Hi Wolke!
Habe das Thema gesplittet und Catias Tagebuch angefügt.
Hi Catia!
Ja, danke, es geht mir gut. Gestern habe ich meine zweite Impfung erhalten. Als gestern niemand zum Webmeeting kam, bin ich ins Schlafzimmer, habe den Fernseher angemacht und bin kurz darauf schon eingeschlafen ... gegen 20 Uhr 15.
Das Ergebnis siehst Du an der jetzigen Uhrzeit ... und ich bin hellwach ...
Werde nach dem Beitrag hier noch mal versuchen etwas Schlaf zu finden.
Also nach Jahren vergisst man da nicht was war wie schlimm es war und redet es nicht klein? Also nach Jahren meine ich...
Mein Suchtgedächtnis sagt mir tatsächlich, dass es doch eine wahnsinnig schöne Zeit war, als ich durch die Kneipen und Spielhallen tingelte. Ich erinnere mich an die großen Serien, die Freunde, die mich begleiteten, die gesamte Atmosphäre. Da besteht die Gefahr, dass ich in Nostalgie verfalle. An den zwei Hallen im Ort fahre ich des öfters vorbei, sie liegen ja zentral. Jedes Mal verspüre ich den Wunsch hinein zu schauen - hat sich was verändert? Bekomme ich ein Näschen voll vom Embiente? Da zwinge ich mich dann bewusst weg zu schauen, was aber doch recht einfach funktioniert.
Mein Suchtgedächtnis ist aber nicht der einzige Teil, der sich erinnert. Ich nenne ihn mal den guten Begleiter. Er erinnert mich an meine Lügen und dass ich mehr sein will als ein Lügner. Er erinnert mich daran, dass ich mich selbst klein redete und egal, wie viel Gutes ich tat, um es auszugleichen, es nie gereicht hatte. Er erinnert mich an die Hoffnungslosigkeit, dass ich nie etwas erreichen konnte, wenn ich weiter gespielt hätte. Er erinnert mich aber auch daran, dass ich all das Erreichte, sollte ich wieder anfangen zu spielen, verlieren würde. Ich bin überzeugt, dass ich meinen sicheren Ort, mein Häuschen, verlieren würde. Ich müsste aussiehen und es würde bedeuten, dass ich räumliche Distanz zu meiner Schwester, Schwager und meinen drei Nichten schaffen. Ich würde wieder in den Dauerzustand aus Scham und Schuld verfallen.
Doch ich bin zufrieden - ich bin ausgeglichen. OK, meistens wenigstens. Doch es ist gut, wenn ich mich mal über etwas aufrege, es auch anspreche. Es ist gut, wenn ich mitten in der Nacht in einem Forum schreibe.
Nein, ich bin selbstsicherer geworden. All das mental und emotional Erreichte habe ich überhaupt erst durch das Hilfesystem erreicht. Was wäre wohl passiert, wenn Ilona mich nicht zu meiner ersten Jahrestagung von fags eingeladen hätte?
Jedes Jahr freue ich mich bekannte Gesichter wieder zu sehen, mit spannenden Themen in den Vorträgen in Berührung zu kommen und ich habe die Qual der Wahl mich unter mehreren Workshops einen auszuwählen.
Diese Workshops sind der Grund, dass ich bei er Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht an Seminaren teilnehme, wenn es passt, mehrfach im Jahr. Auch die Gruppenleiterschulung habe ich auch erst auf Grund all dieser Erfahrungen angetreten.
Es ist gut, wenn ich heute traurig bin und morgen die Welt aus den Angeln heben könnte. Es ist gut, wenn ich Langeweile habe.
Dabei hat mit auch die sieben Jahre lange Trennung von meinen Eltern geholfen. Es hat mir ermöglicht, mich von Erwartungen zu trennen, die gar nicht meine waren. Ich habe meinem Vater die Tage berichtet, dass ich auf meiner Terrasse vier Reihen Betonplatten herausnehmen und unterfüttern möchte. Dort ist das Gelände bis zu 2 cm abgesackt. Da ich dies beim Erstellen der Terrasse bedacht hatte, hatte ich die Platten zunächst etwas höher verlegt. Heute ist zu meiner Terrassentür also nur eine "Stufe" von 1 cm. Es eilt mir als nicht. Irgendwann im Laufe des Jahres werde ich dies erledigen. Am Montag fragte mein Vater mich nun, wann ich denn endlich die Terrasse machen wollte. Er hat sich nichts dabei gedacht ... Früher hätte diese Frage in mir die Erwartung aufgebaut, die Arbeit schnellstens erledigen zu müssen, damit er stolz auf mich ist. Doch heute nicht mehr. Ich habe also noch einmal erklärt, dass mein Ziel "dieses Jahr" lautet und keine Eile besteht. Ich erledige es dann, wenn ich Zeit und Lust und Laune habe. Wahrscheinlich wird es Ende des Monats, denn dann mache ich 3 Wochen Urlaub auf Terrassien.
Was das Vergessen angeht ... ich bin hier im Forum aktiv, damit ich nicht vergesse. Jede Neuanmeldung zeigt mir auf, wo ich emotional nicht mehr hin möchte. Jedes Mitglied, welches sich vom Glücksspiel lösen kann, erinnert mich an meinen Prozess.
Auch diejenigen, die weiter spielen, sofern sie es berichten, erinnern mich an meine 20 Jahre. Das Forum ist für mich ein Spiegel in die Vergangenheit und auf das Jetzt. Dafür bin ich jedem einzelnen dankbar.
Ich habe hier viele Freunde gewonnen, die ich auch in Natura treffen durfte. Ich freue mich, dass Wolke wieder schreibt, weiterhin spielfrei ist und ihren Weg konsewuent beschreitet. Ich freue mich darüber, dass Du diese Fragen gestellt hast und an Dir arbeitest.
Nein, es lockt mich nicht mehr mich an einen Automaten zu setzen. Hier habe ich sogar meine goldene Regel aufrecht erhalten, die Kisten noch nicht mal zu berühren. Die Dinger sind für mich tabu. Das Gleiche gilt für Spielhallen. Wozu sollte ich eine betreten, wenn ich gar nicht spielen möchte? Sie erfüllen nur mal nur einen Zweck.
Da höre ich doch lieber einmal dem Vogelgezwitscher zu, welches ja bald wieder bei Sonnenaufgang beginnen wird.
Also mache ich mal Schluss und versuche noch ein Quentchen Schlaf zu erhalten.
Gute Nacht und süße Träume!