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Spieldruck/Abstinenz

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Offline Catia

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Spieldruck/Abstinenz
« am: 08 Juni 2021, 15:33:21 »
Guten Tag alle zusammen,

ich bin neu hier und habe mich erstmal querbeet durch die verschiedenen Themen des Forums belesen und finde das Klasse hier. Vor allem wie viele Teilnehmer hier hilfreiche Tipps geben können die selbst betroffen sind.

Ich möchte einige alte Hasen hiermit ansprechen ich benötige eine Hilfestellung zum Thema Suchtdruck und Abstinenz. Das bedeutet konkret wie haltet ihr ihn aus? Wie kämpft ihr mental dagegen an? Wie lange geht er bei euch (bei vielen ist es ja nicht mehr so stark aber evtl. erinnert man sich). Woher nehmt ihr die Motivation der Abstinenz? Wie habt ihr DIE ALTERNATIVE gefunden die den gleichen Kick gibt sodass sie es Wert ist nicht zu spielen.

Was geht in euch vor wenn ihr an einer Spielhalle vorbei geht? Wenn ihr zuhause auf dem Sofa mit viel Freizeit und Geld in der Tasche sitzt? Oder nach dem Einkauf noch soviel Kleingeld in der Börse habt und der Suchtteufel zu euch spricht. Könntet Ihr evtl. unter diesem Beitrag eure Gedanken teilen. Danke
Eventuell wurde das schon öfters hier angesprochen ich habe nicht alles durch aber bevor ich lange Suche würde ich mich über eure Rückmeldungen freuen.

Einen schönen spielfreien Tag an alle hier :-)


Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #1 am: 08 Juni 2021, 17:49:14 »
Hey,

Mir hilft es zu walken oder mit meinen Katzen zu schmussen.

Auf alle Fälle weg von Hand an und PC, habe auf allen meinen Geräten Gamban
installiert.

Gerade eben war's auch wieder schlimm, jetzt stehe ich am Herd und koche.

Gute 24 Stunden.

Gruss


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Offline Olli

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #2 am: 08 Juni 2021, 20:49:53 »
Hi Catia!

Ich bin Olaf, 53 Jahre alt, ehemaliger Automatenspieler und seit etlichen Jährchen abstinent,
Den Anfang mache ich mal mit den weit verbreiteten Irrtümern:

Zitat
Wie kämpft ihr mental dagegen an?

Ich kämpfe gar nicht dagegen an. Bei einem Kampf gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer. Zudem kostet ein Kampf Kraft und es gibt immer Verletzungen.
Wenn Du aber süchtig bist, dann ist die Sucht ein Bestandteil von Dir. Du kämpfst also gegen Dich selbst. Im Grunde gibt es dann gar keinen Gewinner, sondern nur einen Verlierer.

Zitat
Wie habt ihr DIE ALTERNATIVE gefunden die den gleichen Kick gibt sodass sie es Wert ist nicht zu spielen.
Es gibt keine Alternative zum Glückspiel, außer das "Leben". Das muss ich ein wenig erklären.
Jede Sucht hat eine Gewöhnungsphase. Sie dauert mal länger und mal weniger.
Die Glückspielsucht ist eine reine Verhaltenssucht. Unsere Droge sind die körpereigenen Glücklichmacher, das belohnungssystem.
Während der Gewöhnungsphase gewöhnt sich das Gehirn an die gesteigerte Endorphinausschüttung. Du benötigst also irgenwann mehr Endorphine, um ein gewisses Level des Wohlempfindens zu erreichen. Da werden die einzelnen Spieleinsätze gesteigert, es wird mehr Zeit für das Glückspiel investiert und die Gesamthöhe der Einsätze geht stetig nach oben.
Auf der Strecke bleiben die "normalen" Situationen, die sonst ausreichen, um genug Glücklichmacher ausleben zu können. Dafür ist die Dosis irgendwann zu klein geworden.
Wenn wir abstinent werden, dann müssen wir aber wieder zurück zur Normalität, denn der Körper gewöhnt sich auch wieder an kleinere Dosen Endorphine.
Hättest Du eine Alternative mit Kick, dann bliebe ja die krankhafte Veränderung im Gehirn bestehen.
Daraus folgert aber auch, dass wir in der Abgewöhnungsphase Mangelerscheinungen haben. Die gilt es auszuhalten und ihre Intensität verringert sich permanent.
Am Ende kannst Du die Glücklichmacher, die Dir das "Leben" zuweist, auch wieder genießen.

