... habe ich mir das Lied: "Es ist mitten im Winter ... " angehört, eine Live Aufnahme aus Hamburg, der Stadt, in der ich meine Niederlage vor dem Spielen eingestehen durfte.
Was für ein Gefühl, die Augen sind noch nicht trocken, aber ich glaube Heute mehr denn je, daß es dabei um die Liebe geht, die keine Liebe ist.
Es ist faktisch Winter, graues Wetter, es ist Advent, und ich habe Angst vor Weihnachten. Die letzten Jahre war der Heiligabend der Horror für mich, bis auf den, an dem ich in der Pauli - Kirchengemeine in Bremen an einem Spieler - Treffen teilnehmen durfte. An diesem Abend habe ich es aber auch verstehen müssen, daß nicht alle Menschen friedlich bleiben können, wenn es um die Liebe geht. Die Liebe ist wie ein tiefer See, das hat hat schon der alte Paule auf seinen Reisen beschrieben, und vielleicht ein See, in dem sich nachts die Sterne spiegeln, und das Nordlicht einen grünen Schleier sendet.
Darüber habe ich meiner damaligen Frau eine Geschichte geschrieben, nach meinem Lieblings - Adventlied. Ich mag mich nicht brüsten, aber das Schreiben dieser Geschichte, besser eines Gedichts, brachte mir eine Ruhe, einen Frieden , eine Dankbarkeit kam in mir auf.
In den 1980er Jahren, als der nun auf youtube eingestelle Song die Hitparaden stürmte, hätte ich am liebsten das Radio aus dem Fenster geschmissen, wie Unerträglich ist es, kein - Mädchen bei sich zu wissen, die dich mit klaren Worten vom Spielen abhält. Der Schmerz entlädt sich in die Aggression, die Faust haut auf die Panzerrscheibe des Spielautomaten, der mir blöderweise kein Spelgld leihen wollte, damit ich den Schmerz der Einsamkeit verspielnen konnte.
Eine Liebe, die keine Liebe ist, ist eine Abhängigkeit. Im Hitzesommer 2003 las ich in der Klinik das Buch "Keine Angst vor der Nähe", von Anne Wilson Scheaf, ich habe das Buch später dutzendweise verschenkt. Wenn meine Sehnsucht in ein Leiden fällt, dann sieche ich dahin, entferne mich aus dem realen Leben, und Siechen heißt übertragen: Sucht. Die Begierde, einen geliebten Menschen in seiner Nähe zu wissen, ihm alle Liebe zu geben, damit ich von ihm die Liebe bekomme, nach der ich mich so sehne. Aber, das Aushalten, das Annehmen, ein geliebter Mensch zu sein, erscheint unmöglich, die Selbstverletzung hat so viel Raum eingenommen, und ein Spieler überstrapaziert damit sein Gehirn.
Ich entscheide mich, sorgsam mit mir umzugehen, um Vertrauen zu erlenen und vielleicht zu be - greifen, damit die Liebe mich ergreifen kann.
Es gibt Dinge, die ich nicht kann: kontrolliert Spielen, darum bin ich hier, und ich kann nicht singen. Doch - im Bad habe ich einen Freiraum, dort singe ich meine Lieder, das Wasser plätschert aus der Dusche. Heute bekomme ich einen Klappsitz in die Duschkabine geschraubt, dann lassen sich dort ungeniert Adventslieder singen. Wenn es ein Spiel ist, sich vorzustellen, ich könnte auf der Bühne stehen, eine wunderbare Band würde mich begleiten, das Puplikum schwingt vor Begeisterung, wäre ich dann in der Liebe? Der Therapeut setzt mich schlicht und einfach in die Sitzreihe, dabei sein, das reicht aus, um in der Liebe zu bleiben.
Gleich muß ich in den Nachbarschaftstreffe, zum Klönen bei Kaffee und Kuchen, oder so. Was soll ich dort? Was kann ich denn dort vorführen, was kann ich beweisen, welche Fähigkeiten heben mich ins rechte Licht?
Ich habe den Wusch, einem jungen Mann, der offensichtlich sein Leben verspielt, die Ohren langzuziehen, und ihm die Spielfreiheit einzubläuen! Auch dieser Mensch seht sich nach einer Partnerschaft, er liebt Kinder, es ist musisch sehr begabt. Nein , ihm nicht die Ohren langziehen, ihm keine Streicheleinheiten geben, aber bitte eine Richtschnur, einen roten Faden , den er für sein Leben gestalten kann. Ich habe nicht die Macht darüber, ihn vom Spielen fernzuhalten, ich kann Nur für Heute mich einen Tag zur Zeit vom Glücksspiel fernhalten. Dafür brauche ich keine Heldentaten, keinen großartigen Wohlstand, sondern machmal reicht eine kleine Kammer, in der ich einfach singen kann, auch wenn es nicht so schön ist wie beim jungen Mann, oder dem Rocksänger in der Hansestadt Hamburg!
Meine schönste Weihnacht als Erwachsener Mensch habe ich in der Klinik im Allgäuu, 2008 erlebt. Damals hatte ich den Wusch, das Patientenkomitee leiten zu dürfen, also wenn Mitpatienten von ihren Vor - und Rückfällen erzählten, wenn Konfrontationen ausgespochen wurden, das alles im Beisein von Therapeuten. Also, ich saß bildlich gesehen auf dem Thron, konnte (endlich) einmal zeigen, was in mir steckt, konnte in der Zusammensetzung den Vermittler zwischen Therapeuten und Patienten geben, aber das war genau nicht mein Therapieplan.
Daran will ich denken, wenn ich den jungen Mann wieder treffe, eine Konfrontation in der Liebe, alleine durch loslassen vielleicht an einem stillen See, aber kein Casino - am See.
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