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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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unkontrollierte Spielsucht

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Offline Olli

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Re: unkontrollierte Spielsucht
« Antwort #195 am: 19 Januar 2025, 06:26:19 »
Guten Morgen!

Der Mensch hat das Bedürfnis, sich, sein Leben und leider auch manchmal das Leben der Menschen um sich herum zu "kontrollieren". Doch lassen wir Letzteres mal weg, Dann bleibt übrig, sich und sein Leben. Wieso aber macht er das? Es bringt Kontinuität, Stabilität und Sicherheit. Diese Eigenschaften regen gute Gefühle an.
Kontrolle hält aber oftmals an Altem fest, weil Neues Ängste auslöst. Nun sind wir aber nun mal so gepolt, dass wir tagtäglich dazu lernen. Wozu also Angst vor dem Neuen haben? Kürzlich habe ich Harald Lesch in einem Video gesehen, in dem es um die Zeit ging. Hier hieß es sinngemäß, dass älter werdende Menschen die Zeit als kürzer empfinden. Dies läge wohl daran, dass weniger über Neues nachgedacht wird, weil der Berg an Bekanntem nun mal stetig steigt. Doch erst wenn wir uns mit Neuem beschäftigen, erscheint uns die Zeit länger.
Wir gewöhnen uns daran, weniger Neues zu erleben. Ob das die Ängste schürt? Vielleicht schürt es aber auch das Verlangen sich selbst zu testen, um so Neues in sich aufnehmen zu können?
Auch an die Abstinenz gewöhnen wir uns, genauso, wie wir uns an die Sucht gewöhnt haben. Abstinenz wird auf Dauer auch langweilig ... :)
Ich finde aber, es ist eine gute Langeweile, denn sie ist keinesfalls selbstschädigend, wie die Sucht es ist.

Abstinenz bietet wieder Freiräume, die gefüllt werden wollen.

Du sagst, dass es nicht so einfach ist mit dem Aufhören? Doch, das ist es ... WIR machen es uns nur oft so schwer.
Ich meine mit einfach nicht die Bedienung des Vorurteils: Dann höre doch einfach auf ...!
Wenn es so einfach wäre, dann würden wir unsere Krankheit nun mal nicht als Sucht bezeichnen.
Doch was ist es dann? Es ist das Unterlassen! Eigentlich reduziert sich alles darauf. Ich nehme nicht meine Jacke in die Hand, ich öffne nicht die Haustür, steige nicht ins Auto, fahre nicht in die Wettbude, trete dort nicht ein und gebe dort auch nicht einen Wettschein ab. Ähnlich funktioniert das auch Online. Auch hier muss ich so viele Handlungen ausführen, bis ich den virtuellen Wettschein kostenpflichtig abgeschickt habe. Dabei habe ich in meinem Beispiel so viele aktive Unternehmungen ausgelassen, die ich einfach NICHT ausführe.

Für die Suchtausübung muss ich hingegen handeln!

Nun kommt sicher der Einwand mit dem Suchtdruck. Richtig! Doch was ist der eigentlich? Auch hier, kurz gefasst, gibt es Erklärungen ...
Was wird denn angeregt, wenn ich mich bescheiden fühle, unter Druck gesetzt oder einfach nur gelangweilt bin? Was wird ausgelöst, wenn ich Sinneswahrnehmungen habe, die mich ans Glücksspiel erinnern? Das Suchtgedächtnis ist es!

Das Suchtgedächtnis ist vom Prinzip her aber etwas "Normales". Unser Gehirn möchte Energie sparen und so werden Wege im Gehirn abgekürzt. Es wird eben nicht mehr neu bewertet. Da kommt für das Gehirn eine Aufgabe und zack ... ist die Lösung schon parat.
Jedoch ist es nicht das Suchtgedächtnis, welches uns dann spielen lässt. Das ist unsere Entscheidung, die wir daraufhin treffen ... als aktive Handlung!
Was hilft dagegen? Das Unterlassen ...

Nehmen wir doch mal das Beispiel mit der Herdplatte ... Wir machen einmal die schmerzhafte Erfahrung. Hier und da gesellt sich eine weitere hinzu. Doch würden wir unsere Hand bewusst darauf legen, nur um uns zu beobachten und potentiellen Veränderungen auf der Bühne unserer Vorstellungskraft eine Plattform zu bieten?
Es gibt einfachere Formen, wie wir diese Erfahrungen machen können, ohne uns zu verletzen. Richtig ... es sind die Selbsthilfegruppen der HG, der Herdplattengeschädigten. Hier wird darüber berichtet, wie es sich anfühlt, wie man sich verbrennt. Es wird die Zeit zwischen den Verbrennungszeitpunkten beschrieben, wie es sich anfühlt, wenn die Wunden heilen oder durch andere Einflüsse an der Heilung gehindert oder unterstützt werden.

Tja, zumindest in der Anfangszeit zur Überbrückung der Trigger, ist NICHTS wichtiger, als die Arbeit an der Genesung. Wenn es zeitlich wegen anderer Verpflichtungen nicht möglich ist an Gruppe A teilzunehmen, dann muss eben eine Gruppe B her oder ein Fachmann C.
Das sind aktive Handlungen, die helfen.

Auch gestern wieder in der Gruppe ist aufgefallen, dass wir "schwere Kost" als Thema hatten. Es war geistige Arbeit ... aber das Gefühl, die sie hinterlässt war ... extrem gut! Da kann die Suchtausübung "einfach" nicht mithalten ...

So unwahrscheinlich sich das für den ein oder anderen anhört: Wir können uns sehr wohl aussuchen, was wir TUN!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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