Hallo an alle,
Erstmal möchte ich mich vorstellen ich heiße Andreas, bin 31 Jahre alt aus dem schönen Österreich (Niederösterreich), und das Problem des Spielens begleitet mich nun schon seit 10 Jahren.
Ich lese des öfteren bei einigen Tagebüchern und Beiträgen mit und möchte aus aktuellem Anlass mein eigenes Tagebuch eröffnen um vorallem mir aber auch anderen beizustehen und Kraft zu geben das ganze hinter sich zu lassen.
Nun zu meiner Geschichte die ich so kurz wie möglich verfassen möchte den wenn ich alles darüber schreibe was in da in meinem Kopf umherschwirrt würde das sämtliche Grenzen sprengen, möchte es aber trotzdem soweit vertiefen das sich jeder ein Bild von der damaligen Situation bis zur heutigen machen kann, deshalb werde ich bewusst 2 Teile bzw zwei Abschnitte beschreiben da sie sich grundlegend unterscheiden.
Nun zu meinen Anfängen, es war 2009 wir hatten einen Familienbetrieb den wir wegen finanzieller Probleme verloren haben, waren auf einen Schlag alle arbeitslos und dementsprechend in finanziellen Nöten (Haus gemietet usw.) Wir habens zusammen als Familie geschafft das ist das positive. In dieser Zeit als ich arbeitslos war entdeckte ich das erste mal Online Poker, hatte davor nie was mit Glücksspiel oder ähnlichem zu tun auch in der Familie nicht, konnte das Spiel nicht mal und step by step hab ich es gelernt und gesehen mit welchen Beträgen die "Profis" zockten und das man damit durch aus reich werden kann. Anfangs spielte ich aus Lust und Laune um ein paar Cent einfach aus Spass an der Freude, Ende 2010 hatte ich wieder einen Job und alles ging langsam bergauf eig kein Grund mehr weiterzuspielen, aber da es mir Spass gemacht hat und ich immer tiefer in die Materie Poker eindrang und ich immer mehr der Meinung war es schaffen zu können, die finanziellen Probleme meiner Familie bzw uns zu beseitigen wenn ich beim Poker mehr verdienen bzw gewinnen würde...so fing es an und das war der Beginn von ca 2-3 Jahren monatliches Spielen die ersten 2 Jahre arbeiten kann man so sagen verspielt bis auf die "Grundkosten" jegliche Prämien Urlausbgelder etc. wanderten so wie sie gekommen sind ins Online Casino. Bis zu dem Tag wo es finanziell absolut nicht mehr ging und mir mein bester Freund mit 6000€ aus der Patsche geholfen hat (jetzt denke ich wahnsinn das er mir als süchtigen soviel geborgt hat) zum Glück war das eine Hemmschwelle die ich nie überschritten gehabt hab. Habe einen Teil davon abgestottert gehabt und bei 4000€ einen Kredit genommen und ihm das restliche Geld so zurückgegeben und danach meinen Kredit mit eisernem Sparen und Willen abgestottert. Danach kam eigentlich eine relativ lange Spielfreie Zeit in der ich auch kurz Online E Mail Kontakt mit der Spielsuchthilfe hatte (aber keinen persönlichen Kontakt, Gruppentherapie etc.) Hatte mir dann auch ein wenig was angespart und mit 27 meine erste eigene Wohnung bekommen, hiermit endet erstmal Teil 1.
Ich hatte Glück eine billige Wohnung zu bekommen, mit niedrigem Genossenschaftsanteil den konnte ich mit meinem erspartem Zahlen und mit einem kleinen Kredit meine Wohnung renovieren und einrichten (das erste mal das ich mit meinem Geld seit Jahren wirklich was sinnvolles gekauft bzw in was sinnvolles investiert habe, war ein schönes Gefühl.)
Die letzten zwei Jahre waren dann geprägt von immer wieder kleinen Rückschlägen bzw Rückfällen, der Unterschied war ich spielte nicht mehr so wie früher jedes Monat sondern einmal im Quartal oder einmal in einem halben Jahr, aber dann gingen gleich mal wieder hunderte und manchmal auch tausende Euro drauf in kürzester Zeit...es fing wie immer klein an und man jagt dem Geld dann nach und nach und nach steigen die Beträge weil mit 100€ kann man ja 400€ nicht zurückgewinnen...so der Gedanke.
