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Tipico Sporwetten

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Tipico Sporwetten
« am: 30 November 2020, 13:02:35 »
Heyho liebe Gemeinde!

Auch ich hab mich die letzte Nacht durch sämtliche Beiträge hier gelesen, allerdings werde ich aus den völlig verschiedenen
Aussagen nicht schlauer..

Mal kurz zu meiner Geschichte:

Ich begann fast auf den Tag genau vor einem Jahr mit Sportwetten bei Tipico.
Irgendwann war ich so angefixt, dass ich sogar einen Kredit aufnahm.
Insgesamt habe ich dort fast 42000€ (11350€ über Paypal/ 30600€ Sofortüberweisung by Klarna) verschleudert  :-\
Nach etlichen versuchen mir das Geld "zurückzuspielen" ist nun endlich Schluss! Ich hab mich meiner Partnerin geöffnet, ihr von meinem Spielproblem erzählt und sie stärkt mir zum Glück ziemlich den Rücken.
Nächste Woche hab ich gleich den ersten Termin bei der Selbsthilfegruppe.
Gestern wurden wir dann auf dieses Forum aufmerksam und haben uns ein bisschen durchgelesen.

Allerdings gibt es hier so viel wiedersprüchliche Aussagen...

Also hier mal meine Fragen:

-Ist es immer noch relativ einfach sich das Geld, das mit paypal eingezahlt wurde, zurückzuholen oder gabs da mal eine Änderung der AGB?
-Das Geld von Klarna ist futsch oder kann da die Bank/der Anwalt auch was machen?
-Wie würdet ihr vorgehen? WHDGZ hat ja anscheinend ziemlich lange Wartezeiten..
Geld um nen Anwalt vorzustrecken ist auch keins mehr da...

Über helfende Beiträge würde ich mich freuen  :)

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Offline TAL

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Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #1 am: 30 November 2020, 13:32:18 »
Hallo Mister-T,

Zitat
Ist es immer noch relativ einfach sich das Geld, das mit paypal eingezahlt wurde, zurückzuholen oder gabs da mal eine Änderung der AGB?
Technisch 'einfach' ist es immernoch, zumindest wenn du mit PayPal via Lastschrift vom Girokonto bezahlt hast. Das läßt sich aufgrung der Verbraucherschutzrichtlinien zurückbuchen. Die ersten acht Wochen kannst du selbst machen, die letzten dreizehn Monate gehen auch noch, wenn du deine Bank überzeugen kannst.
Früher hat PayPal dann auch ziemich zeitnah auf die Forderung gegen den Spieler verzichtet (und die Sache war 'erledigt'), und sich das Geld vom Anbieter wiedergeholt, das tun sie heute allerdings nicht mehr, wie du ja offensichtlich schon gelesen hast.
Das bedeutet: Zurückbuchen geht nach wie vor, du mußt inzwischen aber die gesetztliche Verjährungsfrist von drei Jahren ab Ende des laufenden Kalenderjahres abwarten, bevor das Geld wieder 'deins' ist. In der Zwischenzeit kann PP rechtliche Schritte einleiten - oder auch nicht.
Bisher ist dies nicht passiert, aber da PP erst seit Mai 2019 nicht mehr verzichtet, ist bisher auch noch bei keinem Fall diese Frist ereignislos verstrichen.
Im Klartext heißt das: Zurückbuchen und drei Jahre Unsicherheit. Willst du das wirklich?

Zitat
Das Geld von Klarna ist futsch oder kann da die Bank/der Anwalt auch was machen?
Diese Buchungen wurden nicht per Lastschrift ausgeführt, sondern per Überweisung. Hier greift die Verbraucherschutzrichtlinie also nicht, da du der 'Auftraggeber' warst, und nicht der Empfänger. 'Willkür' ist damit also ausgeschlossen.
Insofern - ja. Das Geld ist 'futsch' - es sei denn, du klagst.

Wenn du kein Geld für einen Anwalt hast, bleibt dir nur, es über Firmen wie WHDG zu machen.
Momentan halten sich diese allerdings auch eher bedeckt, und warten die Entwicklung erstmal ab (neuer Glücksspielstaatsvertrag und Duldungsphase).

Ist ja nur meine Meinug, aber ich denke, am besten wäre es, mit diesem Kapitel abzuschließen, damit du den Kopf frei hast, dich ganz auf deine Genesung zu konzentrieren.

