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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Seit 5 Tagen spielfrei

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Seit 5 Tagen spielfrei
« am: 21 Oktober 2020, 00:39:20 »
Hallo,
ich bin männlich, 29 Jahre alt und spielsüchtig. Zu mir: ich bin Student und gerade am Ende meines Studiums, ich mache gerade meine Projektarbeit und anschließend meine Bachelor Arbeit. Meine Hobbys sind Elektronik (Sachen reparieren, neue elektrische Schaltungen aufbauen, Schaltungen entwerfen, Platinen herstellen, Programmieren).
Zu meiner Spielerkarriere:
Mit 15 Jahren habe ich mir auf ebay einen Spielautomaten für mein Zimmer gekauft und diesen als Spardose genutzt. Zu diesem Zeitpunkt haben mich Automaten "in freier Wildbahn" noch nicht interessiert, doch mit 17 Jahren, als paar Kumpels die schon 18 waren die Spielothek entdeckt hatten, nahmen mich die Freunde mit und wir spielten etwas. Für 15 oder 20 Euro. Ich fande das super und mir hat das total gefallen, also bin ich ca ein halbes Jahr später auch alleine spielen gegangen. Ich war Schüler und hatte nicht viel Geld, lediglich das Taschengeld was mit meine Eltern monatlich zahlten, ca 80 €, wovon aber ein großer Teil fürs Spielen drauf ging. Später habe ich meinen Zivildienst gemacht und ca. 900€ Sold bekommen. Natürlich wanderte das Geld zum größten Teil in die Automaten. Ich habe am Anfang des Monats immer erst mein Auto voll getankt und dann gings zocken. Meistens war ich dann so um den 5. rum pleite. Ich wusste, dass das nicht gut ist, aber irgendwie war es gesellig und man konnte entspannen. Ich hatte beim Zivildienst Bereitschaftsdient und bin sogar während des Bereitschaftdienstes zocken gegangen.
Ich war eigentlich soweit zufireden, hatte genügend Kumpels, die nichts mit Glücksspiel zu tun hatten, und ich gewöhnte mich daran, dass das ganze Geld immer am Anfang des Monats weg war. Kurz darauf lernte ich meine Ex kennen und wir zogen zusammen. Ich sagte ihr, dass ich ab und zu zocke und sie fande es nicht schlimm, sondern wollte mitkommen und sich das Ganze auch mal ansehen. Sie spielte auch und fand gefallen daran. Ich habe eine Ausbildungsstelle gesucht und dann auch gefunden und hatte im ersten Lehrjahr ca. 700€ zur Verfügung, die natürlich zum größten Teil in die Automaten gewandert ist. Mein Hobby entwickelte sich weiter und ich hatte mittlerweile 3 Spielautomaten zu Hause, welche ich abends bei nem Bier oder mit Kumpels am Wochenene aus Spaß gespielt habe und als Spardose benutzte. Die Spielerkarriere ging weiter mit meiner Ex und wir haben wirklich jede freie Minute in der Spielhalle gesessen und alles verzockt was wir hatten. Wenn jemand gewonnen hatte, haben wir weiter uns gegenseitig Geld geliehen und weiter gezockt. Nachdem wir 4 Jahre zusammen waren, habe ich entschlossen mit dem Glücksspiel aufzuhören. Meine Ex wollte weiter zocken und ich war trotzdem immer mit in der Halle, bin aber abstinent geblieben. Ich habe meinen Kaffee getrunken und ihr zu geschaut. Als wir dann raus gegangen sind aus der Halle, hatte ich dann immer ein Glücksgefühl. Ich habe mir gedacht "siehste, die hat gerade 50 Euro verzockt, du hattest 70 Euro im Portemonnai und die sind jetzt immer noch drin". Einmal nachts kamen wir nach einer Party und sie wollte noch ne Runde zocken gehen. Sie hatte 8 Euro eingeworfen und ein 200 Euro Gewinnbild bekommen. Selbst das hat mich nicht getriggert, ich habe keinen einzigen Cent mehr in einen Automaten in der Spielhalle gesteckt. Ich habe ja meine Automaten zu Hause, für die ich den Schlüssel habe und mein Motto war: "wirf niemals Geld in einen Automaten, von dem du nicht den Schlüssel hast". Hat auch 1,5 Jahre gut geklappt. Die Beziehung ging nach 5 Jahren zu Ende und ich hatte eine innere Leere. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, "könntest ja mal nen 20er oder so probieren". Naja das ganze hat mich dann wieder getriggert und ich war wieder voll drin. Wir hatten uns getrennt ind ich hatte ja Zeit. Das ging so ca 1 Jahr lang, ich habe eine neue Frau kennengelernt und habe auch sofort aufgehört zu zocken. Nach 2 Jahren Beziehung dachte ich, könntest ja mal OC ausprobieren, die ganze Werbung die im Fernsehen läuft hatte mich wieder getriggert. Kurzzusammenfassung: In einem halben Jahr 7000€ im OC verzockt, am Anfang hatte ich 2000€ und dann nochmal 2500€ gewonnen und ich wollte unbedingt noch mehr gewinnen, hat natürlich nicht geklappt. Habe meiner Freundin alles gebeichtet, sie war natürlich enttäuscht, hält aber zu mir und ich kann jederzeit zu ihr kommen und mit ihr reden, wenn ich Suchtdruck oder ähnliches habe. Habe dann trotzdem immer mal wieder gezockt, so ca. 200€ im Monat verzockt. Am 15.10. habe ich den Entschluss gefasst, ein für alle Mal aufzuhören, habe mich in allen OC sperren lassen, in denen ich aktiv war und auch einen Betblocker installiert. Mein Hobby sind immernoch die Spielautomaten, aber als Spardose. Hab mitlerweile 10 Stück und einen Flipper hier daheim im Wohnzimmer stehen. Diese nutze ich nur als Spardose oder wenn Freunde zu besuch sind. Meine Freundin hat nichts gegen die Automaten, sie findet die blinkenden Lichter selbst schön.
Seit dem 15.10. bin ich jetzt Spielfrei und möchte das auch bleiben. Mein Motto "Wirf niemals Geld in einen Automaten, von dem du den Schlüssel nicht hast" wird wieder aufleben und so solls auch bleiben.
Mehr fällt mir gerade nicht ein, ich ergänze gegebenenfalls noch.
Auf weitere 24 spielfreie Stunden,
Gruß
Suchtbolzen

