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Andre - 26 - Keine Lust mehr.

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Offline Ilona

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Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #30 am: 04 Februar 2021, 18:44:52 »
Lieber Andreas,

ich bewundere dich ein bisschen für deine Gelassenheit gegenüber einem rechtspopulistischem Querdenker als Therapeuten. Dass du es hinkriegst seine Aussagen zu differenzieren, erfordert viel Übung und Gleichmut. Ich könnte das weder als Klientin noch als Beraterin.

LG Ilona

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #31 am: 04 Februar 2021, 19:38:46 »
nur zur Einordnung, der vom User Andre 26 angepriesene YouTube-Kanal wird von einem Betrüger geführt, der nur deswegen nicht in Haft sitzt, weil Deutschland eigene Staatsbürger nicht in die Schweiz bzw. die USA ausliefert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Florian_Homm
(Ich würde Herr Homm gerne dazu in Zürich befragen, aber dieses Treffen wird leider sicher nicht stattfinden.)

Unsere freie demokratische Grundordnung bringt es mit sich, so einen verblendeten Unsinn im Rahmen der Meinungsfreiheit tolerieren zu müssen (und im Falle einer Infektion natürlich auch behandeln zu müssen), aber ich finde, dass sollte in einem so seriösen Forum nicht ohne Widerspruch passieren. Das Verhalten des Users André 26 offenbart leider völlige Unkenntnis unserer komplexen und interdependenten Gesellschaft und ist in Bezug auf den Umgang mit der Pandemie in meinen Augen asozial und kontraproduktiv. Zum Glück ist es nur eine Minderheit, die so verantwortungslos agiert; andererseits ist es ihm anzurechnen, dass er hier so offen schreibt; vielleicht ahnt er ja auch, dass das eigentlich nicht in Ordnung ist. NEIN; ES IST NICHT IN ORDNUNG!

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #32 am: 16 Februar 2021, 00:04:46 »
2 MONATE

Wow, wie die Zeit vergeht!
Vielen Dank für die Rückmeldungen und Meinungen.
Heute fühle ich mich gut, immerhin ist heute mein Monatstag.

Ich kann alle verstehen die eine andere Meinung haben und finde das toll mitzulesen.
Viel Argumentieren bringt jedoch nichts, denn an aktueller Situation können wir alle nichts ändern.
Erst hieß es wir retten Weihnachten, dann Silvester, Okay, Januar müsst ihr noch durch.. dann Februar.... und nun März.
Vermehrt Umfragen zeigen das immer mehr Leute so denken wie ich.
Gastronomen gehen pleite, in unserer Innenstadt sind von c.a 50 Läden bereits 17 Leergeräumt (zur Vermietung)
Ich habe nachgezählt beim gestrigen Spaziergang.
Und die Politik, ah komm erst 50 Inzidenz, nun 35er?
Ostern können wir wahrscheinlich auch vergessen.

Das Querdenken als Beleidigung nun benutzt wird finde ich jedoch etwas seltsam.
Aktuell findet das Sterben offenbar nur noch durch eine Sache statt.
Wir werden gedrillt uns von einander zu entfernen.
Wo ist die Mentalität hin, von der meine Eltern mir erzählten als sie damals die Mauer zum fall gebracht haben?
Natürlich könnte man das Argument in beide Richtungen verwenden.
Warum hast du nicht die Mentalität zuhause auf dem Arsch sitzen zu bleiben?
Jedoch genug ist genug. Ende Oktober war ich das letzte mal schön essen in einem Restaurant.
Das will ich wiederholen, ich möchte wieder lächeln.
Ich möchte wieder meine Freunde treffen, mit den etwas unternehmen.
Und dabei nähe spüren und nicht ein 2 Meter Abstand und Maske.
Die Kinder lachen nicht mehr. Kinder werden depressiv.

Die Langzeitfolgen des Lockdowns werden aus finanzieller und emotionaler Sicht schlimmer, als das Virus selbst.
Da frage ich mich, warum sehen das so wenige hier?

Ich würde gerne hier im Thread gerne wieder zum eigentlichen Thema kommen.