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #2 am: 30 November 2020, 16:55:44 »
Hey Tal,

Danke für deine schnelle Antwort!
Das mit klarna hab ich mir schon fast gedacht...
Aber bei Paypal mit ein paar einfachen Haken bei Onlinebanking das Geld zurückholenden warten tut ja nicht weh oder versteh ich da was falsch?
Geht immerhin auch um über 5000€ in den letzten 8 Wochen...

Mit freundlichen Grüßen, Mister-T  :)

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Offline TAL

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Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #3 am: 30 November 2020, 17:26:05 »
Nein, es 'tut nicht weh' (aufgrund dieser Formulierung habe ich grad ernsthaft überlegt, ob ich überhaupt antworten soll). Dennoch sollte man das Ganze schon ernst nehmen - es ist eben nicht einfach mal Häkchen setzen für das schnelle Geld. Derartige Gedanken sind typisch für uns. Es gilt eben, diese abzulegen, und die Sache rational und realistisch zu betrachten, und nicht aus dem Bauch heraus - wie sonst auch. Ansonsten läßt man es lieber sein.

Du solltest dabei also auf jeden Fall darauf achten, eventuell ausgezahlte Gewinne zu berücksichtigen. Keine 'Bereicherung', also plus / minus Null.
Zusätzlich wäre es von Vorteil, dir vom Anbieter eine Aufstellung deiner Ein- und Auszahlungen und der Einsätze geben zu lassen - falls es doch zu Streitigkeiten kommen sollte.
Dasselbe solltest du auch mit deinen PayPal-Transaktionen machen, an die du später nicht mehr rankommen wirst, da sie dir anschließend das Konto sperren werden.

Du siehst also - das wird dann eine längere Zitterpartie. Deine Frau zu informieren, falls du dies tust, wäre auf jeden Fall von Vorteil.
Und so ganz unschuldig bist du an der Sache ja nun auch nicht...

-edit-
Ich sehe grad... davon abgesehen handelt es sich in deinem Fall um Sportwetten. Da sind viele geteilter Meinung, was das Thema 'Grauzone' angeht. Diesbezüglich solltest du dich eventuell auch vorher informieren.
« Letzte Änderung: 30 November 2020, 17:30:31 von TAL »

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Offline Ilona

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Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #4 am: 30 November 2020, 20:06:15 »
Du könntest zumindest die Beträge zurückverlangen, die 1.000 € monatlich übersteigen.
LG Ilona

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #5 am: 30 November 2020, 21:16:11 »
Hey Ilona,

Ich hab schon gehofft dass du dich meldest! 😊
Warum denn die Beiträge über 1000€?
Der neue Vertrag mit dem 1000€-Limit tritt doch erst nächstes Jahr in Kraft oder irre ich mich da?
Ich hab mich heute schon an diverse Kanzleien gewendet, aber die meisten haben die nächsten wochen keine Zeit und ich habe einfach Schiss was falsch zu machen..
Die Frau Ober von der Kguk ist ja anscheinend auch ziemlich belegt was ich so gelesen habe!?

Vielen Dank schon mal 😉

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Offline Olli

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Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #6 am: 30 November 2020, 21:27:48 »
Hi!

Die 1000 € - Grenze pro Monat ist derzeit im GlüStV bei den Sportwetten verankert.
Lese Dir zumindest mal diese Passagen im Gesetz durch.
Du kannst ja nicht denen mit sowas ankommen: "Also, ich habe da mal was gehört, dass ich das Geld zurückbuchen kann. Bitte, bitte, bitte! #treudoof reinblick´# Wann kann ich damit rechnen? Wenn Sie mir das Geld nicht geben, dann werde ich mächtig böse und rufe meinen großen Bruder ..." :)
Auch wenn ich mich durch einen Anwalt beraten lasse, gebe ich mein Bestes, mich im Vorfeld vorzubereiten. Dann habe ich nämlich die Chance etwas mehr zu verstehen und gezielt Fragen zu stellen.

