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Studie Uni Bremen zu Selbsthilfegruppen

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Offline Olli

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Studie Uni Bremen zu Selbsthilfegruppen
« am: 24 Juli 2020, 09:03:48 »
Ich darf aus einem anderen Forum zitieren:

Zitat
Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist soweit: Nach Ihrer großartigen Unterstützung im vergangenen Jahr konnten wir unsere Selbsthilfestudie nun mit dem Forschungsbericht abschließen. Sie haben durch Ihr Engagement wesentlich zum Gelingen dieses Projekts beigetragen. Herzlichen Dank dafür!

Der Bericht wurde auf dem Mediaserver der Universität Bremen veröffentlicht, sodass Sie sich mit einem Klick auf das PDF-Symbol unter dem folgenden Link das komplette Werk oder Teile davon ansehen können:

https://media.suub.uni-bremen.de/handle/elib/4379

Gerne dürfen Sie den Link an Ihre Gruppen, Klientinnen und Klienten weitergeben und sich in Ihren Tätigkeitsberichten darauf beziehen.

Meine Doktorarbeit, für die ich zusätzliche Analysen zur Nutzung der Selbsthilfegruppen durchgeführt habe, ist mittlerweile im Begutachtungsprozess. Wenn diesbezüglich alle notwendigen Zwischenschritte erfolgreich abgeschlossen sind, wird es in einigen Monaten eine weitere Veröffentlichung geben, über die ich Sie informieren werde.

Mit freundlichen Grüßen


Lydia Girndt

Aus der Zusammenfassung:

Zitat
   
In Deutschland zeigen ca. 429.000 Personen ein mindestens problematisches Glücksspielverhalten mit teilweise schwerwiegenden Folgen für sich selbst und ihr soziales Nahumfeld. Zur Unterstützung einer Verhaltensänderung und Reduzierung der negativen Konsequenzen haben sich differenzierte Beratungs- und Behandlungsstrukturen herausgebildet, in denen klassische Selbsthilfegruppen (SHG) mit der Erfahrungskompetenz Betroffener eine anerkannte Säule bilden. Die Nutzung der SHG für Glücksspieler*innen, die mit der Inanspruchnahme verbundenen Erwartungen und Erfahrungen sowie die mit dem Besuch von SHG einhergehenden Effekte sind jedoch wenig erforscht. An diesem Wissensdefizit setzt die vorliegende, quantitativ ausgerichtete Forschungsstudie an.

Die Gesamtstichprobe umfasste 355 Personen im Alter von 19 bis 80 Jahren (M = 43,14; SD = 13,83), die professionelle Hilfe nutzen, eine spezifische SHG für Glücksspielsüchtige besuchen oder beide Hilfeformen parallel in Anspruch nehmen. Je nach Fragestellung wurden unterschiedliche Subgrup-pen untersucht und miteinander verglichen. Die erste Gruppe (Nur_SHG) besuchte zum Zeitpunkt der Befragung ausschließlich eine SHG und hatte nie professionelle Hilfe genutzt (n = 40), die zweite Gruppe (SHG+) nahm ebenfalls eine SHG und parallel oder jemals zuvor professionelle Hilfe in Anspruch (n = 200), die dritte (Nie_SHG) nutzte ausschließlich professionelle Hilfe und hatte nie eine SHG besucht (n = 79) und die vierte Gruppe (Früher_SHG) bestand aus Personen, die aktuell nur professionelle Hilfe nutzten, jedoch auch schon einmal eine SHG besucht hatten (n = 36).

Die Ergebnisse zeigen, dass Mitglieder einer SHG (Nur_SHG und SHG+ n = 240) im Mittel sowohl älter waren als Klient*innen der bundesweiten ambulanten Suchthilfe als auch Problemspieler*innen der Allgemeinbevölkerung. Betroffene mit Migrationshintergrund waren in der untersuchten Gesamtstichprobe und unter den Mitgliedern einer SHG unterrepräsentiert. Erwerbslose besuchten deutlich seltener aktuell eine SHG. Weiterhin erreichten sowohl die SHG als auch die professionelle Hilfe kaum Betroffene mit subklinischer Problematik. Betroffene mit ausschließlichem Besuch einer SHG zeigten tendenziell seltener eine schwere Störung durch Glücksspielen, jedoch erwies sich der Unterschied nicht als statistisch bedeutsam. Von darüber hinausgehenden substanzbezogenen und psychischen Problemen berichteten frühere Mitglieder einer SHG deutlich häufiger als aktuelle. Als einzige im Durchschnitt als eher zutreffend bewertete Begründung, aktuell keine SHG zu besuchen, erwies sich die Aussage, bereits genug Hilfe zu erhalten.