Die letzten 2 Monate haben mir viel im Leben gezeigt.
Ich habe grundlegende Dinge aus meiner Vergangenheit nochmals für mich aufarbeitet.
Aktuell fühle ich mich ganz gut und stabil wie ich schon schrieb.
Impulse kommen kaum noch, jedoch wie schon jemand hier sagte ist gerade jetzt die höchste Vorsicht geboten.
Da ich schon mehrere Rückfälle hatte, habe ich diese  für mich analysiert.
Ich denke ich bin aktuell auf einem guten Weg.

Euch allen nochmals ein riesen DANK für all die Worte.
Jedes einzelne habe ich durchgelesen und mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht.
Grade die Liste von @andreasg ist ein sehr gutes Mittel um gut voran zu kommen.
Olli´s Worte sind sehr Weise und jedes mal wenn er was schreibt lese ich mit.
Und Ilona, danke nochmals für die Karte, ein Super Werkzeug.

Update folgt wenn mir was auf dem herzen Liegt oder in 1 Monat zum 3. Monatstag.

Grüsse



 






Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #33 am: 16 Februar 2021, 08:54:11 »
Zitat
Wo ist die Mentalität hin, von der meine Eltern mir erzählten als sie damals die Mauer zum fall gebracht haben?

Dieser Vergleich mit einem physischen Gegenstand, den man anfassen kann und auch nicht weitere Leben gefährdet hinkt mehr als nur gewaltig. Corona ist ein Virus den man weder anfassen, sehen, riechen oder schmecken kann. Ein kleiner fieser Winzling den man sich überall einfangen und auch unbewusst verbreiten kann mit verehrenden Konsequenzen, was letztendlich den Tot zur Folge haben kann.

Sicherlich betrifft es die "Alten" am häufigsten aber haben wir "Jungen" nicht die Verantwortung auch unsere "Alten" zu schützen!?  Böse Zungen behaupten es ist eine "natürliche Selektion" würde die Kosten für Betreuung und Pflege deutlich senken...

Wer nun meint, es geht ihn nichts an, spielt ein gefährliches Spiel und spielt mit seinem Leben aber vor allem mit dem Leben der anderen. Ein Glücksspiel denn wie sich der Virus auf den eigenen Körper auswirkt kann man nicht wissen. Entweder es geht gut oder eben nicht.

Corona ist wie die Spielsucht - man denkt nicht daran und spielt alles herunter - erst wenn es zu spät ist wacht man auf. Der einzige Unterschied besteht jedoch darin, das bei Corona die Möglichkeit besteht das du in wenigen Tagen hops gehen kannst und in beiden Situationen benötigt man die von dir angesprochene Mentalität und Stärke um dagegenhalten zu können damit sich alles zum Besten wendet!
« Letzte Änderung: 16 Februar 2021, 08:58:42 von Born4Nothing »
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Offline andreasg

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Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #34 am: 16 Februar 2021, 10:09:36 »
Hallo André,

ich finde es alles sehr interessant, was ich lese, und ich bin ja selber bei einem Thema:

"Ich will hier raus"!!!

