Guten Morgen!
Wie Du bestimmt bemerkt hast, habe ich gerade mal eben die Vollzitate entfernt. Sie machen einen Thead m.E. immer so unübersichtlich.
Aha ... einmal SHG ...
... Wenn ich mal übersetzen darf: danach hast Du für Dich "nichts" mehr gemacht ...
Das ist sooooo klassisch ...
Wieso bist Du fern geblieben? War das nichts für Dich? So über sich selbst reden? Fandest Du es vielleicht irritierend, wie die anderen Gruppenmitglieder so über sich gesprochen haben? Waren es die Themen selbst?
Oder lag es schlicht an den Corona-Beschränkungen, wodurch die Gruppe sich nicht mehr treffen konnte?
Eine SHG ist keine Wunderpille. Da brauchst Du Geduld mit Dir selbst. In meiner damaligen Gruppe gab es eine Definition über das "Trockensein". Da sollte man mindestens ein dreiviertel Jahr abstinent sein und aber auch gleichzeitig an sich arbeiten mithilfe z.B. der Gruppe. Über diese Defintion kann man jetzt unendlich diskutieren - sie soll hier aber nur mal als kleine Richtschnur dienen.
Es braucht einfach Zeit bereits fest gefahrene Verhaltensmuster und Gedankenstrukturen wieder abzulegen.
Stelle Dir einen Koch vor, der seit Jahren die Sahne mit dem Schneebesen mit einer "8" aufschlägt. Nun stellt sich heraus, dass im Zickzack Schlagen besser wäre. Wie lange würde es wohl dauern, die "8" wieder aus ihm heraus zu bekommen? Gerade, wenn z.B. viel zu tun ist und Stress herrscht, wird er doch lieber erst einmal nach alter Manier arbeiten, weil er damit vermeindlich schneller ans Ziel kommt.
Fazit: Besuche wieder regelmäßig die SHG und mache da aktiv mit. Egal welche Widrigkeiten Dir gerade durch den Kopf achießen - Du wirst es meistern! Aber Du hast es ja sowieso schon vor ... prima.
Kommen wir zu Deinem gewünschten Kanal ...
Nun, Du hast hier ein Tagebuch eröffnet. Hier kannst Du täglich herein schreiben und Du wirst fast immer eine Resonanz erfahren.
Wir haben eine Onlineberatung, die oben verlinkt ist. Hier kannst Du z.B. mit Verena und Kathrin per anonymisiertem EMailverfahren kommunizieren. Es gibt mit einer von den Beiden aber auch die Möglichkeit zu bestimmten Zeiten zu chatten. Die Termine werden unter "Aktuelles und Termine" veröffentlicht.
Dann kannst Du von 10 Uhr bis 16 Uhr die Hotline anrufen. Jederzeit - so oft Du möchtest - und das kostenlos und anonym.
Nächten Samstag kannst Du auch gerne in die Online-SHG kommen, die ich mit Zoom ausrichte. Auch hierzu findest Du einen Thread unter "Aktuelles und Termine".
Zu Deinen Fragen ... Nun, wenn Du hier im Forum mal die Beiträge durchliest, dann wirst Du massenhafte Antworten finden. Da wird sicherlich einiges dabei sein, was Dir zusagen und helfen wird. Das alles kann ich hier nicht aufführen, das wäre ein fulltime Job ...
Doch in Kürze werde ich mich nun dazu äußern.
Zu Frage 1:
Du musst Dir klar machen, dass das Geld nun jemand anderes hat. Schreibe es ab.
Ich selbst bin auch heute noch der Überzeugung, dass ich mir damals in den Spielhallen eine Dienstleistung erworben habe. Hier konnte ich meine (ausgesuchten und überspitzten) Gefühle ausleben und meinen Selbstwert steigern. Hier bekam ich Anerkennung.
Meine Defizite wurden kurzzeitig bedient.
Nun weiss ich nicht, welche Form der Suchtausübung Du betrieben hast. Im Online-Bereich gibt es durchaus die Möglichkeit das verlorene Geld zurück zu fordern. Dazu müssen eine Menge Bedingungen erfüllt sein und ob Du Recht hast und dann auch Recht bekommst, das steht auf einem anderen Blatt. Das ist aber in Deinem jetzigen Stadium erst einmal zweitrangig. An erster Stelle steht Deine Gesundheit, um die Du Dich nun kümmern musst. Wenn Du dann gefestigt genug bist und für einen potentiellen Rechtsstreit auch gewappnet bist, kannst Du hier immer noch aktiv werden.
Du darfst das allerdings nicht alleine durchziehen. Nicht dass Du das Geld zurück erhälst und gleich wieder verspielst. Du hast diese Chance nur ein einziges Mal und Du kannst Dir vorstellen, dass die Selbstvorwürfe, die Du Dir gerade machst, dann noch um ein Vielfaches höher sein werden. Du musst also mit Deiner Frau reden und wenn sie dazu bereit ist, kann sie Dir gerne wieder helfen.
Doch auch sie braucht Informationen - auch sie sollte sich informieren. Geschickt bist Du der Frage ausgewichen, wieso Du wieder an Geld gekommen bist. Hast Du sie hier vielleicht manipuliert? Ich weiss es nicht ... Könnte aber ja sein ... bewusst oder unbewusst ...
