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Erfahrungen zu „CB“ in Österreich

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Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« am: 11 Februar 2019, 23:31:04 »
Hi,

es folgt mein kopiertes Kommentar aus einem anderen Thread, wo es ua um die Rückforderung von Spieleinsätzen von Onlinecasinos in Österreich ging. Vielleicht kann das dem einen oder anderen helfen.

Lg

Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #1 am: 11 Februar 2019, 23:33:04 »
Hi, meine Lieben,

da ich auch aus Österreich bin und schon länger still im Forum mitlese, habe ich mich nun entschlossen, auch was zu dem Thema zu sagen und Infos für eventuelle Mitleser aus AT hereinzustellen.


Zunächst kurz zu mir und meiner Geschichte:

ich hatte eigentlich noch nie ein Spiel- oder großartiges Suchtproblem, aber im Vorjahr hab ich mich in einer für mich sehr stressigen Zeit aus Neugierde heraus bei einem Onlinecasino registriert. Ich habe mich hauptsächlich von der Werbung ködern lassen. Einerseits im Fernsehen und andererseits aus dem Internet, wo mir ab und zu Artikel untergekommen sind über Glückspilze, die irgendwelche hohen Jackpots mit kleinen Einmalzahlungen bzw. Boni ergattert haben.

Im Nachhinein gesehen bin ich da sehr naiv herangegangen. Natürlich war mir irgendwie klar, dass das nicht so locker flockig fröhlich funktionieren kann, weil wo wird man in dieser Welt schon auf die leichte Art und Weise schnell reich... Aber ich wollte Fortuna halt eine Chance geben.

Tja, aber wie ich schmerzlich herausfinden musste, sind diese Onlinecasinos wirklich gefährlich aufgebaut, denn ehe ich mich versah, hatte ich über Wochen hinweg komplette Kontrollverluste und bin total in ein extremes Suchtverhalten hinein gerutscht.

Getriggert haben mich zunächst hohe Gewinne, ich war nach kurzer Zeit etwa 3k € im Plus. Das war dann auf einmal schnell wieder weg und dann wollte ich stur dieses Geld wieder haben. Wodurch ich rasant ins Minus ratterte und in Panik geriet. Auch die ganze Ausgestaltung der Slots hat mich süchtig gemacht. Der Adrenalinrausch, das Blinken, usw. Irgendwie bin ich neben mir gestanden und habe verwundert mein Verhalten beobachtet... all diese ungewohnten Emotionen und komplett neue Denkweisen, die sich eingestellt haben - und das innerhalb so kurzer Zeit?!?

Wenn ich hier so manche Story durchlese, so kann ich mich in Vielem wiederfinden, gottseidank meistens nur ansatzweise. Aber selbst Beschaffungskriminalität ist mir nicht mehr fremd, weil zu meinem Befremden nach einem großen Verlust mir tatsächlich Gedanken kamen, wie und wo ich an Geld herankommen könnte... Ich habe dem nicht nachgegeben, aber es ist für mich erschreckend, dass ich überhaupt so zu denken begonnen habe.

Mir war im Übrigen auch tatsächlich nicht bewusst, dass es sich um illegales Glücksspiel handelte. Ich finde es wirklich extrem bedenklich, wie Onlinecasinos vorgehen, um über die Rechtslage hinweg zu täuschen.

Kurzer Rede länger Sinn, als ich einen Betrag jenseits der 5k€ Minus erreicht habe, habe ich schließlich in meiner Verzweiflung im Internet nach Infos gesucht und bin darin u.a. auf dieses Forum gestoßen und habe somit mit großem Erstaunen von der eigentlichen Rechtslage erfahren. Ich hatte schon zuvor meinem Mann und meiner Mutter gebeichtet, was für mich, die ich eigentlich eine äußerst vernünftige und vor allem in Geldangelegenheiten sehr vertrauensvolle Person bin, unglaublich peinlich und beschämend war. Sie haben sehr lieb und verständnisvoll reagiert, was für mich eine einfach tolle und vor allem entlastende Erfahrung war. Umso schlimmer, dass ich trotz der Beichte noch ein paar Mal rückfällig geworden bin, weil mich der Gedanke nach Schadensbegrenzung einfach so beherrscht hatte (bzw. die Sucht so stark war? kennt ihr die Erfahrung, dass man das vorhandene Geld einfach wegspülen ‚muss‘ weil erst dann, wenn man auf Null ist, der Druck weg ist und man zwar fertig mit den Nerven ist, aber auch endlich schlafen kann, weil eh nix mehr geht?).