Das Eingeperrt sein, in der eigenen Wohnung ist grausam. In 50 Minuten kommt die Haushälterin, wenn sie sich nicht in Schnee - und Eismatsch unsanft auf den -- setzt.
"Ja, bei uns werden keine Fußwege und Radwege, keine Fahrbahnübergänge geräumt, die Senioren sollen doch mit ihren Rollatoren zuhause bleiben, und die Vergabe des Impfstoffs geht hierzulande viel zu schleppend voran, auch ist nicht sicher, ob das Zeug die Alten nicht vorab umbringt"...
Die Gedanken im Kopf rumoren , stärker als zuvor, die Tage ziehen sich so dahin, und die Nächte sind schlaflos.
Nur die Querdenker trotzen dem allen. Sie erzählen ihre Ansichten, und immer weniger hören hin.
Bei uns hat sich mal eine Querdenkerin mit der von den Nazis ermordeten Sofie Scholl verglichen, das ging bundesweit durch die Nachrichten, weil ihre Rede von einem Ordner gestört wurde. Also können Störungen auch konstruktiv sein.
Bei unserem Verkehrsbetrieb kommt es zu Ausfällen im Stadtbahnverkehr. Da sind Betonplatten durch Einwirkungen des Frostes hochgekommen, und blockieren die Schienen.
"Schuld hat die Regionsverwaltung und deren selbstherrlicher Verkehrsdezernent", - Stop Andreas!!! Der ÖPNV ist eine Institution, die ich als Hobby nutze, und ich lese und beschäftige mich ausführlich damit. Nun habe ich Kontakt mit Menschen, die sich mit der Beschaffenheit von Beton auskennen, also Bauingenieure. Und wenn  ich mir da eine eigene Meinung zusammen konstruiere, dann gehe ich in eine Überheblichkeit, die meinem Suchtprofil entspricht.
Mein Therapeut ist womöglich Rechtspopulist, und das heißt: Grenzen setzen! Genau das ist mein Therapieziel. Ich muß nicht mit allen Menschen lieb Kind sein, zumal ich ja "geprügeltes Kind" bin, also eine Aussöhnung mit meinem "Inneren Kind" mir wünsche.
Dazu brauche ich eine neue innere Stärke. Die lässt sich nicht in skurrilen Fantasien erleben, sondern durch Arbeit an mir. Wenn mein Therapeut mir erzählt, daß der Wattestab in der Nase die Schleimhaut schädigt, und das Schädelbasissystem angreift, habe ich doch die Möglichkeit, mit meinem Hausarzt darüber zu sprechen, wenn der nächste Corona Test ansteht.. In der Mundhöhle hatte ich keine Beschwerden. Also erst einmal hinhören, und dann schauen, wer ist meine höchste Vertrauensperson.
So komme ich gut durch die Pandemie. Ach ja, immer etwas zum Thema im Wartezimmer bereit haben, denn in der Arztpraxis habe ich die Vertrauensbasis.

Liebe Grüße
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #35 am: 16 Februar 2021, 11:38:01 »
Hatte ich die Anekdote hier schon irgendwo geschrieben? Egal ...

Letztes Jahr kam mein ehemaliger Chef zu mir, da er unsere Vermessungen bescheinigt, also unterschreibt. Wir kamen auch auf das Thema Corona und ich sagte:
Irgendwie sind die Auswirkungen gar nicht wirklich greifbar. Ich höre zwar viel, doch in meinem Umfeld ist niemand erkrankt.

Da meinte er ... Also in meinem Umfeld schon. Eine junge Frau. Sie hat es schwer erwischt und sie liegt auf Intensiv.

Das war Mitte letzten Jahres, als die Infektionszahlen im Keller waren.


Der Vater meines Schwagers leidet an einer schweren Lungenkrankheit, die die Sauerstoffaufnahme verhindert. Mit jedem Atemzug ringt er förmlich nach Luft.
Der Toilettengang wird zum Marathon, auf dem er mehrfach Pausen einlegen muss. Wahrscheinlich durch die fehlende Bewegung hat er seit einiger Zeit offene Beine, die Pflegekraft bekommt das nicht in den Griff.
Letzte Woche hat er versucht sich mit einem Messer die Pulsadern aufzuschneiden. Er hat aber nicht "getroffen". Er hat eine Patientenverfügung, die Wiederbelebungen etc. ausschließt. Er wollte zunächst auch nicht ins Krankenhaus. Jetzt liegt er aber drin und anscheinend kann man sein Leiden ein wenig mildern.
Er lebt zusammen mit seiner Frau in einer Mietwohnung. Die Frau traut sich nicht aus dem Haus, da sie ihren Mann nicht mit dem Virus anstecken möchte. Sie sind Gefangene ihrer vier Wände.
Er hat zwei Kinder und 5 Enkel. Besuch, wenn man es denn so nennen mag, bekommt erlediglich von meinem Schwager, denn er kauft für sie ein.
Meine Nichten wollen nur allzugerne zu ihrem Opa - doch sie dürfen ja nicht. Letzte Woche, noch vor dem Vorfall sprach ich mit einer Nichte darüber.
Sie wollte ihrem Opa einen Brief schreiben um ihn aufzumuntern und wenigstens auf diese Art ein wenig Nähe zu ihm zu suchen und ihm ihre Liebe zu schenken.