Zu Frage 2:
Suchtdruck kann sich in unterschiedlicher Intensität äußern. Der kleine Querulant in uns kann flüstern und er kann qualvoll kreischen.
Zunächst einmal ist es wichtig, dass Du Schutzmaßnahmen einrichtest. Kommst Du z.B. nicht mehr an Dein Suchtmittel (Geld), dann meldet sich der Suchtdruck auch seltener.
Als Nächstes ist es wichtig, dass Du mit Deiner Sucht nicht diskutierst. Blocke es ab. Ich habe ein wenig dafür gebraucht, doch heute belächele ich den Suchtteufel. Er ist ja ein Teil von mir und gegen ihn kämpfen macht keinen Sinn. Also betrachte ich ihn als einen Freund, der Dünnpfiff redet. Den lässt man reden und beachtet ihn nicht. Dann wird er schnell leiser und verstummt dann ganz.
Es muss Dir auch bewusst sein, dass Suchtdruck, egal wie krass er gerade ist, immer vergeht - jawohl immer!
Von daher ist es gut in kleinen Schritten zu denken.Du brauchst nicht zu sagen, dass Du nie wieder spielen wirst. Es reichen z.B. 24 h - der heutige Tag. Von den 24 h gehen ja auch noch etliche Stunden ab, in denen Du schläfst, Körperhygiene betreibst, Nahrung zu Dir nimmst, arbeitest und Deine sozialen Kontakte pflegst. Viele weitere Handlungen machst Du täglich, die Deine Zeit des Tages, in denen Du spielen könntest, reduzieren. Da bleibt dann oft nicht mehr viel übrig.
Sollte der Suchtdruck stärker werden, dann reduziere die Zeitspanne ganz nach Deinem Belieben. Gehe runter auch eine Stunde ... auf eine Viertelstunde ... 5 Minuten ...
Bei extremen Suchtdruck empfehlen sich Skills. Dies sind Aktionen, die körperliche Reaktionen hervorrufen, die stärker als der Suchtdruck sind. Du kannst die Treppen rauf und runter laufen, bis Dir die Lunge fast platzt. Du kannst kalt duschen. Einen Gummiring ums Handgelenk legen und den Gummi auf die Haut flitschen lassen - aber Achtung! - ohne Dich dabei zu verletzen!
Es gibt Chiligummibärchen, die Du kauen kannst - oder Du kannst auch direkt in eine Chili beissen. Es gibt Noppenbälle, die Du in Deiner Hand kneten kannst. Du kannst ja selbst mal nach Skills im Netz suchen.
Zu Frage 3:
Im Grunde habe ich sie schon beantwortet. Ich denke grundsätzlich in 24 h. Aus meiner SHG habe ich damals einen Satz übernommen, habe ihn etwas abgeändert und habe ihn mir vorgesagt. Er klingt etwas komisch, doch jedes einzelne Wort darin ist mit einem Sinn behaftet: Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen!
Manchmal, in akuten Situationen, habe ich ihn einfach auch nur verkürzt in "NEIN!". Das hat die Diskussion mit der Sucht auch immer recht schnell beendet.
Die Frage nach der Geduld drehe ich mal herum und frage Dich: Wieso muss Genesung denn gleich "Jetzt und sofort!" geschehen?
Wir leiden an einer Krankheit, die uns unser ganzes restliches Leben begleiten wird. Wir können nicht heilen - wir können nur genesen. Es wird immer ein kleiner Rest der Sucht in uns bleiben, auch wenn wir uns fühlen, als wären wir geheilt.
Jetzt am WE ging es auch mal um Krisen und wie wir sie bewältigen. Seitdem ich spielfrei bin, antwortete ich, gab es in meinem Leben einige Krisen, bei denen ich nicht auch einen Hauch daran gedacht hatte, mich im Glücksspiel weg zu drücken.
Das gibt mir auch die Zuversicht in folgenden Krisen gleich zu reagieren. Ich habe die Kraft Krisen zu bewältigen!
Über diese Kraft verfügst auch Du!
Wir sind weitaus mehr als unsere Sucht! Wieso wohl bist Du mit Deiner Frau zusammen? Wieso wohl traut sie Dir die Vaterschaft zu?
Da stecken eine Menge Ressourcen in Dir, die Du erkennen lernen solltest mit Hilfe der SHG und der beabsichtigten Therapie.
Und dann brauchst Du sie nur noch abzurufen, wenn das Teufelchen an Deiner geistigen Tür klingelt.
Eine Deiner Ressourcen ist zu reden - und das ist eines der wichtigsten Werkzeuge gegen die Sucht.
Du bist hier noch etwas zögerlich - aber Du kannst es.
Als Nächstes müssen die Lügen aufhören. Rede mit Deiner Frau und sei absolut ehrlich dabei! Absolute Aufrichtigkait nach Innen und nach Aussen ist die Basis für Abstinenz!
Das ist sicher nicht immer einfach ... doch schau in die Vergangenheit - da hast Du es schon getan. (Stichwort Geldmanagement)
Vielleicht war da die Aufrichtigkeit noch nicht "absolut", doch das lässt sich üben!