Ist das Aufwand? - Ja!
Lohnt es sich? - Die Frage kannst Du Dir nur selbst beantworten!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Ilona

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Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #7 am: 30 November 2020, 21:29:08 »
Man liest vieles. Frag einfach nach, dann weißt du, ob es stimmt. Ich weiß nicht, ob sie aktuell noch Kapazitäten hat.
LG Ilona

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #8 am: 30 November 2020, 21:42:29 »
Hey Ilona,

Ich hab schon gehofft dass du dich meldest! 😊
Warum denn die Beiträge über 1000€?
Der neue Vertrag mit dem 1000€-Limit tritt doch erst nächstes Jahr in Kraft oder irre ich mich da?
Ich hab mich heute schon an diverse Kanzleien gewendet, aber die meisten haben die nächsten wochen keine Zeit und ich habe einfach Schiss was falsch zu machen..
Die Frau Ober von der Kguk ist ja anscheinend auch ziemlich belegt was ich so gelesen habe!?

Vielen Dank schon mal 😉

Ich behaupte mal, das deine einzig wahrnehmbare Problemlösung wohl nur in der Rückabwicklung all deiner Transaktionen in Richtung Online Casinos liegt. Die Rückabwicklung von solchen Verträgen ist aber nur der letzte Schritt den man in einem langen Weg der eigentlichen Problem Bewältigung bzw. der eigentlichen Ursachenbekämpfung gehen sollte.

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #9 am: 30 November 2020, 23:33:54 »
Seit 2012 steht das im Glücksspielstaatsvertrag drin. Aber umgesetzt wurde es bis heute nicht. Sich dran halten hat auch niemand. Die Anbieter suchen sich nur die Passagen aus, die ihnen passen um sich rechtzufertigen. Für all andere Sachen ist ja die Lizenz aus Malta oder Gibraltar zuständig.

Was die Sportwettenanbieter betrifft, haben die sich immer darauf berufen, Lizenzvergabe hätte aus div. Gründen nicht stattgefunden. Also können wir mit unser Malta/Gibralter Lizenz machen was wir wollen. So wie ich aus diversen Quellen hier gehört habe, halten sich die Anbieter sogar in dieser sog. Duldungsphase bis Juli 2021 nicht an diesen Limit von 1000 Euro im Monat.
« Letzte Änderung: 30 November 2020, 23:40:40 von kotek123 »

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #10 am: 30 November 2020, 23:54:45 »
https://www.focus.de/finanzen/news/gluecksspiel-sportwettenmarkt-boomt_id_12683200.html

FOCUS Magazin | Nr. 48 (2020)
Titel
Im Hinterzimmer des Fußballs
Sonntag, 29.11.2020, 11:02 · · von FOCUS-Autor Text Christoph Elflein Und Maximilian von Krones


Noch bis vor Kurzem waren die meisten Sportwetten hierzulande illegal. Jetzt haben viele Anbieter eine staatliche Lizenz. Der Blick hinter die Milchglasscheiben zeigt ein Geschäft, das sich aus einem verruchten Milieu in die glitzernde Welt der Private-Equity-Firmen entwickelt hat.
Fußball kann so langweilig sein. Ein Spiel geht 90 Minuten und bietet durchschnittlich 3,21 Tore. Das ist erstens vergleichsweise lang und zweitens vergleichsweise wenig. Benjamin Speckenbach kennt diese Statistik genau, und er hat ein ambivalentes Verhältnis zu ereignislosen Spielen. Als Fußballfan langweilen sie ihn, in seinem Job sind sie Geschäftsgrundlage.

Speckenbach ist Chefbuchmacher bei Tipico und lebt da - mit von Nullnummern. Der Sportwettenanbieter ist Marktführer in Deutschland, und in diesem Geschäft sind nackte Zahlen, emotionslose Statistiken und torlose Unentschieden verdammt wichtig.

Denn eine Wette ist oft der Ausdruck einer Sehnsucht. Wer wünscht sich schon ein Null-zu-null? Würde ein wahrer Fan wirklich gegen seinen Verein tippen? Aus Anbietersicht ist es das Beste, was passieren kann, weil niemand darauf hofft ergo setzt. Wetten ist irgendwie auch Gefühlssache. Wer gewinnt, weiß man aus dem Bauch heraus. In Deutschland stand schließlich jeder schon mal auf dem Fußballfeld, da wird Vereinstreue vererbt („Mein Vater war schon Bayern-Fan“), da leben 83 Millionen Nationaltrainer.

Und genau an diesem Punkt, zwischen Hoffnung und Wahrscheinlichkeit, Sportheim und Statistik, hat Tipico seine Marktlücke gefunden. Denn was könnte diese verflixten 90 Minuten noch spannender machen als ein paar schöne Tore? Richtig, der passende Wettschein.