Ja, ich sagte es schon ... auch ich möchte wieder meine Freunde treffen. Doch ich habe Kontakt zu meiner Schwester und ihrer Fanilie - es sind meine einzigen Kontakte derzeit und sie sind auch selten. Einmal die Woche gehe ich einkaufen und wahre die gebotenen Abstände. Und trotzdem ... kann ich denn garantieren, dass ich mich nicht doch irgendwo anstecke? Heute bin ich im Büro. Wie viele Türklinken ich heute schon angefasst habe, Akten, die ich von Kollegen erhalten habe.
Was, wenn ich mich nun infiziere und die Familie meiner Schwester anstecke - bei allen verläuft die Krankheit fast unmerklich und mein Schwager steckt dann seinen Vater an?

Wie viel Leid würde ich verursachen? Erst recht, wenn ich nicht nur trotz Vorsicht ansteckend würde, sondern sogar aus purem Eigennutz alle Vorsicht in den Wind geschlagen hätte? Für eine Party? Für einen Restaurantbesuch? Für einen kurzen Moment der Freude und des Genusses?
Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Somewhere87

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #36 am: 16 Februar 2021, 11:39:47 »
Hallo Andre,

schade, dass du dich vom einen Extrem ins andere stürzt.

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #37 am: 16 Februar 2021, 19:27:32 »
Hallo André,

Du solltest Dir mal über einen Mechanismus Gedanken machen: nämlich den, die Schuld bei den anderen zu suchen. Klar verlangt uns diese Pandemie alles ab, ich bin selbständig und habe auch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Aber das bringt mich nicht dazu, mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern ich versuche, dieser Jahrhundertkatastrophe das Beste abzugewinnen. Es klingt paradox, aber Corona kann auch eine Chance sein. Kreativ werden, Ideen ventilieren, Dinge ordnen u.v.a.m. Ich kann von mir sagen, dass ich den Spielteufel "besiegt" habe, aber ich weiß, wie mächtig der Gegner sein kann... Vielleicht solltest Du Dir als erstes mal Gedanken um Deine eigene Verantwortung machen, Du wirst erstaunt sein, was da alles zu bergen ist.
Ich bin Optimist und der Kopf ist ja bekanntlich rund, um das Denken zu ändern. Wünsche Dir jedenfalls viel Erkenntnisgewinn.
Besten Gruß

Katerstrophe

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #38 am: 16 März 2021, 02:46:26 »
3 Monate  :)

Wow wie die Zeit vergeht! Schon ganze 3 Monate in den ich nicht ein Cent dem Wetten / Glücksspiel gewidmet habe.
Wie meine Ansichten bezüglich aktueller Situation sind habe ich schon ausführlich geschildert,
deshalb widme ich meinen 3. Monatstag - Beitrag nicht weiter dem Thema.

Was habe ich für tolle dinge in den letzten Wochen unternommen.
Ich war unterwegs, habe Freunde getroffen und diesen meine Glücksspiel - Karriere geschildert.
Keiner hätte erwartet, dass sowas einem wie mir passieren kann.
Immerhin bin ich einigermaßen gut gebildet und hinterfrage eigentlich jedes Thama.
Bzw ich gucke mir Themen gerne von 2 Seiten an.
Nun, da sieht man, das jeder der Glücksspielsucht in die Arme fallen kann.

In diesem Monat habe ich mich vermehrt mit dem Thema "Freizeit ausfüllen" beschäftigt.
Während meiner Glücksspielsucht kamen oft diese Tage an den ich langeweile hatte.
Das Gehirn hat diese Tage gerne mal mit dem zusätzlichen Glückshormonschub verknüpft den man beim Spielen (manchmal) hat.
Ich entdeckte in diesem Monat einige neue Dinge.
Mir fiel auf, dass es Spaß macht Podcasts zu hören.
Vorlesungen von Professoren sich anzugucken die über die Sucht als solche Unterrichten.
Viel meiner Freizeit habe ich damit in diesem Monat verbracht.