Das klingt zwar einfach, ist es aber nicht, wie wir beide wissen.

Zitat
wie haltet ihr ihn aus?
Du siehst ihn ja als Feind an. Wie wäre es aber ihn als Freund anzusehen? Ein Freund labert auch hier und da mal Stuss und nur weil er mich zu etwas auffordert, was ich nicht möchte, heisst das noch lange nicht, dass ich es auch tue. Wie reagiere ich aber auf solch einen Freund? Ich belächele ihn und lasse ihn sich austoben.
Der Suchtdruck, und da komme ich zur nächsten Frage, hat nämlich seltenst Durchhaltevermögen. Er wird schnell müde und gibt dann auf. Soll heißen: Der Suchtdruck vergeht genau so schnell, wie er gekommen ist. Ihn auszuhalten, ist eine Herausforderung. Wir können ihm aber begegnen - z.B: mit Handlungen, die uns gut tun.
In der Natur spazieren gehen. Mit Nachbars Katze schmusen (das setzt ungemein viele Endorphine frei!! Edit: Sehe gerade erst, dass Du auch darüber geschrieben hattest ... scheint ein erfolgreiches Rezept zu sein ... ;) )). Oder Kochen, wie es VSGecko heute gemacht hat.
Ist der Suchtdruck ganz extrem, dann helfen kurzfristig auch Skills. Dies sind Dinge, bei denen wir über unsere Sinne etwas finden, was den Suchtdruck überlagern kann.
Das kann eiskalt duschen sein Einen Gummiring am Handgelenk schnippen lassen, dass wir dies zwar spüren, aber uns nicht verletzen. Es kann ein Ball mit Noppen sein, den wir in der Hand drücken. Auch in eine scharfe Chilli beissen oder Chilli-Gummibärchen naschen können helfen. Wer in einem mehrgeschossigen Haus wohnt, läuft so lange die Treppen eben rauf und runter. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Woher kommt die Motivation zur Abstinenz ... nun, was ist Dir denn wichtig? Was hast Du für Hoffnungen und was für Ziele für Dein Leben, untergliedert in kurz- und langfristig? Suche hier im Forum nach "12 Schritte, aber wie" und lese Dir den ersten Schritt erst einmal durch. Es muss da nicht alles sofort auf Dich passen. Wenn dem so ist, dann formuliere es für Dich um, Als Richtungsweiser finde ich das Skript jedoch super.
Kannst Du Deine Ziele mit Spielen erreichen? Mit "ein wenig spielen" oder doch nur abstinent?
Passen Deine Ziele und auch das Spielen zu Deinen Werten? Was müsstest Du tun, damit es passt? Wird daraus eventuell eines Deiner großen oder kleineren Ziele?
Ich rede hier immer von den Abstinenzentscheidungen, von denen es einige grundsätzliche immer zu finden gibt und dann dann noch kleinere tagtägliche.
Erst in Summe werden sie Dich den Suchtdruck in seine Schrranken weisen lassen.

Wenn ich an einer Spielhalle vorbei muss, dann schaue ich bewusst nicht hin, Ich könnte ja z.B. einen Bekannten entdecken, dem ich dann ungedingt "bei einem Kaffee" aus meinem Leben erzählen möchte :) . Es gibt die cleveren, die auch die andere Straßenseite aufsuchen und dann die Hochintelligenten, die sich eine Route aussuchen, die eben nicht an einer Spielhalle vorbei führt.
Alle drei Varianten, die gerne im Alltag auch alle benutzt werden wollen, haben Eines gemeinsam: Ich vermeide mich der Versuchung auszusetzen.

