Hi!
24 Jaher Suchtausübung sind eine seeeeeeehr lange Zeit! Da passiert viel mit einem, ohne dass man es merkt.
Und selbst wenn dem doch so ist, so sind die Grenzüberschreitungen immer so klein, dass man sie vernachlässigen kann.
Das ist aber, wie der berümte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Bis dahin konnte man dem Fass nicht ansehen, dass es voller und voller wurde.
"Es sollte auch niemand erfahren" schreibst Du anfangs. Aber wieso eigentlich nicht? - Weil Du Deine Sucht beschützt hast. Zu diesem Zeitpunkt hast Du begonnen zu lügen. Klar, das ist ein hartes Wort. Doch wir sind ja nicht hier um uns Vorwürfe zu machen, sondern um Tacheles zu reden - andere Sichtweisen als die eigenen präsentiert zu bekommen.
Dann ging es aber weiter, als Du Deine Frau kennen gelernt hast. Auch hier konntest Du nur heimlich nach Feierabend, und das auch nur kurz, spielen. Doch Tatsache ist, Du hast das Lügen ausgeweitet. Du hast es zum Ritual gemacht. natürlich auch hier wieder nur, um Deine Sucht zu beschützen.
Erst als nichts mehr ging, da hast Du Dich Deiner Frau offenbart. Es brauchte von Deiner Seite einen erheblichen Leidensdruck.
Wohin hat Dich also das Lügen gebracht? Wem hat es tatsächlich geholfen?
Sicher hast Du auch Angst verletzt zu werden - Dir Vorwürfe gemacht werden. Eine solche Angst kann durchaus mit der Sucht auch steigen. Sie selbst ist ja auch progressiv, wie Du gemerkt hast.
Das A und das O einer Genesung ist die absolute Aufrichtigkeit nach Innen und nach Aussen! Keine Ahnung, wie oft ich das schon im Laufe der Jahre geschrieben habe ...
Ich weiss jetzt nicht, was "ich ging dann öfters zur Suchtberatung" bedeutet. Irgendwie klingt es nach Zwang. Nach "Na gut, dann ist mein Umfeld eben beruhigt! Ich MACHE ja was ..."
Aber, wenn Du heute in Dich gehst, warst Du da aufrichtig nach Innen? Warst Du da genau so gewillt das Spielen sein zu lassen, wie heute? (Das unterstelle ich Dir mal!
)
Waren die Hypnosesitzungen vielleicht auch nur fake von Dir?
Dafür spricht, dass Du keine Therapie begonnen hast. Keinerlei Nachsorge nach der Suchtberatung gemacht hast. Nichts ... nada ...
Stattdessen ging es wie weiter? ... Mit Spielen ...
Welchen positiven Effekt bringt das Lügen überhaupt mit sich? Die kurzfristige Abwehr von Konfliktsituationen - ohne dass an der Ursache etwas geändert werden muss!
Jetzt hast Du wieder Angst Dich zu offenbaren. Du möchtest weiter lügen. Um die Lügen aufrecht erhalten zu können, lehnst Du sogar Hilfsangebote ab.
Wem ist damit geholfen? Dir? Deiner Frau?
Sind Dir die Lügen und Ängste dermaßen in Fleisch und Blut über gegangen, dass Du Dich lieber mit ihnen arrangierst?
Du weisst ganz genau, was richtig ist und was falsch. Andernfalls hättest Du keine Ängste und müsstest auch nicht lügen.
Wieso agierst Du also dann nicht so, wie Du es eigentlich für richtig hälst?
Mein Gott, wie automatisiert bei ´mir damals die Lügen heraus kamen. Ohne nachzudenken ... Selbst als ich spielfrei war und längst nicht mehr lügen brauchte.
"Wo kommst Du her?" "Ich war bei einem Freund". Da habe ich mich dann sofort korrigiert und die Wahrheit gesagt. Ich war im Rahmen eines Nebenjobs bei Kunden gewesen. Als ich noch spielte, da habe ich mir damit oftmals das Glückspiel finanziert. Jetzt brauchte ich aber weder meine Sucht noch mein Suchtmittel beschützen.
Wieso sollte ich also weiter lügen? Das war doch einer der Gründe weswegen ich abstinent geworden war.
Du hast den Beitrag der Angehörigen im anderen Thread ignoriert. Lese ihn bitte noch einmal und lasse die Inhalte auch an Dich heran. Konfrontiere Dich gedanklich mit Deinen Ängsten. Nur so gehen sie weg.
Zudem stehe ich auf dem Standpunkt, dass Du die zeitliche Reihenfolge betrachten musst und nicht nur den Zeitpunkt des Eintritts möglicher Konsequenzen.
Als Du erneut gespielt hast, da hast Du bewusst gegen die Grenzen Deiner Frau gehandelt. Du wusstest, dass ihr das sehr nahe geht und eine Trennung in den Bereich des Möglichen kommt. Dir war es, wenn wir absolut aufrichtig sind
"Sch... egal". Du hast Dich entschieden und Du hast gespielt.
So what? Jetzt stehe auch zu dieser Entscheidung. Du darfst sie ja bedauern, bereuen oder sogar betrauern. Du musst aber auch zu ihr stehen!
Egal was dann passiert - an dieser Handlung wächst Du. Du setzt Dir selbst ein Mahnmal, welches Dich in Zukunft daran erinnert, was richtig ist. So wirst Du dann auch handeln.
Dann weisst Du auch gar nicht, ob Deine Frau sich wirklich trennen wird. Doch ihr diese Entscheidung abzunehmen, steht Dir nun mal nicht zu.
Die Reaktion Deiner Frau erscheint mir so, dass sie sich "für sich" nicht informiert hat, wie sie mit einem Glückspielsüchtigen umzugehen hat.
Damit meine ich nicht primär Dich, sondern den Umgang mit ihren eigenen Gefühlen.
So kann sie verletzt sein und die Ehe an die Wand klatschen, weil sie den Vertrauensverlust persönlich nimmt. Sie kann aber auch erkennen, dass das Lügen ein Symptom der Sucht ist und absolut gar nichts mit ihr zu tun hat!
Wir sind doch viel mehr als unsere Sucht. Wenn Du weiter lügst, dann definierst Du Dich über sie.
Schau ... Du hast studiert ... hast was auf dem Kasten. Dann hast Du es geschafft, dass dieses für Dich wunderbare Wesen sich in Dich verliebt hat. Es braucht doch schon was um liebenswert zu sein - oder? Mensch .. Du hast bestimmt noch viele viele weitere Vorzüge.
Und Du stempelst Dich gerade bewusst zum permanenten Lügner ab? Willst Du Dich so definieren?
Ängste sind nichts, was Du greifen kannst. Selbst wenn Du Angst vor Spinnen hast, dann bleibt die Spinne trotzdem nur eine Spinne. Die Angst vor einem Biss - und das in unseren Breiten - existiert nur in Deinem Kopf.
Du kannst den Ängsten nicht ausweichen. Sie sind da und sie bleiben auch da, wenn Du ihnen nicht entgegen trittst und Dich mit ihnen konfrontierst.
Wenn Du etwas "vorweisen" möchtest im Gespräch, dann muss das schon etwas konkretes sein, damit Deine Frau ein wenig beruhigt wird.
Also mache erneut einen Termin bei der Suchtberatung aus und strebe dort eine Therapie an. Bei 24 Jahren Suchtausübung ist dies durchaus empfehlenswert.
Ob die dann stationär oder ambulant durchgeführt wird, entscheidest Du nach Erörterung mit dem Berater.
Und nun ... tieeeef durchatmen ,,,