Um dem Glücksspiel fern zu bleiben habe ich gelernt, dass man einen inneren Hass dafür entwickeln muss.
Das kombiniert mit der Realität, das man im Endeffekt sich und seine Familie ruiniert hilft schon ganz gut.
Dem Impuls wenn er mal kommt nicht nachgeben ihm sich klar machen, das man stärker ist.
Die Impulse hatte ich diesen Monat nur einen gehabt.
Da lief eine Werbung im TV und mein Hirn sprang direkt drauf an.
Ich erklärte meinem Hirn, dass es falsch sei auf diese Manipulation anzuspringen.
Ein paar Tage später lief die gleiche Werbung, mein Hirn wusste sofort, dass es kein Impuls rauschickt.

Nun ich bedanke mich sehr für die zahlreichen Beiträge hier und wünsche euch allen eine angenehme Woche.
Wir sehen uns in 1 Monat, an meinem 4. Monatstag.

Grüsse

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Offline Olli

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Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #39 am: 16 März 2021, 06:19:32 »
Hi Andre!

Danke für Dein doch wirklich positiv klingendes Feedback über Deine Entwicklung.

Zitat
Mir fiel auf, dass es Spaß macht Podcasts zu hören.

Mir auch ... ;)
Ich glaube, man merkt es aber kaum an meinen Beiträgen ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #40 am: 29 März 2021, 03:57:50 »
Ich habe heute das Bedürfnis zu schreiben.

Heute war ein schöner Tag (so dachte ich). Die Sonne war da, ein traumhafter Sonntag.
Jedoch passierte heute etwas ganz komisches.

Wie aus dem nichts schossen mir heute c.a 5 oder 6 mal Impulse durch den Kopf.
Es war ganz komisch, da diese in letzter Zeit ganz wenig wurden.
Viele der Worte hier im Forum haben mir zu denken gegeben...
......und ich habe meine Kontakte auf ein Minimum gesenkt.
Ich habe mich massiv in den letzten Wochen eingeschränkt.
Ich ging nicht mehr raus und fühlte mich damit nicht so gut.

Nun stellst du lieber Leser dir die Frage, hat er gespielt?
Zum Glück nein, mittlerweile sind es knapp 3,5 Monate Spielfreiheit.
Meine Schutzmechanismen haben gewirkt und das macht mich ganz stolz.
Jedoch hat es sich heute nicht angenehm angefühlt diese anzuwenden.

Ich schaute heute seit langem mal wieder Nachrichten und am Ende der Nachrichten kam Sport.
Sie brabbelte etwas vom Deutschlandspiel und mein Kopf sagte aus dem nichts zu mir selbst:
" Wie wohl die Quote auf Deutschland  ist "
Ich machte sofort den Fernseher aus und ging kalt duschen.
Nun im laufe des Tages folgten vermehrt gleiche / ähnliche Impulse.

Die Frage die ich mir stellte war, wieso auf einmal so stark?
Stehe ich vor einem Rückfall?
Ich darf kein Rückfall zulassen sagte ich mir!
Du arbeitest so stark an der Problematik, ein Rückfall währe Sinnlos!
Willst du so enden wie jedes mal? Nein? Okay, dann lass den Gedanken!
Vielleicht tut mir das einschränken der Kontakte nicht gut.

Nun hab ich meine Spielerkarte raus geholt und gleich für nachher ein Termin mit einer Vertrauensperson.
Ich werde aus Selbstschutz mal wieder meine Finanzen abgeben, da ich diese Impulse mal in Ruhe aufarbeiten muss.

Die allgemeine Pandemie-Situation zieht sich viel zu lange. Ich bin einfach nur noch Müde  :'(


Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #41 am: 29 März 2021, 12:53:28 »
Hi Andre,

diese Impulse, die du beschreibst, kenne ich selbst sehr gut. Bei mir hat dieses "schauen nach der Quote" aber oft gar nicht den Hintergrund, dass man direkt einen Schein fertig machen will.