In den SHG trafen sich überwiegend einmal wöchentlich für eineinhalb bis zwei Stunden im Mittel neun Personen. Sie nahmen weit überwiegend möglichst regelmäßig an den Treffen teil und berichteten dabei oft oder immer von eigenen Erfahrungen. Nahezu alle strebten ein glücksspielfreies Leben an. Von der Gruppe erwarteten sie am stärksten aus der Erfahrung anderer zu lernen, Unterstützung zu bekommen, eigene Erfahrungen zu berichten und andere zu ermutigen. Die häufigsten Gruppeninhalte waren aktuelle Erfahrungen und Probleme der Teilnehmenden, allgemeiner Austausch sowie Gespräche über Gefühle. Häufige Inhalte und die Bedeutung der einzelnen Inhalte deckten sich weitgehend. Als positive Effekte der Gruppenbesuche nannten die Befragten besonders häufig den klareren Blick auf die eigene Situation sowie Unterstützung bei der Beendigung des Glücksspielens und bei der Vermeidung von Rückfällen sowie zahlreichen weiteren Schwierigkeiten. Am wenigsten stimmten sie der Aussage zu, durch die Gruppe auf professionelle Hilfe verzichten zu können. Negative Aspekte wurden kaum bestätigt. Nur vereinzelt wurden Misstrauen aufgrund von Lügen, häufiger Mitgliederwechsel und mangelnde Motivation anderer genannt. Nahezu alle befragten aktuellen Mitglieder waren mit ihrer Gruppe mindestens zufrieden. Geringer als bei den übrigen Befragten fiel die Zufriedenheit bei Personen mit psychischen Problemen im Lebensverlauf sowie in der Tendenz auch bei Erwerbslosen, Älteren, Personen mit Migrationshintergrund und Personen, die nur unregelmäßig von eigenen Erfahrungen berichteten, aus.

Die vorliegende Untersuchung bestätigt damit die hohe Bedeutung klassischer SHG für die langfristige Unterstützung und Rückfallprophylaxe auch für Betroffene mit einer Störung durch Glücksspielen. Für aktuelle Mitglieder einer SHG gibt es hinsichtlich der Inhalte und Gestaltung kaum Optimierungsbedarf. Potenzial liegt dagegen in der Ansprache jüngerer Betroffener und in einer guten Vernetzung mit der professionellen Hilfe für Personen mit zusätzlichen Belastungen und schweren Störungen. Darüber hinaus fehlen Selbsthilfegruppenoptionen für Personen, die nicht oder noch nicht bereit sind, komplett auf Glücksspiele zu verzichten. Für Betroffene mit Migrationshintergrund sind in der professionellen Hilfe und der Selbsthilfe ergänzende muttersprachliche oder kultursensible Angebote nötig. Ebenso ist Kreativität für die Unterstützung von Personen mit subklinischer Problematik gefragt, die durch die professionelle Hilfe und klassische gemeinschaftliche Selbsthilfe kaum erreicht werden.
« Letzte Änderung: 24 Juli 2020, 09:06:15 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Online Ilona

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Re: Studie Uni Bremen zu Selbsthilfegruppen
« Antwort #1 am: 29 Juli 2020, 13:32:43 »
Hartmut hat im Selbsthilfe Blog auch über die Ergebnisse der Studie geschreiben. sehr interessant!

LG Ilona

https://gluecksspielsucht-selbsthilfe.de/2020/07/23/universitaet-bremen-studie-zu-selbsthilfegruppen-fuer-gluecksspielerinnen-abgeschlossen/

 

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