minus zu treiben weil er eine Gelegenheit gesehen hat... Und jetzt sind die Schulden schlimmer als damals, denn jetzt kann man nicht mal mehr einkaufen. Jedes Mal wenn ich Geld ausgeben möchte, und sei es für Schuhe oder Jacke, frage ich ihn. Er tut es nicht, und dabei geht es nicht um 30 Euro für Schuhe, sondern 1000+ Euro zum Traden.
Jeden Tag verliere ich mehr und mehr die lust zum Leben. Seid der Kindheit an die selben Probleme gehabt, als Erwachsene immernoch.
Ja, ich habe 2 Geschwister, die sind Bodenständig und schon ü40. Mein Bruder will und kann ich nicht fragen, denn er wartet nur auf mein versagen um über mich zu lachen. Einmal habe ich Geld von ihm geliehen um mein Führerschein zu beenden, und es eskalierte im großen Streit, da er nur drauf gewartet hat, um es mir unter die Nase zu reiben. Meine Schwester ist Hausfrau und versucht zur Zeit als Fotografin loszulegen. Also hat sie kein eigenes Geld, sondern ihr Mann, und sie haben ein großes Kredit fürs Haus. Da kenne ich schon die Antwort. Mir es außerdem peinlich ihnen das zu erzählen. Sie haben schon so vieles erreicht, sind ü40 und ich bin 27 und bin nur am versagen.
Ich werde aber mit meiner Mutter am Montag reden, vielleicht kann sie mir helfen. Sie wird höchstwahrscheinlich mir die Schuld dafür geben, denn das tat sie schon immer, da sie meinen Mann sehr gern hat. Sie wird mich verurteilen und sagen dass ich ihn darein getrieben habe.
Freunde hab ich keine. Alte Bekannte, mit denen man nicht über sowas redet. Ich fühle mich einsam und sehe zur Zeit kein entkommen aus der Sache.
Ich kann schlecht schlafen, und bin mittlerweile die ganze Zeit am weinen. Habe Angst dass mein Mann sich was antut, da er zur Zeit sehr deprimiert aussieht. Mir geht's nicht besser.
Er war am Donnerstag zum ersten Mal bei der Therapie und war überwältigt. Er hat darüber mit mir geredet, und meinte dass es gut getan hat, und dass er weiterhin hingehen will.
Zu welcher Therapie soll ich gehen? Gibt's da überhaupt ein entkommen? Ich hab keine Kraft.