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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Immer dasselbe Spiel -

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Immer dasselbe Spiel -
« am: 05 Juli 2020, 16:18:44 »
Liebe Mitleser,

ich möchte mich gerne vorstellen: ich werde in 5 Tagen 22 Jahre alt, das erste Mal habe ich im Alter von 12-14 Jahren gespielt - damals auf der Fähre nach Schweden.
Dort war es anscheinend legal auch für Minderjährige mit schwedischen Kronen zu daddeln, ich kann mich erinnern das ich lange gespielt habe, mein Vater war auch immer daneben, ich gewann und kaufte mir von dem Gewinn in Deutschland Hotwheel Autos für 20€. Schon dort triggerte mich das Glücksspiel extrem, ich war traurig das es auf der Heimreise keine Automaten gab und freute mich insgeheim auf den nächsten Urlaub mit längerer Fährüberfahrt (immer mit dem Gedanken wieder an den Automaten zu spielen). Dazu kam es auch, ich spielte, gewann, verspielte alles. Nach dem Abi zog ich mit meiner damaligen Freundin zusammen, ich begann ein Studium (bekam kein Bafög aber Geld von meinen Eltern, nicht viel, aber so das ich überleben konnte). Das Studieren an sich gefiel mir überhaupt nicht, ich hasste es in großen Räumen mit vielen Mensch zu sitzen, ich blieb zuhause.

Wie das immer so ist: Ein Kumpel eines Kumpels war zu Besuch: er selber war in der Zeit total angefixt von Spielotheken und wollte unbedingt spielen gehen, ich (dumm wie ich war) kam natürlich aufgeregt mit - das war mein erster und leider nicht letzter Besuch in meiner ersten Spielothek. (das war im Jahre 2017)
Am Anfang waren es natürlich kleine Beträge mit denen man los ging, so kam ich auch schnell auf die ersten OC. Mit der zweiten Einzahlung hatte ich auch meinen ersten ordentlichen "Gewinn": Ich spielte mich auf kleinen Einsätzen auf 1200,-€, zahlte auch aus, bezahlte einen Urlaub für mich und meine Freundin (ohne den Gewinn hätte ich meinen Anteil niemals bezahlen können). Schon dort hatte ich zusätzlich ein leichtes Alkoholproblem, ich spielte auch im Urlaub online, ging mit meiner Freundin in die Spielbank (alles mit Beträgen zwischen 10-40€, meist Live Blackjack). Der Urlaub war zu Ende, das Geld war weg. Ich trat ein, durch die Familie organisiertes, bezahltes Praktikum im Ausland an (2 Monate), mit dem ersten Gehalt ging ich in die Spielbank, 300,-€-Blackjack, verlor schneller als ich gucken konnte. Trank gegen den Frust, zahlte 100€ in OC ein, spielte mich durch Blackjack auf 2250,-€ hoch - Chasing, Auszahlungen abbrechen= 0€.
Was nun folgte könnt Ihr euch bestimmt denken: 1 Woche später, sehr gefrustet, total betrunken immer wieder über Paypal eingezahlt um wieder auf die "verlorenen 2k" zu kommen, Konto natürlich nicht gedeckt: -1200,-€. Durch Eigenrecherche und einen Anwalt wurden die Forderungen seitens Paypal natürlich nicht durchgesetzt.
Ich war gefrustet das es überhaupt so weit kommen konnte, die Schmach es seiner Familie und Freundin zu beichten etc.

Zurück zuhause (MV) trudelte überraschenderweise noch etwas Weihnachtsgeld von der Praktikumsfirma ein - ihr wisst was kommt: "50€ gehen ja..." 500,-€ weg.

Ich wusste immer noch nicht was ich aus meinem Leben machen sollte - trank gegen die Langeweile, spielte abends um mich abzulenken, lieh mir Geld von meiner damaligen Freundin, trank auf WC meiner Stammspielo. Meine Eltern drehten mir irgendwann den Hahn ab, da sie den Kontakt zu mir verloren, nur meine Mutter hielt noch zu mir - Geld bekam ich von ihr mal zugesteckt, mit dem Geld spielte ich und zahlte meine Schulden teilweise ab. Das war alles im Zeitraum 2017-Mitte 2018,in dieser Zeit war mein Onlinebanking bereits gesperrt, Software auf dem Pc -> ich stieg auf Paysafekarten und Handy um.