Wenn das gesetzliche Zahlungsmittel zum überwiegenden Teil nur noch Suchtmittel ist, dann ist dies auch eine Versuchung. Sie gehört weggeschlossen.
So liegt es nahe, jemanden seines Vertrauens zu finden, mit dem man ein Geldmanagement vereinbart. Der Umgang mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel muss dann neu gelernt werden. Wenn Du zeitgleich an Deiner Genesung arbeitest in SHG, einer Beratungsstelle, einem Therapeuten oder Psychologen und noch einigen Varianten, dann wirst Du schon bald ein von vornherein immer befristetes Geldmanagement in Deine eigenen Hände und damit Verantwortung legen können.


Das erst mal in aller Kürze ...
« Letzte Änderung: 08 Juni 2021, 20:53:51 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #3 am: 09 Juni 2021, 12:19:17 »
Hallo Catia,

ich habe es so gemacht: zuerst habe ich ganz bewußt die Entscheidugng getroffen, nicht mehr zu spielen.
Das ist eigentlich der wichtigste Schritt.
Dann habe ich mir Alternativen gesucht, was mache ich anstatt zu spielen, was macht mir Spass, gibt mir Kraft und ab und zu auch einen Kick.
Ich habe dann angefangen zu cyclen. Onlinestudio gesucht, Cyclingrad organisiert, und los gings.
Dann noch zusötzlich habe ich angefangen zu knüpfen. Bin grad an einem Teppich. Habe das als Kind mal gemacht und dachte, dass es mir Spass machen könnte.
Stricken hatte ich keine Lust, puzzlen hatte  ich keine Lust, so bin ich aufs knüpfen gekommen.
Die Hände sind beschäftigt, ich bin durch den Sport mega ausgelastet...
Und natürlich Gruppe. Ich bin in einer Therapiegruppe der Caritas.
Das ist gut und ich bin hoffentlich wieder ich selbst.
Je länger Du nicht spielst, desto bescheuerter kommst Du Dir vor, wie das überhaupt jemals geschehen konnte.
LH
Andrea

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Offline Catia

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #4 am: 09 Juni 2021, 12:43:27 »
Guten Tag zusammen,

ich Danke euch 3 ganz lieb und vor allem dir Olli für die hilfreichen Tipps mein Mindset zu überdenken :-) Super geschildert und sehr gute Denkanstöße

Heute war der Suchtberater hier zum Hausbesuch. Auch das war mir sehr hilfreich. Nun versuche ich einen Termin bei einer Therapeutin hier an der örtlichen Klinik für Glücksspielsucht zu bekommen. Diese wird wohl dann mit mir einen Antrag auf Therapie stellen und weiteres besprechen. Weiter habe ich dann am 23.06.21 den ersten Termin in einer SHG und freue mich jetzt schon darauf.

Ich nehme jetzt mal alles der Reihe nach in Angriff

Danke Euch

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Offline Olli

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #5 am: 09 Juni 2021, 13:53:11 »
Hi Catia!

Zitat
Heute war der Suchtberater hier zum Hausbesuch.

Wir haben hier gerade einige Personen, die den Schritt in die Suchthilfe wagen. Doch einige sind noch nicht bereit dazu.
Vielleicht magst Du ja mal schildern, was für Ängste oder Befürchtungen Du hattest vor dem Gespräch. Im nächsten Schritt vielleicht, wie Du Dich gefühlt hast währenddessen. Hat sich da im Laufe der Zeit etwas verändert? Mit welchen Gefühlen bist Du aus dem Gespräch gegangen?