Aufgehört hat es wirklich erst, als ich die Illegalität des Onlinecasinos herausgefunden habe. Damit war für mich klar Schluss und das ist es jetzt seit mehreren Monaten.


Nun zum zweiten Teil bzgl. dem Rechtlichen:

Ich habe ebenfalls Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen und auch hier ist die Strategie so, dass das Onlinecasino direkt belangt wird. Es wird vermutlich zu einer dementsprechenden Klage kommen, allerdings vor einem Gericht an meinem Wohnsitz, da es rechtlich so ist, dass der Ort von dem aus man gespielt hat der Erfüllungsort ist.

Zur Rechtslage in AT kann ich allgemein Folgendes erzählen (natürlich ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit, ich schreibe weitgehendst aus dem Gedächtnis und formuliere rechtlich gesehen nicht 100% akkurat - dies ist auch nicht als Rechtsberatung gedacht, sondern rein als Information von einer Betroffenen für andere Betroffene):

1. Onlinecasinos gelten lt. österr. GspG
https://www.jusline.at/gesetz/gspg/paragraf/12a
als ‚elektronische Lotterien‘ für deren Betreibung es eine Konzession braucht, die aktuell nur die Plattform win2day besitzt. Bei allen Angeboten von Onlinecasinos handelt es sich also mit Ausnahme von Sportwetten, die in AT ausdrücklich erlaubt sind, um ‚verbotene Glücksspiele‘.

2. Verbotene Spiele erzeugen in AT nach geltender Rechtssprechung des Obersten Gerichtshofes nicht einmal eine Naturalobligation, da es sich bei den Verlusten um ‚Einsätze‘ handelt, die das verbotene Spiel nicht bewirkt haben.
https://www.ris.bka.gv.at/JustizEntscheidung.wxe?Abfrage=Justiz&Dokumentnummer=JJT_19960313_OGH0002_0050OB00506_9600000_000&IncludeSelf=True

3. Einsätze können zurückgefordert werde. Dazu gibt es bereits erfolgreiche höchstrichterliche Urteile gegen Onlinecasinos mit maltesischer Lizenz.
„ Der Rückforderungsanspruch des Klägers resultiere im Hinblick auf die fehlende Konzession der Beklagten aus einem verbotenen Glücksspiel. Was auf der Grundlage eines unerlaubten und damit unwirksamen Glücksspielvertrags gezahlt worden sei, sei rückforderbar. Eine Rechtsgrundlage biete sowohl das Bereicherungs-, als auch das Schadenersatzrecht, zumal der Eingriff ins Glücksspielmonopol auch eine Schutzgesetzverletzung bewirke.“
https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Justiz&Dokumentnummer=JJT_20170727_OGH0002_0040OB00124_17I0000_000

4. Banken zu belangen ist in AT wesentlich schwieriger. Es gibt kein so eindeutig formuliertes Gesetz wie in Deutschland. Verwaltungsstrafen sind im GspG geregelt, wobei dem Finanzdienstleister aber Vorsatz nachgewiesen werden müsste. Im Übrigen macht sich auch der österr. Spieler durch die Teilnahme am verbotenen Glücksspiel strafbar und kann mit einer Geldstrafe von einigen Tausend € belangt werden.
https://www.jusline.at/gesetz/gspg/paragraf/52

Informationen und ev. Hilfe finden sich auf der Webseite Spieler-Info.at. Bzgl. Suchtberatung etc. kenne ich mich nicht aus, ich weiß, dass es diverse Vereine gibt. Selber reicht mir eine Einzeltheraphie, wo ich bereits Einiges über die Hintergründe zu meinem kurzfristigen Suchtverhalten herausgefunden habe. Das Spielen ist für mich wohl eine Art Ventil gewesen, um Druck abzubauen. Das stupide, anspruchslose Betätigen der Slots (am sinnlosesten ist ja wohl der Automatikmodus, wo man nicht mal mehr drückt, sondern nur noch teuer bezahlte wechselnde Bilder anschaut?!) hat mich entspannt, weil nichts von mir erwartet wurde und ich trotzdem das Gefühl hatte, in jedem Moment könnte der geniale große Glückstreffer kommen. Dass aber so ein Geldgewinn nicht wirklich der Grund für das Spielen gewesen sein kann, merkte ich, als ich trotz der relativ hohen Gewinne über 1k € noch immer eine Leere verspürte und das Geld gar nicht wirklich ausgeben wollte. Mir war klar, dass man rein statistisch gesehen auf lange Sicht nur verlieren kann. Trotzdem konnte ich nicht aufhören... Geklickt hat es erst, als ich realisiert habe, dass ich mich strafbar mache.

