"Hör´ doch einfach auf mit dem Spielen ..."Hi Doggy!
Diesen Satz habe ich damals zu hören bekommen. Er beinhaltet das Vorurteil, dass die Spielsucht eine Charakterschwäche sei.
Gut, es gibt auch Charakterschweine unter den Spielern, doch die bilden die Ausnahme.
Wir Spieler sind tatsächlich in der Regel charakterstark. So sehe ich mich auch. Dennoch hat mich dies nicht davor bewahrt über 20 Jahre zu spielen.
Sehr häufig habe ich voller Inbrunst zu mir gesagt: Das ist das letzte Mal gewesen! Ein paar Wochen ... ein paar Monate später, als die Erinnerung verblasste, da saß ich wieder vor den Kisten.
Selbst heute noch kann ich mich kaum an die schlechten Zeiten erinnern. Im Gegenteil scheint meine Erinnerung das Spielen zu glorifizieren. Das ist eben der kleine Sabouteur in mir ... mein Teufelchen ... meine Sucht.
Ich habe damals Anerkennung gesucht. Ich habe Bestätigung gesucht. Ich habe den Stress gesucht, weil ich den Glaubenssatz hatte, dass es mir dann gut geht beim Spielen. Das alles und mehr waren meine Defizite, wie ich so etwas heute nenne.
Sicherlich hast Du den Satz schon mal gelesen: Die Glücksspielsucht ist nur ein Symptom eines tiefer liegenden Defizits!
Du kannst Deine Sucht nicht mit Deinem Willen bezwingen. Das geht zeitweise gut und dann kommt - oh Wunder - der Rückfall.
Der Wille braucht zuerst eine Willensfindung - dann eine Willensentscheidung. Beides ist aber abhängig von unseren Gefühlen.
Geht es mir gut, dann bestärke ich meine Willensfindung und auch die Willensentscheidung ist ein Leichtes.
Geht es mir aber schlecht - beschäftige ich mich mit der dahinter liegenden Problematik. Die beiden zuvor Genannten rücken in den Hintergrund. Ist die Beschäftigung mit der Problematik zu schmerzhaft, dann will sie verdrängt werden - aufs Abstellgleis gestellt und am Liebsten sogar vergessen.
Dies ist der Moment, in dem Deine Sucht Deinen Willen ausnutzt. Denn jetzt wird er zum Spielen eingesetzt. Die Vorfreude auf das nächste Spiel stecken die negativen Erfahrungen in eine Schublade, die in einen Schrank, den in einen Container und dann wird dieser erst einmal um die gesamte Welt geschickt.
Wenn Du hier diesen Rückfall erleidest, dann ist es nicht so einfach an die Schublade zu kommen - die ist ja gerade am anderen Ende der Welt. Also wird im Rückfall verweilt.
Jatzt - hier und heute - bist Du klar im Kopf. Jetzt ist der Moment, an dem Du vorbeugen solltest. Das da oben muss ja nicht eintreffen - und wenn doch? Wieso das Risiko eingehen?
Ich weiss natürlich, wie Du das "nie wieder" meinst. Die Aussage an sich ist aber leichtfertig und entbehrt jeder Logik.
Du kennst die Zukunft doch nicht und Du weisst nicht, was sie Dir an schweren Aufgaben und Hürden in den Weg stellt.
Du weisst einfach nicht, ob Du jemals wieder spielen wirst.
Daher reichen auch als Zeitspanne immer nur die 24 h. Die kannst Du beeinflussen. Du sagst es Dir heute und dann morgen auch wieder: Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen.
"Ich"
Niemand sonst ... nur ich alleine erlaube es mir. Ich tue mir damit selbst etwas Gutes!
"erlaube"
Ich muss nicht - mich zwingt niemand - ich bin der Herr über meine Leben und daher gönne ich mir die Entscheidung.
"mir"
Ich möchte für mich spielfrei sein. Nicht für den Pastor, meine Frau, meine Kinder - nur für mich - damit ich mich wohl fühle!
"nur für heute"
Na klar, ein kleiner Selbstbetrug ... doch wenns hilft ... Habe es ja oben schon erklärt.
"spielfrei"
Frei vom Spielen ... frei vom Zwang spielen zu müssen. Dieses Wort ist positiv behaftet, da es keine Negation enthält. Mir gefällt es besser als: "nicht zu spielen"
"bleiben"
Egal, ob Du 15 Jahre spielfrei bist, 4 Tage oder gerade erst Dich beim Anbieter ausgeloggt hast. In dem Moment, wo Du dies liest, ist bereits wieder Zeit vergangen. Die Spielfreiheit muss nicht gestartet werden, lediglich das Spielen beendet.
"zu dürfen"
Im Grunde wiederhole ich das sich Gönnen erneut. Es ist ein Previleg, welches ich mir selbst erlaube!
So ... jetzt habe ich es noch mal aufgeschrieben ...
Vielleicht ist der Satz nichts für Dich. Dann wandele ihn um oder suche Dir einen anderen.
Ich habe mich oft genug daran fest gehalten um sagen zu können: Solch ein Mantra hilft in akuten Situationen.