Hi Frozen!
Ja, es tut gut seine Gedanken einfach mal zur Tastatur oder auch zu Papier zu bringen. Der Grund ist ganz einfach. Wir beschäftigen uns mit der Problematik.
Da flackern dann hier und da Gedanken auf, wie wir etwas tun oder lassen können. Es entwickeln sich kleine Pläne.
Dass Du hier öffentlich, und ich hoffe doch auch in Deinen Einzel- und Gruppenterminen, Deine Sorge im wahrsten Sinne des Wortes teilst, ist ein wunderbarer Lebeneffekt.
Natürlich schenke ich Dir, nicht nur ein wenig, sondern einen großen Batzen Mut und Hoffnung. Du hast das schon wunderbar herausgestellt: Schau, was Du schon alles erreicht hast. Seien es die spielfreien Phasen oder die wahnsinnige Überwindungsarbeit gegen Deine Scham denn doch zur Beratung zu gehen.
Du hast Dich Deiner Freundin damals offenbart und, wenn noch nicht geschehen, wirst Du es wieder tun.
Ich habe es die letzte Zeit schon ein paar Male geschrieben. Eine Glücksspielsucht kommt nicht mit einem Fingerschnipsen. Sie entwickelt sich - ist oftmals ein langer Prozess. Je Charakter und Lebensumstände dauert die Gewöhnungsphase mit all ihren Begleiterscheinungen mal länger und dann wieder mal kürzer.
Doch was für die Sucht gilt, dass gilt auch für die Genesung. Die Medizin ist da einhelleig, sie redet nicht von Heilung, sondern von Genesung - einer Verbesserung. Genesung ist ein Prozess. Er besteht aus Lernen - logischem Verstehen und emotionalem Begreifen.
Mit dem Lernen hast Du angefangen über die Beratungsstelle und führst es mit einer Therapie fort.
Schau, Du schreibst in der Überschrift, dass dies der erste Rückfall sei, mit dem Du nicht gerechnet hattest.
Ja, das mag sein. Doch einem Rückfall geht immer etwas voraus. Er kommt nie aus heiterem Himmel.
Die Anzeichen zu entdecken, um dann gegen zu steuern, gehört zum o.g. Lernprozess.
"Ein Rückfall gehört zur Genesung dazu!" - heisst es nicht ohne Grund. Dein Rückfall gehört jetzt aufgearbeitet. Jetzt sind die Erinnerungen noch frisch.
Jetzt bist Du gerade emotional am Boden und der Lerneffekt ist weitaus größer dadurch.
Schaue mal hier hinein:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4852.msg43494.html#msg43494Habe da mal was stichpunkthaft zusammengestellt. Vielleicht findest Du Dich darin wieder oder kannst den Beitrag sogar ergänzen.
Noch mal kurz zur Genesung ... Ich bin jetzt bald 15 Jahre spielfrei. Trotzdem denke ich hier und da an die "gute alte Zeit" zurück, die tatsächlich ja gar keine war. Die Sucht lässt da grüßen mit übertriebener Nostalgie. Mir ist das aber bewusst und so kann ich diese Gedanken belächeln und brauche mit der Sucht nicht in Diskussion zu gehen. Meine Entscheidung für Abstinenz steht weiterhin auf stabilen Füßen - meine Abstinenzentscheidungen.
Anfangs habe ich diese aus dem Bauch heraus getroffen. Habe formuliert, was ich nicht will. Erst später habe ich formuliert, was ich will. In diesen Formulierungen tauchte Glückspiel erst gar nicht auf.
Das erste halbe bis dreiviertel Jahr - wenn Du in den Einzeln oder in der Gruppe fleissig an Dir arbeitest - ist am Schwersten aus meiner Sicht. Danach wird es deutlich einfacher.
Thema Geldmanagement ... ich denke, dass Du über die Situation jetzt, gut lernen kannst. Nein, es ist keine Option, dass Du für immer und ewig keine Kontrolle über Deine Finanzen hast. Wieso genau hast Du die Verantwortung wieder übernehmen wollen? Welche Beweggründe hattest Du?
Da werden sicher einige dabei sein, die vollkommen gesund erscheinen. Aber sind sie es auch? Sind sie vielleicht durch die Sucht mit ihrem stetig gleichen Ziel mißbraucht worden?
Hattest Du vielleicht sogar solch einen Gedankenfetzen wie: Einmal könnte ich ja noch ... ?
Thema Dispo ... ja, wieso hast Du ihn nicht zurücksetzen lassen? Gedankenlosigkeit? Übergeblichkeit? Oder war es einfach nur zu lästig?
An Deiner Stelle würde ich jetzt die Finanzen wieder abgeben und das erst mal so lassen bis nach der Therapie. Wenn du dann wieder auf stabilen Beinen stehst, dann lasse das Geldmanagement langsam auslaufen.
Sobald ein Tausender vom Dispo abgezahlt ist, lasse ihn senken, bis auf 0 runter. Wer braucht schon einen Kredit mit über 14 % Zinsen?
Nachtrag ... nicht aufgeben, sondern weiter machen. Du bekommst das schon hin!