Ich spüre heute keinen unmittelbaren Spieldruck mehr und vermisse das Spielen auch nicht. Sollte ich meine Verluste zurück bekommen, wäre das natürlich toll. Ich habe selber lange überlegt, ob so eine Rückforderung moralisch richtig ist, da ich ja schließlich im Bewusstsein gespielt habe, sowohl gewinnen als auch verlieren zu können. Allerdings hat sich das krampfhafte Spielen schlussendlich so dreckig und schmutzig und krank angefühlt, dass ich ehrlich sagen kann, dass ich mit Onlinecasinos ganz einfach nichts mehr zu tun haben will. Selbst Gewinne würde ich zurückgeben, weil es sich einfach schäbig anfühlt. Ich habe nichts gegen seriöse Casinos, wo man mal Spaß haben kann. Aber diese Seiten sind nicht reguliert und so designed, dass man die Kontrolle verliert. Ja, es gibt diverse Spielerschutzmöglichkeiten, man kann Limits setzen etc. - allerdings sollten diese voreingestellt sein, denn wer setzt sich solche Limits schon selber, gerade wenn man verzweifelt versucht, Verluste zurückzugewinnen? Spielerschutz muss sehr streng gehalten werden, ohne viel Wahlmöglichkeit und von Anfang an streng. Das ist meine Meinung dazu.


Falls jemand noch mehr und speziellere Infos bzgl. der rechtlichen Lage in AT benötigt - bitte fragt, ich habe noch ein paar Unterlagen/Links, vielleicht kann ich euch helfen. Übrigens: Bevor ich den Anwalt kontaktiert habe, habe ich es bei meinem Kreditkartenanbietern versucht mit der Bitte um Chargeback und Erwähnung des AG München Urteils (mit Hinweis, dass das Vertragsunternehmen, also das Onlinecasino, lt. Gesetz siehe oben keinen Anspruch auf meine Einsätze hat). Aus der Antwort des KKunternehmens war jedoch ersichtlich, dass sie kaum darauf eingehen würden ohne gerichtlicher Maßnahmen. Von der österr. Gesetzeslage aus betrachtet, scheint eine Klage direkt gegen die Onlinecasinos derzeit erfolgversprechender zumal insbesondere das österr. Glücksspielgesetz mehrfach als gegenüber dem EU-Recht konform beurteilt wurde und damit die Illegalität der Onlinecasinos bestätigt wurde.

Sorry für Typos bzw. schlechte Formulierung, schreibe vom Handy aus :)

Lg euch allen!

Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #2 am: 12 Februar 2019, 00:03:25 »
Grüße zurück an Olli & Born4Something ;) (nicht nothing, mein Lieber, schon alleine deine vielen und guten/interessanten Beiträge hier sind ‚something‘), die mir im anderen Thread geantwortet haben.

@Olli
Danke fürs Willkommen-heißen! Ich finde dein Engagement toll. Und es stimmt, mittlerweile muss ich mein Geld nicht mehr ausgeben, wenn es am Konto ist. Auch wenn es bei mir nur eine relativ kurze (aber intensive) Phase war, war es doch sehr lehrreich. Ich finde es extrem spannend, welche Mechanismen da einsetzen und wie ähnlich sich Spieler verhalten/denken/fühlen während der Sucht, ganz egal, welchen Charakter sie sonst haben... Man wird da richtig in einen Strudel hineingezogen, der typische Merkmale beinhaltet. Und egal für wie stark oder geerdet man sich auch hält, wenn Elan da reingelangt, dann verhält/denkt/fühlt man auf eine gewisse Weise.

@Born4Whatever :)
Sorry, dass ich deinen Nickname etwas variabel gestalte, aber ich habe das Gefühl, dich etwas zum Grinsen bringen zu wollen - hoffe es kommt auch charmant und nicht nervig rüber. Aber da du kränklich bist, kann ein bisschen Lächeln nicht schaden.. hoffe, du gesundest bald wieder, gute Besserung.


