Danke euch beiden für eure berührenden Antworten!
Ich möchte mir ein paar Punkte rauspicken, dabei aber nicht wie gewohnt maßlos auschweifen, da ich doch schon etwas müde bin. Mich juckt's aber etwas in den Fingern, deshalb dachte ich mir, ich schreib' noch ein paar Zeilen, bevor ich mich ins Bett verkrieche.
Ist das Dein Ernst? Du möchtest niemanden mit Deinem Dasein enttäuschen? Was ist das für ein Gebirge an Deinem Bein? Und da wunderst Du Dich, dass Du prokrastinierst?
Das ist tatsächlich ernst gemeint, wenn auch zugegebenermaßen vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen. Ich habe seit zwei bis drei Jahren - zumindest ist es mir da erstmals bewusst geworden - Schwierigkeiten damit, mich von anderen (besonders vor meinen Eltern) wirklich abzugrenzen, quasi, übertrieben dargestellt, eine eigenständige Persönlichkeit zu sein. Es gab Zeiten, da war jede halbwegs wichtige Entscheidung in meinem Leben (z.B. möchte ich seit zwei Jahren ein zweites Studium anfangen, das mich wirklich ausgesprochen reizen würde, habe das aber immer wieder aufgeschoben, weil: "was könnten andere von mir denken, wenn ich mit 25 immer noch vor mich hinstudiere und kaum Berufserfahrung habe; hinzu kommen kleine Prisen von Existenz-/Zukunftsangst [á la "werde ich es je schaffen, im Leben erfolgreich zu sein/einen passenden Job zu bekommen/etc.]) immer mit dem Hintergedanken behaftet, was denn meine Eltern davon denken würden. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass meine Bezugspersonen (in diesem Fall eben meine Eltern/ein Elternteil) keineswegs rigide Menschen sind, die mir meinen persönlichen Weg aufzwängen. Ganz im Gegenteil: Ich bin schon seit meiner Schulzeit in jeglicher Hinsicht frei. Es wäre ihnen vermutlich auch egal, wenn ich nun mein Studium abbrechen und etwas anderes für mich entdecken würde; ich könnte (und kann) auf ihre Unterstützung zählen. Doch trotzdem nagt immer ein Hintergedanke an mir: Ich darf sie nicht enttäuschen, ich muss mich möglichst anpassen, um ja nicht aufzufallen und eigentlich ja ein Mustersohn schlechthin sein. Natürlich weiß ich rational, dass das so nicht möglich ist. Emotional hänge ich aber immer noch an meinem Glaubenssatz, dass ich nicht genüge und deshalb durch mein exzessives Harmoniestreben mit niemandem auch nur ansatzweise anecken darf; Hauptsache, ich falle nicht auf. Ein kleines Mitbringsel aus meiner frühen Kindheit.
Bei Menschen, die ich nicht kenne, ist mein Drang, nicht zu enttäuschen, glücklicherweise nicht derart ausgeprägt. Nichtsdestotrotz habe ich, besonders seit der Pandemie, in manchen Fällen leichte Anzeichen einer leichten sozialen Angststörung (falls man das so nennen mag). Ich habe manchmal schlichtweg so wenig Urvertrauen in die Welt, dass ich ständig davon ausgehe, dass mich andere Menschen als die Enttäuschung, die ich zu sein glaube, demaskieren und ich ihnen nicht genüge. Ohne jetzt endlos auszuschweifen würde ich festhalten, dass ich in naher Zukunft vor allem an meinen Grund-Glaubenssätzen (Ich genüge nicht, so wie ich bin. Ich kann der Welt [anderen Menschen] nicht vertrauen.) und meiner Verlustangst arbeiten muss.
Was denkst Du wohl, wenn ich Dir sage: Egal wo Du herkommst - egal wo Du hin möchtest - egal wie Du aussiehst, riechst, welchen schulischen/beruflichen Background Du hast - egal ob Du gigantischer oder schmächtiger Statur bist ... Du bist genau richtig so, wie Du bist!
Ich muss gerade irgendwie schmunzeln. Nicht, weil ich dem nicht zustimmen würde, vielmehr aber, weil ich hier an deinen letzten Beitrag erinnert wurde. Ich weiß rational, dass Du mit dieser Aussage vollkommen recht hast; emotional hadere ich aber teilweise noch damit. Ich arbeite, besonders im Rahmen meiner Therapie, schon länger daran, genau daran - mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Das gelingt mir mittlerweile glückerlicherweise hin und wieder.
Ja ... auch Du weisst noch nicht, wo die offene Tür für Dich steht, die Deinen Werdegang positiver beeinflusst, als die nun abgesagte Stelle.