Es lief eig immer so ab, ich spielte nie auf Kredit bzw in Schulden aber immer das was ich mühsam angespart hatte und umso mehr es geworden ist umso gefährlicher wurde es da ich dann in die Gedanken gekommen bin wenn man ja zb 4000€ gespart hat, kann man ja mal 200€ einzahlen man hat ja noch immer 3800€ und so verlief es großteils bzw meistens. und ab einer gewissen verlorenen Summe war dann dieser "alles oder nichts" Gedanke da so in etwa jetzt hast schon so viel verloren jetzt macht der 1000er auch nichts mehr aus wenn er weg ist. hopp oder dropp..
Zur aktuellen Situation, ich war dieses Jahr das erste mal in einem richtigen Casino, und dieses hat mich null gereizt, vermutlich hat es nur meine Spielsucht wieder erweckt, aber ich war immer ein Online Spieler, der die Anonymität bevorzugt hat alleine auf der Couch, bequem schnell eingezahlt und losgelegt, alleine das hinfahren zum Casino wäre mir zu mühsam. Ich bin also ein reiner Online Spieler und hab auch eig alles schon durch, Poker, Slots, Sportwetten...das waren die drei Sachen wo ich eig immer unterwegs war.
Mein Problem ist nicht nur das Spielen sondern der Gedanke ans Geld, Geld vermehren etc. das hat sich von damals von der Notsituation so eingeprägt und das hat sich über all die Jahre entwickelt und immer mehr eingeprägt. Ich interessiere mich seit 1 Jahr sehr für Finanzen (Börse, Fonds ETF´s) etc. aber möchte dazu sagen kein Trading oder sonstige Zockerei davon halte ich nichts bzw kenne mich da auch ned aus, habe seit einem Jahr ETF Sparpläne angelegt für die Altersvorsorge ganz schlicht wie jeder andre auch der für die Pension oder für andre finanziellen Ziele vorsorgen möchte. Hab auch geplant 3 Monatsgehälter zu sparen, einen kleinen Betrag für meine 2 Katzen zu sparen falls Tierarztkosten anfallen, das ist eben der vernünftige Andi der genau weiß wies geht und absolut am richtigen Weg wäre, und dann gibts eben leider den anderen Andi der jedesmal nach 2-3 guten Monaten diese 2-3 guten Monate oft in 1-2 Tagen zerstört...zuletzt gespielt eben am 30 September und zusammengerechnet August/September mein erspartes vom Urlaubsgeld vom Juni und den restlichen Monaten verspielt waren sicher wieder 3000-4000€. Der Drang ist bei mir nur sehr sehr kurz da aber dann kann es mitunter heftig werden letztes mal drei Einzahlungen in einer halben Stunde 150 - 250 - (all in Gedanke 700€...somit 1100€ binnen ca. einer halben Stunde weg.
Hatte im August wo ich gespielt habe wieder die Spielsuchthilfe kontaktiert und die haben mir auch Gamban empfohlen dieses mal hab ich mir das näher angesehen und habe es gekauft und installiert am Laptop und ich war begeistert davon das ich auf keine Seite mehr konnte (bei den meisten war ich eh schon gesperrt, aber man findet ja immer wieder eine neue wenns sein muss), nun dachte ich das ist der Schlüssel, ich spielte nie, wirklich NIE in die 10 jahre woanderst als auf meinem Laptop...die Rätsels Lösung war da ich war begeistert....aber
nun kam eben am 30. September mein Schockerlebnis so quasi aus dem nichts hab ich über eine Seite angefangen zum nachdenken wo ich ein zweimal gut gewonnen gehabt hab (natürlich wieder alles verloren) und ich da wieder entsperrt sein müsste (nach 1 Jahr Sperre)...in der kurzen Zeit wo die Sucht mich gepackt hat hab ich mein Handy genommen draufgegangen und losgelegt halbe Stunde später 1100€ weniger am Konto bin ich wieder "erwacht" und war schockiert über das das ich wo ich noch nie in die 10 Jahre am Handy gespielt hatte nun am Handy gezockt habe weil der Laptop blockiert war, mir war mehr als jemals zuvor bewusst das ich egal was ich tue egal was ich sperre das alles nur Hilfsmittel sind aber nicht die Lösung, ich habe mir auch eingeredet das ich wenn ich nicht mehr Spiele ruhig als Belohnung einmal im Jahr in ein echtes Casino kann weil mich das ja nicht "reizt" (jetzt weiß ich absoluter Schwachsinn da es nur meine Sucht aus dem Tiefschlaf holen würde).