Das Geschäft mit der Sehnsucht
Die Sportwettenbranche boomt. Die Anbieter sind über die Jahre zu mächtigen Konzernen gewachsen, die eng mit dem Sport verzahnt sind. Weltweit werden geschätzt 1,69 Billionen Euro pro Jahr mit legalen und auch illegalen Wetten umgesetzt. Auf jedes Bundesligaspiel werden durchschnittlich 100 Millionen Euro platziert. Allein Tipico macht jährlich rund eine Milliarde Euro Umsatz. Kein Wunder, dass fast alle deutschen Bundesligisten einen Sportwettensponsor haben. In beinahe jeder deutschen Kleinstadt gibt es ein Wettbüro. Tipico betreibt 850 davon und ist auch in der Werbung so präsent wie kein anderer Anbieter in Deutschland. Es ist ein sensationslüsternes Geschäft mit dem schnellen Geld. Ein Geschäft, das in Deutschland nie wirklich legal war und das sich aus der Grauzone in unseren Alltag geschlichen hat. Wie funktioniert es?

Tipico hat zwischen Sportheim und Statistik eine Marktlücke gefunden

Benjamin Speckenbach kann sich noch genau an das Viertelfinale der Champions League in diesem Jahr erinnern. Für ihn war es ein Desaster. Bayern gewann 8:2 gegen Barcelona. „An diesem Abend ist fast gar nichts bei uns hängen geblieben“, sagt der Buchmacher. Viele Tore sind schlecht fürs Geschäft.

Bei Tipico ist Speckenbach der Chef der Quote. Er macht die Preise. Für das Spiel Bayern gegen Barcelona stand sie auf einen München-Sieg 1,95. Das bedeutet, für einen Euro Einsatz gab es bei einem richtigen Tipp 1,95 Euro zurück. Die Barcelona-Quote war höher. Die Katalanen waren vergangene Saison weniger beständig und erhielten eine Siegquote von 3,5. Insgesamt zahlt Tipico 95 Prozent der Einsätze als Gewinne wieder aus. Fünf Prozent Gewinnmarge werden in die Quoten eingerechnet.

Um die festzulegen, greift der Wirtschaftswissenschaftler auf ein Team von Statistikern zurück. „Die schauen sich die letzten Ergebnisse der einzelnen Teams, aber auch die historischen Werte der Duelle zwischen beiden Mannschaften an“, erklärt Speckenbach. Hinzu komme dann die Einschätzung von Experten. „Wenn jemand fünfmal in Folge gewonnen hat, heißt das nicht, dass er dabei auch gut gespielt hat.“ Außerdem fließen verletzte Spieler, der Anfahrtsweg oder die Regenerationszeit zwischen den Spielen mit in die Quote. „Manchmal muss der Buchmacher da auch mit Bauchgefühl operieren.“

»Manchmal muss der Buchmacher auch mit Bauchgefühl operieren«

Benjamin Speckenbach Chefbuchmacher bei Tipico

Speckenbach ist sportbegeistert, das glaubt man ihm. Auf dem Papier ist er aber die Schlüsselfigur eines Unternehmens, das 16 Jahre lang halbseidene Geschäfte in Deutschland machte. Denn nach deutscher Gesetzeslage waren die meisten Sportwetten bis in den Oktober 2020 illegal. Tipico und andere Anbieter wie Xtip oder Bet3000 haben ihre Unternehmenszentralen auf Malta. Dort operieren sie mit einer maltesischen Lizenz nach EU-Recht und konnten so die strengen deutschen Gesetze umgehen.

Malta als sicherer Hafen
Auf der kleinen Insel im Mittelmeer hat sich inzwischen die europäische Sportwettenelite gesammelt und trägt stolze zwölf Prozent zum BIP des Landes bei. Malta bietet neben lockeren Glücksspielregulierungen auch Steuervorteile und andere Annehmlichkeiten. Wer Investitionen in Höhe von 1,15 Millionen Euro tätigt, bekommt die maltesische Staatsbürgerschaft obendrauf. Quasi das goldene Ticket in die EU.

Zweikämpfe mit ausgefahrenen Ellenbogen

Neben den glänzenden gibt es aber auch Schattenseiten. Im Jahr 2017 starb die Journalistin Daphne Galizia durch eine Autobombe, kurz nachdem sie Verbindungen der italienischen Mafia mit maltesischen Wettanbietern aufgedeckt hatte. Sogar der Premierminister trat zurück, weil seine Regierung ebenfalls in den Skandal verwickelt ist. Malta mag Teil der EU sein. Als der Inselstaat 2004 der Gemeinschaft beitrat, dachte man in Brüssel aber auch noch ernsthaft über ein en Beitritt d er Türkei nach.