Um dem Teufelskreis ein Ende zu setzen begann ich den freiwilligen Wehrdienst Mitte 2018, mittlerweile war ich zu der Zeit auch schuldenfrei, nur ich spielte noch weiter (alles mit Kleinstbeträgen), nach knapp einem Monat Grundausbildung schaffte es meine damalige Freundin sich von mir zu trennen: es gab nie ein richtiges Gespräch, ich glaube sie konnte einfach nicht mehr- die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand. Danach trank ich wieder sehr stark - ging jeden Tag nach Dienstausscheid in die Spielbank. Nach der Grundausbildung fuhr ich 6 Wochen zur See (Nato Übung), davon war 1 Wochenende Hafenliegezeit in Finland - wo ging ich hin: richtig, in die nächste Spielbank. Verzockte meinen gesamten Kontostand (wie jeden Monat eigentlich). Ende 2018 kündigte ich in der Probezeit (ich war nervlich, durch alle Geschehnisse, einfach am Ende und durch meine Aufgaben an Bord, auch überhaupt nicht mehr fit). Ich zog zu meinen Eltern und startete eine Alkoholpause: Anfang 2019 fand ich auch einen Job (Dienstleistungsbereich) - ich pendelte zwischen Arbeitsort und dem Haus meiner Eltern (hatte also keine Kosten außer die Fahrkarte), ich trank zwar nicht, aber spielte dafür fast täglich, die Arbeit war sehr anstrengend und ich war frustriert über mich selber - das nie etwas übrig bleibt (wie auch wenn man alles verzockt....) Ich schaffte es zwar mich in meiner Stammspielo zu sperren, wich dann aber auch wieder auf Paysafecards und OC am Handy aus. Im Juli 2019 kündigte ich dort (unser Team wurde kleiner, die Aufträge mehr und der Ton schärfer). Mit meinem letzten Gehalt von 1.7k machte ich mir den besten Sommer meines Lebens, ich fuhr auf einen Zeltplatz (gelegen auf einer Insel ohne Spielotheken) und lernte so viele neue Leute kennen, ich war so glücklich wie nie zuvor. Leider begleitete mich meine Sucht danach trotzdem weiterhin, ich spielte immer noch, bekam immer etwas Geld von meinen Eltern wenn ich bei neuen Freunden zu Besuch war, verkaufte alte Geburtstagsgeschenke, nahm mehrfach kleine Verbraucherkredite (200€ +40€ Gebühr) auf. Zeitweise holte ich mir auch mit der Kreditkarte meiner Mutter Geld ab um weiterzuspielen wenn mein Geld alle war. Der Selbsthass wurde natürlich nicht weniger, im Oktober 2019 begann ich dann ein anderes Studium, diesmal lief es besser (ich ging zu den Vorlesungen, lernte neue Leute kennen, ich war allgemein selbstbewusster - Geld bekomme ich seitdem von meinen Eltern wöchentlich überwiesen, meiner Mutter konnte ich die ganze Scheiße letztes Jahr bei einem 2h Telefonat beichten. Jedoch hielt mich das auch nicht so richtig davon ab weiter Spielotheken zu besuchen(immer wenn mein Kontostand über 200,- beträgt). Ich wollte gefühlt schon 100x aufhören, aber vermutlich nicht zu 100% - nach spätestens 3 Wochen bekomme ich dermaßen Suchtdruck das ich einfach losziehe.
Mein Studium lief natürlich semi optimal, ich habe keine Prüfung bestanden, zu wenig gelernt, es herrscht keine Perspektive die mich in der Zukunft mit dem Studium erfüllen wird. Ich habe den 01.01.2020 als Neustart betrachtet und war auch bis April ca. abstinent. Dann kam Corona - Hura, Spielos zu.

Steuerrückzahlung erhalten (knapp 1.200,-) - Online Banking war wieder freigeschaltet (bla bla, 50€ gehen ja... 400,-€ weg) Den Rest habe ich für Klamotten ausgegeben damit ich es nicht verzocke (man kennts - funktioniert meistens nur nicht).

