Hallo André,
ich habe mich in letzter Zeit öfters gefragt, wie es wäre, Sportwetten auf Mein' Lieblingsverein zu setzten. Eines wüßte ich: niemals - um nichts in der Welt würde ich eine Wette gegen die Jungs setzten, das gebietet einfach der Stolz, das Understatement, zwar Fan keines Eliteclubs zu sein, eher etwas bodenständig, aber mit Herzen. Sonntag hieß das Ergebnis: 3:1, 'mal wieder gewonnen, mal wieder Geld zurück - gewinnen, und dann bin ich in der, in meiner Spielsucht. Mit "Geld zurück zu gewinnen", habe ich morgens so manche Arbeitsstunde geschwänzt, (der Zug hatte leider Verspätung) - so die Ausrede. Hast du schon einmal deine Arbeit versäumt, um Spielen gehen zu können; eine von 20 Fragen der Anonymen - Spieler (GA) zu jeder Frage habe ich eine Geschichte aus meinem Leben. Ja, ich wollte natürlich auch verlorenes Geld schnellstmöglich zurück gewinnen. Die Antwort, im Tunnel des Lebens betrachtet, und wieder an das Licht gebracht sagt mir deutlich: Ich stehe nicht alleine da, weil ich es niemals geschafft habe, verlorenes Geld zurück zu gewinnen.
Als Judendlicher bin ich in die Frittenbude gegangen: 1,20 DM für die Bratwurst, 1,50 DM hingelegt, die 3 Groschen, Stück für Stück in den Automaten geworfen. Wenn 4 oder 8 Groschen rauskamen, hat es Spaß gemacht, wenn es 10 Groschen, also 1 Mark war, habe ich mich wie der King gefühlt. auch daß ich als 15 jähriger schon über 1,85 groß und stabil gebaut war, also als 18 jähriger durchging, hat mich angetörnt. Das Spielen wurde zu meinem Lebensinhalt, ich ging so oft wie möglich in die Spielhalle, später auch in Kneipen, nur beim Saufen haben wir Fußballfans lieber geknobelt und geflippert, immer um Bier und Schnaps.
Ich weiß nicht mehr, wie meine Erwartungen waren, wenn ich die Spielhalle betrat. Ich habe in Erinnerung, daß nach einem sehr stressigen Arbeitstag im Hochsommer, von 8:00 - 20: 00 ohne Pause, ich eine Taxe zur Firma bestellte, damit zum Rotlichtviertel fuhr, unbeachtet der hohen Taxikosten, die lächerlich in der Position zum Spielverlust waren, und später das Zocken als anstrengender empfunden habe, als das Getriebe im Büro war.
Mein letzer Traum an das Spielen, den ich in Erinnerung habe, handelte davon, vom Spielen ausgebrannt, müde, verletzt vom hohen Geldverlust, es endlich geschafft habe, die Halle zu verlassen, lediglich 20 DM hatte ich noch übrig gelassen. Vor der Spielhalle war ein riesiger gepflasteter Platz, und weit gegenüber auf der anderen Seite befand sich eine Spielhalle. Ich fing an zu laufen, um dahin zu kommen, dann wachte ich auf, schweißgebadet.
Irgendwann kommt im Fernsehen ein Spielautomat ins Bild, oft auf Videos in der Präventionsarbeit, schon ist der Trigger bei mir. Ich habe Heute noch das Zucken , den Rhythmus im rechten Daumen, wenn ich die Risikotaste drückte, 30 Jahre später. Und wenn die Leiter nach oben stieg, war dieses Glücksgefühl so mächtig, wahrscheinlich der Erfolg, etwas geschafft zu haben, was ich im Beruf nicht bekommen habe, von der Liebe einmal völlig zu schweigen.
Liebe Grüße
Andreas