Nun habe ich sogar vor einem Monat (habe ich schon öfter mal gemacht) ich erkläre es mir so das ich Wege gesucht haben die Sucht zu überlisten, einen Kredit aufgenommen habe um die 3 Monatsgehälter und das "Katzengeld" auf der Seite zu haben obwohl ich es nicht gebraucht habe, den Kredit quasi zurückzuzahlen anstatt das Geld ins Casino zu stecken....absoluter Schwachsinn aber mir kam jede Idee und jeder Versuch war mir recht nicht mehr zu spielen sei er noch so verrückt.
Nun war es aber so das ich zum Glück nicht den Kredit verspielt habe sondern nur mein erspartes und ein wenig vom Kredit. Das interessante ist auch mein Wertpapierdepot da sind mittlerweile knapp 2000 euro drauf was ich jedes Monat gespart habe habe ich nicht verkauft und kam mir der Gedanke auch nicht, auch wenn es schnell ging war es mir zu mühsam, dito mit einigen Silbermünzen diese zu verkaufen wäre mir zu mühsam, und selbst meine Kleingeldbox in der ich mein ganzes Kleingeld reintu und da doch schon einige hundert Euro drinnen sind, wäre mir nie die Idee gekommen es zur Bank zu bringen und das Geld zu verspielen. Es geht eig immer nur um das schnell verfügbare "gesparte" Geld.
Durch das für mich extreme Schockerlebnis mit dem Handy, das mir eigentlich sehr weitergeholfen hat die Tragweite meines Problems wirklich zu begreifen habe ich sofort meine neue Freundin darüber aufgeklärt (sie wusste das ich gespielt habe), mir sofort und schnellstmöglich einen Beratungstermin bei der Spielsuchthilfe auszumachen, mittlerweile wissen meine Eltern (sie wussten das ich früher gespielt habe aber das aktuelle wussten sie nicht) auch über alles bescheit und habe ihre volle Unterstützung. Nun habe ich am Mittwoch mein Erstgespräch bei der Therapie und bin schon sehr gespannt aber auch irgendwie voller vor Freude das Problem wirklich ernsthaft anzugehen und alles dafür zu tun um dieser Hölle endlich den Rücken zuzukehren. Ich bin froh das ich nicht wieder so einen hohen Betrag schulden hab aber ich war und bin mir sicher wenn ich jetzt nicht tätig werde früher oder später ich wieder an diesem Punkt angelangen werde. Und ich hab es satt jedesmal mein Weihnachtsgeld Urlaubsgeld Prämie, Stromrückzahlung egal was zusätzlich oder mehr reinkommt, immer wieder auf lange Sicht gesehen zu verspielen. Mein ELBA (Online Banking) wurde heute auch gesperrt. Gamban ist auf Laptop installiert, beim Handy war ich mir nicht sicher weil da stand das der Betreiber auf Fotos usw private Sachen Zugriff hätte, hat da jemand diesbezüglich Erfahrungen ist dies einfach nur eine Warnung oder?
Ich hänge hier noch ein zwei Infos an nach einmaligem durchlesen, eine Zeit lang hab ich auch so wie viele hier Casino Streams (Knossi, Monte etc.) und youtube Videos geschaut als "Vergnügen" lass ich seit Wochen auch komplett weg da es meiner Sucht nur Futter gibt und sie bestärkt. Habe extra die ganzen Daten gelöscht weil es solang dauert bis youtube dann endlich keine Casino Videos mehr anzeigt wenn man viele schaut. Und ich habe momentan alle Sparpläne und sparen usw gestoppt fürs erste, möchte erstmal wieder Fuß fassen finanziell, und die 1600€ Kredit die noch offen sind (wird dieses Monat noch weniger schätze ein paar 100 Euro werden übrig bleiben zu tilgen) und generell möchte ich auch dran arbeiten nicht mehr zuviel und zu oft über Geld nachzudenken...auch das wird ein großes Thema für mich sein in der Therapie neben dem Glücksspiel.
Ich bedanke mich hier schon mal von Herzen bei jedem der sich die Mühe macht die vielen Zeilen zu lesen und mir zu antworten, gerne steh ich für jegliche Fragen zur Verfügung. Gehört sicherlich noch viel mehr zu meiner Geschichte aber wie oben erwähnt würde es sämtliche Rahmen sprengen ich hoffe es war verständlich genug und verdeutlicht den ernst der Lage der ich mir jetzt voll bewusst bin. Und im Zuge meines Therapiebeginns möchte ich eben hier ein Tagebuch gleichzeitig mitführen um die hoffentlich positive Eindrücke der Therapie mit diesem Tagebuch noch zusätzlich zu verstärken.
Ich hoffe es sind nicht viele Tippfehler drin habe das in einem durch runtergeschrieben wie es mir eingefallen ist
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Liebe Grüße Andi
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