Danach ging das gleich Spiel wie immer los: "Wie kann man nur so bescheuert sein... Warum hast du nicht am Anfang direkt ausgezahlt als du im plus warst...."
Habe dann immer mal wieder etwas online eingezahlt bis ich mein Online Banking wieder gesperrt habe. Mittlerweile bin ich auch auf allen nur erdenklich seriösen OC Seiten dauerhaft gesperrt (man findet natürlich immer noch einen Weg.) Es kam wie es kommen musste: Vor 2 Wochen: Genossenschaftsanteilsrückzahlung von 450€ kam unerwartet auf mein Konto: ich bin um 12 Uhr mittags in eine Spielothek: um halb 2 nachts bin ich raus. In dieser Zeit habe ich nahezu das gesamte Geld ein mal verspielt aber zum Schluss doch wieder "gewonnen". Ich war danach so unzufrieden mit mir selbst das ich meine Mutter anrief und ihr wieder von meinen Aussetzern erzählt habe (sie dachte natürlich ich hätte das mittlerweile 'auf die Reihe' gekriegt), ich hab ihr auch das Geld am nächsten Tag zur Verwahrung gegeben. Habe dann auch einen Termin bei der Caritas in meiner Stadt angefragt - diese verwies mich auf die Volkssolidarität (Suchtberatung allg.).

Ich muss ehrlich gestehen, ich war dem Termin nicht sehr positiv gestimmt, ich komme aus Rostock und es gibt hier keine Selbsthilfegruppen oder spezielle Anlaufstellen für Spielsüchtige.
Nun diesen Donnerstag war es soweit: Ich habe meiner Beraterin fast dasselbe erzählt wie hier (mit ein paar mehr Details versteht sich). Und nach genau 55min unterbricht sie mich um mir zu raten: "Herr ... das ist ja alles mal ne Hausnummer, ich rate ihnen nicht mehr zu spielen und auch nichts mehr zu trinken."
Ich solle erst ein mal meine Bewerbungen auf 2 verschiedene Ausbildungsstellen abwarten, meinen Führerschein weiter machen und danach sehen wir weiter. Wenn das alles aber nichts wird, wäre es am besten eine 12 wöchige stationäre Therapie in Erwägung zu ziehen, der Erstbefragungsbogen wurde mir gleich mitgegeben. (Die Klinik ist für Alkoholiker, Adipositas und path. Glücksspiel)
Nach dem Gespräch ging es mir einerseits etwas besser, aber wirklich geholfen hat es nicht. Der nächste Termin ist in 2 Wochen (vorher hat sie keine Zeit)

Eine Ausbildungsstelle hatte sich am selben Tag noch gemeldet, es war der Personaler der mir mitteilen wollte das mein Lebenslauf ja nicht allzu rosig aussieht aber er ihn trotzdem an die zuständigen Kollegen weiterleitet.
Auf Nachfrage meinerseits, wann oder ob man mit einem Erstgespräch rechnen könnte, wurde mir von ihm schon vor 3 Wochen versichert, dass meine Unterlagen längst weitergeleitet wurden. Das hat mich schon wieder so sehr getriggert, dass ich am allerliebsten am selben Tag in die Spielhölle gerannt wäre. Ich blieb jedoch erst ein mal gelassen.

Gestern kam es aber zu einem Rückfall. Ich hatte nichts zu tun, wollte auch nicht raus, hatte einfach wieder Suchtdruck, ärgerte mich wieder, dass ich am selben Punkt wie fast immer in meinem Leben stehe! Zog mir mehrere Gamble Videos auf Youtube rein, lag danach bestimmt 1,5h rum bzw. ging hin und her weil ich wusste: ich darf nicht los gehen. Ich hatte 15 Uhr schon meine Hose an, Geldbörse mit Karte, alles parat - doch ging trotzdem nicht. Aß erst mal was, machte meinen Sport (Liegestütze etc. bis zum auspowern... Hab keine Lust auf einen 1 jährigen Fitnessstudio Vertrag wenn ich nicht weiß wo es mich hin verschlägt)
Und trotzdem: 20:30 Uhr, ich schau wieder auf meinen Kontostand: 250€ - 100€ gehen theoretisch, auch wenn du verlierst... Ich Idiot bin frisch geduscht, zieh mich an, renn durch die Tür und denk mir noch im selben Augenblick: "wie krank das eigentlich ist, jetzt zieh ich doch wieder los"
Ende vom Lied: 170€ verspielt, ich seh die vermehrten Anrufe meiner Mutter während ich da sitze und immer weiter buche, und hoffe das es doch mal wieder knallt (hatte natürlich auch schon hohe "Gewinne" auf niedrigen Einsätzen) bzw. ich wieder auf mein Geld zurückkomme.
Habe mich nun dort auch gesperrt (laut Aufsicht, der erste bei Ihr - schlimm genug).