Bzgl. der restlichen Links zur Rechtsgrundlage in AT bzw. der Übertragbarkeit auf deutsches Recht mit Hinblick auf Rückforderung direkt von den OCs:

Ich habe gerade nicht alle Links parat, einer war bzgl. der Verantwortlichkeiten von Banken. CB könnte durchgehen wenn sehr früh beantragt mit Begründung bzgl. des rechtsmissbräuchlichen Verhalten des Vertragspartners (das OC) des KKUnternehmens, allerdings gibt es meines Wissens nach kein entsprechendes Urteil in AT und die KKAussteller sträuben sich sehr. Ich kann auch nichts zu PayPal sagen, weil ich diese Zahlungsart nicht verwendet habe. Auch habe ich nicht mit meiner Bank gesprochen bzgl CB sondern mit dem Kreditkartenaussteller, welcher einmal pro Monat von meinem Konto bei meiner Hausbank abbucht.

Bzgl. dem Rückfordern von Spieleinsätzen - dies hat in AT schon mehrmals zum Erfolg geführt, auch gegenüber konzessionierten Anbietern wenn man eine Spielsucht nachweisen oder aufzeigen könnte, dass die jeweiligen Spielgeräten den strengen österr. spielerschutzbestimmungen nicht entsprechen.
In AT ist es so, dass
„Im Zusammenhang mit der Nichtigkeit und der Rückabwicklung ist § 1174 Abs 1 erster Satz ABGB Beachtung zu schenken. Nach dieser Bestimmung kann nicht zurückgefordert werden, was „wissentlich zur Bewirkung einer unmöglichen oder unerlaubten Handlung“ gegeben wurde. Der Einsatz eines Spielteilnehmers wird geleistet, um am Glücksspiel teilzunehmen und nicht um das Glücksspiel zu bewirken. Gewinn wird ausgezahlt, weil der Spielteilnehmer gewonnen hat. Daher ist § 1174 Abs 1 erster Satz ABGB auf unerlaubte Glücksspiele nicht anwendbar.“  [und somit Rückforderung möglich]
http://othes.univie.ac.at/26501/1/2013-01-11_0308970.pdf

In Deutschland ist diese Argumentation etwas schwieriger, weil die Gesetze anders formuliert sind und vor allem, weil die Naturalobligation (vereinfacht „Spielschulden sind Ehrensache“) anders ausgelegt wird im deutschen und österr. Recht, obwohl beide auf römischen Recht beruhen.

Für Österreich ist diese Seite gut geeignet, um sich in Sachen Recht zu belesen:
https://www.uibk.ac.at/zivilrecht/buch/kap5_0.xml?section=6;section-view=true#BBBDGIFJ

In Deutschland gilt der von Olli zitierte Paragraph 762 wobei ich dazu Folgendes gefunden habe, was darauf hindeutet, dass im Falle eines „sittenwidrigen“ also verbotenen Spiels das Ganze etwas anders gesehen werden könnte:
https://www.haufe.de/recht/deutsches-anwalt-office-premium/pruettingwegenweinreich-bgb-kommentar-bgb-762-spiel-wette_idesk_PI17574_HI9622470.html

Sodala, mehr ev. demnächst, falls ich noch etwas finde. Jetzt muss ich schlafen gehen, muss morgen schon vor sechs auf!

Schlaft gut!



Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #3 am: 13 April 2019, 18:27:12 »
Hi allerseits,
ich ziehe mich nun aus dem Forum zurück, ich brauche Kraft für meine nächsten Schritte, sowohl in Bezug auf die Spielerei als auch privat. Sorry, dass ich zwischendurch ein wenig, naja, nennen wir es 'Schabernack' getrieben habe. Ich wollte kein Troll sein, sondern ein paar Denkanstöße bieten bzw. ein bisschen Humor und eine gewisse charmante Streitkultur einbringen.

Viel Erfolg für die Zukunft!
Und wie Ilona weiß, wird es auch von mir bei erfolgreicher Prozessführung eine Spende an dieses tolle Forum geben.

