Hi Jenn!
Wie ich sehe, hast Du Alles getan, was in Deiner Macht stand. Wie ich schon sagte, liegt es in der Verantwortung des Spielers ins Handeln zu kommen.
Du hast also bereits weit mehr getan als man von Dir erhoffen konnte. Du hast gekämpft. Und nun hast Du kapituliert. Es macht nun mal keinen Sinn Kämpfe zu kämpfen, die nicht gewonnen werden können.
In manchen Kulturen ist die Familie das höchste Gut, welches, zumindest nach außen, mit allen Mitteln aufrecht erhalten werden soll.
Ich frage mich nur, wie das gehen soll, wenn nur eine Person diesem Gut huldigt, es hegt und pflegt? Der andere Part hingegen es mit Füßen tritt?
Da fehlt mir das Verständnis, wieso Du und Eure Tochter leiden sollten, nur um an der "Familie" fest zu halten.
Du hast gezeigt, dass Du alles dafür gegeben hast. Was sollen das also für Vorwürfe sein, die sein Handeln schlussendlich in Schutz nehmen?
Ich lese hier, dass Dir das Alles schwer fällt und Du um die Liebe zu der Person trauerst, die es auch wohl einmal wert gewesen ist, derart geliebt zu werden.
Doch so lange er in der Sucht verweilt, liebt er Euch nicht mehr - zumindest hat er eine "größere Liebe".
Würde er sich helfen lassen, käme der größte Teil dieses wertvollen Ichs wohl wieder zutage. Doch im Moment ... keine Chance ...
Wenn Dein Partner Dir Vorwürfe macht, dann musst Du sie mit ein wenig Abstand betrachten. Wie heisst es doch so schön, Angriff ist die beste Verteidigung.
Du hast ihn also bereits mit Deiner Konsequenz "in die Enge" getrieben. Ihm wird bewusst, dass er Euch verlieren wird.
Bisher hat er was erfahren? Du bist da, egal was er macht. Es gibt ein wenig Stress? Der geht vorüber. Er kann alles Geld verzocken, er hat ein Dach über dem Kopf und Du fütterst ihn durch. (Sehe das bitte nicht als Vorwurf. Kaum eine Angehörige/ein Angehöriger kennt sich mit Sucht aus und realisiert, dass mit solchen Aktionen die Sucht nur unterstützt wird. Was in allen möglichen Lebenslagen eine Selbstverständlichkeit ist, ist hier leider kontraproduktiv. Ich schreibe Dir das, damit Du in Zukunft, wir wissen ja noch nicht, wohin die Zukunft Euch führt, ihn auch hier die Konsequenzen seines Handelns spüren lassen kannst.)
Jetzt erntet er erstmalig ernsthaft emotional die Folgen seiner Entscheidungen.
Vielleicht löst dies in ihm einen Konflikt aus, der ihn zum Umdenken anregen wird. Wer weiss ...
Das braucht aber Zeit. Zeit, die, egal wie er sich entscheidet, nur für Dich spricht. Gebe ihm diese Zeit. Wenn er den Kontakt weiter wünscht, wird er sich melden.
Du hast Alles richtig gemacht und Du brauchst Dir weder eine Schuld einreden lassen, noch musst Du Anzeichen suchen, damit Du Dir selbst Schuld zuweisen kannst.
Ach ja ,ich wollte noch erwähnen, das er immer zugegeben hat, wenn er gespielt hat .Er war also ehrlich mit seinem Spielverhalten ,außer mit dem online spielen, das verschwieg er stets.
Du brauchst ihn auch nicht in Schutz nehmen. Was bleibt denn unterm Strich übrig? Er hat Dich belogen - Punkt.
Wenn er tagelang unterwegs war, musste er es Dir ja plausibel erklären. Hier war die Wahrheit schlicht der einfachere Weg.
Du weisst aber selbst am Besten, was dieses Verhalten bei Dir an negativen Gefühlen ausgelöst hat und ich nehme mal stark an, dass Du dies ihm mitgeteilt hast.
Es war ihm - auch sicherlich wieder unterm Strich - egal - und das wiegt weit schwerer als ein wenig Aufrichtigkeit.
Du hattest geschrieben, dass Du alleine bei der Beratung gesessen hättest. Hast Du sie auch in Anspruch genommen? Kaum jemand weiss, dass die Beratungsstellen auch für die Angehörigen da sind und ihnen helfen können durch diese schwere Zeit zu kommen.
Magst Du nicht noch einmal einen Termin für Dich machen?