Und nun sitze ich hier, ich denke mal ihr wisst wie mir zumute ist, ich seh gerade noch die Mail meines Vaters, der sich freut das ich mir Hilfe gesucht habe und fragt ob ich mir was spezielles zum Geburtstag wünsche.

Dienstag habe ich ein Bewerbungsgespräch bei dem 2. Betrieb der dieses Jahr noch meine Wunschausbildung anbietet.
Und wenn das nichts wird, dann weiß ich auch nicht.

Vielen Dank, an jeden der bis hier hin mitgelesen hat.
Doch wie gehts jetzt weiter:

Maßnahmen die bereits getroffen wurden:
- Caritas/Volkssolidarität kontaktiert, Erstgespräch erfolgte
- Online Banking gesperrt
- Casinoblocksoftware für PC ist installiert, für Iphone gibt es keine
- wöchentliche Zahlungen von meinen Eltern
- Selbstsperre in beiden Spielos in meiner Heimatstadt
- Selbstsperre in der Spielhalle die am nähsten liegt (in Rostock)

Maßnahmen die noch getroffen werden müssten:
- Hilfe bei starken Suchtdruck Gedanken (mehr als Sport)
- einen Geldverwalter vor Ort
- Hobbys
.....
Im Großen und Ganzen wünsche ich mir einfach eine Zukunft, in der ich mir auch endlich etwas eigenes aufbaue, ich will nicht mehr von meinen Eltern abhängig sein, ich weiß auch, dass ich auf meinem jetzigen Stand nicht in der Lage bin zu studieren, ich will meinen geregelten Tagesablauf haben und nicht die Freiheit, ob ich in die Uni gehe oder nicht. Und ich weiß auch, dass mir das Spielen all dies zerstören wird.
Ich werde nun versuchen täglich, oder vermehrt ein paar Updates zu liefern. Ob jemand antwortet oder nicht ist mir nicht allzu wichtig, ich freue mich über jede Hilfe und jeden Rat, aber ich kann auch nicht erwarten das ihr Euch dafür die Zeit nehmt - ich selber hab das ja alles verbockt.

Einen schönen Sonntag wünsch ich Euch, bleibt gesund :)

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #1 am: 05 Juli 2020, 16:39:23 »
Ach so, und falls es eine Rolle spielt: seit dem ich spiele schätze ich meinen Verlust auf ca.: 15.000-20.000,-€ Alleine was OC angeht (man kann sich ja auch Statistiken anschauen) bin ich bei 4k und mein eigen erarbeitetes Gehalt ging zu 90% für den Mist drauf. Klar, schlimmer geht immer, aber mir geht es auch gar nicht um die Summe X, sondern ich habe einfach das Gefühl diese Sucht frisst mich auf Dauer einfach auf.

Was das Trinken angeht: meines Erachtens habe ich ein normalen Bezug zum Alkohol entwickelt, aber was ist heutzutage noch normal?
Ich werde es erst ein mal weiterhin sein lassen, um nicht vielleicht doch in alte Muster zu rutschen.

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #2 am: 05 Juli 2020, 17:02:21 »
Hallo Boris. Danke für deine Nachricht. ICh nehme an es hinterliess ein gutes Gefühl, mal alles niederzuschreiben? Mir jedenfalls hat es als Startnagel viel geholfen.
So wie es klingt hast du ja schon sehr viele Massnahmen getroffen, finde ich super.

Neben all den Massnahmen ist es so ziemlich das wichtigste, dass du wirklich aufhören willst. DU WILLST NICHT MEHR, und zwar nicht "nur" wegen Schulden, schlechtem Gewissen oder ähnlich, sondern weil du die sinnlosigkeit einsiehst. Es kann auch helfen zu verstehen, warum die den Antrieb hast zu spielen, welche Stimmungen oder anlässe dich dazu bringen wieder geld einzuzahlen. Da kann dir Beratung und SHG helfen.

überlege dir etwas neues zu tun. Liegestütze machen ist zwar ein guter Anfang, aber finde eine Beschäftigung die du machen kannst anstelle das spielen. Es geht darum die Zeit zu überbrücken, anstelle der Langeweile. Und sollte etwas sein das Spass macht. Ein gutes Computerspiel das einem viele Stunden fesseln kann, Sprache lernen, ein Handwerk lernen usw.

