Hallo AB,
Herzlich Willkommen im Club,
ein Buch schreiben, und damit jungen Menschen sagen; "lasst es bleiben", klingt gut, aber das eigene Elend ist schneller. Ich habe einmal ein Buch eines Alkoholikers gelesen. Derjenige hat vom angesehenen gut dotierten Job im Büro, über Baustellen, Türklinkenputzer, Schaustellergehilfen bis in die Entwöhnungsklinik geführt. Nach 99 Seiten, - eine fehlte noch zum Ziel - kam die Erkenntnis, Gott sein Leben zu überlassen, und in der 100 sten Seite war alles geregelt: neuer Job, Lebenspartnerin, zwei Kinder, alles Bestens.
Die Leidensgeschichte ist keine unendliche Geschichte, denn dort wird ja von einem Glücksdrachen berichtet, der den Lebensweg mit Fantasie und Entdeckungsfreude begleitet. Die Beharrlichkeit, mit der wir gespielt haben, und weiter, als wir wußzen, daß alles verloren war, hat uns nicht aufgehalten.
Mein Leben war eine leere Hülle, nur das monotone Dudeln der Geldspielautomaten hatte dort Platz genommen, aber nicht mein Herz.
Ich denke gerade an manchen "Alten Hasen", der mir unverblümt eine Wahrheit ins Gesicht gerufen hat, die ich nicht wahrhaben wollte, nein - lieber Opfer bleiben.
Das beste Beispiel ist, als ich meinen langjährigen Job durch Insolvenz des Arbeitgebers verloren habe: "wenn du arbeitslos bist, dann suche die doch einen Job"! , ich war 48 Jahre alt, wußte daß meine Branche in der Krise war, und wußte auch, daß eine Arbeitsmarktreform bevorstand, mit vielen unguten Versionen für mich. Ich habe Fortbildungen gemacht, mit Erfolg, ich habe zwei Aufenthalte in der Psychosomatik gehabt, und es ist mir nichts anderes geblieben, als die Arbeit an mir selber..
Das ist die schwerste Aufgabe, weil ich in der Klinik mein EGO aufgeben mußte. Ich habe dort handschriftlich zwei Inventuren geschrieben, über meine Wut, und über Wiedergutmachung, und die mit älteren erfahrenen (Alkoholikern) geteilt.
Nun bin ich 68 Jahre alt, bin frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel, und dankbar, daß ich mit meiner Krankheit - ich meine meine Angina pectoris, noch viel Freude am Leben habe, auch wenn es derzeit mehr Zuhause stattfindet, als auf der Promenade des Lebens.
Gerne schreibe ich auch meine Beiträge hier im Forum, die Verlockung, im Netz meinen Süchten zu folgen ist groß. Gerade war ich in einem Zoom - Meeting, habe Erfahrung, Kraft und Hoffnung geteilt, einfach nur, weil ich nicht alleine bin, und einsam werden will. Einsamkeit, der Weg in die Hölle für mich.
Ich wünsche Dir einen Guten Neubeginn
schöne 24 Stunden
Andreas