War die Grauzone besser?
Nun will der deutsche Staat Ordnung ins Chaos bringen. Seit Oktober sind Sportwetten in Deutschland legal. Ganz plötzlich. Der Durchbruch wurde vom hessischen Regierungspräsidium in Darmstadt verkündet, das zuvor mit der Lizenzierung von den anderen Bundesländern beauftragt wurde. Unter den inzwischen 18 Lizenznehmern sind unter anderen Bwin, Admiral oder auch Tipico

Die aktuelle Regelung gilt, bis der neue Glücksspielstaatsvertrag im Sommer 2021 in Kraft tritt. Alles, was jetzt passiert, ist quasi eine Art Probelauf. Und das Regelwerk hat seine Tücken und Absurditäten.


Zum Schutz der Spieler dürfen beispielsweise pro Onlineanbieter nur 1000 Euro pro Monat eingezahlt werden. Im stationären Wettbüro gibt es aber kein Limit. Viele Livewetten, also Wetten auf Ereignisse während des Spiels, wie etwa die nächste Gelbe Karte, wurden für die Lizenznehmer eingeschränkt. Zu hoch sei das Suchtpotenzial, findet der Gesetzgeber. Bei Onlineanbietern, die noch immer mit maltesischen Lizenzen arbeiten, bleiben diese Wetten jedoch im Angebot. Der Kunde spielt dann zwar wieder in der Grauzone, aber das hat in den letzten 16 Jahren ja auch niemanden gestört.

 
Die inzwischen lizenzierten Anbieter sind deshalb zwiegespalten. Einerseits haben sie nun endlich Rechtssicherheit. Das ist wichtig für Investoren. Denn entgegen der Vermutung stehen hinter vielen der schummrigen Wettbüros börsennotierte Konzerne wie etwa die GVC Holdings im Fall von Bwin oder der Private-Equity-Riese CVC bei Tipico.

Andererseits treffen die neuen Einschränkungen das Geschäft hart. Branchenkenner gehen davon aus, dass etwa 50 Prozent der Umsätze mit Livewetten generiert werden. Außerdem bremst das Einsatzlimit die sogenannten Highroller aus. Also die Zocker, die mit sehr hohen Einsätzen spielen und viel Geld bei den Anbietern liegen lassen.

„Wenn unser Produkt den Kunden am Ende enttäuscht, wird er den regulierten Markt verlassen“, sagt Tipico-Compliance-Chef Joachim Häusler. Das ist ein bemerkenswerter Satz. Er stammt schließlich von einem Mann, dessen Unternehmen genau davon jahrelang profitiert hat.

1000 Euro Einsatz können Spieler aktuell maximal bei legalen Anbietern pro Monat setzen

Brutaler Kampf um Marktanteile
Tipico reagiert aktuell aggressiv auf die neue Situation. Kurz nach der Lizenzierung wandte sich der Konzern an seine TV-Werbepartner, unter anderem ProSiebenSat.1, Discovery, Sky und Sport1. „Tipico stellt den Sachverhalt so dar, dass alle unlizenzierten Anbieter - auch wenn sie einen Konzessionsantrag gestellt haben, über den noch nicht entschieden wurde - nun nicht mehr von den Sendern beworben werden dürfen“, deutet ein Insider das Schreiben, das auch FOCUS vorliegt. Der Marktführer wolle sich damit einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

„Und zwar unter Vorspiegelung einer falschen Rechtslage.“ Tipico widerspricht und hält sein Vorgehen für legal. Dabei stützt sich das Unternehmen auf die Vorgaben der Regulierungsbehörde aus Darmstadt.

Werbung mit aktuellen Fußballern untersagt
Grundsätzlich testen die Anbieter die juristischen Grenzen gerne aus. So wirbt Tipico mit Torhüterlegende und FC-Bayern-Vorstand Oliver Kahn, der verspricht: „Ihre Wette in sicheren Händen.“ Das Problem ist nur: Diese Kampagne verstößt wohl gegen aktuelle Richtlinien. Denn die deutsche Lizenz bringt auch Einschränkungen für die Werbung. Anzeigen mit aktiven Spielern oder Funktionären sind demnach untersagt.