Bleib stark. Aus meiner Erfahrung kann ich dir mitgeben, dass wenn du das Spielsucht in den Griff kriegst wirst du ausgegelichener, besser gelaunt und zuverlässiger. Dies sind Faktoren, die soziale Kontakte und auch Berufschancen begünstigen werden. Viel Erfolg

*

Wolke

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #3 am: 05 Juli 2020, 19:51:10 »
Hallo Boris,

herzlich Willkommen hier im Forum....Respekt,du hast schon sehr viel in die Wege geleitet.....

.....und wenn es mit der 2. Bewerbung nicht klappen sollte,nicht aufgeben,weiter bewerben.....durch Corona ist alles anders,viel verzögerter,langsamer,es suchen viele Betriebe auch noch für den Herbst Auszubildende.
Ich drücke dir alle Daumen,dass diese Bewerbung klappt und du deinen Traumberuf hast.

Diese Spielvideos auf YT sind Gift.....die erhöhen den Spieldruck. Ich hab die auch mal geguckt,um Druck zu senken,so mein Plan,aber die pushen unheimlich und dann hält man es nicht mehr aus. Im äußersten Notfall habe ich Chili gegessen,damit ich nicht in die Spielo gehe. Wenn du die isst,denkst du nicht mehr an die Automaten.

LG Wolke

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #4 am: 05 Juli 2020, 21:30:58 »
@wombelero Hallo, und vielen Dank für deine Nachricht.
Ja es tat schon gut, dass alles mal festzuhalten. Ich habe zwar noch mehr im Kopf was mich an der Vergangenheit ärgert, aber vergangen ist vergangen.
Ich hoffte ja insgeheim das ich bei dem Erstgespräch eine Vermittlung für eine SHG erhalte, das habe ich auch auf der Website der Caritas so entnommen, doch ich glaube da muss ich noch mal nachhaken oder mich zur Not erneut an die Caritas wenden - vielleicht war die Vermittlung an eine allg. Suchtberaterin auch nicht die beste Lösung.
Aber in erster Linie liegt es so wie so an mir! Am 15.07 habe ich den nächsten Termin.

@Wolke Hallo auch an Dich, vielen Dank für deine Nachricht und Arbeit hier im Forum. Das mit den Chilis habe ich schon ein paar Mal hier gelesen,
ich habe zur Not auch welche in der Küche und auf dem Balkon  :-\
Ja, ich schaue sehr oft in YT rein, ich versuche solche Vorschläge ab jetzt direkt mit dem Button:
"Ich möchte so etwas nicht sehen" oder "Keine Empfehlungen von diesem Kanal mehr erhalten" zu blockieren.

Vielen lieben Dank
LG Boris

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #5 am: 06 Juli 2020, 15:09:00 »
Hallo Boris,
Heftig wie ähnlich wir uns doch sind...
Wurde auch als kleines Kind auf Mallorca das Erste mal mit Glückspiel konfrontiert. Habe auch schon gut 15k verloren & habe auch einen Freiwilligen Wehrdienst absolviert. Die Gedanken und Situationen die du beschreibst kann ich auch von mir 1:1 bestätigen und auch ich habr oft versucht hohe Verluste im Alkohol zu verdrängen.
Ein unterscheidet uns aber:
Du hast die Eier in der Hose dir Hilfe zu suchen und dein Umfeld einzuweihen. Das ist der wichtigste Schritt gegen dieses Teufelszeug.
Ich hoffe ich schaffe diesen Schritt auch demnächst.
Die Probleme in deinen Studiengängen machen auch mir Angst, weil ich bald studieren werde und denke, dass es verdammt schwer wird ein Studium während man spielsüchtig ist zu absolvieren.
Ich wünsche dir alles Beste und hoffe. Dass du weiterhin berichtest. :-)

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #6 am: 06 Juli 2020, 21:09:39 »
Hallo Gambledevil,
vielen Dank für deine Nachricht.
Meine Eltern habe ich schon letztes Jahr damit konfrontiert, es hat mir schon geholfen, aber automatisch abstinent wurde ich dadurch auch nicht.
Es hilft aber ungemein vertraute Personen miteinzubeziehen denke ich. Ich hoffe auch das du den Schritt bald schaffst, vielleicht auch zuerst zu einer Beratungsstelle in deiner Nähe gehen (wenn es dir sehr schwer fällt deine Eltern einzuweihen).
Ich kann es dir nur raten, während deines Studiums und natürlich auch jetzt spielfrei zu sein, bei Problemen im Studium und auch bei Prüfungsangst hatte ich persönlich, oft Aussetzer und bin aus der Vorlesung in die Spielo.
Danke, ich wünsche dir auch alles Gute und sende dir Kraft  :)
--
Nun ist Tag 2, ich hatte heute viel zu tun, morgen ist auch ein wichtiges Vorstellungsgespräch - ich bin sehr aufgeregt aber habe mich den ganzen Tag mit Tischtennis Spielen und ein paar Freunden abgelenkt. Als ich jedoch wieder Richtung heim gefahren bin, überkam mich eine leichte Traurigkeit, ich war natürlich auch erschöpft. Ich ärger mich zwar immer noch über mich selbst, aber habe zur Zeit kein Suchtdruck oder extrem viele Gedanken ans Spielen.
Ich wünsche Euch Allen noch einen schönen Abend
LG Boris