Wenn Du Dich da erst noch sammeln musst, kein Problem. Lasse Dir Zeit ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Catia

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #6 am: 10 Juni 2021, 08:38:09 »
Guten Morgen alle zusammen,

hier noch einmal eine Rückmeldung bzgl. des Suchtberaters. Ich war nicht ängstlich oder beunruhigt. Im Gegenteil ich war total aufgeregt und zwar positiv ich hab gedacht endlich tust du was endlich kannst du mit jemandem der Ahnung hat darüber reden. Als er dann da war gab er mir direkt zu verstehen, dass er nicht für meine "Behandlung" zuständig ist vielmehr will er über die Hintergründe, Entstehungsgeschichte und Familiärenbackround sprechen. Nach dem ich so ein bisschen erzählte wir es dazu kam wie meine Kindheit im groben so wahr und wie es derzeit familär/beziehungs- und berufstechnisch so aussieht, war sehr schnell klar, dass eine Therapie und eine SHG notwendig sind. Er gab mir einen Flyer für die ambulante Suchthilfe hier vor Ort und die Rufnummer einer zuständigen Therapeutin mit der ich einen Termin vereinbaren soll. Weiter gab er mir bereits einen kompletten Vordruck für den Antrag einer Reha für Abhängigkeitskranke. Das Gespräch ging leider nur eine Stunde dann musste er weiter. Ich hätte gerne noch mehr gesprochen und noch mehr erzählt ich empfand die Zeit als knapp. Irgendwie so als man tut ewig nix und dann will man Rom an einem Tag bauen :-)

Wir sind so verblieben, dass ich die Therapeutin kontaktiere und am 23.06.21 zur SHG erscheine wo er ebenfalls vor Ort sein wird.

Als er weg war ging es mir gut fühlte mich befreit. War sogar ein bissl enttäuscht, dass wir nicht länger schnacken konnten. Heute geht es mir auch gut jedoch schleichen sich so Gefühle von Angst oder so ein...Irgendwie habe ich so Gedanken wie "oh Gott das war es jetzt...tatsächlich nie wieder? Jetzt wagst du große Schritte willst nicht doch noch zurück und lieber alleine probieren oder es einfach nur mit dem Zocken reduzieren?......Ich kämpfe also dagegen an, dass ich mir nicht einrede das ich es doch sein lasse. Ich möchte nicht mehr spielen und ich möchte dieses Leben was ich geführt habe nicht mehr. Aber diese blöden Gedanken....naja ich rufe erstmal die Dame an und vereinbare einen Termin. Ich gehe die Schritte jetzt nach und nach und lasse mich von diesen Gedanken einfach mal nicht runterziehen oder beeinflussen. Sie sind da aber ich schieb sie weg.

Ich weiß das alles nicht leicht wird aber ich will es schaffen und wieder ein normales, zufriedenes und harmonisches, friedliches Leben führen. Über Motivationen, Skills, Suchtdruck und all das belese ich mich weiter wobei Olli schon sehr schön beschrieben hat was es dazu zu sagen gibt. Aber ich muss immer wieder lesen und immer mehr lesen ich vergesse es anscheinend immer wieder wie was wo....eben weil starke Gedanken vom wesentlichen ablenken.

Ich kann nur jedem Empfehlen der nicht mehr spielen möchte tätig zu werden. Einmal mehr hin einmal mehr alles weg.

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Offline Catia

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #7 am: 10 Juni 2021, 12:13:08 »
Kleiner Nachtrag

Habe gerade mit der Therapeutin der Suchtambulanz gesprochen und als erstes einmal finde ich sind alle Teilnehmer sei es der Suchtberater oder die Dame sehr sehr freundlich und einfühlsam. Man fühlt sich direkt gut aufgehoben.

Sie hat mir einen Termin für den 16.06.2021 gegeben dort werden wir über die Möglichkeit einer  3-wöchigen Tagesambulanz (8:00-15:30 tgl.) mit Übergang in die ambulante Therapie (1 x wöchentlich Gruppengespräch, 1 x wöchentlich SHG und alle 14 Tage Einzelgespräch) sprechen, da mir eine stationäre Therapie mit Ausfall von bis zu 4 Monaten aufgrund privater Umstände zumindest dieses Jahr nicht möglich ist.

Wie fühle ich mich jetzt? Ich bin total happy das es diese Möglichkeit 3-wöchige Tagesambulanz gibt und will das unbedingt machen.