Re: Seit 5 Tagen spielfrei
« Antwort #1 am: 21 Oktober 2020, 00:47:35 »
Achso, was ich vergessen hatte: ich habe OC immer nur abends auf der Couch gespielt. Tagsüber hatte ich nie verlangen danach. bzw. habe daran garnicht gedacht. Jetzt habe ich mir paar Spiele für die Playstation gekauft, und spiele abends lieber Playstation. Wenn ich das mache, habe ich generell überhaupt kein Verlangen nach OC oder denke daran. Nur Abends wenn ich ins Bett gehe, denke ich "geil, wieder ein Tag ohne diesen sch*****, weiter gehts"

*

Offline Olli

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Re: Seit 5 Tagen spielfrei
« Antwort #2 am: 21 Oktober 2020, 07:18:34 »
Hi und willkommen!

Oh je ... seufz ... der Traum eines Spielers wird zur Realität - die eigene Homespielo ...

Ich nehme es mal vorweg: Verklopp die Dinger und werde tatsächlich glückspielfrei!

Dein ganzer Beitrag sprudelt nur so von, Du hast das Wort selbst benutzt, Gewöhnung an das Glückspiel.
Diese Gewöhnung dauert zumeist wie bei Dir etliche Jahre. Auch vom nächsten Schritt die Suchtleiter hinauf berichtest Du, den ersten Problemen.
Vielleicht siehst Du es selbst nicht als so wichtig an, vielleicht ja doch, weil Du davon berichtest. Du hast jeden verfügbaren Cent in die Kisten geworfen.
Das ist aber ja nicht das Ende der Geschichte, Du konntest Dich nichts bis wenig gönnen. Du hast Dich eingeschränkt.
Warst Du z.B. mal im Ausland in Urlaub?

Im nächsten Schritt begann eine weitere Selbstverarsche, entschuldige die Wortwahl. Du hast Deine Ex in die Spielhalle begleitet und hast Dich erhaben gefühlt, weil sie ihr Geld verzockte und Du aber eben nicht.
Geld - der Einsatz - das war aber der einzige Unterschied. Tatsächlich hast Du aber gespielt - im Oberstübchen - die ganze Zeit! Deinem Gehirn ist es schnuppe, ob Du oder jemand Anderes den Einsatz tätigst. Wenn Du zuschaust, dann zockst Du innerlich auch. Die Gewöhnung ging also weiter.