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #7 am: 06 Juli 2020, 23:44:40 »
Danke für die nette Antwort.
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg beim Vorstellungsgespräch.
Mit solchen traurigen plötzlichen Gedankengängen werde ich auch oft, besonders Abend konfrontiert.
Dann heißt es erst Recht stark bleiben und nicht in Selbstmitleid versinken.
Es gibt einen Weg aus dieser Scheiße und jeder Tag ist ein Schritt in die Freiheit, die wir verloren haben.

*

Offline Max

  • ****
  • 112
Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #8 am: 07 Juli 2020, 07:02:00 »
Guten Morgen,

erstmal vorweg: Einsicht ist bekanntlich immer der beste Weg zur Besserung!

Nun zum Wichtigsten: Das ist der Wille!

Ohne dem festen Willen wird es nichts, da hilft auch keine SHG, Sperre, Mama oder Sonstiges.
Es ist nicht wie beim Arzt, wo Medikamente verschrieben werden und irgendwann ist die Krankheit weg oder im Griff.

Die einzelnen Bausteine sind nur eine Unterstützung.

Ich spreche aus Erfahrung. Denn auch ich hatte mich meiner Mutter anvertraut - die war damit aber überfordert. Ich war bei einer Psychologin bzw. einer caritativen Anlaufstelle für Alkohol und Spielsucht. Ich hatte und habe kein Problem mit dem Alkohol, nur mit dem Spielen hatte ich eines. Allerdings bin ich etwas anders gestrickt, ich kann und konnte immer aufhören wenn das Geld alle war, Kredite habe ich nicht genommen.

Ich hatte auch keinen Drang wie andere hier immer schreiben. Aber - und da lag/liegt mein Problem, ich bin sehr strategisch und weiß wie man gewinnen kann. Immer wenn ich wieder gut bei Kasse war, das hat dann manchmal 3-6 Monate gedauert, habe ich mir (so wie viele) gesagt, 100/200€ gehen... manchmal war es das CL-Finale oder gleich das Roulette. Ich konnte mich immer sehr gut zusammenreißen und hab aus den hundert Euro über einen längeren Zeitraum schnell mehrere Tausend gemacht. Über meine Strategie möchte ich mich hier nicht äußern - keine Sorge, es ist nicht illegal und auch kein Beschiss dabei. Ich möchte nur keinen triggern. Es kam allerdings immer der Zeitpunkt - und ich habe dabei sehr oft mit mir selbst gesprochen (bald haben sie mich, damit meine ich die Spirale nach unten) - an dem ich alles in kürzester Zeit verloren habe inkl. dem neu angehäuften Ersparten. Ich nenne keine Zahlen, aber es war am Ende fünfstellig.

Mein Problem lag eher darin, dass ich beim Gewinnen kein Ende finden konnte - das gilt natürlich auch beim Verlieren. Allerdings dauert das Gewinnen in der Regel länger, weil die Risikofreudigkeit durch Verluste erhöht wird. Ich denke jeder weiß wovon ich spreche... Das zweite Problem war bzw. ist die ständige Verfügbarkeit. Ich konnte die Kugel ständig laufen lassen, egal zu welcher Uhrzeit und auch egal was man gerade macht. Nebenbei kurz am Handy paar Knöpfe gedrückt usw...