LG

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Offline Olli

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #8 am: 10 Juni 2021, 13:14:12 »
Hi Catia!

Lieben Dank für Deine Berichte!
Solch ein Forum hier gilt als niedrigschwelliges Angebot. Damit möchte ich das Forum keinesfalls schlecht machen. Doch die Begrifflichkeit zeigt auf, dass die Möglichkeit des Hilfsangebotes mannigfaltig beschränkt ist. Ich sehe daher meine Aufgabe hier darin, die User zu motivieren sich Hilfe vor Ort zu suchen, damit sie auch tatsächlich die Hilfe empfangen, die ihnen gebührt.
Deine Berichte unterstützen dabei gerade ungemein!

Zitat
"oh Gott das war es jetzt...tatsächlich nie wieder? Jetzt wagst du große Schritte willst nicht doch noch zurück und lieber alleine probieren oder es einfach nur mit dem Zocken reduzieren?
Balduin hat es in einem Parallelthread eben noch aufgeführt: Wenn Du mit der Sucht in Diskussion gehst, dann hast Du bereits verloren!
Alle drei Punkte sind klassische Argumente der Sucht. "NIe wieder": Wenn die Sucht nicht irgend etwas kompensieren würde, hätten wir gar nicht das Gefühl eines Verlustes. Die Sucht hatte einen positiven Effekt auf uns. Um so wichtiger ist es aber, das der Sucht zugrunde liegende Defizit zu suchen und anzugehen. Dann wird aus dem Verlust zwangsläufig ein Gewinn.
"Alleine probieren": Dabei wissen wir doch ganz genau, wohin uns das bisher immer geführt hat - wie gut es der Sucht geholfen hat. Da hilft: Wenn etwas nicht funktioniert, dann mache es eben anders. Ein anders von "alleine" ist nun mal "gemeinsam".
"Zocken reduzieren": Ein gesunder Mensch kann das, braucht sich aber die Frage, ob er reduzieren soll oder nicht, gar nicht stellen. Wir haben eine Schwelle überschritten, von der es kein zurück gibt. Für uns heisst es entweder dem Glückspiel nachzugeben oder abstinent zu werden. Dazwischen gibt es nichts. Diesen Raum nimmt längerfristig immer das Glückspiel ein.
Es gibt tatsächlich therapeutische Ansätze zum kontrollierten Spielen. Da habe ich schon die heftigsten Diskussionen zu gehabt. Dazu wurden mir aus Studien zitiert. Dummerweise hatte sich die Personen immer nur das heraus gepickt, was ihnen in den Kram passte. Wenn man sich mit den Studien nämlich näher befasst, dann wird klar, dass kontrolliertes Spielen nur ein Mittel zum Zweck ist. Der Zweck heisst: Abstinenz.
Auch wird gerne verschwiegen, dass das kontrollierte Spielen therapeutisch begleitet sein muss. Die Leute müssen über ihre Erfahrungen mit sich selbst reden und so zu eigenen Rückschlüssen zu ihrem Verhalten geführt werden. Erst dadurch wird der genannte Zweck erreicht.
Fazit: Du hast richtig gehandelt und hast sich die Suchtgedanken austoben lassen, ohne ihnen nachzugeben.
« Letzte Änderung: 10 Juni 2021, 13:16:17 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Catia

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #9 am: 10 Juni 2021, 15:05:29 »
Danke Olli

Wie toll du alle drei Punkte sachlich und logisch zerlegst   :)
Es macht Freude deine Beiträge zu lesen und ich werde mir so einige Texte von dir Screenshoten um sie mir bei Bedarf wieder zu Gemüte zu führen.

Ich wünsche euch einen schönen sonnigen und vor allem sorgenlosen Tag.

LG

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Offline Olli

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Re: Spieldruck/Abstinenz
« Antwort #10 am: 10 Juni 2021, 15:31:44 »
Hi Catia!

Ich danke Dir!

Schau mal ... https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.0.html#new

Vielleicht hast Du oder einer der stillen Mitleser ja Interesse?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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