Das Sammelsurium an Spielsutomaten zuhause wurde größer. Du poliertest Dein Image vor Dir selbst auf, indem Du Dir die Grenze setztest, nur an Automaten zu spielen, von denen Du einen Schlüssel hast. Wieder ein Selbstbetrug, denn tatsächlich zocktest Du zuhause ja weiter - tauchtest ein in die Welt der blinkenden Lichter und der sich drehenden Walzen. Da ... fast ein Gewinn, oh wie knapp, nur eine Walzenstellung weiter ... mal sehen, wie weit ich die Risikoleiter beherrschen kann.
Auch hier hast Du Dich nicht von der weiteren Gwöhnung trennen können.

Ist es denn dann verwunderlich, dass Du wieder einen Schritt weiter gehen "musstest"? Im OC zocktest? Das ist der durchaus übliche Weg hin zur Sucht. Der Verlust der Kontrolle.

Wenn Du spielfrei werden möchtest, dann muss die Heimspielo weg - ratzekahl und unerbittlich. Wenn Du spielfrei werden möchtest, dann musst Du auch den Abstand suchen - aktiv.
Dann gewöhnst Du Dich auch wieder an die Normalität - nicht an die, die Du Dir aufgebaut hast, sondern die reale.

Du steckst schon so lange in der Materie drin, dass ich Dir vielleicht gerade Dein Weltbild zunichte gemacht habe. Sorry, das musste sein ... ;)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Seit 5 Tagen spielfrei
« Antwort #3 am: 26 Oktober 2020, 00:07:27 »
Kleines Update von mir:
Ich bin immernoch spielfrei und habe kein Verlangen wieder einzuzahlen. Wenn ich mich zurück erinnere und dran denke, was das für ein Mist mit der Verifizierung/ Dokumente Hochladen und so war, bis man seinen Gewinn ausgezahlt bekommen hat, und dann hats doch nicht geklappt und die Dokumente wurden abgelehnt und anschließend alles wieder verzockt: NEIN DANKE! Ich habe ein schönes Wochenende mit meiner Freundin und Familie verbracht und kaum Gedanken ans Zocken verschwendet. Ab und an mal ne OC Fernsehwerbung gesehen und kurz an meine Zocker Vergangenheit gedacht, aber ich habe absolut kein Verlangen da auch nur 1 Euro einzuzahlen. Ich hoffe das bleibt auch erstmal so. Klar kommt der Suchtteufel in schwachen Situationen mal raus, aber was mir hilft ist einfach an die Sache mit den Dokumenten zur Verifizierung zu denken. Das schreckt mich so ab, dass man seinem Geld da immer hinterherlaufen musste. Es ist einfach viel entspannter ohne.
Kurz zu den Fragen vom Olli:
Zitat
Warst Du z.B. mal im Ausland in Urlaub?
Klaro war ich im Urlaub. Jedes Jahr im Sommer gehts nach Iralien. Meine Freundin und ich haben eine Spar-Flasche, in der wir jeden Tag unsere 1 Ct, 2Ct, 5 Ct, 20 Ct und 50 Ct Stücke rein werfen. Manchmal auch 1 Euro Stücke. (Diese Flasche habe ich !niemals! angerührt, auch wenn ich kein Geld zum Zocken hatte, die Flasche ist nur zum sparen da und selbst meine Sucht hat mich da nicht ran gelassen). 2 Euro und 10 Cent Stücke wandern in meine XXL Spardosen. Kurz vorm Urlaub habe ich dann immer meine Kisten aufgeschlossen und 50 % des Geldes entnommen und in die Spar-Flasche geworfen. Davon sind wir dann in den Urlaub gefahren und das klappt so auch ganz gut. Was sich da in einem Jahr ansammelt, wenn man jeden Abend sein Kleingeld rein wirft ist nicht zu unterschätzen.
Dieses Jahr hats aufgrund von Corona mit Italien nicht geklappt, dafür war aber genug Geld in der Sparflasche und meinen Kisten, dass es für 1 Woche Holland und 1 Woche Ostsee gereicht hat.
So das wars fürs erste, auf weitere 24 spielfreie Stunden,

Gruß
Suchtbolzen

 

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