Ich war zu mehreren Sitzungen bei einer Frau, habe aber jedes Mal einen Monolog geführt und irgendwie Hilfe erhofft. Innerlich war ich aber gar nicht bereit, der echte Wille fehlte. Ich kann ja das Spiel und ich wusste, ich kann gewinnen... ich muss nur meinem System treu bleiben, meine Regeln befolgen... Deshalb habe ich irgendwann immer wieder von Neuem angefangen zu spielen. in Hochzeiten habe ich täglich ca. 500€ gewonnen habe dafür zwar x-mal die Kugel drehen lassen müssen aber, ich gewann. Nach einer Weile träumte ich schon davon, es als Arbeit anzusehen... 3000 im Monat gewinnen und fertig... das war dann immer der Zeitpunkt wo es nicht mehr lange dauerte bis ich abstürzte.

Jetzt kommt mein Knackpunkt, der Punkt an dem ich den Willen hatte, den festen eisernen Willen, gestärkt durch eine Möglichkeit, die jedem nur einmal gegeben wird. Der Chargeback. Ich konnte soviel Geld retten, dass ich - eins meiner Ziele die ich auch immer durch das Zocken verfolgte (am Ende des Jahres endlich mal 10.000 auf dem Konto zu haben). Durch einfaches Sparen wäre ich einfacher dazu gekommen... aber naja... hinterher ist man ja immer schlauer. Nun gut, weiter. Ich hatte also mein Ziel durch das CB um ein Vielfaches übertroffen. Habe das Geld sicher bei der Bank gebunkert und rühre es nicht an bis die Verjährung entrifft. Mittlerweile habe ich durch das Nichtzocken auch einen weiteren schönen fetten Betrag angespart.

Mit dem CB sind aber noch weitere Bedingungen die mir dabei helfen, das Online-Zocken zu unterlassen.
- Bei einem erneuten Verlust geht ein CB nicht mehr!
- Sollte ich vor Eintritt der Verjährung doch noch dazu verdonnert werden es zurück zu zahlen... stünde ich schlimmer da als hätte ich weiter gezockt, denn dann hätte ich auf einmal Schulden, die ich nie gemacht habe während meiner aktiven Zockerei.
- Falls ich mich wieder bei den bekannten Anbietern (ich bin leider sehr misstrauisch, deshalb habe ich mich nur bei den bekanntesten OC angemeldet. Bwin, später wegen der besseren Quoten auch bet365 und dann noch tipico) anmelden würde, laufe ich Gefahr, Gewinne nicht zu erhalten, weil ich ja das CB genutzt habe.

Am 20.08.18, also vor fast genau 2 Jahren habe ich das letzte Mal online gezockt. Ich bin nichtmal gesperrt, zumindest nicht von meiner Seite aus. Ich hatte bisher nicht ein einziges Mal Lust darauf, online zu zocken.

Jetzt kommt - und darauf hat der Olli bestimmt schon gewartet - die Erklärung, warum ich ab und zu (wirklich sehr sehr selten und auch nicht aus dem Drang heraus) in ein staatliches Kasino fahre und dort mit echtem Geld am Roulettetisch spiele.

Ich habe wie bereits erwähnt, eine Strategie die immer aufgeht, solange man sich an die eigenen Regeln hält und nicht durchdreht. Das Kasino liegt eine knappe Autostunde weg und ich nehme keine Karten mit, nur Bargeld, was ich für den Fall der Fälle auch verlieren könnte. Das ist mittlerweile weniger als ich bisher dort gewonnen habe. Mein Ziel ist es, zumindest den Sprit, da rechne ich immer 30€ und 2-4 Getränke- ich gebe der Bardame grundsätzlich 5€, egal ob es nur 3,40 kostet - zu gewinnen, nach oben hin ist spätestens bei 500 Schluss. Manchmal fahre ich schon nach 1h wieder nach Hause oder höre zumindest auf und schau den anderen etwas zu, weil ich mein "Fett" rein habe. Weil ich dazu immer ziemlich weit fahren muss und ich auch so die Zeit gar nicht habe, ist die Suchtgefahr bei mir minimal bis gar nicht vorhanden.

Vielleicht war ich auch nie richtig süchtig wie viele hier, ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass ich durch diese ständige und vor allem einfache Möglichkeit, jederzeit zu zocken, es mehr als übertrieben habe. Ich glaube, ich stelle da wirklich viele hier in den Schatten. Mittlerweile bin ich davon wirklich weg und bin auch viel ausgeglichener, weil ich dadurch ständig unter Strom stand.