Auch diesen Vorwurf weist Tipico von sich. Andere Anbieter wie Xtip distanzierten sich allerdings schon im Oktober von ihren prominenten Werbegesichtern. Tipico hingegen wirbt noch bis zum nächsten Sommer mit Oliver Kahn, wie das Unternehmen auf Nachfrage mitteilt.

Im Moment ermittelt zudem die Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen den Marktführer wegen des Verdachts der unerlaubten Veranstaltung von Glücksspielen. Im Mittelpunkt steht das Online-Casino-Angebot. Der Anbieter bekräftigt, dass das Angebot legal sei und die Ermittlungen „daher ins Leere laufen“.

Auch in der Vergangenheit tauchte der Name des Unternehmens schon in Gerichtsakten auf. In einem Verfahren in Frankfurt ging es auch darum, inwieweit Wettbuden von Tipico von Kriminellen zur Geldwäsche missbraucht wurden.

Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt
Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Noah Krüger ermittelte dabei gegen einen deutschlandweit agierenden Drogenring. Weil die Verbrecher ihre Einkünfte aus dem Verkauf von 350 Kilo kolumbianischem Kokain waschen mussten, stiegen zwei von ihnen nach Erkenntnissen der Fahnder als Franchise-Unternehmer in gut 30 Tipico-Filialen in Frankfurt und Wiesbaden ein. Noahs grundsätzliche Kritik: „Offenbar hat der Wettanbieter seine Geschäftspartner nicht genau geprüft.“ Sonst wäre schnell aufgeflogen, dass die beiden aus der Türsteherszene ihr Eigenkapital für den Einstieg „wohl kaum legal erworben haben könnten“. Laut FOCUS-Informationen muss ein Franchisenehmer rund 120.000 Euro selbst mitbringen.

Dann setzten die Kriminellen offenbar Drogengeld über Strohmänner auf ausgewählte Partien - allerdings auf absolut unrealistische Ergebnisse (FC Ingolstadt gegen FC Bayern 5:0). Am Ende landete so der schmutzige Einsatz sauber in der Kasse des Franchisenehmers. Ordentlich versteuert, wird schmutziges Geld so zu offiziellen Einkünften aus unternehmerischer Tätigkeit. Tipico gibt an, seine Franchisenehmer seither besser zu überprüfen.

Imageschädigend sind aber nicht nur Skandale. Der Sportwettenboom hat nämlich über die Jahre nicht nur Gewinner produziert.

Martin R. sitzt in einer Shishabar in Berlin und wirkt aufgeregt. Er spricht normalerweise nicht über seine Krankheit. „Aber ich will, dass die Leute verstehen, wie gefährlich Sportwetten sind.“ Mit 17 gab der Bauleiter seinen ersten Wettschein ab. „Das war schnelles Geld.“ Seinen letzten füllte er erst 14 Jahre später aus. Bis dahin hatte er 60.000 Euro verspielt und knapp 30.000 Euro Schulden angehäuft.

Martin bemerkte früh, dass er ein Problem hat. Er zockte trotzdem weiter. „Jeden Verlust wollte ich mit einer noch riskanteren Wette wiedergutmachen.“ Irgendwann musste er Kredite aufnehmen, um weiterspielen zu können. Er erzählte niemandem von seiner Sucht. Zum Selbstschutz hielt er sich von Onlinewetten fern. „So musste ich wenigstens noch in den Wettshop laufen, um zu spielen.“

Die Sucht auf Pump
Vor drei Jahren flog sein Doppelleben dann auf. „Am 23.11.2017 habe ich das letzte Mal gewettet“, sagt er. Am darauf folgenden Spieltag traf Dortmund auf Schalke. Die Schwarz-Gelben führten zur Halbzeit 4:0. Martin, Dortmund-Fan, setzte im Vorfeld 500 Euro auf einen Sieg seines Klubs. Dann passierte, was nicht passieren durfte. Schalke glich in der zweiten Hälfte Tor für Tor aus und rettete das 4:4. „Ich war damals auf einem Wochenendtrip, und zur gleichen Zeit entdeckte meine Freundin die Kreditverträge in meinen Unterlagen“, erzählt er. „Es war schrecklich, aber gleichzeitig ist eine immense Last von mir abgefallen.“ Nachdem Dortmund den Sieg verschenkte und Martins Spielsucht erkannt wurde, weihte er sein Umfeld ein. Der 34-Jährige besucht bis heute eine Selbsthilfegruppe. Lange Zeit bekam er Taschengeld von seiner Freundin. „Ich musste mir selbst den Geldhahn abdrehen.“ Er ging sogar zu seiner Bank, legte seine Sucht offen und ließ sich in seinem Stammwettbüro Hausverbot erteilen. „Ich laufe da immer noch zweimal die Woche vorbei“, Martin ist wütend, „ich könnte denen vor die Tür spucken für all das Leid, das sie verursachen.“

