Das einzige, auf das ich stolz bin, ist meine Geburtsadresse. Ein Platz in einem dicht bewohnten Stadtviertel in Hannover. Auf der Seite der (ehemaligen) Klinik halten sich die Trinker auf, auf der anderen Seite die Drogenabhängigen. Wer Methadon bekommt, trägt eine grüne Weste. Der Kinderspielplatz ist in einem gut gepflegten Zustand, und wirkt zur Groteske gradezu gut bürgerlich.
Stolz zu sein, ist die erbaute Mauer, sich Würde zu erschaffen, wo Diskriminierung und Ressertiment herrschen. Mein früherer Chef in der Firma pflegte den Satz: "wer kein Geld, hat kein Ansehen", da hatte ich immer die Maloche um das kleine Gehalt im Kopf, den Neid, die Unfähigkeit mich sachlich mit dem Thema Wertschätzung auseinander zu setzten. Lieber war ich ein Taugenichts, ein Cooler, ein Versager. Die Sehnsucht, das Geld zu verspielen, welches ich mir zu gewinnen hoffte, um mein Gehalt in dieser konstruierten Haltung aufzubessern, wuchs beständig in mir..2Im Fanblock im Stadion gehörte ich zu einer Clique, die schlicht und einfach: "die Säufer" hieß, das war, als säße ich auf einem mächtigen Thron: endlich gesehen, und beachtet zu werden. Später , in den Straßen,, außerhalb der Spielstätten, gab es Spielhallenbekannte, die mich über die Straße weg, mit: "Hallo Doktor" ansprach. Wenigstens hatte ich unter den Spielern ein gefälligeres Pseudonym, nur ein einziges Mal bin ich "Zocker" genannt worden.
Ich habe wohl schon geglaubt, das Spielen zu beherrschen, und "hatte mein Leben gut im Griff", oft bin ich angesprochen worden, daß wohl etwas mit mir nicht stimmen könnte. Ein Kollege bei einem früheren Arbeitgeber, griff mich am Arm, und schaute auf die Armbeuge, weil er Nadeleinstiche vermutete. Nein, Drogen sind mir erspart geblieben., und die Zivilfahnder sah ich wohl als "fehl am Platz" an. Fazit, ich hatte das Spielen im Griff, wußte auch genau, wann und wie ich mich umbringen würde, alles war bestens geplant!
Am Bahndamm stehend, ging gerade die Sonne auf, es war Sommer, die Vögel stimmten ihr Morgenlied an. Ich stieg in den Zug, und fuhr zu Polizei, erstattete Selbstanzeige, und der Beamte wies auf das Regal, mit den unzähligen Akten hin: "die sind allesamt von Spielern" so sein Kommentar. Das hat mir die Angst genommen, die Angst vor dem Sterben, vor dem Tod, ich lernte später den Satz: "Du darfst frei sein und Leben"
Wenn ich Heute auf meinen kleinen Fahrten irgendwo in eine Kirche gehe, am Gebetsaltar eine Kerze anzünde, und Danke sage, bin ich dann immer noch der weltfremde Sonderling?
Auf denvieln Deutschlandtreffen der Anonymen Spieler (GA), die ich besuchen durfte, fühlte und fühle ich immer wieder und mehr diese Solidarität, die Mauern durchbricht, Groll Ressertiments, Ängste wegnimmt. Ich habe die Freiheit meine Minderwertigkeitsgefühle abzulegen, und mittendrin am Leben teilzuhaben.
See me feel me, touch me, hearl me
Andreas