Skip

Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #4 am: 12 Dezember 2019, 18:53:40 »
Hallo, wollte fragen ob du mir weitere links zukommen lassen kannst, bin aus Österreich und habe einen chargeback gegen paypal veranlasst. Habe auf tipico onlinecasino gespielt und auch nicht gewusst, dass dies strafbar ist, bis ich auf dieses Forum gestoßen bin. Habe mehr verloren als gewonnen und möchte zumindest den Schaden so gering wie möglich halten. beläuft sich bei mir auf 5000€, durch chargeback würde ich 900€ rückfordern.

Besten Gruß
DieserSpieler

Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #5 am: 12 Dezember 2019, 21:51:29 »
Ja ich wollte lediglich wissen ob es sich auszahlt gegen paypal in Österreich vorzugehen? Da onlinecasinos welche keine Konzession von win2day.at bzw. Casinos Austria haben verboten und demnach illegal sind.
Mehr will ich nicht wissen. PayPal werde ich auch weiterhin nicht mehr verwenden und zocken auch nicht mehr. Bin in der glücklichen Lage realisiert zu ahben, dass es nicht vernünftig ist, damit Geld verdienen zu wollen (als Spieler).
Schönen Abend. PayPal argumentiert ja meist auch dass sie nicht wissen wohin das Geld geflossen ist, bzgl. unwissenheit und so!

*

Offline Olli

  • *****
  • 7.338
Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #6 am: 13 Dezember 2019, 06:45:58 »
Guten Morgen!

@Will
Meinst Du, Deine Worte sind hilfreich?

@DS
Ich kenne mich mit der Gesetzeslage in Österrreich nicht aus.
Schreibe Skip doch einfach mal eine PN.
Wenn sie die EMailbenachritigung eingeschaltet hat, meldet sie sich ja vielleicht bei Dir?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Erfahrungen zu „CB“ in Österreich
« Antwort #7 am: 31 August 2021, 22:09:30 »
Hi, meine Lieben,

da ich auch aus Österreich bin und schon länger still im Forum mitlese, habe ich mich nun entschlossen, auch was zu dem Thema zu sagen und Infos für eventuelle Mitleser aus AT hereinzustellen.


Zunächst kurz zu mir und meiner Geschichte:

ich hatte eigentlich noch nie ein Spiel- oder großartiges Suchtproblem, aber im Vorjahr hab ich mich in einer für mich sehr stressigen Zeit aus Neugierde heraus bei einem Onlinecasino registriert. Ich habe mich hauptsächlich von der Werbung ködern lassen. Einerseits im Fernsehen und andererseits aus dem Internet, wo mir ab und zu Artikel untergekommen sind über Glückspilze, die irgendwelche hohen Jackpots mit kleinen Einmalzahlungen bzw. Boni ergattert haben.

Im Nachhinein gesehen bin ich da sehr naiv herangegangen. Natürlich war mir irgendwie klar, dass das nicht so locker flockig fröhlich funktionieren kann, weil wo wird man in dieser Welt schon auf die leichte Art und Weise schnell reich... Aber ich wollte Fortuna halt eine Chance geben.

Tja, aber wie ich schmerzlich herausfinden musste, sind diese Onlinecasinos wirklich gefährlich aufgebaut, denn ehe ich mich versah, hatte ich über Wochen hinweg komplette Kontrollverluste und bin total in ein extremes Suchtverhalten hinein gerutscht.

Getriggert haben mich zunächst hohe Gewinne, ich war nach kurzer Zeit etwa 3k € im Plus. Das war dann auf einmal schnell wieder weg und dann wollte ich stur dieses Geld wieder haben. Wodurch ich rasant ins Minus ratterte und in Panik geriet. Auch die ganze Ausgestaltung der Slots hat mich süchtig gemacht. Der Adrenalinrausch, das Blinken, usw. Irgendwie bin ich neben mir gestanden und habe verwundert mein Verhalten beobachtet... all diese ungewohnten Emotionen und komplett neue Denkweisen, die sich eingestellt haben - und das innerhalb so kurzer Zeit?!?

Wenn ich hier so manche Story durchlese, so kann ich mich in Vielem wiederfinden, gottseidank meistens nur ansatzweise. Aber selbst Beschaffungskriminalität ist mir nicht mehr fremd, weil zu meinem Befremden nach einem großen Verlust mir tatsächlich Gedanken kamen, wie und wo ich an Geld herankommen könnte... Ich habe dem nicht nachgegeben, aber es ist für mich erschreckend, dass ich überhaupt so zu denken begonnen habe.