Manchmal interessiert es mich einfach ob die Buchmacher meiner Meinung sind was den Ausgang eines Sportevents angeht. Natürlich lauert hier eine große Gefahr, dass eine vermeintlich "gute Quote" einen verleitet. Dass du kalt duschen gegangen bist und dich abgewendet hast ist ein gutes Zeichen. Du bist stärker als diese Sucht, mach weiter so. :-)

Ich bin aktuell seit 13 Monaten auf der Reise der Selbstheilung. Es gab Rückschläge, aber ich lerne Stück für Stück wieder zu mir zu finden. Schmeiß deine 3,5 Monate nicht weg für ein lächerliches Fußballspiel. Die Pandemie nervt uns alle. Kannst du dir irgendein anderes Hobby suchen bei dem du dir die Zeit vertreiben kannst? Ich habe festgestellt, dass kreative Dinge jeglicher Art mich so auslasten können, dass gar keine Gedanken mehr verbleiben um an irgendein Spiel oder Casino zu denken.

Grüße an dich  ;)

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #42 am: 16 April 2021, 14:19:08 »
4 Monate - Nach Abstinenzentscheidung

Nun sind heute tatsächlich 4 Monate her, als ich Beschloss ein spielfreies Leben zu führen.
Ich versuche es nicht zu beschönigen,  aber vor einer c.a 2 Wochen da hat es mich in den Fingern gejuckt  :-\
Dieses dauerhafte zuhause sitzen nervt halt einfach nur noch und macht mich sehr fertig.

Einige Tage nach mein Beitrag vom 29.03 wurden die Impulse immer schlimmer.
Alle Schutzmechanismen die ich mir über die Zeit aufgebaut habe versagten und ich zahlte 10€ bei einem Buchmacher ein.
Mein Kopf war tagelang "unglücklich und traurig". Ich sagte ihm wenn du zockst und dein gesamtes Geld verballerst, bist du noch unglücklicher!

Ich erinnere mich, als ich versuchte das Rauchen sein zu lassen.
Es war eine Qual. Man hat kein Sinn mehr im Leben gesehen und ich fing innerhalb kürzester Zeit wieder an zu rauchen.
Zwischendurch muss mal halt eine Zigarette sein.
Jedoch habe ich gelernt, dass man nicht im 5 Minuten - Takt rauchen sollte.
Dies setze ich seit Jahren nun um, mehr als 10 Zigaretten am Tag gönne ich mir nicht!
Früher waren es 2 - 3 Schachteln.

Nun es blieb bei den 10€, da ich einfach mir mehr erhofft habe.
Ich dachte, dass mich eine kleine Wette wieder glücklicher macht, das Problem ist jedoch tiefer verankert.
Denken tue ich momentan, ob kontrolliertes Spielen was für mich ist.
Jedoch lese ich lange hier mit und merke immer wieder, dass es bei den meisten scheitert.
Denn ein Kontrollverlust kommt schneller als man denkt.
Aber dann kommt der Gedankengang:
Bei Zigaretten hast du es doch auch geschafft "kontrollierter" zu Rauchen und nicht aus dem Impuls heraus.

Und dann greifen wieder die Schutzmechanismen:
- Das redest du dir nur ein um zu zocken.
- Mach mal was anderes, lese ein Buch oder Beweg dich etwas, statt dir Kopf zu machen ob du jetzt was einzahlst.


Nun ich habe es vor 2 Wochen nach den 10€ sein lassen und seit dem Arbeite ich wieder mehr an mir selbst.