Danke auch für diesen Satz! Es tut immer wieder gut, die Realität vor Augen geführt zu bekommen. Dass ich derartige Lappalien innerlich derart hochspiele, ist wohl auch eine Sache, die es anzugehen gilt. Mittlerweile bin ich über diese kleine persönliche Niederlage gut hinweggekommen - es gibt wahrlich Schlimmeres.
Lieber Wirbelwind,
danke für deine direkte Art, ich finde das wahnsinnig inspirierend (wirklich! - auch wenn Du doppelt so alt bist wie ich
kleiner Scherz am Rande, mir ist es wirklich egal, wie jung oder alt hier alle sind; ich denke, besonders in dem Themenfeld, in dem wir uns aufhalten, ist das ein oder andere Quäntchen Lebenserfahrung durchaus von Vorteil
). Vielleicht empfinde ich das gerade deshalb so, weil ich eigentlich das genaue Gegenteil davon bin und Konflikte und direkte Konfrontationen eher vermeide, da ich niemanden auf den Schlips treten möchte.
Ich sehe das wie Du, dass mein eigentliches Problem nicht meine Spielsucht ist, sondern das, wofür ich meine Abhängigkeit als Lösungsversuch einsetze. Ich glaube zu wissen, warum ich spiele, bin bis dato aber immer daran gescheitert, wirklich ins Tun zu kommen; meine Problemchen wirklich aufzuarbeiten, meine Vergangeheit endlich Vergangenes sein zu lassen und mich als die Person zu akzeptieren, die ich war, bin und vielleicht einmal sein werde.
LÖSE Dich von deinen Eltern, LEBE für DICH
Couldn't agree more! Danke für diesen Satz.
Ist dann doch wieder etwas länger geworden als geplant und ich bin noch gar nicht dazugekommen, zu schreiben, dass ich heute vermutlich kurz davor war, meinen nächsten Rückfall zu planen. Mir haben heute Nachmittag die Finger gekribbelt. Ich habe mich, da ich nächste Woche meinen gewohnten Geldeingang erwarte, mit meiner Finanzplanung (der Begriff ist vielleicht etwas übertrieben, ich habe schlichtweg meine exakten Fixkosten und etwaige Rechnungen festgehalten) auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass auch der Dezember knapp wird. Das war natürlich wenig überraschend, das weiß ich schon länger. Binnen weniger Sekunden kam der mittlerweile übliche Gedanke, es doch wenigstens mit einer kleinen Einzahlung nochmals zu versuchen (wie unzählige Male zuvor - es blieb selbstverständlich nie bei der *einen* Einzahlung), mir einfach einen Puffer zu verschaffen. Ich war nach der Situation etwas perplex, da ich eigentlich fest davon überzeugt war, jetzt wirklich die Dinge anzugehen und zu verändern (haha!). Glücklicherweise konnte ich die ohnehin nur kurz andauernde Gegebenheit recht rasch einordnen, doch ich war dennoch etwas frustriert. Aber auch das Gefühl kenne ich schon nur zu gut. Als Reaktion von meinen heutigen Spielplanungen habe ich mir wieder eine Sperrsoftware installiert, obwohl ich bestens weiß, wie man diese umgehen kann - vermutlich eher eine symbolische Aktion.
Alles in Allem geht es mir gefühlstechnisch in Ordnung. Meine akute Vergangenheit - derzeit insbesonders, dass ich mein Studium derart habe schleifen lassen und jetzt viel länger brauche, als ursprünglich geplant - nagt etwas an mir, aber ich muss mir immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass ich das nunmal nicht mehr ändern und lediglich in Zukunft besser lösen kann. Eure Antworten helfen mir sehr weiter, besonders, weil mir dadurch immer wieder Dinge vor Augen geführt werden, die ich unbewusst in der Vergangenheit unter den Teppich gekehrt habe. Leider geht es sich diesen Samstag für mich nicht aus, ins Webmeeting zu kommen, da mein bester Freund Geburtstag feiert und ich das nur ungern missen möchte. Ich möchte nicht versprechen, dass ich übernächstes Wochenende dabei sein werde, da ich bei Situationen, die derart außerhalb meiner Komfortzone liegen, beinahe immer einen last-minute-Rückzieher mache, ich möchte es aber - sofern zeitlich möglich - zumindest versuchen. Ich mag zwar hier groß aufschreiben, bin aber dann doch ein Angsthase.
Ich bleibe also einen weiteren Tag spielfrei und hoffe, dass auch der morgige letztlich drangehängt werden kann!