Mir war im Übrigen auch tatsächlich nicht bewusst, dass es sich um illegales Glücksspiel handelte. Ich finde es wirklich extrem bedenklich, wie Onlinecasinos vorgehen, um über die Rechtslage hinweg zu täuschen.

Kurzer Rede länger Sinn, als ich einen Betrag jenseits der 5k€ Minus erreicht habe, habe ich schließlich in meiner Verzweiflung im Internet nach Infos gesucht und bin darin u.a. auf dieses Forum gestoßen und habe somit mit großem Erstaunen von der eigentlichen Rechtslage erfahren. Ich hatte schon zuvor meinem Mann und meiner Mutter gebeichtet, was für mich, die ich eigentlich eine äußerst vernünftige und vor allem in Geldangelegenheiten sehr vertrauensvolle Person bin, unglaublich peinlich und beschämend war. Sie haben sehr lieb und verständnisvoll reagiert, was für mich eine einfach tolle und vor allem entlastende Erfahrung war. Umso schlimmer, dass ich trotz der Beichte noch ein paar Mal rückfällig geworden bin, weil mich der Gedanke nach Schadensbegrenzung einfach so beherrscht hatte (bzw. die Sucht so stark war? kennt ihr die Erfahrung, dass man das vorhandene Geld einfach wegspülen ‚muss‘ weil erst dann, wenn man auf Null ist, der Druck weg ist und man zwar fertig mit den Nerven ist, aber auch endlich schlafen kann, weil eh nix mehr geht?).

Aufgehört hat es wirklich erst, als ich die Illegalität des Onlinecasinos herausgefunden habe. Damit war für mich klar Schluss und das ist es jetzt seit mehreren Monaten.


Nun zum zweiten Teil bzgl. dem Rechtlichen:

Ich habe ebenfalls Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen und auch hier ist die Strategie so, dass das Onlinecasino direkt belangt wird. Es wird vermutlich zu einer dementsprechenden Klage kommen, allerdings vor einem Gericht an meinem Wohnsitz, da es rechtlich so ist, dass der Ort von dem aus man gespielt hat der Erfüllungsort ist.

Zur Rechtslage in AT kann ich allgemein Folgendes erzählen (natürlich ohne Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit, ich schreibe weitgehendst aus dem Gedächtnis und formuliere rechtlich gesehen nicht 100% akkurat - dies ist auch nicht als Rechtsberatung gedacht, sondern rein als Information von einer Betroffenen für andere Betroffene):

1. Onlinecasinos gelten lt. österr. GspG
https://www.jusline.at/gesetz/gspg/paragraf/12a
als ‚elektronische Lotterien‘ für deren Betreibung es eine Konzession braucht, die aktuell nur die Plattform win2day besitzt. Bei allen Angeboten von Onlinecasinos handelt es sich also mit Ausnahme von Sportwetten, die in AT ausdrücklich erlaubt sind, um ‚verbotene Glücksspiele‘.

2. Verbotene Spiele erzeugen in AT nach geltender Rechtssprechung des Obersten Gerichtshofes nicht einmal eine Naturalobligation, da es sich bei den Verlusten um ‚Einsätze‘ handelt, die das verbotene Spiel nicht bewirkt haben.
https://www.ris.bka.gv.at/JustizEntscheidung.wxe?Abfrage=Justiz&Dokumentnummer=JJT_19960313_OGH0002_0050OB00506_9600000_000&IncludeSelf=True

3. Einsätze können zurückgefordert werde. Dazu gibt es bereits erfolgreiche höchstrichterliche Urteile gegen Onlinecasinos mit maltesischer Lizenz.
„ Der Rückforderungsanspruch des Klägers resultiere im Hinblick auf die fehlende Konzession der Beklagten aus einem verbotenen Glücksspiel. Was auf der Grundlage eines unerlaubten und damit unwirksamen Glücksspielvertrags gezahlt worden sei, sei rückforderbar. Eine Rechtsgrundlage biete sowohl das Bereicherungs-, als auch das Schadenersatzrecht, zumal der Eingriff ins Glücksspielmonopol auch eine Schutzgesetzverletzung bewirke.“
https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Justiz&Dokumentnummer=JJT_20170727_OGH0002_0040OB00124_17I0000_000