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Offline andreasg

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Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #43 am: 16 April 2021, 18:32:14 »
Hallo Andrè,

jeder spielfreie Tag ist ein Geschenk an das Leben:

Der Alkoholiker läßt sein "erstes Glas" Heute stehen,
Der Spieler, lässt die erste Münze in der Tasche,

Zwei, dreimal im Jahr trinke ich ein Glas guten Wein, nur zu besonderen Anlässen, bei einem guten Essen in Gemeinschaft,
deshalb bin ich kein Alkoholiker, obwohl ich früher schon meinen Tankwagen leergesoffen habe:

wenn ich je wieder eine Zigarette in den Mund nehme, qualme ich wie ein von mir geliebte Dampflok,
ich erspare es einmal , mein Innenleben aus der Sichtweise der Inneren Medizin hier einzustellen,
aber mit 17 Jahren Rauchabstinenz bin ich eigentlich schon wieder auf dem Status eines Nichtrauchers,
und manchmal, 1/10 sek. lang, kommt das Rauchgedächtnis wieder... aber Beta - Blocker tun ja auch im Hals weh.

Das Spielen - hat mich - Eisenbahnfan - zum Bahndamm geführt, und um einen Suizid zu entkommen, bin ich weiter Spielen gegangen, bis ich meine Selbsthilfegruppe fand.
Dort konnte ich "das kontrollierte Spielen" nicht durchziehen, jeder kleine Ausrutscher hat mir Qualen bereitet: Verlustängste, Abwertungen, Selbstzerwürfnisse,
Ich habe mir irgendwann eingeredet,  mich nach einem Rückfall zu suizidieren, das ist weit weg,
und nur so konnte ich stabil spielfrei werden.

Die Krankheit Spielsucht kann ich nicht kontrollieren. Sie ist tückisch, bösartig, hinterlistig und tödlich.

Ich arbeite gerade in der Corona - Pandemie wieder an meinem Essverhalten, an meinen Kostvorgaben.
Mit dem Essen kann ich nun mal nicht aufhören, aber auch dort gibt es Menschen, mit denen ich es üben kann, gute Mahlzeiten zu essen, und sonst nichts.
Da habe ich noch viel zu tun.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Arbeit an Dir selbst, es ist die schwerste Arbeit, und es lohnt sich.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
« Letzte Änderung: 16 April 2021, 19:21:04 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Andre - 26 - Keine Lust mehr.
« Antwort #44 am: 20 April 2021, 23:18:48 »
Danke für deine Worte,
Diese geben mir viel zu denken.

Oft denke ich an diese Eisenbahnfahrt die man hat, sobald ein Impuls eintritt und einem sagt "zahle ein".

1. Zahle ein - ist schon nichts dabei
2. Eingezahlt - Gefühl gut
3. Wette ausgesucht, Schein sehr selbstsicher und gefühlsvoll voller Euphorie abgeschickt.
4. Wette entwickelt sich gegen dich, unsicherheit über die Entscheidung eingezahlt zu haben macht sich bemerkbar.
5. 2 Minuten vor Spielende - einem Fehlen 2 Tore/Schein ist nun tot - WUT über sich selbst!
6. Spiel zu Ende, man realisiert, dass man nachschießen musst um weiter zu Spielen. - Enttäuschung


Das Spielen ist eine Plage und es hat jedes mal das gleiche Manoskript.

Impuls - Vorfreude - Motivation - Euphorie - Unsicherheit - WUT - Enttäuschung

Problematisch bei der Geschichte ist, wenn man manchmal etwas gewinnt.
Dann ändert es sich auf:

Impuls - Vorfreude - Motivation - Euphorie - Euphorie - Euphorie - Impuls - Vorfreude - Euphorie - Unsicherheit - WUT - Enttäuschung.

Alles in einem verliert man auf lange Sicht, die Quoten sind halt so kalkuliert und da sitzen sicherlich Psychologen dahinter.

Ich würde gerne bis zu mein nächsten Beitrag von euch wissen, ob es bei euch die selbe "Achterbahnfahrt" war als ihr gespielt habt?
Oder hab ich da gerade in der Schnelligkeit beim Schreiben etwas vergessen?

Gelernt habe ich immer und immer wieder, die Spielfreie Zeit dafür zu nutzen an sich selbst zu Arbeiten.
Rückfälle zu analysieren und während oder kurz nach einem "Rückfall / Konsum" sich Notizen zu machen was man selbst Empfindet während es passiert.

Nur so kann man langfristig erfolgreich sein und an sich arbeiten.

 

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