Also wie gesagt, mein Fazit ist, das nichts wichtiger ist, wie es wirklich zu wollen. Das hört sich leichter an als es ist. Ich für meinen Teil hatte einen kleinen Engel und bin froh, dass der letzte Dreh in die Hose ging. Es war damals nach ca. 20.000 Verlust innerhalb weniger Minutem ein völlig idiotischer Einsatz von 5.000€ auf Farbe... aber dadurch habe ich mich an die Hotline gewandt, von dem CB gehört, den RA Reeckmann angerufen und innerhalb weniger Stunden alles in die Wege geleitet. Ohne diesem letzten Verlust würde ich jetzt, anstatt diese Zeilen zu verfassen, die Kugel rollen lassen. Die Chance gibt es nur einmal, ich nutze sie - auch wenn Olli skeptisch ist und mich in der Zukunft hier als Rückfälligen sieht.

In diesem Sinne - bleibt spielfrei!

« Letzte Änderung: 07 Juli 2020, 07:11:47 von Max »

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Offline Olli

  • *****
  • 7.340
Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #9 am: 07 Juli 2020, 11:05:04 »
Zitat
auch wenn Olli skeptisch ist

Hi Max!

Ich freue mich, dass meine Worte bei Dir Wirkung zeigen ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #10 am: 07 Juli 2020, 13:45:02 »
Max hat recht, da bin ich seiner Meinung: Einsicht als erster Schritt, Wille für die nächsten Schritte.

Für die danach folgende Zeit möchte ich aber noch etwas hinzufügen: Hürden. Jeder muss seinen Weg finden um damit umzugehen. Was für viele oder die meisten funktioniert kann genau für dich nicht passen.

Aber mir erscheint es wichtig Hürden einzubauen, damit auch wenn der Wille mal nachlässt du nicht einfach wieder Geld verschwendest!
Was sind Hürden? Für die einen sind regelmässige SHG oder Therapiebesuche schon wichtige Hürden. Für andere ist es wichtig und ausreichend, über die Geldbezüge rechenschaft ablegen zu müssen.
Für andere sind starke finanzielle Hürden wichtig, also KK sperren, ken Bargeld, Zugänge zu OCs sperren auch Mithilfe von Sperrsoftware usw.

bei allen lebenslagen (auch unabhängig von Sucht) gebe ich jüngeren Menschen gerne den Rat auf den Weg: Frag mal die Leute mit Erfahrung, die gehen nicht ohne Grund so vor. Du kannst aufgrund dessen immer noch entscheiden, was du für dich besser oder anders machen willst. Aber fang mal an mit dem was für die meisten stimmt. Und entwickle dich dann weiter..

Viel Kraft


Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #11 am: 10 Juli 2020, 12:18:59 »
Hallo Leute,

ich dachte ich melde mich mal kurz wieder.
Was ist passiert: Das Vorstellungsgespräch lief kurz und bündig, ich habe am nächsten Tag gleich das Probearbeiten begonnen  :)
Die Kollegen sind alle sehr nett und die Arbeit ist körperlich sehr fordernd, daran müssen sich die Beine auch erstmal wieder gewöhnen (-> Muskelkater  :-X)
Ich genieße den geregelten Tagesablauf, Gedanken ans Spielen kamen nur heute ein wenig auf, da wir aufgrund des schlechten Wetters heute morgen wieder nach Hause durften, aber ich genieße jetzt erst mal den freien Tag und meinen Geburtstag :)

Ich freue mich auf eine weitere spielfreie Zeit und wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!
Lg Boris

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #12 am: 10 Juli 2020, 19:39:02 »
Super, gratuliere!
Wobei: Hast du den Job nun? Wie auch immer, dass die gleich einen probetag wollten ist ja schon mal positiv. Weiterhin positiv denken!
Alles gute also zu deinem Vorstellungsgespräch und auch zu deinem Geburtstag.

Du hast ja mehrfachen Grund zum feiern. Nimm deine Spielfreiheit als dein persönliches Geschenk an dich. Viel Spass damit:)

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Offline Ilona

  • *****
  • 3.891
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #13 am: 10 Juli 2020, 20:13:57 »
Happy Birthday 🥳 und weiterhin alles Gute!
LG Ilona

Re: Immer dasselbe Spiel -
« Antwort #14 am: 11 Juli 2020, 01:02:07 »
Hey Boris,
Habe soeben deinen Thread gelesen.
Geht ja voran bei dir 👌.
Hast ja von den anderen schon gute Tips bekommen.
Schade das du aus Rostock kommst ... wir sind im gleichen Alter würde uns bestimmt gut verstehen bei ähnlicher Geschichte 😁.
Viel Erfolg weiterhin ich lese auch mit 🤙

 

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