20 Prozent der Glücksspielsüchtigen sind abhängig von Sportwetten

Experte sagt: „Sportwetten sind Glücksspiel“
Tobias Hayer beschäftigt sich seit knapp 20 Jahren mit dem Ursprung dieses Leids. „Sportwetten sind Glücksspiel“, sagt der Psychologe von der Universität Bremen. Oft begegnet ihm die Behauptung, die Wetten seien harmlos. „Das ist gefährlich, weil die Spieler dem Irrglauben hinterherjagen, ihr Fachwissen langfristig zu Geld machen zu können“, betont Hayer.

Gerade Fußballfans und aktive Sportler sind gefährdet. Sportwetten seien eine hervorragende Projektionsfläche für kognitive Verzerrungen. „Wenn sie gewonnen haben, war das ihr Fachwissen. Wenn sie verloren haben, dann versuchen sie Gründe zu finden, die außerhalb ihrer Kompetenz liegen: der Schiri, der Trainer, Verletzungspech.“ Diese scheinbare Kontrolle über Gewinne und Verluste sei fatal. Bis zu 20 Prozent der Menschen, die sich an Hilfseinrichtungen für Glücksspielabhängige wenden, seien inzwischen Sportwetter, erklärt Hayer. Tendenz steigend.

Der Wissenschaftler ist kein absoluter Gegner des Glücksspiels. „Ich glaube, wir brauchen ein hinreichend attraktives Angebot“, sagt der 46-Jährige, „aber es sollte anders aussehen, als es bislang der Fall war und künftig sein wird.“

Die Glücksspielbranche versuche in dieser Debatte, die Schuld den Betroffenen selbst zuzuschieben, und argumentiere unter anderem mit einer genetischen Prädisposition. Hayer hält das für bedrohlich. „Es gibt gewisse Persönlichkeitseigenschaften, die eine Person anfälliger fürs Glücksspiel machen, aber die werden erst wirksam, wenn sie auf äußere Reize treffen“, sagt der Psychologe. Eine hohe Spielgeschwindigkeit, wie etwa bei den Livewetten, ein schnelles Auszahlungsintervall und eine breite Verfügbarkeit sind besonders schädlich für Spieler. Lotto kann man zweimal die Woche spielen, Sportwetten werden zu jeder Tages- und Nachtzeit angeboten. „Der Sportwetter ist eher der Kokser unter den Glücksspielern“, sagt Hayer. „Der will den Kick und seine Emotionen potenzieren.“ Fußball kann manchmal eben so langweilig sein.

« Letzte Änderung: 01 Dezember 2020, 00:51:00 von kotek123 »

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #11 am: 27 Dezember 2020, 16:07:34 »
Moin in die Runde, ich habe diesen Monat über 1000 € bei Tipico eingezahlt. Laut GlüStV liegt das Limit ja bei den 1000 (selbst wenn es 1000 € Einsatz pro Monat sind ist es das Gleiche?!).

Ich habe Tipico um Erstattung des restlichen Geldes gebeten.
Seht ihr es genau so oder wie ist da die Erfahrung?

Gruß

*

Soistes

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #12 am: 27 Dezember 2020, 19:17:00 »
Tipico wird dir nichts zurückgeben. Die 1000€ gelten nicht für Sportwetten, laut Tipico. Was gesetzlich ist, ist denen ziemlich egal, wenn sie sich dran gehalten hätten, gäbe es sie gar nicht.

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #13 am: 27 Dezember 2020, 19:56:27 »
Steht so ja nicht drin, also wird es dann zu einer Forderung meinerseits kommen.
Zur Not wohl dann anwaltlich...

Re: Tipico Sporwetten
« Antwort #14 am: 29 Dezember 2020, 13:25:44 »
Anwalt bedeutet aber automatisch auch direkt hohe Kosten....

 

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