4. Banken zu belangen ist in AT wesentlich schwieriger. Es gibt kein so eindeutig formuliertes Gesetz wie in Deutschland. Verwaltungsstrafen sind im GspG geregelt, wobei dem Finanzdienstleister aber Vorsatz nachgewiesen werden müsste. Im Übrigen macht sich auch der österr. Spieler durch die Teilnahme am verbotenen Glücksspiel strafbar und kann mit einer Geldstrafe von einigen Tausend € belangt werden.
https://www.jusline.at/gesetz/gspg/paragraf/52

Informationen und ev. Hilfe finden sich auf der Webseite Spieler-Info.at. Bzgl. Suchtberatung etc. kenne ich mich nicht aus, ich weiß, dass es diverse Vereine gibt. Selber reicht mir eine Einzeltheraphie, wo ich bereits Einiges über die Hintergründe zu meinem kurzfristigen Suchtverhalten herausgefunden habe. Das Spielen ist für mich wohl eine Art Ventil gewesen, um Druck abzubauen. Das stupide, anspruchslose Betätigen der Slots (am sinnlosesten ist ja wohl der Automatikmodus, wo man nicht mal mehr drückt, sondern nur noch teuer bezahlte wechselnde Bilder anschaut?!) hat mich entspannt, weil nichts von mir erwartet wurde und ich trotzdem das Gefühl hatte, in jedem Moment könnte der geniale große Glückstreffer kommen. Dass aber so ein Geldgewinn nicht wirklich der Grund für das Spielen gewesen sein kann, merkte ich, als ich trotz der relativ hohen Gewinne über 1k € noch immer eine Leere verspürte und das Geld gar nicht wirklich ausgeben wollte. Mir war klar, dass man rein statistisch gesehen auf lange Sicht nur verlieren kann. Trotzdem konnte ich nicht aufhören... Geklickt hat es erst, als ich realisiert habe, dass ich mich strafbar mache.

Ich spüre heute keinen unmittelbaren Spieldruck mehr und vermisse das Spielen auch nicht. Sollte ich meine Verluste zurück bekommen, wäre das natürlich toll. Ich habe selber lange überlegt, ob so eine Rückforderung moralisch richtig ist, da ich ja schließlich im Bewusstsein gespielt habe, sowohl gewinnen als auch verlieren zu können. Allerdings hat sich das krampfhafte Spielen schlussendlich so dreckig und schmutzig und krank angefühlt, dass ich ehrlich sagen kann, dass ich mit Onlinecasinos ganz einfach nichts mehr zu tun haben will. Selbst Gewinne würde ich zurückgeben, weil es sich einfach schäbig anfühlt. Ich habe nichts gegen seriöse Casinos, wo man mal Spaß haben kann. Aber diese Seiten sind nicht reguliert und so designed, dass man die Kontrolle verliert. Ja, es gibt diverse Spielerschutzmöglichkeiten, man kann Limits setzen etc. - allerdings sollten diese voreingestellt sein, denn wer setzt sich solche Limits schon selber, gerade wenn man verzweifelt versucht, Verluste zurückzugewinnen? Spielerschutz muss sehr streng gehalten werden, ohne viel Wahlmöglichkeit und von Anfang an streng. Das ist meine Meinung dazu.


Falls jemand noch mehr und speziellere Infos bzgl. der rechtlichen Lage in AT benötigt - bitte fragt, ich habe noch ein paar Unterlagen/Links, vielleicht kann ich euch helfen. Übrigens: Bevor ich den Anwalt kontaktiert habe, habe ich es bei meinem Kreditkartenanbietern versucht mit der Bitte um Chargeback und Erwähnung des AG München Urteils (mit Hinweis, dass das Vertragsunternehmen, also das Onlinecasino, lt. Gesetz siehe oben keinen Anspruch auf meine Einsätze hat). Aus der Antwort des KKunternehmens war jedoch ersichtlich, dass sie kaum darauf eingehen würden ohne gerichtlicher Maßnahmen. Von der österr. Gesetzeslage aus betrachtet, scheint eine Klage direkt gegen die Onlinecasinos derzeit erfolgversprechender zumal insbesondere das österr. Glücksspielgesetz mehrfach als gegenüber dem EU-Recht konform beurteilt wurde und damit die Illegalität der Onlinecasinos bestätigt wurde.

Sorry für Typos bzw. schlechte Formulierung, schreibe vom Handy aus :)

Lg euch allen!

Hallo ,hat sich danach was gutes ergeben nach dem prozess mit dem anwalt ?

Lg

 

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